Schattengeister. Frances Hardinge
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Название: Schattengeister

Автор: Frances Hardinge

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783772541445

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СКАЧАТЬ Trampelpfaden durchgezogen wurde, die nicht zu jeder Zeit begehbar waren.

      Ein unsichtbares Etwas erschreckte einen Hausierer, indem es durch das Schilf brach und eine Bresche hinterließ. Die Hähne kehrten den Rebhühnern den Rücken und die Wasservögel flohen in einen anderen Teil des Moors. Und dann beherbergte mit einem Mal das Angel Inn, das zwischen dem Stadtrand und den Schilfgebieten lag, nicht nur Matrosen.

      «Ein rachsüchtiger Geist», befand die Tante. «Man sagt, er sei bei Sonnenuntergang gekommen. Er hat eine Tür aus den Angeln gerissen, einen Haufen Geschirr zerschlagen und ein paar kräftige Männer grün und blau geprügelt.»

      Makepeace war die einzige Person, die bei diesen Gerüchten nicht nur einen Anflug von Angst empfand, sondern auch Hoffnung. Mutters Grab befand sich am Rand des Sumpfes, nicht weit vom Angel Inn entfernt. Es war eine schreckliche Vorstellung, dass Mutters Geist in einem Anfall von Wahnsinn ein Haus verwüstet hatte, aber wenn er in einem Stück war, dann bedeutete das, dass Makepeace ihn nicht in Fetzen gerissen hatte. Dass sie Mutter nicht ein zweites Mal getötet hatte.

      Ich muss sie finden, sagte sich Makepeace, obwohl ihr bei dem Gedanken übel wurde. Ich muss mit ihr reden. Ich muss sie retten.

      Niemand aus Makepeaces Kirchengemeinde ließ sich im Angel Inn blicken außer dem alten William in seinen schwachen Momenten. Jedes Mal, wenn er wieder besoffen nach Hause gewankt war, stellte ihn der Pfarrer in seiner Predigt als schlechtes Beispiel dar und verlangte von den anderen, ihm Kraft zu geben und für ihn zu beten. Als sie über den aufgeweichten Feldweg zu dem Gasthaus ging, machte sich Makepeace Sorgen, dass nun sie am kommenden Sonntag der Trunkenheit bezichtigt werden würde.

      Das Angel Inn war über Eck gebaut und umfasste wie ein angewinkelter Arm einen kleinen Innenhof. Eine Frau mit kantigem Kiefer und einer fleckigen Baumwollhaube fegte die Stufen und blickte auf, als Makepeace herbeikam.

      «Hallo Püppchen», sagte sie. «Kommst du deinen Vater holen? Welcher ist es denn?»

      «Nein, ich … ich will etwas über den Geist erfahren.»

      Die Frau schien nicht überrascht zu sein, sie nickte knapp und geschäftsmäßig.

      «Du musst ein Getränk bestellen, wenn du einen Blick hineinwerfen willst.»

      Makepeace folgte ihr in den dunklen Schankraum, legte mit einem leisen Schuldgefühl eine Münze vom Wirtschaftsgeld ihrer Tante auf den Tresen und bekam einen Becher mit Dünnbier dafür. Dann brachte die Frau sie zur Hintertür hinaus.

      Hinter dem Gasthaus befand sich ein Areal, das mit Sägespänen ausgelegt war. Makepeace vermutete, dass hier die Vergnügungen stattfanden, wenn genug Gäste da waren, damit sich die Sache rentierte: kahlrasierte Pugilisten, die sich mit bloßen Fäusten gegenseitig zu Brei schlugen, Hahnenkämpfe und Dachshatzen oder weniger blutige Spiele wie Wurfringe, Kegeln oder Bowls. Hier und da waren die Sägespäne dunkel verfärbt, entweder von verschüttetem Schwarzbier oder von Blut. Hinter diesem Bereich lag eine niedrige Mauer mit einem Übertritt und dahinter wiederum das scheinbar endlose Marschland mit dem im Wind wogenden Wald aus Schilf, das im Licht des späten Nachmittags leicht glänzte.

      «Komm her, schau dir das an.» Die Frau schien fast stolz auf die Sensation zu sein, die sie Makepeace vorweisen konnte. Der Riegel der Hintertür war zerbrochen und ein Paneel zersplittert. Ein Fenster war eingeschlagen, der Bleirahmen verbogen, und etliche der kleinen Scheiben waren blind von unzähligen feinen Rissen. Ein Stoffbanner hing in Fetzen und das Motiv war nur noch mit Mühe zu erkennen – ein Dudelsack, ein paar Trommeln, irgendein dunkles Tier. Ein Tisch lag umgeworfen auf dem Boden und zwei Stühle hatten zerbrochene Rückenlehnen.

