Ada (Band 2): Die vergessenen Orte. Miriam Rademacher
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ada (Band 2): Die vergessenen Orte - Miriam Rademacher страница 8

Название: Ada (Band 2): Die vergessenen Orte

Автор: Miriam Rademacher

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ada

isbn: 9783038961512

isbn:

СКАЧАТЬ seinen Tee in völliger Dunkelheit zu trinken.

      Und als ob der Mann in der Dunkelheit seine Gedanken erraten hätte, sagte er: »Charlotte ist blind. Ihr ist egal, wie dunkel oder hell ihre Umgebung ist.«

      Richard ging davon aus, dass Charlotte der Vorname dieser Miss Heyworth war, und fragte sich, was die Tatsache, dass es ihr egal sein konnte, ob es hell oder dunkel war, damit zu tun hatte, dass er sich vermutlich gleich bekleckern würde.

      Da bemerkte er einen gelblichen Lichtschimmer, der sich nach und nach verstärkte. Er schien aus einem sehr großen Spiegel an der Wand zu ihnen heraus in den Raum zu leuchten. Und es dauerte eine Weile, bis Richard begriff, dass es sich keineswegs um einen Spiegel handelte, sondern ein weiteres Mal um eine Plexiglasscheibe, die eine der Wände in diesem Studierzimmer komplett einnahm. Dahinter hatte man gegraben oder gehackt und war interessanterweise nicht in einem der Nachbarzimmer oder im Freien gelandet, sondern in braunem Erdreich, durch das ein sehr großer Tunnel führte. Das gelbliche Licht schien in diesem Tunnel und wurde immer heller.

      »Erforschen Sie etwa gewaltige Wühlmäuse?«, fragte Richard und bemerkte, dass er jetzt sowohl das bärtige Gesicht des Professors als auch das der sehr hübschen und amüsiert lächelnden Charlotte Heyworth erkennen konnte.

      »Wenn Sie sie als Wühlmäuse bezeichnen möchten, nur zu. Allerdings sind wir uns noch nicht ganz sicher, wie wir sie nennen wollen oder ob sie schon einmal benannt worden sind.«

      »Wer ›sie‹?«, bohrte Richard nach, doch da wurde seine Aufmerksamkeit erneut auf die Plexiglaswand gelenkt oder vielmehr auf die beiden Wesen, die jetzt den dahinterliegenden Tunnel betreten hatten.

      »Ach du Scheiße!« Kein anderes Wort hätte es nach Richards Meinung besser getroffen.

      »Willkommen beim Forschungsprojekt Zerberus, Mister Blunt. Ist dies hier für Sie interessant genug, um sich uns anzuschließen?« Professor Ingress klang spöttisch.

      Das blinde Mädchen neben ihm kicherte, doch Richard war unfähig, eine geistreiche Bemerkung zu machen, war nicht in der Lage, überhaupt etwas zu erwidern. Mit großen Augen und offenem Mund starrte er auf die echsenartigen Wesen, mannshoch und lackschwarz von Kopf bis Fuß. In ihren breiten Schädeln, die wegen ihrer spitzen Ohren dem Kopf eines Hundes nicht unähnlich waren, leuchteten gelbe Augen. In der Hand hielt das erste fremde Wesen zu Richards Erstaunen einen Korkenzieher.

      »Sind Ihnen die Fragen ausgegangen, Mister Blunt? Oder dürfen wir Sie Richard nennen? Jetzt, wo Sie schon fast einer von uns sind?«

      »Sind sie …« Richard fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. »… sind sie von dieser Welt?«

      »Wir wissen nicht, woher sie stammen oder seit wann sie hier sind.« Die Antwort kam von der blinden Charlotte. »Biologen, Chemiker, Mediziner und Verhaltensforscher arbeiten seit drei Monaten daran, so viel wie möglich über diese neue Spezies in Erfahrung zu bringen.«

      »Seit drei Monaten?« Richard konnte seinen Blick noch immer nicht von den beiden Kreaturen abwenden. »Wo haben Sie diese Wesen denn gefunden? Im Himalaya oder auf einer Vulkaninsel?«

      Der Professor klang amüsiert. »Hier in London. Vor drei Monaten sollte im Londoner Stadtteil Hackney ein Haus abgerissen werden. In dessen Überresten stießen die Arbeiter auf Anzeichen eines Gangsystems zwischen den Wänden und Böden. Einige der Zwischenräume erweckten den Eindruck, völlig irreale Ausmaße zu haben. Weil ihnen das alles seltsam vorkam, verständigten sie ihren Vorgesetzten. Der rief die Bauaufsichtsbehörde, die wiederum das Veterinäramt und dann wurde schließlich ich hinzugezogen. Gerade noch rechtzeitig, um diesen Fund so schnell wie möglich unter den Teppich zu kehren.«

      »Warum waren Sie der Meinung, dass das nötig sein könnte?« Richard beobachtete fasziniert, wie das erste Wesen mit dem Korkenzieher jetzt zu ihnen ins Zimmer zu starren schien. Konnten sie etwa auch von ihm gesehen werden?

