Chefarzt Dr. Norden Box 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Название: Chefarzt Dr. Norden Box 5 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Box

isbn: 9783740970574

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СКАЧАТЬ ihren Gefühlen freien Lauf lassen zu können. Mehr war nicht nötig. Dummerweise verhielt es sich mit Tränen wegen eines Unglücks ganz anders. Bei Schicksalsschlägen wie Arbeitslosigkeit oder dem Verlust eines geliebten Menschen war es das Wichtigste zuzuhören. In diesen Fällen musste ein Mann zeigen, dass er für sie da war. Phrasen wie ›Das wird schon wieder‹ waren strengstens verboten, echtes Interesse das Wertvollste, das ein Mann bieten konnte. Aber was, wenn ein Mann selbst die Tränen verursacht hatte? Dann half nur noch, die Schuld zu bekennen und sich ernsthaft zu entschuldigen. Drei verschiedene Reaktionen auf weibliche Tränen? Zum Glück ersparte Felicitas ihrem Sohn, das Problem mit einer Wahrschein­lichkeitsrechnung zu lösen. Sie schluckte die Tränen hinunter, sammelte ihre Siebensachen zusammen, die sie um sich herum verstreut hatte, und stand auf.

      »Du hast recht. Ich habe überhaupt keinen Grund zum Weinen. Ganz im Gegenteil!« Sie machte ein paar Schritte.

      Wie angewurzelt stand Jan da und sah seiner Mutter nach.

      »Wo willst du hin?«, fragte er. »Das Taxi steht draußen. Nicht hier in der Lobby.«

      »Ich muss zu deinem Vater! Kümmerst du dich um meine Tasche?« Sie deutete auf die grüne Reisetasche neben dem Lounge-Sofa, ehe sie sich abwandte und winkend davon ging.

      *

      Tobias Lichte lag im Bett und sah seiner Frau dabei zu, wie sie mit verschränkten Armen vor dem Fußende auf und ab ging. Immer wieder hob sie den Arm, zog den Ärmel zurück. Die Uhr blitzte auf.

      »Du kannst wirklich gehen, Natascha.«

      Sie blieb stehen. Die Bettumrandung aus Chrom beschlug unter ihren Händen.

      »Ich habe überhaupt kein gutes Gefühl, dich hier allein zu lassen.«

      Tobias lächelte.

      »Du bist ein Schatz.« Er hauchte einen Kuss durch die Luft. »Aber du kannst wirklich fahren. Denk an dein Konzert! An all die Menschen, die viel Geld bezahlt haben, um dich spielen zu hören. Du darfst sie nicht enttäuschen.«

      »Stimmt schon.« Ihre Fingernägel klapperten auf der Bettumrandung. »Trotzdem …«

      »Ich bin hier in guten Händen. Du hast doch selbst recherchiert und herausgefunden, dass es niemand Besseren für diesen Eingriff gibt, als diese Klinik und Dr. Norden.«

      »Aber vielleicht musst du ja gar nicht operiert werden. Vielleicht ist es wirklich nur eine Reizung, die vorübergeht. Wie die letzten Male auch.«

      Tobias legte sich zurück und schob einen Arm unter den Kopf.

      »So kann es doch nicht weitergehen, mein Schatz. Du hast selbst gesagt, dass dich diese nervliche Belastung aufreibt. Diese Unsicherheit. Auch deshalb bin ich hier. Und ziehe die Sache jetzt durch! Und du fliegst jetzt nach Paris und gibst heute Abend dein Konzert.«

      »Ich weiß nicht.« Natascha setzte ihren Marsch fort. Wie Regen trommelten ihre Absätze auf das Vinyl in Schiffsbodenoptik. Mit normalen statt der Klinikbetten hätte man sich in diesem Zimmer wie zu Hause fühlen können.

      Tobias’ Stirn wellte sich wie ein See, über den ein leichter Wind strich. Auch das Lächeln hatte die Brise mitgenommen.

