Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl страница 33

Название: Mami Staffel 12 – Familienroman

Автор: Sina Holl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740958435

isbn:

СКАЧАТЬ ja«, Frau Melanie betastete ihr kastanienbraun getöntes Haar, das wie stets sorgfältig frisiert war, »warten wir mal ab, was Schilling zustandebringen wird. Du versprichst dir ja sehr viel von ihm, nicht wahr, Leonard?«

      »Gewiß. Wunder wird er auch nicht vollbringen können, aber uns wenigstens vor dem Bankrott bewahren, denke ich.«

      »Ich gehe jetzt hinauf«, sagte Ariane tonlos. »Gute Nacht.«

      Sie ging durch ihre Wohnung, die mehrere Räume umfaßte und nicht minder wertvoll eingerichtet war wie die ihrer Eltern. Seit zwei Jahren wohnte sie wieder in diesem Haus, wo sie aufgewachsen war und ihre erste Jugendzeit verbracht hatte. Dann war sie mit Michael fortgezogen. Bis ans Ende der Welt wäre sie ihm gefolgt.

      Als ihr Leben zerbrach, hatten Vater und Mutter sie heimgeholt, weil sie um sie bangen mußten. Es war ihr völlig egal gewesen, wo sie blieb. Völlig. Sie hätte auch verhungern und verdursten können, was galt es ihr noch.

      Ariane ließ sich in einen Sessel sinken, sie bedeckte die Augen mit der Hand. Michael, Janine, warum kann ich nicht bei euch sein…

      Sie hatten sich sehr geliebt, sie waren unendlich glücklich gewesen. Michael hatte, nach beendetem Studium und erworbenem Doktortitel, seine erste Anstellung als Assistenzarzt in einem Krankenhaus angetreten.

      Ihr Vater hätte sich wohl einen anderen Schwiegersohn gewünscht, einen seines Berufsstandes, der mit ihm die Geschäfte der Bank führen könnte.

      Ein Sohn war ihm versagt geblieben. Nach Jahren vergeblichen Wartens hatte Melanie ihm eine Tochter geboren. Sie blieb das einzige Kind.

      Leonard von Korff hatte dann seine Hoffnung auf einen Enkel gesetzt, den er noch aufwachsen sehen und als seinen Nachfolger heranziehen könnte. Damals war er noch in den Fünfzigern, er fühlte sich nicht zu alt dafür.

      Ariane brachte ein Mädchen zur Welt. Sie wollten noch mehr Kinder. Sie würde ihm schon noch den ersehnten Enkelsohn schenken, so tröstete sie ihn.

      Dann gab es keinen Trost mehr, für niemand.

      Die Skier auf dem Wagen, waren sie losgefahren in die weiße Winterpracht der Berge. Sonne, Schnee und eine jauchzende Janine, die zum ersten Mal mit in Urlaub fuhr. Im kinderfreundlichen Hotel wurden die Kleinen gehütet, wenn die Eltern für ein paar Stunden auf der Piste waren. Ansonsten gab es Fahrten mit dem Pferdeschlitten, in Pelzdecken gehüllt und mit lustigem Glöckchengebimmel, und Spaziergänge im romantischen Gebirgsdorf, Janine auf Papas Schultern.

      Am hellen Vormittag war eine Lawine zu Tal gedonnert und hatte alles unter sich begraben, Häuser, Menschen.

      Michael und Janine waren tot. Sie war es auch. Nur daß ihr Atem noch ging, der Mechanismus ihres Körpers funktionierte.

      Wie vernichtet war auch ihr Vater von diesem Schicksalsschlag, der sie getroffen hatte. Er litt mit ihr, war seitdem nicht mehr der alte. Denn sie hatten eine enge Beziehung zueinander, Vater und Tochter, enger, als Arianes Verbindung zur Mutter war. Melanie war aus anderem Holz geschnitzt.

      Tante Irene war es gewesen, die sie endlich aus der tiefsten Nacht geholt hatte. Ariane hatte, bevor sie heiratete, ein paar Semester Kunstgeschichte studiert, sie sollte ihr in der Galerie helfen, wieder unter Menschen gehen. Sie tat es, wenn auch ohne innere Anteilnahme. Es gab für sie keine Freude mehr an schönen Dingen. Alles, was schön war auf Erden, hatte sie in Michael gelebt.

