Der Onyxpalast 4: Schicksalszeit. Marie Brennan
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Название: Der Onyxpalast 4: Schicksalszeit

Автор: Marie Brennan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Onyxpalast

isbn: 9783966580762

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СКАЧАТЬ Wir werden dieses Bündnis einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen angehen, wobei jeder den anderen auf Anzeichen eines Betrugs hin beobachtet. Für den Moment ist das, worum ich bitte, kein besonderes Risiko. Bloß Informationen, die du für mich finden sollst.«

      Der Tote Rick spuckte auf das Gestein und fragte sich, ob der Fremde es hören konnte. »Nein. Ich mache gar nichts für einen Geist, den ich nicht sehen kann. Woher soll ich überhaupt wissen, dass du tun kannst, was du sagst?«

      Ein Seufzen antwortete ihm. »Also gut. Als Beweis für meinen guten Willen, lass mich dir etwas geben: ein Bruchstück deiner Vergangenheit.«

      Dem Skriker stockte der Atem, seine Nackenhaare stellten sich wieder auf – aber nicht aus Zorn oder Furcht.

      »Die erste Aufgabe, die Nadrett von dir verlangt hat«, sagte die Stimme, »war es, einen Sterblichen aus der Welt oben zu stehlen. Einen jungen Mann – wenig mehr als einen Jungen eigentlich. Ire, und arm. Er hatte eine Freundin, ein Mädchen im selben Alter. Nach dem, was ich gehört habe, versuchte sie, dich zu töten, als ihr klar wurde, was du gerade tatest.«

      Eine Pause. Der Tote Rick zwang Spucke zurück in seinen trockenen Mund und sagte: »Nach dem, was du gehört hast. Also kennst du die Geschichte. Na und?«

      »Die Geschichte endet nicht damit. Oder eher, sie beginnt nicht damit. Der Junge, den du gestohlen hast, und das Mädchen, das seine Freundin war – sie waren beide Freunde von dir.«

      Ihre Schreie waren eines der ersten Dinge, an die er sich erinnerte. Wie sie in der Leere seines Gedächtnisses widerhallten. Nur halb kohärent – nur halb Englisch … er hatte nie verstanden, was sie da schrie, doch der Sinn ihrer Worte war leicht auszumachen gewesen. Ebenso wie das Entsetzen in ihrem Gesicht.

      Die Stimme sagte: »Nadrett wollte seine Kontrolle über dich testen und sichergehen, dass du dich an gar nichts erinnern konntest. Du hättest nie einem von ihnen geschadet, wenn du es gewusst hättest. Und es amüsierte ihn, dich dazu zu bringen, dich gegen die zu stellen, die dir vertrauten.«

      Der Zorn, der im Toten Rick aufstieg, war ein seltsames Ding, mit einer völligen Leere im Kern. Er konnte nicht wirklich wütend sein wegen der Freunde, die er betrogen hatte. Er erinnerte sich nicht, wer sie waren. Nein, es ist schlimmer als das, dachte er in grimmiger Verzweiflung. Ich erinnere mich nicht, was Freunde sind. Wem hätte er diesen Namen geben können? Cyma? Aber der Instinkt war da, der Impuls zur Loyalität, egal, wie sehr dieser in den letzten sieben Jahren gebeutelt worden war, und deshalb zitterte er vor Wut, die kein Ventil hatte. Der Tote Rick jaulte beinahe, nur um irgendetwas hinauszulassen.

      In dem Augenblick, als er diese Zerreißgrenze erreichte, sprach der Fremde wieder, als hätte er die Belastbarkeit des Toten Rick bis auf das letzte Quäntchen ausgemessen. »Nadrett hat dich von allen isoliert, die dich davor kannten, dir verboten, den Goblinmarkt ohne seinen Befehl zu verlassen, jene eingeschüchtert, die vielleicht mehr hätten sagen können. Ich bin nicht an seine Einschränkungen gebunden. Für jedes bisschen Information, das du mir bringst, jede Aufgabe, die du für mich ausführst, werde ich dir ein Stück deiner eigenen Vergangenheit erzählen.«

      Das unterdrückte Jaulen hatte sich wie ein Knoten in seinem Hals festgesetzt, der beim Schlucken schmerzte. Mit belegter Stimme sagte der Tote Rick: »Du könntest Dinge erfinden.«

      »Das könnte ich. Aber das werde ich nicht. Tatsächlich gebe ich dir vielleicht Möglichkeiten, um zu überprüfen, was ich sage. Aber das führt am Thema vorbei. Am Ende geht es darum, Nadrett zu schaden. Willst du mir helfen?«

      Die dicken Nägel an den Füßen des Toten Rick kratzten über das Gestein, während sich seine Zehen nach unten krallten, als würde er gleich springen. Doch in welche Richtung?

