Название: "...von dem müden Haupte nehm' die Krone ich herab"
Автор: Gabriele Praschl-Bichler
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783902998323
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Wesentlich weniger Geld benötigte die Kaiserin für ihre Garderobe, die entgegen der Moden der Zeit, schlicht, praktisch und elegant zu sein hatte. Allfällige Galaroben wurden nur für bestimmte Zwecke angeschafft, und auch der Handschuh- und Schuhluxus entsprang nicht dem persönlichen Wunsch Elisabeths, sondern war – wie die Wartung der Stücke – Bestandteil der Hofetikette. Die Glacéhandschuhe (aus feinem, glänzenden Zickel- oder Lammleder) wurden von den Putzerinnen der Hofburg ständig gereinigt und in weiße Kartons verpackt. Ein bestimmter Koffer enthielt 120 Paar Handschuhe, die farblich aufeinander abgestimmt waren (weiße, schwarze und graue Stücke befanden sich zum Beispiel in einem Behälter). Zum Reiten waren stärkere, lederne Handschuhe in Verwendung, mitunter trug die Kaiserin drei Paare übereinander, um die Hände vor etwaigen Einschnitten durch die Zügel zu schützen.
Elisabeth trug auffallend schmale, handgesteppte, meist schwarze Atlasschuhe mit niederen Absätzen, die an der Seite mit Schnürbändern versehen und am oberen Rand mit schwarzer Spitze verziert waren. Bei kalter Witterung stülpte sie gamaschenartige, mit lila Seide gefütterte Lederstutzen über Schuhe oder Stiefletten. Um das Jahr 1861 bevorzugte die Kaiserin weiße Atlasschuhe mit Spitzenrosetten und Gummibändern, die die Schuhe fest zusammenhielten, oder Schnürstiefletten, die in Genf, München oder Wien maßangefertigt wurden und mit sechs Knöpfen versehen sein mußten. Ihre Seidenstrümpfe bezog Elisabeth bei der englischen Firma Swears & Wells in London.
Wahrscheinlich ab den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts verzichtete die Kaiserin auf einen Unterrock (und hielt es weiter so bis an ihr Lebensende), wie ihre Lieblingsnichte, die Tochter des ältesten Bruders der Kaiserin, Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern, Gräfin Larisch-Wallersee, in ihren Erinnerungen festhält: »Tantes Wäsche war wundervoll und außerordentlich fein. Ihre Nachthemden waren ganz einfach, aber immer mit mauve Seidenbändern durchzogen und gebunden. Unterröcke trug sie nie, und bei ihren frühen Spaziergängen im Sommer zog sie die Schuhe über die nackten Füße und trug das Kleid unmittelbar auf dem nackten Körper.« (Wallersee, S. 54)
Die Sommerunterwäsche der Kaiserin bestand aus leichten Hemdchen und Beinkleidern aus Seidentrikot. Ähnliche Unterwäsche, die aus feinem Waschleder hergestellt wurde und in die sich Elisabeth einnähen ließ, verwendete sie im Winter. Das Einnähen geriet zu einem Tick und wurde auch auf die Reitkleidung übertragen, die sie – am Pferd sitzend – anpassen ließ. »(Das Reitkleid der Kaiserin) saß wie angegossen; sie wurde jedesmal, wenn sie ausritt, hineingenäht. Hiermit meine ich, daß der Schneider, nachdem sie die Taille (den oberen Teil des Kleides) angezogen hatte, den Rock darannähte. Den Grund dieser seltsamen Marotte habe ich nie einsehen können. Sie trug hohe Schnürstiefel mit winzigen Sporen und zog drei Paar Handschuhe übereinander; der unvermeidliche Fächer wurde stets in den Sattel gesteckt.« (Wallersee, S. 43) Die Schneiderin hatte große Mühe, das Einnähen zur Zufriedenheit des Hofes auszuführen, da ihr die Etikette verbat, während der Arbeit den Körper der Kaiserin zu berühren.
