Der Onyxpalast 4: Schicksalszeit. Marie Brennan
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Название: Der Onyxpalast 4: Schicksalszeit

Автор: Marie Brennan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Onyxpalast

isbn: 9783966580762

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СКАЧАТЬ Aus der anderen Richtung kam ein Hauself daher, als sich der Tote Rick dem Schutthaufen näherte, ein mürrischer irischer Kerl, der gelegentlich Aufgaben für Lacca, einen weiblichen Boss vom Goblinmarkt, erledigte. Der Skriker lehnte sich vielleicht zehn Fuß vom gefallenen Gestein entfernt an die Wand und wühlte in seinen Hosentaschen, als würde er in deren leeren Tiefen nach etwas suchen, bis der Hauself um die Ecke gebogen und in den Raum dahinter gegangen war.

      Dann sprang der Tote Rick auf den Felssturz.

      Der wirkte solide und war es zum Großteil. Aber ein agiler Kerl konnte auf einen der größeren Blöcke klettern, und von dort war es offensichtlich, dass die Masse dahinter eine kleine Lücke gelassen hatte, gerade groß genug, dass sich jemand von der Größe des Toten Rick durchquetschen konnte. Dann rutschte er auf dem Bauch über ein poliertes Stück Marmor, das den Einsturz auf wundersame Weise unbeschadet überlebt hatte, und in den Raum dahinter hinaus.

      Es war stockfinster, aber seine Hände kannten ihre Aufgabe. Er warf ein dunkles Tuch über das Loch, durch das er hereingekommen war, beschwerte dessen unteren Rand mit einem dicken Holzstück, dann fand und öffnete er die Kiste. Heraus schwebte ein Trio Feenlichter. Die hirnlosen Dinger hatten nichts dagegen, hin und wieder eingesperrt zu werden, und das war die einzige Möglichkeit, wie er sie davon abhalten konnte, in seiner Abwesenheit wegzuschweben – wegzuschweben und seinen geheimen Zufluchtsort zu verraten.

      Nach den Maßstäben des Goblinmarkts war dieser komfortabel. Er besaß Decken und einige Kissen und diverse Kleinigkeiten, die ihn amüsierten, aber auf dem Markt nicht viel wert waren. Alles von echtem Wert war unter einem lockeren Stein am Boden, an der Hinterseite des Raums, wo der Rest des Felssturzes den Durchgang ganz blockiert hatte.

      Er inspizierte es aus nagender Furcht. Ein kleiner Verlobungsring, von einer sterbenden alten Jungfer genommen, die sich an die unerschütterliche Hoffnung geklammert hatte, dass ihr Verlobter von seiner Reise nach Indien zurückkehren würde. Die Träne einer Meerjungfrau, eine üppige blaugrüne Perle. Eine Porträtfotografie einer Frau. Dazu legte er die fünf Stücke Brot: die Schulden, die er nach Cymas Worten behalten sollte.

      Fünf Stücke. Das reichte, um London und Nadretts Einfluss weit hinter sich zu lassen. Dann könnte er sich seinen Weg durch das Land suchen, die Kirchen und Eisenbahnen meiden, bis er irgendeinen anderen Hof fände, der ihn aufnähme.

      Aber es würde bedeuten, das eine zu verlassen, was er wirklich ersehnte – das eine, was kein verborgener Schatz ihm erkaufen konnte, und wenn er zehnmal so groß wäre.

      Eine Stimme flüsterte durch die dünne Luft, trocken wie Staub: »Wie dringend willst du es zurück?«

      Der Tote Rick schoss auf die Füße und drückte seine Schultern an die Wand. Seine Nackenhaare stellten sich auf, und ein Knurren dröhnte instinktiv in seiner Kehle. Aber da war niemand, an den er es richten konnte.

      »Knurr so viel du willst«, sagte die Stimme amüsiert. »Und wenn du das Gefühl hast, dass du dein Territorium genug verteidigt hast, dann denk über meine Frage nach und beantworte sie.«

      Genug? Wie konnte er sein Territorium überhaupt verteidigen? Die Ohren des Toten Rick lauschten nach dem geringsten Geräusch, seine Nase erfasste jeden Geruch in der Luft. Niemand war über und zwischen und unter den Steinen in sein Refugium geklettert, nicht einmal eines der kleinen geflügelten Irrlichter, die manchmal mit Botschaften für andere Fae herumflogen. Niemand versteckte sich irgendwo hier in dem kleinen Raum. Er war völlig allein – und doch war irgendwie diese Stimme bei ihm.

      Fae hatten viele seltsame Talente. Eine Stimme vom Körper zu trennen, war kaum das Beeindruckendste. Aber wie hatte der Sprecher diesen Ort gefunden?

