Vom Wind geküsst. Lin Rina
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Название: Vom Wind geküsst

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913683

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СКАЧАТЬ mit den Schultern und strich sich über den Zopf.

      Ich wusste diese Frau nicht richtig einzuschätzen. In ihrem Gesicht bewegte sich ständig etwas. Einen Augenaufschlag hier, ein angedeutetes Lächeln da. Machte sie das mit Absicht oder passierte das alles von allein?

      »Und wessen Liebste bis du?« Leicht spitzte sie die Lippen.

      »Wie bitte?« Ich war so irritiert von ihrem Mienenspiel gewesen, dass ich die Frage überhört hatte.

      »Welcher der Männer ist dein Liebster?«, wiederholte sie, und diesmal konnte ich eindeutig sehen, dass es ihr missfiel, sich wiederholen zu müssen.

      Die Frage schockierte mich und Schamesröte stieg mir ins Gesicht. So wie immer. Fast schämte ich mich dafür, dass ich mich immer schämte.

      »K-keiner«, stotterte ich erhitzt und drehte meine Finger ineinander.

      »Ach.« Elyssabed sah überrascht aus. »Ich dachte nur …«, sie zuckte mit den Schultern, »… weil du die Einzige bist, die anders ist als die anderen.«

      »Ja.« Mehr konnte ich nicht sagen, da mir der Hals eng wurde.

      Überraschenderweise schien es ihr nicht entgangen zu sein, dass dies bei mir ein wunder Punkt war, denn sie hob sogleich abwehrend die Hände. »Ich meine das keinesfalls böse. Im Gegenteil«, bemühte sie sich einzulenken und lächelte. »Ich bin sogar ziemlich froh, dass du anders bist. Da fühl ich mich gleich wohler«, gestand sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Stell dir vor, wie seltsam es für die Leute sein muss, mich allein bei all diesen finsteren Gestalten zu sehen. Die würden doch glauben, ich wäre entführt worden.« Sie lachte und es erreichte zum ersten Mal auch ihre Augen. »Außerdem habe ich zu Hause eine Freundin, die dir sehr ähnlich sieht.«

      Verblüfft blickte ich sie an. Nachdem sie uns erpresst hatte, damit wir sie mitnahmen, war ich davon ausgegangen, dass sie unfreundlich und hochnäsig sein musste.

      Doch jetzt wirkte sie erstaunlich nett. Vielleicht hatte sie mit ihrem Gehabe ja auch nur ihre Angst überspielt. Schließlich wäre sie fast vom Feind entführt worden, ehe finstere Gestalten, wie sie sie nannte, sie gerettet und in ihr Lager verschleppt hatten. Das konnte nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sein.

      »Sie sind nicht wirklich finster«, versuchte ich ihre Vorstellung von den Feuerleuten ein wenig zu erhellen. »Sie sind nur lieber unter sich.« Und sie werden nicht gern erpresst, fügte ich in Gedanken hinzu.

      Sie nickte und legte die Handflächen aneinander. Ihre Finger waren lang und filigran, ihre Nägel perfekt oval und blank poliert. »Bist du nur auf der Durchreise oder gehörst du dazu?« Sie sah in den Wald hinter mich und dann wieder zu mir.

      Ich zwang mich, mich nicht umzudrehen, um zu sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. »Ich gehöre dazu«, wiederholte ich ihre Worte und es war mir plötzlich egal, was Bree vorhin gesagt hatte. Denn es stimmte nicht. Nicht ganz zumindest.

      Ich war zwar nicht Teil des Feuervolkes, aber irgendwie gehörte ich doch zu den Wagenleuten.

      Vielleicht sollte ich aufhören, das ständig zu vergessen, und ein bisschen weniger in Selbstmitleid schwelgen.

      »In gewisser Weise«, schwächte ich dennoch ab, damit es der Wahrheit näher kam. Mein Mund lächelte von ganz allein und mein Herz wärmte sich an dem winzigen Funken der Zugehörigkeit.

      Auch Elyssabed lächelte. »Wie lange bist du schon bei ihnen?«, erkundigte sie sich und ich fühlte mich geschmeichelt, dass es sie zu interessieren schien.

