Schattengeister. Frances Hardinge
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Название: Schattengeister

Автор: Frances Hardinge

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783772541445

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СКАЧАТЬ hitzigen Geschrei gesellten und über die groben Witze lachten, während sie mit der Flut weitergedrängt wurde. Die Armee der Lehrlinge schien jetzt ins Unermessliche gewachsen zu sein. Kein Wunder, dass sie so selbstbewusst und so entschlossen waren.

      «Makepeace! Wo bist du?»

      Der Ruf wurde fast völlig von dem Crescendo aus Schreien und Brüllen verschluckt, aber Makepeace hörte ihn trotzdem. Es war Mutters Stimme. Mutter war ihr gefolgt und steckte nun ein Stück weit hinter ihr in der Menge fest.

      «Ma!», schrie Makepeace, während die Menge sie weiter ihrem Ziel entgegenschob.

      «Da vorne ist Lambeth Palace!», schrie jemand vor ihr. «In den Fenstern ist Licht!» Makepeace konnte wieder den Fluss riechen und sah ein mächtiges Gebäude am Ufer, mit hohen, quadratischen Türmen, deren Zinnen wie eckige Zähne Stücke aus dem Abendhimmel bissen.

      Von der Spitze des Mobs ertönten Geräusche eines heftigen Streits, und die Menge wurde von einer fiebrigen, wallenden Spannung ergriffen.

      «Kehrt um!», brüllte jemand. «Geht nach Hause!»

      «Wer ist da vorne?», verlangten Dutzende Stimmen aus der Menge zu wissen, und von vorne erklangen ein Dutzend unterschiedliche Antworten. Einige behaupteten, es sei die Armee, andere, dass sich die Leibgarde des Königs dort postiert hätte, und wieder andere, dass es der Erzbischof persönlich sei.

      «Ach, haltet die Klappe!», schrie endlich einer der Lehrlinge. «Schafft uns William, den Fuchs, heraus, oder wir brechen die Tür auf und schlagen dem ganzen Haufen die Köpfe ein!»

      Daraufhin stimmten die anderen Lehrlinge ein ohrenbetäubendes Gebrüll an und schoben und stießen mit aller Macht vorwärts. Der Flecken Himmel über Makepeace schrumpfte zusammen, als sie von den Leibern ringsum fast zerquetscht wurde. Vor ihr gab es eine Art Kriegsgeschrei und dann war das Grunzen und Schnauben kämpfender Männer zu hören.

      «Brecht die Tür auf!», schrie jemand. «Nehmt die Stemmeisen!»

      «Zerschlagt die Lampen!», kam ein anderer Ruf.

      Als der erste Schuss fiel, dachte Makepeace, jemand hätte etwas Schweres auf das Pflaster geworfen. Dann kam ein zweiter Schuss und ein dritter. Die Menge wogte, einige wichen zurück, andere schoben vorwärts. Makepeace bekam ein Knie in den Magen und ein Knüppelende gegen das Auge.

      «Makepeace!» Da war wieder Mutters Stimme, schrill und verzweifelt und näher als zuvor.

      «Ma!» Die Menschen rings um Makepeace schlugen jetzt um sich, aber sie kämpfte sich durch in die Richtung, aus der Mutters Stimme gekommen war. «Ich bin hier!»

      Irgendwo vor ihr ertönte ein Schrei.

      Es war ein rauer, kurzer Ton, und am Anfang wusste Makepeace nicht, was es war. Sie hatte Mutter noch nie schreien gehört. Aber als sie sich mit den Ellbogen ihren Weg bahnte, sah sie eine Frau an einer Hauswand liegen. Die blinde, blindwütige Menge trampelte über sie hinweg.

      «Ma!»

      Mit Makepeaces Hilfe kam Mutter taumelnd auf die Füße. Ihr Gesicht war aschfahl, und trotz der Dunkelheit erkannte Makepeace tintige Spuren aus Blut, die ihr über die linke Gesichtshälfte liefen. Sie bewegte sich auch falsch, ein Augenlid hing herab, und ihr rechter Arm zuckte unkontrolliert.

      «Ich bringe dich nach Hause», flüsterte Makepeace mit trockenem Mund. «Es tut mir leid, Ma. Es tut mir leid …»

      Mit glasigem Blick starrte Mutter Makepeace an, als ob sie ihre Tochter nicht erkennen würde. Dann verkrampfte sich ihre Miene.