      »Verschwinde aus meinem verdammten Heim«, fauchte er und ballte die Hände nutzlos zu Fäusten. »Ich beantworte keine Fragen von einem gesichtslosen Bastard. Wenn du mit mir reden willst, mach es woanders.«

      Unerschüttert pflichtete ihm die Stimme bei: »Das könnte ich tun. Aber du würdest immer noch wissen, dass dein Zufluchtsort befleckt worden ist – und du würdest nicht bekommen, was du willst. Also stelle ich dir erneut die Frage: Wie dringend willst du es zurück?«

      Unter dem Zorn, dem Instinkt, den Eindringling zu verjagen, regte sich Furcht. Der Tote Rick sagte: »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

      Sein Blick schoss herum, während er sprach, als würde das irgendetwas nützen. Die Stimme schien von überall gleichzeitig zu kommen, und es gab keine Gerüche, die ihm halfen. Aber einen Akzent, ja – den polierten Tonfall eines Gentlemans. Und das herablassende Kichern von einem. »Du bist ein zu ehrlicher Hund dafür, Toter Rick. Aber wenn du keine Frage beantworten willst, dann wirst du vielleicht auf ein Angebot reagieren. Also gut: Ich kann dir dein Gedächtnis zurückgeben

      »Lügner«, knurrte der Tote Rick und drückte sich von der Wand weg, als gäbe es etwas, gegen das er kämpfen konnte.

      »Warum so etwas annehmen? Weil Nadrett es weggesperrt hält? Das hier ist der Goblinmarkt. Solche Dinge wechseln ständig die Hände, durch gerechtfertigte oder heimtückische Mittel. Oder vielleicht bist du bei Wohltätigkeit misstrauisch. Ich versichere dir, ich will im Gegenzug etwas von dir. Und so kommen wir wieder zur ursprünglichen Frage, nämlich wie viel dir dein Gedächtnis wert ist.«

      Wäre der Sprecher im Raum gewesen, hätte er die Antwort darauf erkannt. Jeder Muskel im Körper des Toten Rick war vor Verlangen angespannt. Wenn er den gesammelten Staub und Müll aus seiner Zeit auf dem Goblinmarkt beiseitewischte, lag darunter eine blanke Steinplatte – nein, das war ein zu angenehmer Vergleich. Jene neueren Erinnerungen waren der Schorf über einer Wunde und verbargen die klaffende, blutige Leere darunter. Eine nie heilende Wunde, die ihm alles raubte: seine Vergangenheit, sein Selbst – sogar seinen Namen, bis Cyma ihm diesen zurückgegeben hatte.

      Wie viel würde er bezahlen, um wiederzubekommen, was Nadrett ihm genommen hatte?

      Misstrauen half ihm, die Kontrolle über seine Stimme zurückzuerlangen. »Du hast schon einen Preis im Sinn, sonst hättest du das Angebot nicht gemacht.«

      »Sehr aufmerksam. Ja, ich habe meinen Preis, und noch besser, ich glaube, du wirst ihn angenehm finden. Ich möchte, dass du dich gegen deinen Herrn wendest.«

      Nadrett. Die Hand an der Leine, die Stimme, die ihn Hund nannte und das Wort schmerzen ließ. Es brauchte viel, dass sich ein Hund gegen seinen Herrn wandte, aber Nadrett hatte jene Messlatte vor Jahren übersprungen. Allerdings … »Wenn ich ihn töten könnte, hätte ich es bereits getan«, sagte der Tote Rick.

      »Dann trifft es sich gut für dich, dass der Tod nicht das ist, was ich im Sinn habe. Tatsächlich würde ich es derzeit vorziehen, wenn er am Leben bliebe. Sein Ableben würde mir nichts nützen. Noch nicht zumindest. Aber sobald ich habe, was ich will …« Die Stimme lachte. »Dann werde ich die Kette von deinem Hals streifen und zusehen, wie du ihm die Kehle herausreißt.«

      Der bloße Gedanke rief ihm den Geschmack von Blut in den Mund. Nadrett durch den Nachtgarten zu jagen, bis die Beine des Bastards nachgaben und ihm die Puste ausging und er zu Boden fiel, und sich dann mit gefletschten Zähnen auf ihn zu stürzen …

      Oder ihn einfach zu erschießen oder ihm ein Messer in den Rücken zu stechen. Der Tote Rick scherte sich ehrlich nicht darum, wie Nadrett sterben würde. Solange er nur sein Gedächtnis zurückbekäme.

      Doch wie der Sprecher gesagt hatte, das hier war der Goblinmarkt. Und man durfte niemandem hier vertrauen. »Du erwartest von mir, dass ich meinen Hals für dich riskiere – wenn ich nicht einmal weiß, wer du bist?«

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