Vom Wind geküsst. Lin Rina
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Название: Vom Wind geküsst

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913683

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СКАЧАТЬ und erhob sich, trotz des zerrissenen Kleides, äußerst elegant von der kleinen Holzbank.

      »Ach, ihr bietet mir das an? Aber könnt ihr denn für meine Sicherheit garantieren?« Herausfordernd reckte sie das Kinn und ich fragte mich, was sie mit solch einer Erkundigung bezweckte.

      »Mylady, in der jetzigen Situation habt Ihr eigentlich keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen.« Kais Augen blitzten und ich verstand. Die Fürstentochter hatte geradewegs seinen Stolz angegriffen. Sie forderte ihn heraus. Doch ob sie das absichtlich tat, wusste ich nicht. »Natürlich müsstet Ihr Euch unauffälliger kleiden. Aber wer würde eine Fürstentochter schon bei einer Handvoll Wagenleute suchen? Ich bin davon überzeugt, dass Ihr in unserer Gesellschaft weitaus bessere Chancen habt, Euer Ziel zu erreichen, als wenn Ihr mit Eurer geschmückten Kutsche reist. Das hat sich ja bereits gezeigt.« Abschätzig blickte Kai auf sie herab, doch das Lächeln, das sich auf Elyssabeds Gesicht ausbreitete, ließ ihn unsicher werden. List, Arroganz und das Wissen, immer alles zu bekommen, was sie sich wünschte, lag auf ihren Zügen.

      »Das ist wahr. Und ziemlich schlau«, bestätigte sie und mir schwante nichts Gutes. »Daher verlange ich, dass ihr mich die ganze Strecke von hier bis zu der Stadt meines Vaters mitnehmt. Es wäre ja nicht auszuhalten, sich ein zweites Mal in so eine Gefahr zu bringen.«

      Kai war für einen Moment sprachlos. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

      »Das ist nicht möglich!«, ging Justus dazwischen. Sein Gesicht war jetzt wirklich finster und ich hatte einen Augenblick Angst um die Fürstentochter.

      Sie ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Im Gegenteil. Die Ablehnung stachelte sie noch mehr an. »Wenn ihr mir das verweigern solltet, werde ich dafür sorgen, dass euch in Zukunft die Durchfahrt durch dieses Land verweigert wird«, warf sie ihm an den Kopf und stützte die schlanken Arme in die Taille. »So einen Feind wollt ihr doch nicht, oder?«, fügte sie hinzu und lachte so glockenhell, als hätte sie einen belanglosen Scherz gemacht.

      Uns allen hingegen war nicht zum Lachen zumute, denn das konnten wir uns tatsächlich nicht leisten.

      »Wir könnten Euch auch einfach im nächsten Graben verscharren«, zischte Justus gefährlich, trat einen Schritt auf sie zu und ballte die Hände zu Fäusten. Die Muskeln an seinen Oberarmen spannten sich unter dem Hemd und ich machte schon einen Schritt auf ihn zu, da ging sein Vater dazwischen.

      Denn obwohl das auch ihm nicht gefallen konnte, war er schlau genug, sich nicht gegen so eine mächtige Frau zu stellen.

      »Wir werden darüber nachdenken«, knickte er widerwillig ein.

      Justus’ Kiefer schien Steine zu zermahlen vor Wut.

      »Tut das«, entgegnete die Fürstentochter spitz und wandte sich an Tanja. »Besorgt mir unauffällige Kleider und zeigt mir, wo ich mich umkleiden kann«, befahl sie, als würde sie eine Dienstmagd scheuchen.

      Tanja sah sie nur entgeistert an, schockiert von so viel Frechheit und ungeschminkter Arroganz. Dann wanderte ihr Blick zu Kai, der seine Frau mit einem stillen Nicken bat, der Aufforderung nachzukommen.

      Es dauerte länger als gewohnt, bis wir weiterfahren konnten. Die Fürsten­tochter, die wir ab sofort mit Lyssa ansprechen sollten, damit sie keine unnötige Aufmerksamkeit erregte, ließ sich in unseren Wagen führen. Sie wählte das schönste Kleid, das Hanna in ihrer Truhe hatte, weil diese am ehesten ihrer Figur entsprach. Hanna sagte nichts, doch ich konnte ihr ansehen, wie sie schluckte, als sie ihren Schatz hergab, den sie seit Monaten mit kunstvollen Stickereien verzierte.