      Während Makepeace sich umschaute, wurde ihr das Herz schwer. Erst jetzt wurde ihr klar, dass keines der toten Wesen, denen sie bisher begegnet war, einen echten, greifbaren Schaden hinterlassen hatte. Die Toten hatten ihren Geist angegriffen, aber nie auch nur eine Tasse zerbrochen.

      Vielleicht war das nur eine gewöhnliche Wirtshausschlägerei, dachte Makepeace. Scheu betrachtete sie das abgehärmte, verschlagene Gesicht der Wirtin. Vielleicht will sie Kapital aus dem Schaden schlagen und tut so, als ob ein Geist dafür verantwortlich ist, damit die Leute herkommen und etwas trinken.

      Die Wirtin führte Makepeace zu zwei Männern, die mit grimmigen Gesichtern im Freien ihre Humpen stemmten. Beide waren hager und wettergegerbt. Es waren keine Dörfler, und Makepeace vermutete anhand der Bündel, die neben ihren Füßen lagen, dass sie zum fahrenden Volk gehörten.

      «Die Kleine ist wegen dem Geist hier», sagte die Frau und wies mit einer Kopfbewegung auf Makepeace. «Ihr könnt doch ein Lied davon singen, nicht wahr?»

      Die beiden Männer wechselten einen Blick und runzelten die Stirn. Offensichtlich war das eine Geschichte, die sie nicht gern erzählten.

      «Spendiert sie uns ein Bier?», fragte der größere der beiden.

      Die Wirtin blickte Makepeace mit hochgezogenen Augenbrauen an. Mit einem üblen Gefühl in der Magengrube und der fast sicheren Gewissheit, dass sie hereingelegt wurde, trennte sich Makepeace von einer weiteren Münze, und die Wirtin ging, um noch mehr Bier zu holen.

      «Es kam aus der Dunkelheit. Siehst du das hier?» Der größere Mann hob die Hand, die mit einem schmutzigen Taschentuch verbunden war, das hier und da dunkle Flecken getrockneten Bluts aufwies. «Hat den Mantel meines Kameraden zerfetzt und mich dermaßen gegen die Wand geschleudert, dass mir beinahe das Hirn aus dem Schädel gefallen wäre. Unsere Fiedel ist auch nur noch ein Haufen Splitter.» Das Instrument sah in der Tat so aus, als ob jemand darauf herumgetrampelt wäre. «Mistress Bell nennt es einen Geist, aber ich sage, es war der Teufel. Ein unsichtbarer Teufel.»

      Sein Zorn schien nicht gespielt zu sein, aber Makepeace wusste trotzdem nicht, ob sie ihm glauben sollte. Alles ist unsichtbar, wenn man im Suff nicht mehr klar sehen kann, dachte sie.

      «Hat es etwas gesagt?» Makepeace erschauerte unwillkürlich, als sie an die geschmolzene Stimme aus ihrem Vielleicht-Traum dachte.

      «Nicht zu uns», sagte der kleinere der beiden. Er streckte die Hand mit dem Becher aus, als die Wirtin mit dem Krug zurückkehrte, und ließ sich nachschenken. «Nachdem es uns wie zwei Sandsäcke gebeutelt hatte, ist es da lang.» Er deutete in Richtung der Sümpfe. «Hat unterwegs noch einen Pfosten umgehauen.»

      Makepeace trank aus und fasste sich ein Herz.

      «Pass auf, wo du hintrittst, Püppchen!», rief ihr die Wirtin nach, als sie sah, dass Makepeace über den Tritt stieg, der zu den Sümpfen führte. «Einige der Wege sehen trocken aus, rutschen dir aber unter den Füßen weg. Wir haben keine Lust, dass uns dein Geist auch noch heimsucht!»

      Das Rascheln und Knirschen von Makepeaces Schritten klang überlaut, als sie hinaus auf das Marschland ging, und sie merkte, dass hier kein einziger Vogel sang. Nur die dürre Musik der Schilfstängel, die aneinanderrieben, und das papierartige Rauschen der vereinzelt stehenden jungen Pappeln, deren Blätter in der Brise graugrün und silbrig schimmerten, begleiteten ihren Weg. Die Stille sickerte bis in ihre Knochen und mit ihr die Angst, dass sie – wieder einmal – einen schrecklichen Fehler machte.

      Sie schaute sich nervös um und erkannte mit einem leichten Schaudern, dass sie sich bereits ein gutes Stück vom Gasthaus entfernt hatte. Sie kam sich wie ein kleines Boot vor, das sich aus der Vertäuung gelöst hatte und hilflos von der Küste wegtrieb.

      Und als sie so dastand, schlug mit einem Mal eine unsichtbare Welle über Makepeace zusammen.

      Ein СКАЧАТЬ