Название: Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker Staffel
isbn: 9783740971366
isbn:
»Selbst der Laie weiß inzwischen, daß hier im Shelfgebiet nach Öl und Erdgas gebohrt wird«, schickte er sachlich voraus und wirkte überhaupt nicht skurril. »Sie kennen ja die schwimmenden Bohrinseln, nicht wahr? Okay! Es geht um Rieseneinsätze und Summen. Es geht um Informationen. Und solche Informationen, Kindchen, liefern die Bohrkerne, die man aus der Tiefe herausholt. Sie geben Aufschluß darüber, wie weit die, Konkurrenz ist, wann man wo wahrscheinlich fündig wird. Daraus lassen sich nun wieder Aktienbewegungen an der Börse auslösen.«
»Ich glaube, daß ich bereits verstanden habe, Mr. Spellman. Mit einer Vorinformation kann man richtig spekulieren.«
»Schnell erfaßt, Kindchen.« Er nickte zufrieden. »Solche Bohrproben müssen unauffällig an Land geschafft werden. Sie dürfen dem Zoll nicht per Zufall in die Hände fallen. Dazu lasse ich Seejungfrauen arbeiten.«
»Jetzt hakt es aber kurz bei mir aus, Sir.«
»Erstklassige Schwimmerinnen, die die Proben hier an der Küste heimlich an Land schaffen. Sie werden draußen auf See abgesetzt, transportieren das Material zur Küste und kassieren dafür viel Geld. Steuerfrei, wie Sie sich denken können.«
»Haben Sie Nachwuchssorgen, weil Sie mir das vorschlagen, Mr. Spellman?«
»An gutem Nachwuchs bin ich immer interessiert.«
»Bin ich heute etwa getestet worden, Sir? War der Steinschlag inszeniert? Steht Mr. Walker auch bei Ihnen unter Vertrag?«
»Wir sind eine große Familie«, lautete seine ausweichende Antwort, die überhaupt nichts besagte. »Sie können Mitglied dieser Familie werden, Miß Wells.«
»Wollen Sie mich aufs Glatteis führen?« fragte sie mißtrauisch, »wieso sagen Sie mir das alles so offen, Sir? Sie wissen doch gar nicht, wer ich bin.«
»Das wurde inzwischen festgestellt.«
»Mir geht ein Licht auf. Mein neuer Arbeitgeber Carty hat das für Sie besorgt, nicht wahr?«
»Sie denken schnell und logisch, Kindchen. Das gefällt mir an Ihnen.«
»Was kann ich pro Monat machen?« Ihr Ton wurde knapp und geschäftsmäßig.
»Sie bekommen eine Pauschale, Kindchen. Und pro Einsatz eine Prämie, um ganz genau zu sein. Die Pauschale beträgt fünfhundert Pfund im Monat, die Einsatzprämie beläuft sich auf hundert Pfund.«
»Das ist aber viel Geld«, gab Jane Wells fast andächtig zurück. »Ich glaube, Sie haben mich bereits überredet.«
»Müssen wir weiter nach Panrose fahren? Oder können wir zurück nach Peterhead?«
»Drehen Sie um«, gab Jane Wells lächelnd zurück, »ich habe mich in dieses kleine Fischernest verliebt!«
*
Neptun und die beiden anderen Wassermänner kamen aus dem kleinen Hotel und setzten sich in ihren Ford. Sie hatten die feste Absicht, zwei Schellfische einzufangen. Sie waren sich ihrer Sache diesmal sicher und strotzten nur so vor Energie. Sie wollten sich auf keinen Fall den Zorn ihres Bosses zuziehen.
Steven hatte das Steuer übernommen, Hale saß neben ihm, Brian lungerte auf dem Rücksitz. Die drei jungen Gangster achteten überhaupt nicht auf den Zwickerträger, der am Ende der schmalen Straße stand und die Auslage eines Schaufensters betrachtete.
Sie fuhren schwungvoll an und waren ahnungslos.