      »Keine Angst.« Miss Heyworth tastete nach seiner Hand. »Man sieht uns nicht. Diese Scheibe ist nur von einer Seite durchsichtig.«

      Richard war beeindruckt von ihren empathischen Fähigkeiten. Wie sonst hätte sie wissen sollen, was er gerade gedacht hatte? Er warf ihr einen längeren Blick zu und erkannte im Licht der gelben Augen das Lächeln, das ihre Lippen umspielte.

      »Nein, ich kann Ihre Gedanken nicht lesen. Ich habe lediglich ein Gespür für die Stimmungen meiner Mitmenschen entwickelt.« Sie lächelte noch immer. »Ich sehe nicht, aber ich rieche, höre und fühle. Das reicht manchmal aus, um zu wissen, was in einem Menschen vor sich geht.«

      »Um auf Ihre Frage zurückzukommen«, mischte sich Professor Ingress ein, lehnte sich zurück und faltete die Hände über seinem Bauch. »Mir war gleich klar, dass dieses System aus Tunneln von einer Spezies angelegt worden sein musste, die entweder noch nie oder sehr lange nicht mehr gesehen worden war. Und da ich zu diesem Zeitpunkt das Potenzial dieser Entdeckung nicht einschätzen konnte, holte ich mir so schnell wie möglich einflussreiche und zahlungskräftige Unterstützung. Kein Reporter wagt es, über das Projekt Zerberus zu berichten. Und mir stehen nahezu unbegrenzte Mittel zur Verfügung, um herauszufinden, von welchem Nutzen diese dunklen Gestalten für uns sein können.«

      »Die Regierung steht hinter Ihrer Arbeit?« Eigentlich war es nicht wirklich eine Frage, Richard hatte lediglich geschlussfolgert, und so kam das Nicken des Professors nicht überraschend.

      »Das Abrisshaus, Zugang Eins, wie wir es auch gern nennen, wurde abgesperrt und ich begann meine Arbeit mit einigen meiner treuesten und fähigsten Studenten. Bald schon stießen wir in den noch begehbaren Gängen des Hauses auf einen dieser schwarzen Kerle, dann auf zehn, zwanzig, es wurden immer mehr. Und mit ihnen wuchs der Stab meiner Mitarbeiter.«

      Die Wesen vor ihnen in der Wand setzten jetzt ihren Weg fort und verschwanden aus ihrem Sichtfeld. Das Licht ihrer Augen nahmen sie mit. Doch bevor das Studierzimmer des Professors wieder in völliger Dunkelheit versinken konnte, hatte sich dieser erhoben und das Deckenlicht eingeschaltet. Richard blinzelte einige Male und stellte jetzt überrascht fest, dass die zarte Erscheinung mit dem aschblonden Bubikopf neben ihm eine richtige Schönheit war. Zumindest entsprach sie voll und ganz seinem Typ.

      »Und Ihr Team besteht ausschließlich aus Studenten, die sich nach und nach selbst rekrutieren? Warum?«, fragte Richard den Professor und riss sich vom Anblick der schlanken Frau im Minikleid los.

      »Intelligente Menschen«, erwiderte der Professor. »Jung, voller Energie und von unstillbarem Wissensdurst. Das ist die Art Mitarbeiter, die ich gern um mich habe. Keine besserwisserischen Tattergreise.«

      Aha, dachte Richard. Der Mann ist gern der Kapitän auf seinem Schiff und duldet keine anderen Götter und Meinungen neben sich und seiner eigenen. Nun, das schien nicht besonders ungewöhnlich. Professor Ingress wirkte sowieso sehr von sich eingenommen.

      »Wir arbeiten fast alle in kleinen Teams.« Charlotte Heyworth klang so heiter, als wäre nicht gerade eben erst etwas Ungeheuerliches passiert. »An insgesamt vier verschiedenen Standorten. Zugang Eins, Drei und Vier liegen in anderen Stadtteilen.«

      Ingress ergänzte: »Ich wollte kein Risiko eingehen und habe die Sippe, die wir in der Ruine des Zugangs Eins aufgestöbert hatten, aufgeteilt. Wir betäubten die Kreaturen mithilfe von Ködern und setzten sie in leer stehenden Wohnhäusern wie diesem hier wieder aus. Nachdem sie zur Besinnung gekommen waren, dauerte es nur Stunden und wir fanden in den Räumen keine Spur mehr von ihnen. Sie sind in die Wände eingezogen, wo sie jetzt fleißig an ihren Tunneln bauen. Ameisen könnten nicht effektiver arbeiten als diese Wesen.«

      »Wo СКАЧАТЬ