Vom Wind geküsst. Lin Rina
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vom Wind geküsst - Lin Rina страница 18

Название: Vom Wind geküsst

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913683

isbn:

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Erschöpft sah er seinen jüngsten Sohn an und schüttelte den Kopf. »Wenn ich sehe, dass du wieder ein Mädchen abschleppst, werde ich dir Feuer unterm Hintern machen!«, drohte er ihm, bedachte ihn noch einmal mit einem stechenden Blick und ging zu seiner Frau, die ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legte.

      Der Vorfall fand ein Ende, die Spannung wich langsam und kurz darauf saßen alle beisammen und aßen.

      Nur Marc war offensichtlich der Appetit vergangen. Er verkroch sich im Wagen und ließ sich nicht mehr blicken.

      Und auch an mir ging es nicht spurlos vorbei.

      Geheimnisse waren ein wichtiges Gut. Gerade die Feuerleute wussten das und Justus sagte mir auch ständig, ich solle besser darauf achten. Ihnen fiel das offensichtlich nicht so schwer wie mir. Doch das Feuervolk existierte aus diesem Grund ja auch noch, meins jedoch nicht.

      Das verpasste mir den Dämpfer, den ich gebraucht hatte und der mein schlechtes Gewissen mit Angst überlagerte. Es war besser, dass ich nichts gesagt hatte.

      Oder?

      Ich machte es mir bei Juju und Sally bequem, die mir beim Würfel­spiel das Versprechen abgenommen hatten, mit ihnen zu essen. Mir war das nur recht, es lenkte mich ab. Sowohl von dem, was gerade passiert war, als auch von der Sache heute Morgen.

      Justus sah immer wieder zu mir herüber und ich versuchte das geflissentlich zu übersehen.

      Mein Herz zog sich jedes Mal zusammen, wenn ich seinen Blick auf mir spürte, und ich konnte nur mit Mühe verhindern, rot anzulaufen.

      Juju nahm mich glücklicherweise voll in Beschlag. Wie ein kleines Wolfsjunges schlug sie ihre Zähnchen in einen Rebhuhnschenkel und verschmierte dabei Öl und Gewürze in ihrem ganzen Gesicht. Ihr zuzusehen brachte mich mehr als einmal zum Lachen, doch sie weigerte sich hartnäckig, sich beim Essen helfen zu lassen.

      »Ich kann das allein«, sagte sie bockig und ihre ältere Schwester Sally kicherte vergnügt.

      Ich löffelte ohne Appetit ein paar Linsen. In letzter Zeit bekam ich kaum etwas runter, ohne mich zu zwingen, und ich fürchtete, dass es an meiner verzwickten Verliebtheit lag.

      Als Kai zum Aufbruch rief, hatte ich das großzügige Stück Rebhuhn, das auf meinem Teller lag, nicht mal angerührt.

      6

      Die Zeit verging im immer gleichen Trott.

      Marc hatte nach dem misslichen Zwischenfall mit der Tochter des Bürgermeisters nicht gerade einen Stein im Brett. Doch die Lage normalisierte sich schnell wieder und kaum fünf Tage danach lachte und witzelte er mit Dante und Mei wie zuvor.

      Nur Kai behielt an den Abenden ein wachsames Auge auf ihn. Marc war sich dessen nur zu gut bewusst und verhielt sich allen hübschen Dorfjungfern gegenüber nett, aber reserviert.

      Ich für meinen Teil legte mich frühzeitig schlafen. Auf keinen Fall wollte ich wissen, was Justus tat. Auch dem Wind schärfte ich ein, nichts zu erzählen. Selbst wenn es mir unter den Nägeln brannte, es zu erfahren.

      Noch immer ging ich Justus aus dem Weg und wir hatten seit unserer Auseinandersetzung im Wald auch kein Wort mehr gewechselt. Ich wusste, dass das nicht ewig so weitergehen konnte, aber irgendwie schaffte ich es nicht, mich dazu zu überwinden, ihn einfach anzusprechen.