Keiner von ihnen sah die schwarze Zigarre unter dem Sitz des Fahrers, die auf den ersten und zweiten Blick hin einen völlig normalen und harmlosen Eindruck machte. Daß sie von dem Zwickerträger in den Ford praktiziert worden war, verstand sich am Rand. Der ältere Herr hatte das mit Leichtigkeit geschafft, denn die drei Wassermänner hatten ihren Wagen leichtsinnigerweise nicht abgeschlossen.
Diese Zigarre wurde nach etwa zehn Minuten aktiv, doch die drei Gangster merkten nichts davon. Die Zigarre atmete automatisch aus und schickte ein unsichtbares Gas in den Wagen, worauf die drei jungen Männer ungemein heiter und fröhlich wurden.
Sie lachten plötzlich grundlos auf, sangen Lieder und fanden die Welt lebenswert.
Die Zigarre unter dem Fahrersitz aber verbreitete weiterhin dieses Gas der Fröhlichkeit, bis dem Fahrer dann doch ein wenig mies wurde. Er hatte plötzlich mit Mundwasser zu kämpfen, lachte nicht mehr und lenkte den Ford schleunigst von der Küstenstraße herunter. Er stellte ihn in einem Feldweg ab, sprang aus dem Wagen und rannte hinter dichtes Strauchwerk, um hier seinen Magen zu entleeren.
Hale tat es ihm nach, kurvte hinter einen Wacholderstrauch und fühlte sich elend.
Brian brachte diese Energie nicht mehr auf.
Er blieb gleich neben dem Wagen, rutschte auf seiner Hose und starrte trübselig auf den Heideboden. Er hatte es mit einem fast bösartigen Schluckauf zu tun, der ihn immer heftiger durchschüttelte.
»Ich glaube, ich sterbe«, murmelte Steven, nachdem er zum Ford zurückgekommen war.
»Ich bin schon tot«, behauptete Hale.
»Ich geh’ kaputt«, prophezeite Brian.
Die drei Gangster lagen neben dem Wagen und konnten sich nicht erklären, woher ihre Todessehnsucht kam. Sie lagerten sich im Heidesand und dachten nicht im Traum an zwei Schellfische, die sie an Land ziehen sollten. Sie waren nicht in der Lage, zurück in den Ford zu steigen. An ein Weiterfahren nach Panrose war überhaupt nicht zu denken.
Es dauerte gut und gern eine Stunde, bis sie wieder einigermaßen fähig waren, ihre Lage zu überdenken. Sie kamen zu dem Schluß, daß sie möglichst sofort zurück nach Peterhead fahren sollten.
Den geplanten Fischfang hatten sie inzwischen sogar vergessen.
Im Schrittempo steuerte Steven den Ford zurück in die Fischerstadt. Mit Mühe und Not erreichten sie das kleine Hotel, schleppten sich hinauf in ihre Zimmer und begaben sich zu Bett. Sie waren restlos fertig, hatten es aber noch nicht überstanden, wie sich bald heraussteilen sollte. Der ältere Herr mit dem Zwicker hatte zusätzliche Weichen gestellt.
Alarmiert durch einen anonymen Anruf erschienen dreißig Minuten später zwei Mitglieder der Kriminalabteilung und sahen sich die Wassermänner aus nächster Nähe an. Sie fanden Schußwaffen, Munition und sogar im Kofferraum des Ford eine Maschinenpistole und etwas Dynamit.
Damit war sichergestellt, daß die drei Gangster, die zumindest zwei Männer mitsamt einem Jeep in die Luft gejagt hatten, erst mal in sichere Zellen gesteckt wurden.
*
»Darf ich hoffen, Mylady, daß meine Eigenmächtigkeit toleriert wird?« erkundigte sich Josuah Parker später. Er hatte sich von einem Taxi zu dem kleinen Behelfsflugplatz hinausbringen lassen und war hier verabredungsgemäß auf seine Herrin gestoßen.
»Sie haben diese Subjekte viel zu anständig behandelt«, ärgerte sich die Detektivin.
»Hoffentlich werden Mylady mir noch mal verzeihen.«
»Kaum«, sagte sie grimmig, »warum habe ich mich auch hierher auf den Flugplatz abschieben lassen! Ich wußte doch gleich, daß Sie mich wieder hereinlegen würden.«
СКАЧАТЬ