      Es ist dumm. Es ist verdammt dumm. Einzuwilligen, mit jemandem zusammenzuarbeiten, den du nicht einmal sehen kannst – du weißt, dass man niemandem an diesem Ort trauen darf …

      Aber das Verlangen und die Rachegelüste waren stärker als sein Verstand. Und der Fremde hatte ihn beim Namen genannt.

      »Was kann ich für dich tun?«, fragte der Tote Rick.

      »Ausgezeichnet.« Freude schwang in diesem Wort mit, machte aber schnell Platz für kühle Anweisungen. »Erzähl mir: Was weißt du über Passagen ins Feenland?«

      Der Tote Rick schnaubte. »Bist du nicht derjenige, der hierhergekommen ist und betont hat, dass ich keine Erinnerungen habe?«

      »Du hattest sieben Jahre, um neue zu erlangen. Weißt du gar nichts?«

      Der Skriker glitt an der Wand hinunter, bis er in einer bequemen Hocke saß, und kratzte an seinem zerfetzten Ohr. »Nur den üblichen Blödsinn. Jeder sagt, dass er irgendetwas weiß, und so gut wie jeder lügt.«

      »Weil die meisten Passagen, die wir kannten, verschwunden sind. Die Eisenbahnen sind nicht nur eine Bedrohung für den Onyxpalast. Sie haben auf dem Land sehr viel Zerstörung angerichtet. Du hast hier natürlich die Flüchtlinge gesehen. Ihre Heime sind das Geringste, was verloren gegangen ist. Diese Gleise aus Eisen, die die Sterblichen über das Land verlegt haben, wirken wie Gräben und Kanäle, die formen, wie das Wasser fließt. Sie machen die üblichen Wege unpassierbar.«

      »Du willst, dass ich einen Weg für dich finde, um ins Feenland zu kommen?« Der erste Schritt war einfach: England verlassen. An irgendeinen Ort gehen, der nicht so gründlich mit Eisen bedeckt worden war, noch nicht. Und dann hoffen, dass man irgendwo im amerikanischen Grenzland eine Passage finden konnte, oder die Rakshasas oder wen auch immer in Indien überzeugen, einen durchzulassen, und sich auf sein Glück verlassen, wie auch immer deren Teil des Feenlandes wohl aussah.

      »Nein«, sagte die Stimme. »Ich möchte, dass du herausfindest, was Nadrett gefunden hat.«

      Das Herz des Skrikers pochte hart gegen seine Rippen. »Zur Hölle mit dir. Er hat gar nichts von der Art. Meinst du nicht, wir würden es wissen, wenn er das hätte?«

      »Das kommt darauf an. Je länger Nadrett wartet, desto größer wird die Verzweiflung. Desto mehr werden Fae für die Rettung, die er anbietet, bezahlen. Aber ich vermute, dass er es noch nicht hat. Eine neue Passage ins Feenland kann keine simple Sache sein, oder klügere Köpfe als seiner hätten es mittlerweile herausbekommen. Man hat es jedenfalls versucht. Nein, ich glaube, dass Nadrett für seine eigenen Ziele arbeitet und kurz vor einem Erfolg steht.«

      Es war unnötig zu fragen, warum der Fremde diese Information wollte. Sie wäre wertvoller als Brot, mächtiger als der leere Thron des Onyxhofs. Aber … »Und wie genau soll ich das für dich herausfinden?«

      »Schrittweise. Hast du je von einem Kerl namens Rewdan gehört?« Der Tote Rick schüttelte den Kopf, dann wurde ihm klar, dass die Stimme vermutlich keine Möglichkeit hatte, ihn zu sehen, und er wiederholte die Verneinung laut. »Ich möchte, dass du ihn für mich findest. Gerüchte besagen, dass er ins Feenland gezogen ist – aus irgendeinem fremden Land – und auf Nadretts Befehl zurückgekehrt ist. Ich wüsste gern, warum.«

      Der Tote Rick leckte sich über die Lippen. Er sollte besser seinen Mund halten, aber er musste fragen. »Warum mich schicken? Wenn du den Markt kennst, dann weißt du, dass es einen Kerl namens Valentin Aspell gibt. Er kauft und verkauft diese Art von Informationen jeden Tag.«

      »Was bedeutet, dass er sich jederzeit umdrehen und die Nachricht, dass ich das frage, jemand anderem verkaufen könnte. Du andererseits bist verzweifelt genug, um mir zu helfen, und kannst sehr wenig gewinnen, indem du mich verrätst.«

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