      «Nein!», schrie sie rau und schlug zu. Sie traf Makepeace im Gesicht, dann schob sie sie von sich. «Bleib weg von mir! Geh weg! Geh weg!»

      Makepeace verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Sie erhaschte einen letzten Blick auf Mutters Antlitz, auf dem immer noch dieser wilde und verzweifelte Ausdruck lag. Ein Stiefelabsatz traf sie im Gesicht und ihr kamen die Tränen. Jemand anderes trat ihr auf die Wade.

      «Macht euch bereit!», hörte sie jemanden schreien. «Da kommen sie!» Schüsse hallten durch die Nacht, als ob die Sterne explodieren würden.

      Dann schoben sich starke Hände unter Makepeaces Achseln und sie wurde auf die Füße gestellt. Ein großer Lehrbursche warf sie wie einen Kartoffelsack über seine Schulter und trug sie aus der Schusslinie, während sie sich nach Kräften wehrte und nach Mutter rief. Am Eingang zu einer Gasse setzte er sie ab.

      «Lauf nach Hause!», schrie er Makepeace mit hochrotem Gesicht an und stürzte sich dann wieder mit erhobenem Hammer in das Getümmel.

      Sie fand nie heraus, wer er war und was mit ihm geschah.

      Und sie sah Mutter nicht mehr lebend wieder.

      Nachdem der Kampf vorbei war und alle verhaftet worden waren, derer man habhaft werden konnte, und nachdem die Aufrührer zum Rückzug gezwungen worden waren, fand man den Leichnam von Makepeaces Mutter. Niemand konnte sagen, was sie am Kopf getroffen und getötet hatte. Vielleicht ein wild geschwungener Schürhaken, vielleicht war es auch eine verirrte Kugel, die den Schädel zerschmettert hatte und weitergeflogen war.

      Makepeace erfuhr es nie und es war ihr auch egal. Der Aufstand hatte den Tod ihrer Mutter verursacht, und sie war es gewesen, die sie dorthin geführt hatte. Es war alles Makepeaces Schuld.

      Und die Leute in der Gemeinde, die Mutters Spitze und Klöppelarbeiten gekauft hatten, wenn sie welche brauchten, befanden, dass ihr kostbarer Friedhof nicht der Ort war, wo eine Frau, die ein uneheliches Kind geboren hatte, zur letzten Ruhe gebettet werden durfte. Der Pastor, der stets freundlich gewesen war, wenn sie ihm auf der Straße begegnet waren, stieg nun in die Kanzel und behauptete, Margaret Lightfood sei keine gerettete Seele gewesen.

      Stattdessen wurde Mutter in ungeweihter Erde am Rand der Sümpfe begraben. Es war Land, das mit Brombeerranken überwuchert war und nur dem Wind und den Vögeln eine Heimstatt gab, so verschwiegen und geheimnisvoll wie Margaret Lightfood selbst.

       KAPITEL 3

      Du bringst mich noch ins Grab.

      Mutters Worte gingen Makepeace nicht aus dem Kopf. Sie leisteten ihr in jedem wachen Moment Gesellschaft und zu jeder nächtlichen Stunde. Sie kamen aus dem Mund ihrer Mutter, doch jetzt mit einer ausdruckslosen und kalten Stimme.

      Ich habe sie getötet, dachte Makepeace. Ich bin weggelaufen, und sie ist mir gefolgt, direkt in die Gefahr hinein. Es war meine Schuld, und sie hat mich zum Schluss deswegen gehasst.

      Makepeace hatte geglaubt, dass man sie nun in demselben Bett wie ihre kleinen Kusinen schlafen lassen würde, aber sie musste immer noch mit der Matratze vorliebnehmen, die sie mit Mutter geteilt hatte. Vielleicht spürten die anderen, dass sie eine Mörderin war. Oder vielleicht wussten Tante und Onkel nicht, was sie nun mit ihr anfangen sollten, da die Klöppelarbeiten ihrer Mutter nicht mehr für ihren Unterhalt sorgten.

      Sie war allein. Der kleine Zaun, der Makepeace und Mutter umgeben hatte, verlief nun nur noch um Makepeace und sperrte sie vom Rest der Welt aus.

      Die Bewohner des Hauses beteten wie gewöhnlich, nur dass sie jetzt ein zusätzliches Gebet für Mutter sprachen. Makepeace erkannte, dass sie nicht länger СКАЧАТЬ