      »Du tust gerade so, als ginge es um Leben und Tod. Aber das hier ist nicht wie bei deinem Vater. Du musst endlich aufhören zu denken, dass sich die Geschichte wiederholt.« Etwas sanfter fügte er hinzu. »Für mich ist diese Operation ein Klacks. Aber wenn ich mir vorstelle, ein Konzert vor Hunderte von Menschen zu geben …« Er schnitt eine Grimasse, schüttelte sich. »Dann doch lieber zehn Blinddarmoperationen.«

      Natascha zögerte. Sie trat an die Seite ihres Mannes, griff nach seiner Hand.

      »Ein Glück, dass du nur einen hast.« Plötzlich war ihre Stimme watteweich.

      Tobias sah sie an. Er kannte den Ausdruck in ihren Augen. Wusste, dass nicht mehr viel fehlte.

      »Du musst los.« Er zog sie an sich und küsste sie. »Guten Flug.«

      Natascha lachte leise an seinen Lippen.

      »Du kennst mich gut.« Sie küsste ihn wieder. »Pass auf dich auf! Wenn dir ein Leid geschieht, kaufe ich mir diesen Dr. Norden.«

      »Ich werde es ihm ausrichten.«

      *

      Die Akte seines Patienten in der einen und eine Tasse Kaffee in der anderen Hand bog Dr. Gruber um die Ecke. Und zuckte zurück. In letzter Sekunde gelang es ihm, einen Zusammenstoß mit Christine Lekutat zu verhindern.

      Sie erholte sich schneller von dem Schrecken als er.

      »Alle Achtung. Sie haben ja Temperament. Dabei haben Sie mich immer an eine Packung Schlaftabletten erinnert.«

      Und Sie mich an die Venus von Willendorf!, schoss es Benjamin durch den Kopf. Die 30.000 Jahre alte kleine Steinfigur galt als ältestes Fundstück Österreichs. Mit dem üppigen Busen, den starken Hüften und Schenkeln, dem vorstehenden Bauch und dem ausgeprägten Gesäß hatte sie in der Tat Ähnlichkeit mit Christine Lekutat. Laut ausgesprochen hätte der Assistenzarzt das allerdings nie. Dazu war er einfach zu gut erzogen.

      »Tut mir leid!«, erwiderte er leise und bückte sich, um den verschütteten Kaffee mit einem Taschentuch vom Boden aufzuwischen. Mit gesenkten Augen ging er an der Kollegin vorbei.

      Die Lekutat sah ihm nach.

      »Ach, ich habe gehört, der Chef hat Sie für die Leitung einer OP eingeteilt«, rief sie über den Flur.

      Benjamin schickte einen Blick in den Himmel. Blieb ihm denn heute nichts erspart?

      »Stimmt. Darauf muss ich mich noch vorbereiten. Wenn Sie mich bitte entschuldigen …«

      Er ging weiter.

      Gleich darauf hörte er das Wetzen von Stoff zwischen zwei Oberschenkeln. Dr. Lekutat hatte es sich anders überlegt und folgte ihm. Er verschwand hinter dem Tresen und setzte sich an einen Computer in der Hoffnung, die Chirurgin würde sich abschütteln lassen. Sie erfüllte sich nicht.

      »Warum denn so eilig, junger Mann?«

      »Wie gesagt, ich muss mich noch vorbereite …«

      »Sie wollen im Ernst mit diesen Augen operieren?«

      Musste sie so laut schreien? Er war doch nicht schwerhörig. Benjamins Blick flog über die Kollegen. Ein Arzt unterhielt sich mit einer Schwester am Tresen. Der Kollege Weigand war in eine Patientenakte vertieft. Das Telefon klingelte. Pfleger Sascha steckte bis zur Hüfte in einem der Schränke und suchte etwas. Alle waren mit ihren Aufgaben beschäftigt und schienen der Lekutat keine Beachtung zu schenken. Und Lästerschwester war auch keine in Sicht. Dr. Gruber atmete auf.

      »Wenn Sie mein Augenflimmern meinen, das ist momentan wieder weg. Außerdem ist es mir gelungen, ein paar Ursachen auszuschließen.«

      Christine Lekutat stemmte die gepolsterten Hände in die Hüften.

      »Und welche?«

      Benjamin zog einen kleinen Block aus der Kitteltasche. Er überflog seine Notizen.

      »Hmmm СКАЧАТЬ