      Sie würde nie einen anderen lieben können.

      Doch eine Verstandesehe einzugehen, ihrem Vater zuliebe, schien ihr nicht undenkbar. Dann wäre sie doch noch zu etwas nutze.

      Für Schilling wäre es ja auch nichts anderes als dies. Er könnte Teilhaber werden und gesellschaftliche Anerkennung finden, da hatte ihre Mutter schon recht.

      Er hatte ein Kind, fiel es Ariane ein.

      Das würde für sie kein Hinderungsgrund sein. Ihre Janine wäre es nicht. Die brachte ihr niemand zurück.

      Auch in dieser Nacht endeten Arianes letzte Gedanken bei ihrem toten Kind.

      *

      Es sah schlimmer aus als gedacht.

      Gerhard stützte den Kopf in die Hände. Nach tagelanger eingehender Prüfung der Bücher war ihm nun ganz klar, daß hier die Einlagen der Korff-Kunden gefährdet waren, wenn der Sicherungsfonds der Bank nicht um einige Millionen aufgestockt würde.

      Sollte er sie einbringen, die vorläufig noch auf der United States Bank lagen und gute Zinsen brachten?

      Vielleicht schlug er doch den falschen Weg ein. Tat er sich nicht etwas an, das er im Grunde gar nicht nötig hatte?

      Er war darauf gefaßt gewesen, daß die Herren in diesem Hause ihn nicht gerade willkommen heißen würden. Aber daß ihm versteckte Feindseligkeit entgegenschlug, störte ihn doch, auch wenn er nicht eben dünnhäutig war. Sie waren sich über die Rolle des Fremden nicht klar, den ihnen der Chef sozusagen vor die Nase setzte. Sie betrachteten ihn wohl als eine Art Schnüffler, der ihnen auf die Finger sehen sollte. Das konnten sie natürlich nicht brauchen bei ihren sonderbaren Machenschaften.

      In einer unguten Atmosphäre aber würde sich schlecht arbeiten lassen. Andererseits – sollte er wirklich schon aufgeben? Das widerstrebte ihm. Es lag nicht in seiner Art.

      »Machen Sie doch auch Schluß für heute, Herr Schilling«, sagte Korff eintretend. »Ich wollte Ihnen vorschlagen, daß wir zusammen essen gehen.«

      Sie fuhren in ein kleines, feines Restaurant.

      Klein, aber fein, das war früher einmal die Devise der ehrwürdigen Privatbank Korff gewesen. Es war nicht mehr viel davon übrig geblieben.

      Korff schien seinem jungen Begleiter die Gedanken von der Stirn abzulesen. »Es sieht nicht gut aus, nicht wahr«, sagte er bedrückt, während er nach der Speisekarte griff.

      »Nein«, sagte Gerhard ebenso.

      Der Ältere blickte auf. »Sie werden doch nicht schon die Segel streichen wollen?« fragte er bang.

      »So schnell gebe ich nicht auf«, meinte Gerhard ausweichend.

      Sie nahmen eine leichte Mahlzeit zu sich.

      »Wie geht es Ihrer Tochter?« erkundigte sich Gerhard höflich. »Es gibt hoffentlich keine Nachwirkungen von dem Sturz.«

      »Sie spürt nichts mehr. Das war ja auch nur eine Geringfügigkeit gegenüber alldem, was sie schon erleiden mußte.«

      »Sie meinen, an seelischem Schmerz«, sagte Gerhard.

      »Ja. Meine Tochter Ariane hat Mann und Kind bei einem Lawinenunfall verloren. Daran ist sie fast zerbrochen.«

      »Ich habe davon gehört«, nickte Gerhard. »Damit ist ihr mehr auferlegt worden, als ein Mensch tragen kann. Sie tut mir sehr leid.«

      »Würden Sie meine Tochter heiraten, Herr Schilling?«

      Gerhard glaubte nicht recht gehört zu haben. Diese beinahe beiläufig gesagten Worte konnte Korff doch nicht ernst gemeint haben! Befremdet sah er sein Gegenüber an. »Sie belieben zu scherzen, Herr von Korff«, СКАЧАТЬ