Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl
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Название: Mami Staffel 12 – Familienroman

Автор: Sina Holl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740958435

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СКАЧАТЬ gesagt, daß ich später komme, aber allmählich… Sonst fangen die Gören an zu quengeln, sie sind es gewohnt, daß der Papa pünktlich ist. Und der Hund muß Gassi gehen.« Er lachte vergnügt. »Ich habe Zwillinge von knapp drei Jahren, ein Junge und ein Mädchen. Da ist was geboten, kann ich dir sagen. Totaler Streß.«

      Nachdenklich sah Gerhard ihn an. »Der Glückspilz von uns beiden scheinst eher du zu sein«, sagte er.

      »Wieso! Du hast sicher noch keine Zeit gehabt zum Heiraten. Aber was nicht ist, kann doch noch werden. Und schaff dir Kinder an, das ist überhaupt das Höchste. Jedenfalls seh’ ich das so.«

      »Ich habe eine kleine Tochter. Nur keine Mutter dazu, die ist mir weggelaufen.« Gerhard lächelte trübe.

      »Waas«, machte der andere perplex. »Tz, tz, dann kann sie aber nicht viel getaugt haben.« Doch er war mit seinen Gedanken schon bei seiner Familie. »Vielleicht besuchst du uns mal, Gerhard«, sagte er, als sie das Lokal verließen. »Wir bewohnen ein nettes Reihenhäuschen in der Südstadt.«

      Gerhard glaubte nicht, daß es dazu kommen würde. Er hatte keine besondere Neigung, Zaungast in einer glücklichen Familie zu sein. Aber er hatte nun erfahren, was er wissen wollte, und mehr als das.

      Vielleicht würde er doch einmal in den Kunstsalon Keßler hineinschauen. Wenigstens ging sie unter Menschen, die Leidgeprüfte. Das war schon viel…

      *

      Viele waren gekommen zur Eröffnung der Ausstellung: Kunstsachverständige und solche, die sich dafür hielten, andere, für die es ein Muß war, bei jeder kulturellen Veranstaltung dabeizusein. Es gehörte für sie zum guten Ton.

      Gerhard kam sich ziemlich fehl am Platze vor, als er, abseits stehend, über die wogende Menge sah, die sich über mehrere Räume verteilte. Eine enge, gewundene Treppe führte noch hinauf zu einer oberen Galerie.

      Plaudernd standen die Besucher in kleinen Grüppchen zusammen, man schien sich untereinander zu kennen, es gab überschwengliche Begrüßungen mit Wangenküßchen rechts und links. Sie betrachteten die Bilder neuzeitlicher Maler an den Wänden, ließen sich zu entzückten Bemerkungen und hellen Ausrufen darüber hinreißen.

      Sagten die ihnen wirklich etwas, fragte sich der stille Beobachter. Er sah nur Striche und Linien und Kreise in wilden Farbgebungen. Nun, er war eben ein Banause, befand er im Weitergehen.

      Außerdem war er für die Gelegenheit unpassend gekleidet, lässig-sportlich, wie er es nicht anders gewohnt war. Die meisten hier zeigten sich makellos in edlem Designer-Outfit. Mit leiser Selbstironie überlegte Gerhard, daß er jetzt zwar ein Mann mit Geld war, es aber noch einiges brauchen würde, um zu dieser Gesellschaftsschicht zu gehören.

      Was tat er eigentlich hier? Die, nach der er Ausschau hielt, schien nicht anwesend zu sein. Und wieso wollte er sie sehen, wie war er überhaupt auf die Idee gekommen?

      Dankend lehnte er ab, als eines der beiden Mädchen, die gefüllte Tabletts herumtrugen, ihm von den Gläsern Sekt oder Fruchtsaft anbot. Als sein Blick weiterschweifte, tat sein Herz plötzlich einen rascheren Schlag, denn dort stand sie, Ariane von Korff.

      Ja, sie war es noch, so wie er sie einst gekannt und angehimmelt hatte. Mädchenhaft schlank, in einem überaus schlichten schwarzen Kleid, mit einer weißen Blende am runden Ausschnitt, eine Perlenkette um den Hals. Nur das Haar fiel ihr nicht mehr lang über die Schultern, sie trug es hochgesteckt, so betonte es die feine Kopfform, das edle Profil.

      Unauffällig näherte sich Gerhard. Sie unterhielt sich mit zwei Herren, aber war sie nicht verlegen, schien sie nicht nach Worten zu suchen? Da entdeckte er, daß die beiden Amerikaner waren und in einem Jargon sprachen, der dem Hochenglisch ziemlich fernlag. Sie verstand es nicht, sie konnte es nicht verstehen, und die redeten noch immer weiter.