      Wir hatten uns als Kinder nie viel gestritten und wenn doch, dann war damals alles so viel einfacher gewesen, weil unser größtes Problem darin bestand, dass ich mich weigerte, Schuhe zu tragen.

      Schuhe trug ich immer noch nicht gern, aber alles andere hatte sich verändert. Wann hatten wir aufgehört, so zu sein wie früher?

      Ich wusste nicht, was ich zu ihm sagen sollte. Wahrscheinlich würde er erfahren wollen, was denn nun vorgefallen war. Aber es war mir unmöglich, ihm den wahren Grund zu nennen. Er durfte nicht wissen, wie sehr ich ihn mochte.

      Da es nicht in seiner Natur lag, gegen meinen Willen auf mich zuzukommen, sagten wir weiterhin nichts.

      Obwohl mir unser Schweigen sonst immer gefallen hatte, war diese Stille eine Qual. Es war eine andere Art von Schweigsamkeit. Eine, die uns nicht das Gefühl unserer eigenen kleinen Welt gab, sondern Distanz zwischen uns schaffte.

      Und es tat weh.

      Ich wusste nicht, wie er sich fühlte, aber mir ging es miserabel. Schließlich war ich nicht nur in ihn verliebt, er war auch mein bester Freund.

      Sogar das Windspiel, sein Geschenk, musste ich in das weiche Tuch einwickeln und in meinem Fach verstauen, weil ich den Anblick nicht ertrug.

      Auch den anderen fiel schnell auf, dass bei uns etwas nicht stimmte, da Justus und ich sonst so gut wie unzertrennlich gewesen waren. Fast wie Bruder und Schwester.

      Mei sprach mich mehrere Male darauf an, doch ich wechselte immer das Thema, um nicht darüber reden zu müssen.

      Es war der sechste Tag unserer Schweigsamkeit, als Justus auf die Idee kam, sich von Mei die Haare schneiden zu lassen. Es war ein ruhiger und sonniger Vormittag, an dem Hanna Perlenarbeiten knüpfte, Garan seiner fragwürdigen Leidenschaft fürs Kochen nachging und Fin auf der Suche nach Heilkräutern durch den Wald zog.

      Mei hatte viele Talente, doch eine Schere zu handhaben war keines davon.

      Justus hockte so unbeweglich wie möglich auf einem Baumstumpf, während Mei einige Strähnen kürzte.

      Ich saß auf der Holztreppe vor meinem Wagen und sah heimlich zu, wobei ich vorgab, am Saum meines Kleides weiterzunähen.

      Mei legte den Kopf schräg und fuhr ihrem Bruder mit der Hand durch das dichte Haar. Dann zog sie an mehreren Haarbüscheln und zupfte sie zurecht. Ab und zu schnitt sie etwas ab.

      Ich stöhnte. Was das nur geben sollte?

      Der Wind kicherte, zog ein paar Runden um mich herum und tanzte wieder davon.

      Mei schnitt eine Stelle an der Seite etwas zu kurz und ich vergrub die Finger im Stoff meines Kleides, da ich am liebsten aufgesprungen wäre, um ihr die Schere aus der Hand zu reißen.

      Sie setzte erneut an und Justus zuckte zurück.

      »Willst du mir das Ohr abzuschneiden?«, rief er entrüstet und Mei zog die Schere schnell weg. Ihre Augenbrauen hatten sich zweifelnd zusammengezogen und nachdenkliche Falten bildeten sich auf ihrer Stirn.

      Das war zu viel für mich. Schnell legte ich die Näharbeit wieder in den Korb, obwohl ich nicht mehr als ein paar Stiche geschafft hatte, erhob mich von der leise knarrenden Treppe und lief auf die beiden zu.

      Ohne Vorwarnung nahm ich Mei die Schere aus der Hand. »Das ist ja nicht mit anzusehen!«, schimpfte ich empört.

      Mei sprang erschrocken zur Seite, als ich mich hinter Justus drängte und anfing, ihm systematisch die Haare zu schneiden. Ich würde meine liebe Mühe haben, aus diesem Geschnipsel noch eine ordentliche Frisur zu machen.

      »Na endlich.« Mei atmete sichtlich СКАЧАТЬ