      »Seit zwölf Jahren.«

      Ihre Augen verwandelten sich in große blaue Teiche. Ich war selbst überrascht, wie schnell die Zeit vergangen war.

      »Und was ist mit deiner Familie?«

      Das Lächeln gefror mir auf den Lippen. Es war, als würde eine Faust meine Brust zusammenpressen, während ich versuchte, die Erinnerungen nicht zuzulassen.

      »Sie ist tot«, brachte ich sehr leise heraus und bemühte mich um Haltung, damit Elyssabed sich deswegen nicht schlecht fühlte. Sie hatte es ja nicht wissen können.

      »Das … das tut mir leid! Ich wollte nicht … Ich hätte nicht fragen sollen«, stammelte die Fürstentochter und senkte beschämt den Blick.

      »Schon gut«, flüsterte ich und der Wind streichelte liebevoll meine Hände. Mit den Augen suchte ich nach Justus, der hinter mir im Wald auf einem Baumstumpf saß, eine Axt in der Hand, und herüber­sah. Er hatte mich damals gerettet. Wegen ihm war ich nicht allein auf einem Schlachtfeld zurückgeblieben.

      Als sich unsere Blicke kreuzten, blickte er sofort weg und rief Marc etwas zu, der mit Dante zusammen einen umgestürzten Baumstamm über den Waldboden zog.

      Zwar verstand ich nicht, was er gesagt hatte, aber es war mir auch egal. Was zählte, war, dass er mich angesehen hatte.

      Auch ich wandte mich wieder um und blickte in das wunderschöne Gesicht der Fürstentochter. Wie schnell man doch vergessen konnte, dass man gerade noch mitten in einem Gespräch gewesen war.

      »Wie ist sein Name?«, fragte sie und ich blinzelte verwirrt.

      »Wessen?«

      »Von dem Mann mit der Axt. Er starrt schon die ganze Zeit mit düsterer Miene zu uns herüber.« Ihr Blick ging an mir vorbei zu Justus.

      Die Art, wie sie ihn ansah, war mehrfach zu deuten. Einerseits lag verhaltene Wut darin, was nicht weiter verwunderlich war, schließlich hatte er ihr gedroht, ihre Leiche in einem Straßengraben zu ver­scharren, aber auch Faszination.

      Ein Stich leiser Eifersucht traf mein Herz.

      Bitte nicht er, bitte nicht Justus!, flehte ich still und schloss für einen Moment die Augen. Denn da war noch mehr in Elyssabeds Blick, der sich stetig veränderte und andere Facetten zum Vorschein brachte, die ich nicht mehr so einfach erraten konnte. Und die mir Angst machten.

      Es war, als zöge ein kalter Nordwind durch meinen Kopf.

      »Das ist Justus«, beantworte ich ihre Frage widerwillig und fühlte mich gar nicht gut dabei. »Er ist mein bester Freund«, fügte ich eilig hinzu und schalt mich im selben Augenblick für diesen Leichtsinn. Ich versuchte, ihn für mich zu haben, Ansprüche an ihm geltend zu machen. Dabei konnte ich ihn gar nicht haben.

      Doch sie kann es auch nicht!, spottete meine innere Stimme und ich erhob mich ohne Vorwarnung vom Kutschbock.

      Elyssabed blinzelte überrascht.

      »Entschuldige mich«, sagte ich knapp, sprang hinunter ins Gras und hielt auf Tanja zu, die mit Hanna und Garan vor ihrem lila­farbenen Wagen saß und Brotteig knetete. Tai entfachte gerade mühsam ein kleines Feuer aus Holzspänen und Rinde. Die großen Steine, die wir zum Backen verwendeten, lagen bereit.

      Als ich mich auf die Holzbank zu ihnen setzte, hob Tanja erstaunt den Kopf und spähte an mir vorbei in die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich sah nicht hin, denn ich wusste auch so, dass ihr Elyssabed auffallen musste.

      Sie seufzte wie zur Bestätigung, nickte mit wissender Miene und kippte mir wortlos einen Löffel voll Mehl über die Hände. Dann legte sie einen großen Klumpen СКАЧАТЬ