Vom Wind geküsst. Lin Rina
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Название: Vom Wind geküsst

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913683

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СКАЧАТЬ ja nicht verloren. Sie sammelt sich. Und zwar in dir. Wie mächtig bist du also wirklich?«

      Ich schluckte gegen meinen trockenen Hals an. So viele Gedanken, so viel, über das ich nachdenken musste.

      In dieser Nacht blieb mir der Schlaf trotz Müdigkeit fern.

      7

      Der Morgen graute und mein Kopf fühlte sich an wie Grütze. Ich hatte die ganze Nacht gegrübelt und jetzt, wo feiner Dunst vom Boden aufstieg, hatte ich das Gefühl, noch weniger zu wissen als zuvor.

      Was sollte ich mit diesen neuen Informationen anfangen?

      Ich hatte versucht, mit dem Wind darüber zu sprechen, er gab mir auf meine Fragen jedoch keine sinnvollen Antworten. Und sobald ich konkret nachhakte, verstummte er.

      War er wirklich krank? Oder war ich es vielleicht?

      Mir war sogar schon der Gedanke gekommen, dass es an meiner Verliebtheit liegen könnte. Allerdings hielt ich das doch für abwegig.

      Am wahrscheinlichsten erschien mir, dass das Windspiel die Ursache war oder auch meine Unfähigkeit, es zu verwenden.

      Ich wälzte mich auf die andere Seite. Meine Hängematte schwankte dabei leicht. Meine Gefühle spiegelnd zog der Wind träge durch die Baumkronen über mir.

      Justus hatte die ganze Nacht selig geschlafen. Anfangs hatte er leise geschnarcht, sich dann auf den Bauch gedreht und seitdem nicht mehr viel bewegt.

      »Weil es gebraten besser schmeckt«, hatte er vor ungefähr zwei Stunden im Schlaf gemurmelt und sich an der Stirn gekratzt.

      Vorsichtig linste ich über den Rand meiner Hängematte und betrachtete sein schlafendes Profil. Mit den strubbligen Haaren und dem entspannten Gesicht wirkte er viel jünger. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich ihn musterte. Seine weich geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet und er atmete gleichmäßig.

      Mein Kopf war so furchtbar übermüdet, dass ich mich nicht vor meinen eigenen Gedanken retten konnte. Wie sich seine Lippen wohl anfühlten? Wie es war, ihn zu küssen?

      Unbewusst fuhr ich mir mit der Zunge über den Mund. Ob er wohl aufwachte, wenn ich es versuchte?

      Erschrocken zog ich den Kopf zurück und der Schreck half mir, wieder klarer zu sehen.

      Ich konnte ihn unmöglich küssen! Was dachte ich da eigentlich?

      In meinen Wangen brannte die Röte und ich legte die Finger­spitzen daran, um sie zu kühlen.

       Als hätte ich nicht schon genug Probleme.

      Lautlos erhob ich mich aus der Hängematte und schwebte den Baumwipfeln entgegen.

      Am Horizont ging die Sonne auf.

      Obwohl mein Kopf und mein Körper sich immer noch matt und müde anfühlten, hielt ich mich bisher eigentlich ganz gut. Nur Mei sprach mich auf meine dunklen Augenringe an. Falls Justus sie bemerkte, sagte er zumindest nichts dazu. Nur hin und wieder warf er mir besorgte Blicke zu.

      Es war gerade Mittag und wir hielten zum Essen an einem Waldrand.

      Ich vergrub meine nackten Zehen im weichen Boden, hing meinen Gedanken nach, starrte in meine Suppe und knabberte an einem Brotfladen, den Garan mir aufgezwungen hatte. Gestern war er noch ein Kind gewesen und heute backte er Brot wie ein Meister.

      »Was ist los, Bree? Ist dir nicht gut?«, erkundigte sich Ayo vorsichtig bei ihrer Freundin. Die beiden saßen hinter mir im Gras, eine Schale mit Eintopf und Brot in der Hand. Neugierig drehte ich mich zu ihnen.

      Bree starrte mit weit geöffneten Augen in ihre Suppe, dann wandte sie den Kopf ruckartig gen Süden. Achtlos glitt ihr das Essen aus der Hand, als sie sich erhob.

      Ayo versuchte die Suppenschale noch aufzufangen, war aber zu langsam. Die Flüssigkeit ergoss sich über ihre Finger und lief ins Gras, die Schale blieb überraschenderweise heil. Zum Glück war Ayo unempfindlich gegen Hitze.

      Inzwischen beobachteten alle Bree, die ein paar Schritte ging, den Blick wie in eine andere Welt gerichtet. Sie sah etwas, was uns anderen verborgen blieb, und wir warteten gespannt darauf, dass sie etwas sagte.

      Dante war ebenfalls aufgestanden und hatte sich schützend hinter sie gestellt. Es kam nicht selten vor, dass sie sich überanstrengte und dann einfach ohnmächtig umfiel, wenn sie versuchte, zu weit zu sehen.

      Ich dachte kurz daran, den Wind zu fragen, der bis eben noch mit dem Dampf meiner Suppe gespielt hatte und nun aufgeregt um meinen Kopf flog.

      Er wartete nur darauf, mir mitzuteilen, was er wusste.

      Doch da machte Bree endlich den Mund auf. »Da ist eine Kutsche. Keine Meile von hier.«

      »Kommt sie auf uns zu?«, fragte Marc ein wenig übereifrig. Offensichtlich hatte er das Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen, nachdem der letzte Besuch von Fremden für ihn nicht so gut verlaufen war.

      Bree blinzelte verstört und sah ihn an. Erst jetzt schien sie wieder völlig da zu sein. »Nein, aber sie wird angegriffen von einem halben Dutzend. Sie war ziemlich stark bewacht. Acht Mann! Vier sind bereits tot. Im Innern der Kutsche sitzt eine Frau.« Sie sah von einem zum anderen, als wäre sie nicht sicher, was sie mit ihrer eigenen Information anfangen sollte.

      Was war zu tun?

      Auch die Wagenleute blickten sich gegenseitig fragend an.

      Normalerweise hielt sich das Feuervolk aus sämtlichen Auseinander­setzungen der gewöhnlichen Menschen raus, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

      Mir fiel es jedoch schwer, einfach hier zu sitzen und es geschehen zu lassen. Sollte dort im Wald tatsächlich jemand angegriffen werden, konnte ich persönlich es verantworten, durch meine Untätigkeit seinen Tod mit zu verschulden?

      Auch in Brees Gesicht spiegelten sich diese Bedenken, selbst wenn ich das von einer so kaltschnäuzigen Person wie ihr nicht gedacht hätte. Ihr Blick schnellte wieder in die Richtung, in der sich offensichtlich die Kutsche befand. »Jetzt sind es fünf«, flüsterte sie, doch wir hatten sie alle gehört.

      Es rührte sich noch immer niemand. Bree ballte sie Hände zu Fäusten und mir brach der Schweiß aus.

      Der Wind wurde energischer und ich schenkte ihm widerwillig meine Aufmerksamkeit.

      Sie ist die Tochter des Fürsten von Mari!, wisperte er aufgeregt und zog fest an meinen Haaren.

      Aua. Wer?, fragte ich ihn.

      Die Frau in der Kutsche. Sie wird von albahrischen Soldaten überfallen.

      Ich wusste kaum, wie mir geschah, doch ich erschrak so sehr, dass ich plötzlich kerzengerade dastand.

      »Was ist los, Cate?«, wollte Mei wissen und sah erstaunt zu mir auf.

      Jetzt oder nie, Cate, sagte ich zu mir selbst СКАЧАТЬ