Schattengeister. Frances Hardinge
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Название: Schattengeister

Автор: Frances Hardinge

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783772541445

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СКАЧАТЬ Das bedeutete, dass sie danach suchen konnte. Irgendwo würde irgendjemand diesen Namen kennen.

      Aber der Name klang merkwürdig. Sie konnte sich das Haus, zu dem er gehörte, nicht vorstellen. Es war, als ob ein schwerer, silbriger Nebel zwischen ihr und seinen uralten Zinnen lag.

      «Ich werde nicht mehr auf den Friedhof gehen», sagte Makepeace. Ihre Willenskraft stemmte sich fest in die Erde und machte sich auf Widerstand gefasst. «Nie mehr. Wenn du mich zwingst, dann laufe ich weg. Ganz bestimmt. Ich werde nach Grizehayes gehen. Ich werde meinen Vater finden. Und ich werde nie zurückkommen.»

      Mutters Augen wurden glasig vor Verblüffung und Wut. Mit dieser neuen, trotzigen Makepeace wusste sie nicht umzugehen. Dann sickerte alle Wärme aus ihrer Miene, und zurück blieb eine kalte, ausdruckslose Maske.

      «Dann lauf doch», sagte sie eisig. «Wenn es das ist, was du willst, von mir aus. Ich werde dich nicht aufhalten. Aber wenn du dich in die Hände dieser Leute begibst, dann sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.»

      Mutter gab niemals nach, wurde niemals weich. Wenn Makepeace sie herausforderte, verdoppelte Mutter einfach den Einsatz, deckte Makepeaces Bluff auf und ließ sie dann im Regen stehen. Und die Drohung, wegzulaufen, war tatsächlich nur ein Bluff gewesen. Aber als sie jetzt in Mutters kalte Augen starrte, kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, dass sie es vielleicht tatsächlich tun würde. Die Vorstellung raubte ihr den Atem; sie hatte ein Gefühl von Schwerelosigkeit.

      Und dann schaute Mutter über Makepeaces Schulter hinweg auf etwas hinter ihr auf der Straße, und mit einem ungläubigen Ausdruck erstarrte sie. Ihre Lippen formten Worte, die sie so leise aussprach, dass Makepeace sie kaum verstehen konnte.

      … Wenn man vom Teufel spricht

      Makepeace schaute hinter sich und sah gerade noch einen groß gewachsenen Mann in einem Mantel aus kostbarer dunkelblauer Wolle vorbeigehen. Er war etwa vierzig Jahre alt, aber sein Haar war schneeweiß.

      Sie kannte das Sprichwort: Wenn man vom Teufel spricht, kommt er herein. Mutter hatte von «diesen Leuten» gesprochen, von den Leuten aus Grizehayes, und dann hatte sie diesen Mann gesehen. War das jemand aus Grizehayes? Vielleicht sogar ihr Vater?

      Makepeace fing den Blick ihrer Mutter auf. Ihre eigenen Augen waren wild vor Erregung und Triumph. Dann drehte sie sich um und wollte in Richtung der Straße laufen.

      «Nein!», zischte Mutter und packte mit beiden Händen ihren Arm. «Makepeace!»

      Aber ihr Name war nur ein leises Schaben an Makepeaces Ohr. Sie hatte es satt, Frieden zu machen mit all den Problemen, für die sie nie eine Erklärung bekam. Sie entwand sich dem Griff ihrer Mutter und rannte zu der Straße hin.

      «Du bringst mich noch ins Grab!», rief ihre Mutter ihr nach. «Makepeace, bleib stehen!»

      Makepeace blieb nicht stehen. Sie sah den blauen Mantel und das weiße Haar des Fremden weit voraus, als er um eine Ecke bog und verschwand. Ihre Vergangenheit drohte ihr zu entgleiten.

      Als sie die Ecke erreichte, wurde er gerade von der Menschenmenge verschluckt, und sie rannte ihm hinterher. Makepeace hörte hinter sich, wie Mutter ihren Namen rief, doch sie schaute sich nicht um. Stattdessen folgte sie dem Unbekannten durch eine Straße, dann durch eine zweite und eine dritte. Oft dachte sie, sie hätte ihn verloren, doch dann erhaschte sie wieder einen Blick auf den schneeweißen Haarschopf.

      Makepeace konnte nicht aufgeben, auch nicht, als sie über die große Brücke von London nach Southwark lief. Die Gebäude entlang der Straße wurden schäbiger und die Gerüche übler. Gelächter wehte aus den Hafenkneipen, und vom Fluss drangen Flüche und das Knarren der Riemen. Es war dunkler geworden. Die Sonne sank und verschwand aus dem Blickfeld, und der Himmel hatte sich zu einem schmutzigen Bleigrau eingetrübt. Dennoch ging es auf den Straßen ungewöhnlich lebhaft zu. Ständig traten ihr Leute in den Weg und versperrten den Blick auf den weißhaarigen Mann.