      Blitzschnell erfaßte Gerhard die Situation. »Kann ich helfen?« fragte er herbeitretend.

      Seine Ohren waren an diese Aussprache gewöhnt, so fiel es ihm leicht, bei der Verständigung zu helfen. Sie wollten über die Maler einiges wissen, die hier ausgestellt hatten.

      »Vielen Dank«, sagte Ariane Danegger, als die Amerikaner weitergegangen waren, »das war sehr freundlich von Ihnen. Ich wäre allein mit denen nicht klargekommen.«

      Sie gab ihm ein höfliches kleines Lächeln und wandte sich ab.

      Gerhard blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte ihr nun ins Gesicht sehen können, und da war sie es doch nicht mehr. Feine Linien zeichneten sich allzufrüh darin ab, neben den Mundwinkeln, zwischen den Brauen, und diese Augen, so verhangen im Blick und ohne Glanz. Seltsam unlebendig wirkte dieses Frauenantlitz. Selbst wenn sie redete und lächelte, war es doch, als zöge sie nur eine Maske darüber. Eine leise Traurigkeit überkam Gerhard, als er so dieser Empfindung nachhing.

      Geistesabwesend bewegte er sich weiter. Eine zierliche Dame mit silbergetöntem Haar und lebhaften Gesten stand gewissermaßen im Mittelpunkt. Gerhard vermutete, daß es die Inhaberin war. Jetzt bat sie die Herrschaften, sich in den vorderen Raum zu begeben, wo ein Stehpult neben einem Blumenarrangement stand. Es sollten wohl ein paar offizielle Worte gesprochen werden. Alles drängte nach vorn, nur Gerhard blieb, wo er war, sah sich auf einmal allein, in der Nähe der Treppe. Oben telefonierte jemand, er vernahm eine Frauenstimme.

      Dann ging alles sehr schnell.

      In Hast kam Arianne Danegger die steilen, unbequemen Stufen herabgeeilt, sie strauchelte, stürzte hin. Mit zwei, drei Schritten war Gerhard bei ihr, um ihr aufzuhelfen. Aber sie konnte nicht auftreten. Es war der linke Fuß, der heftig schmerzte und auch sogleich zusehends anschwoll.

      Gerhard streifte ihr den Lackpumps davon ab. »Der Fuß muß geröntgt werden«, sagte er bestimmt. »Ich werde einen Krankenwagen rufen.«

      »Bloß kein Aufsehen jetzt«, bat sie, aber sie mußte die Zähne zusammenbeißen, so weh tat es.

      »Dann erlauben Sie mir, daß ich Sie ins Krankenhaus bringe. Ich bestelle ein Taxi. Oben ist ein Telefon, ja?«

      Ariane Danegger nickte ergeben. »Er soll aber hier am Hinterausgang vorfahren. Und bringen Sie mir bitte meine Handtasche mit, sie liegt oben im Schreibtisch.«

      Aufblickend gewahrte sie, daß dies derselbe Mann war, der vorhin bei den Amerikanern übersetzt hatte. Doch sie machte keine Bemerkung dazu. Es ärgerte sie zu sehr, daß ihr das jetzt passieren mußte. Hoffentlich war der Fuß nicht gebrochen.

      Oben fand Gerhard Büros und Arbeitsräume vor, in Packpapier gehüllte oder noch ungerahmte Bilder lehnten an den Wänden. Das Taxi würde in wenigen Minuten hier sein. Er hatte seinen Wagen in New York gelassen, um sich hier einen neuen zu kaufen. Dazu war es noch nicht gekommen.

      Ariane war leicht, er nahm sie mühelos auf die Arme und trug sie zum Taxi. Und bald darauf ins nächstgelegene Krankenhaus, wo er sie den Ärzten überließ. Dann wartete er…

      »Sie haben gewartet«, sagte sie erstaunt, als sie nach etwa einer halben Stunde, auf den Arm eines Krankenpflegers gestützt, aus dem Behandlungszimmer kam. Der rechte Fuß trug einen festen Verband.

      »Demnach ist er nicht gebrochen«, bemerkte Gerhard erleichtert, mit einem Blick darauf.

      »Nein, es ist eine Bänderdehnung«, erklärte sie. »Ich wollte gerade zu Hause anrufen, daß man mich abholt.«

      »Ich habe das Taxi warten lassen.«

      »Aber…«

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