Chefarzt Dr. Norden Box 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Box 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 5

Название: Chefarzt Dr. Norden Box 5 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Box

isbn: 9783740970574

isbn:

СКАЧАТЬ

      Irgendwo klingelte ein Handy. Plötzlich hatte es Natascha Lichte eilig.

      »Vielen Dank.« Im Weggehen nestelte sie das Mobiltelefon aus der Tasche. Ihre Stimme übertönte die Geräuschkulisse am Tresen noch, als sie schon meterweit entfernt war.

      Kopfschüttelnd sah Dr. Norden ihr nach. Ein Gedanke kam ihm in den Sinn, und er sah sich um.

      »Apropos Tobias Lichte. Wo steckt eigentlich der Kollege Gruber? Der soll nachher die OP leiten.«

      Elenas Miene strahlte auf.

      »Seine erste?«

      Daniel nickte.

      »In letzter Zeit wirkte er etwas fahrig. Ich dachte mir, dass ihm diese Erfahrung zu etwas mehr Selbstsicherheit verhelfen könnte.«

      »Ich gehe ihn suchen«, versprach Schwester Elena.

      Sie schnappte sich ein paar Akten, die sie den Lästerschwestern zur Bearbeitung anvertrauen wollte – Arbeit hielt vom Gerüchtestreuen ab –, und machte sich auf den Weg.

      *

      Lange musste die Pflegedienstleitung nicht suchen. Sie fand den jungen Kollegen im Aufenthaltsraum. Er saß am Computer und suchte nach Krankheiten, die zu seinen Symptomen passten. Gebannt starrte er auf den Bildschirm.

      Seine Lippen bewegten sich lautlos. Lärm machten nur die Schritte auf dem Flur. Diesmal gingen sie nicht vorbei. Schnell klickte er auf einen anderen Reiter in der oberen Leiste des Bildschirms. Anatomie des Menschen.

      »Querverlaufdender Dickdarm, Leerdarm, Blinddarm«, benannte er die Körperteile auf dem Monitor. Mit einem Auge schielte er hinüber zur Tür.

      Elena steckte den Kopf herein.

      »Hast du kurz Zeit?«

      Er zuckte zusammen.

      »Hast du mich jetzt erschreckt!«

      Sollte sie ihm sagen, dass er ein schlechter Lügner war?

      »Tut mir leid.« Elena schloss die Tür hinter sich und gesellte sich zu ihrem Kollegen. Sah ihm über die Schulter. »Hoffentlich ist der Kerl, dem du zu Leibe rücken darfst, auch so gut gebaut.«

      Er lachte nicht.

      »Meine erste OP-Leitung.«

      »Ich weiß. Ich habe es vorhin vom Chef persönlich erfahren. Gratulation.«

      Benjamin rang sich ein Lächeln ab.

      »Danke. Kannst du mich vielleicht ein bisschen abfragen?«

      »Es geht doch nur um einen Blinddarm.« Elena legte den Kopf schief und musterte ihn. Dieses Blinzeln. Erst neulich war ihr ein Buch über Körpersprache in die Hände gefallen. Was versuchte Benjamin, vor ihr zu verbergen?

      »Bist du etwa nervös?«

      »Quatsch«, erwiderte er eine Spur zu schnell. »Ich will nur keinen Fehler machen.«

      »Verständlich.« Elena meinte es ernst. Mit dem Chef zu operieren, war auch für sie immer noch eine große Sache. Selbst wenn sie privat mit ihm und seiner Frau Fee befreundet war. Beim Gedanken an Felicitas wurde ihr Herz schwer. Schnell konzentrierte sie sich wieder auf den Assistenzarzt. »Was hältst du eigentlich von Tobias Lichte?«

      »Sympathischer Mann. Meiner Ansicht nach spielt er ein bisschen zu viel auf dem Handy herum. Aber das ist ja nicht mein Problem.«

      Elena klemmte die Akten vor die Brust und sah Benjamin nachdenklich an.

      »Ich glaube eher, damit versucht er, seine Angst in den Griff zu bekommen.«

      Tobias? Angst?

      »Meinst du wirklich?«, fragte Benjamin mit großen Augen.

      Beim Anblick ihres jungen Kollegen zog sich Elenas Herz zusammen. Sie hätte noch so viel zu sagen gehabt. Doch die Akten in ihren Armen erinnerten sie daran, dass sie anderes zu tun hatte, als ihrem Kollegen Mut zuzusprechen.