      Die Flechtkunst auf ihrem Kopf löste sie selbst, nachdem Ayo ihr zweimal unabsichtlich an den Haaren zog, und verlangte dann nach bunten Bändern, wie die anderen Frauen sie in den Haaren trugen. Tanja sträubte sich und erklärte ihr, dass es eine Tradition der Wagenleute war. Die Farben zeigten die Zugehörigkeit einer Frau zu einem Clan und Tanja konnte es nicht mit ihrer Ehre vereinbaren, ihr eines der Bänder auszuhändigen.

      Ich konnte dem nur zustimmen. Nicht weil meine Ehre hierbei eine Rolle spielte, sondern weil ich die Bänder auch nie hatte tragen dürfen. Und wenn ich schon nicht zu ihnen gehören durfte, dann eine eingebildete Fürstentochter erst recht nicht.

      Elyssabed meckerte natürlich, empfand es als Frechheit, ihr etwas vorzuenthalten, und berührte mit spitzen Fingern alles, was sich in ihrer Reichweite im kleinen Innenraum des Wagens befand.

      Als sie die Hand nach meinem Windspiel ausstreckte, das über meinem Bett hing, ging ich dazwischen und holte einen braunen Leinen­streifen aus einem Beutel am Fußende meines Bettes. Die Fürstentochter nahm es pikiert hin, obwohl sie sichtlich verärgert darüber war.

      Doch nachdem sie mich eingehend gemustert hatte und feststellte, dass ich ebenfalls keine Bänder trug, ließ sie sich beruhigen.

      Mit einem einfach geflochtenen Zopf, der ihr bis an die Taille reichte, setzte sie sich wie selbstverständlich auf den Kutschbock neben Hanna und strich sich viel zu elegant die Falten aus dem Rock ihres Kleides.

      Und obwohl sie uns allen den letzten Nerv raubte, sah sie noch immer hinreißend aus.

      Da Bree unbedingt mit Ayo und Mei bei der Fürstentochter sitzen wollte, räumte ich den Platz. Gerade als ich mich daranmachte, mir einen anderen zu suchen, zeigte Elyssabed auf mich. »Warum trägt sie keine Bänder in den Haaren?«, fragte sie ganz unverblümt und legte den Kopf zur Seite wie eine Katze.

      Mir ging ein Stich durchs Herz und ich wandte das Gesicht zu Boden, damit sie nicht sah, wie ich vor Scham errötete.

      »Weil sie nicht zu uns gehört«, antwortet Bree kühl, setzte sich aufrechter hin und schob ihren roten Zopf nach hinten, der wie immer mit grünen Bändern verziert war.

      »Sagt, wie viele seidene Kleider habt Ihr in Eurem Besitz?«, erkundigte sie sich und zeigte mir damit einmal mehr, für wie unwichtig sie mich hielt.

      Mir standen die Tränen in den Augen, als ich mich vom Wagen entfernte. Ich schob es auf meine Übermüdung, da ich sonst eigentlich nicht so schnell weinte. Zumindest bildete ich mir das gern ein.

      Geknickt schlich ich zu Justus’ Wagen, der sich für gewöhnlich hinter unserem einreihte, und kletterte auf den Kutschbock.

      Dante saß dahinter an der Wand und seufzte. Er sah zu Kai, Tanja, Justus und den anderen Entscheidungsträgern, die sich an Kais Wagen versammelt hatten und lebhaft diskutierten.

      Ich wusste, dass Dante bei ihnen sein und mitreden wollte. Doch als fünfter Sohn wurde er selten gefragt.

      Er wandte den Kopf und zuckte zusammen, als er mich auf dem Kutschbock entdeckte. »Seit wann sitzt du da?«, fragte er überrascht und fuhr sich mit den Händen durchs hellbraune Haar, um es zu glätten. Er ließ es sich gerade wachsen, weil Bree anscheinend einmal gesagt hatte, ihr gefiele es besser, wenn er es lang trug.

      Ich verstand nicht, wie er eine Schwäche für jemanden wie Bree haben konnte, die ihn entweder behandelte wie Kappadreck oder als wäre er nicht existent.

      »Noch nicht so lang«, beruhigte ich ihn und versuchte mich an einem Lächeln.

      Die Versammlung löste sich auf und alle strebten zu ihren Wagen. Justus’ Gesicht war immer noch finster. Das Ergebnis der Unter­redung missfiel ihm also. Und das hieß, dass wir Elyssabed wohl den ganzen Weg in die Hauptstadt von Mari mitnehmen würden.

      Ohne ein Wort schwang er sich zu mir auf den Kutschbock СКАЧАТЬ