Was die persönliche, private Garderobe betraf, so legte Elisabeth den größten Wert auf die Reitkleidung. Sie verbrachte etliche Stunden bei ihrem Schneider »mit dem Anprobieren … denn sie war sehr schwer zufriedenzustellen und studierte den Schnitt und Wurf (der Reitkleidung) im Sattel eines Holzpferdes, das vor einem großen Spiegel stand … Tante betrachtete die Hauptaufgabe, sich gut zu kleiden, als die Pflicht einer Kaiserin. ›Die Leute erwarten, daß ich immer schön und elegant aussehe‹, sagte sie oft zu mir. ›Ich bedaure es oft, daß sie ihre Herrscher nicht in dem Gepränge vergangener Tage sehen können, wie die Könige und Königinnen der Sage. Manche Fürsten kleiden sich wie Spießbürger und bilden sich ein, ihre Würde verleihe ihnen hinreichend äußeren Glanz. Doch da irren sie sich, ihre Untertanen bedauern schmerzlich ihre geschmacklose Erscheinung …«‹ (Wallersee, S. 55)
Die Wienerin Herta Maretschek versorgte Kaiserin Elisabeth mit maßgeschneiderten Negligés und fertigte auch das Taufkissen für den Kronprinzen Rudolf an. Die Schneiderin verfügte über eine sehr erlesene Klientel, zu der auch der Bayreuther Komponist und Günstling König Ludwigs II., Richard Wagner, zählte. Er entwarf seine Haus- und Nachtkleidung selbst und übermittelte die Zeichnungen Herta Maretschek auf dem Postweg, nach denen sie zum Beispiel einen mit Eiderdaunen gefütterten Schlafrock aus rosa Atlas, Atlasstiefel oder Spitzenhemden fertigte.
Kaiserin Elisabeth trug wenig und vor allem wenig wertvollen Schmuck (Galaempfänge ausgenommen). Der Ehering steckte nicht am Finger, sondern war an einer goldenen Halskette befestigt und blieb unter den Kleidern verborgen. Auf der Lieblingstaschenuhr aus Chinasilber war der Name »Achilleus«, der Name ihres Lieblingshelden aus der griechischen Geschichte, eingraviert.
Die Uhr hing an einem Lederbändchen, an dem auch ein Miniatursteigbügel befestigt war. Am Handgelenk trug sie, da sie sehr abergläubisch war, ein Armband mit unzähligen Glücksbringern: Daran hingen ein Totenkopf, das Sonnenzeichen mit drei Füßen, eine goldene Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, Marienmedaillen, byzantinische Goldmünzen und zwei Medaillons (eines mit einer Locke des Kronprinzen Rudolf und eines mit dem 21. Psalm der Bibel »Dank für den Sieg des Königs David«). Diese Stücke sollten Unheil abwenden helfen. Als Brosche trug die Kaiserin sehr gerne eine in Silber ausgeführte Nachbildung eines Pferdefußes, die einer schottischen Werkstätte entstammte.
Ab dem Tod ihres Sohnes Rudolf trug Kaiserin Elisabeth nur noch Schwarz: an ihrem eigenen Todestag ein schwarzes Kleid, einen schwarzen Roßhaarhut, schwarze mit Glasperlen bestickte Schuhe und eine Reisetasche aus schwarzem Leder (mit einem metallenen, gekrönten Initial-»E« versehen), in der sie ihre persönlichen Schriften verwahrte, die sie immer mit sich führte. Ein schwarzer Fächer durfte bei keinem Ausgang fehlen. Hinter ihm verbarg sich die Kaiserin vor neugierigen Blicken. Als der Italiener Luccheni am 10. September 1898 eine zugeschliffene Dreikantfeile gegen die Kaiserin führte, hinterließ die Mörderwaffe einen dreieckigen Einstich in jenem Kleid, das sie an diesem Tag getragen hatte. Gräfin Irma Sztáray, die Hofdame und letzte Begleiterin der Kaiserin, erhielt es zum Andenken nach dem Tod ihrer Herrin; sie vermachte es dem Königin Elisabeth-Gedenkmuseum in Budapest. Heute befindet sich das Kleid im Ungarischen Nationalmuseum.
3
»Ich bin die Sklavin meiner Haare!«
(Kaiserin Elisabeth über sich selbst)
Über die Haarpflegerituale der Kaiserin
Einen besonders breiten Raum in der täglichen Körperpflege der Kaiserin nahm das Frisieren ein, das meist zwei Stunden des Vormittags beanspruchte. Besser verständlich wird die – nicht anders denn als Ritual zu bezeichnende – Haarpflege, wenn man die Liebe Elisabeths zur ihrem Haar erkennt.
In der Korrespondenz zwischen ihr und dem Kaiser finden sich laufend Erwähnungen darüber. Im poetischen Tagebuch wurde dem Kopfschmuck sogar ein eigenes Gedicht gewidmet, der darin, so scheint es, die Formen eines lebenden Gebildes annimmt:
»An СКАЧАТЬ