      »Mach dir nicht so viele Sorgen um das Medizinische. Ich kenne keinen korrekteren Arzt als dich. Versuche lieber, ihm Sicherheit zu geben.« Sie zwinkerte ihm zu und verließ das Zimmer.

      Mit angehaltenem Atem wartete Dr. Gruber darauf, dass die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Erst dann vergrub er das Gesicht in den Händen. Seine Augen flimmerten! Schon wieder! Und er hatte immer noch keine Ahnung, was ihm fehlte.

      *

      »Wenn du hier wartest, dirigiere ich das Taxi vor die Tür«, machte Janni ein Angebot, das Fee nicht ausschlagen konnte.

      Gerda Schramm hatte ihr ans Herz gelegt, Sport zu machen. Schwer vorstellbar, wo sie doch nach wenigen Metern atmete wie ein wilder Stier. War sie einmal ein sportlicher Mensch gewesen? Felicitas erinnerte sich nicht.

      »Ich laufe auch bestimmt nicht weg«, versprach sie und sank auf eines der Lounge-Sofas in der Lobby. Vor ihr stand ein kleiner Tisch aus Kunstleder. Eine vielgelesene Zeitschrift lag darauf. Aber Fee hatte keine Lust auf Lesen. Gab es überhaupt etwas, worauf sie noch Lust hatte? Sie lehnte sich zurück und sah sich um.

      Eine Frau durchquerte die Lobby. Den rechten Arm trug sie in einer schwarzen Schiene vor dem Bauch. Der linke war so geschient, dass sie ihn nicht abwinkeln konnte. Wie eine Polizistin, die den Verkehr regelte. Der Mann neben ihr redete ohne Punkt und Komma auf sie ein. Fee ließ den Blick weiter schweifen. Sie sah gebrechliche Menschen in sportlichen Jogginghosen. Alte Damen mit Lockenwicklerfrisuren in wattierten Morgenmänteln. Patienten mit Krücken oder Rollstuhl, die fahrbaren Infusionsständer im Schlepptau. Ein buntes Durcheinander aus Besuchern, Ärzten, Patienten, Schwestern und Pflegern, mit geschäftigen, bedrückten oder fröhlichen Gesichtern. Sie alle waren wie Fee. Und doch gab es einen Unterschied: Im Gegensatz zu ihr erinnerten sie sich alle an ihre Vergangenheit. Nur sie, Dr. Felicitas Norden, hatte keine Ahnung, wer sie war. Mit Tränen in den Augen wandte sie sich ab. Sie suchte in ihrer Strickjacke nach einem Taschentuch. Zuckte zurück, als sie auf etwas Hartes, Kühles stieß.

      »Ach, der Musikspieler.« Sie zog das Kästchen mitsamt dem Kabel heraus. Drehte und wendete die Streichholzschachtel und fand schließlich einen Knopf zum Einschalten. »Na ja, warum eigentlich nicht?« Sie nestelte die Stöpsel, die an den Kabelenden baumelten, in die Ohren und schaltete ein. Einaudis Hände tanzten über die Klaviertasten. Fee schloss die Augen. Die Welt um sie herum löste sich auf. Sie hörte nur noch die Musik. Summte mit, als hätte sie nicht ihr Gedächtnis verloren.

      Und plötzlich lag alles vor ihr, als hätte sie es nie vergessen.

      Sie saß an ihrem Schreibtisch in der Klinik. Eine ganze Weile fühlte sie sich schon nicht mehr gut, irgendwie krank. Doch so schlimm wie an diesem Morgen war es noch nie gewesen. Die Stiche in der Brust glichen eher einem Druckschmerz. Deshalb dachte sie nicht sofort ›mein Herz‹. Sie ärgerte sich vielmehr über die Kollegen. Über Elena und Matthias Weigand, die auf dem Flur standen und schwatzten. Dagegen gab es nur ein Mittel. Fee schaltete den CD-Spieler auf ihrem Schreibtisch ein. Ludovico Einaudis Hände tanzten über die Klaviertasten. Sie entspannte sich ein bisschen. Vielleicht waren die Schmerzen nur Verdauungsstörungen, hervorgerufen von Popcorn und Nachos, die sie СКАЧАТЬ