      Erst als die Straße sie auf einen weitläufigen, offenen Platz ausspuckte, blieb sie plötzlich verzagt stehen. Das Pflaster unter ihren Füßen war Gras gewichen, und sie erkannte, dass sie am Rand von St. George’s Fields stand. Ringsum brodelte eine schattenhafte, ruhelose, aufgewühlte Menge, deren Köpfe wie Scherenschnitte vor dem dunkler werdenden Himmel standen. Sie sah nicht, wie weit sich diese Menge erstreckte, aber es schienen Hunderte Stimmen zu sein, allesamt Männerstimmen. Von dem Weißhaarigen war keine Spur mehr zu sehen.

      Makepeace blickte sich keuchend um. Neugierige, harte Blicke zuckten zu ihr hin. Sie trug Kleidung aus Wolle und Leinen, einfache und billige Stoffe, aber ihr Schultertuch und ihre Haube waren sauber und adrett, und an diesem Ort genügte das, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Außerdem war sie das einzige weibliche Wesen weit und breit und noch dazu keine dreizehn Jahre alt.

      «Hallo Herzchen!», rief eine der dunklen Gestalten. «Willst du unsere Courage anstacheln?»

      «Nee», sagte eine andere, «du bist bestimmt hier, um mit uns zu marschieren. Nicht wahr, Missy, du kannst Schemel auf diese Mistkerle werfen, wie die schottischen Damen! Zeig uns mal deinen Wurfarm!» Ein halbes Dutzend Männer lachten brüllend auf, und Makepeace spürte eine Grausamkeit in der scheinbar harmlosen Neckerei.

      «Bist du nicht Margaret Lightfoots Mädchen?», fragte da eine jüngere Stimme. Als Makepeace in die Dunkelheit spähte, erkannte sie ein vertrautes Gesicht. Es war der vierzehnjährige Junge, der bei dem Weber nebenan in die Lehre ging. «Was machst du denn hier?»

      «Ich habe mich verlaufen», sagte Makepeace hastig. «Was ist hier los?»

      «Wir sind auf der Jagd.» In den Augen des Lehrlings stand ein wildes, grausames Leuchten. «Wir jagen den alten Fuchs, den Erzbischof Laud.» Makepeace hatte den Namen des königlichen Ratgebers schon hundertmal gehört, meistens von einem Fluch begleitet. «Wir gehen einfach hin und klopfen an, wie gute Nachbarn es zu tun pflegen.» Er schlug den Knüppel, den er bei sich trug, klatschend auf seine Handfläche. Seine ganze Haltung zeigte, dass er vor Erregung förmlich überkochte.

      Zu spät verstand Makepeace die Bedeutung der Plakate, die ihr aufgefallen waren. Sie riefen die Menschen zu einer großen, wütenden Versammlung auf dem St. George’s Field zusammen. Die Menge bestand hauptsächlich aus Lehrburschen, erkannte Makepeace, als sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Und alle von ihnen hatten behelfsmäßige Waffen dabei – Hämmer, Besenstiele, Schürhaken und einfache Vierkanthölzer –, die sie mit einer grimmigen Fröhlichkeit schwangen, in der wilde Entschlossenheit lag. Sie hatten sich vorgenommen, das Böse aus seinem Palast zu zerren und ihm die Krone vom Kopf zu schlagen. Aber in ihren strahlenden Augen sah Makepeace, dass es nicht nur bitterer Ernst war – es war auch ein Spiel, ein Blutsport, wie eine Bärenhatz.

      «Ich muss jetzt nach Hause.» Die Worte schmeckten bitter, noch während Makepeace sie aussprach. Sie hatte die Chance vertan, mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden, aber was, wenn sie dabei auch ihr Zuhause verloren hatte? Ihre Mutter hatte ihr nicht geglaubt, als Makepeace sagte, sie würde davonlaufen, und jetzt hatte sie ihre Drohung wahr gemacht.

      Der Lehrling des Webers runzelte die Stirn und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der Versammelten hinwegsehen zu können. Makepeace tat es ihm nach, und sie erkannte, dass die Straße, durch die sie gekommen war, nun vor Menschen überquoll, die dicht gedrängt zu St. George’s Fields strömten.

      «Bleib in meiner Nähe», sagte der Lehrling besorgt, als die Menge vorwärtsdrängte und die beiden mitzureißen begann. «Bei mir bist du sicher.»

      Es war kaum möglich, an СКАЧАТЬ