Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs - Charles Dickens страница 33

Название: Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183197

isbn:

СКАЧАТЬ Krug: ob er seine Rührung verbergen oder den Inhalt bis zum letzten Tropfen aufsaugen wollte, kann ich nicht bestimmt entscheiden. Wir wissen nur, daß er plötzlich absetzte, lang und tief Atem schöpfte und sich neugierig umsah. Da traten zwei von den ersten Mitgliedern des Dingleydellklubs mit den Worten zu Herrn Pickwick:

      »Wir werden im blauen Löwen ein Essen einnehmen, Sir. Wir hoffen, Sie und Ihre Freunde werden uns die Ehre schenken.«

      »Natürlich«, sagte Herr Wardle. »Zu unsern Freunden zählen wir auch Herrn – – –« hier sah er den Fremden an.

      »Jingle«, sagte der gewandte Mann, den Wink augenblicklich auffassend. »Jingle – Alfred Jingle, Ritter von Ohneschloß auf Nirgendheim.«

      »Ich bin überzeugt, daß es mir dort sehr gefallen wird«, sagte Herr Pickwick.

      »Mir auch«, sagte Herr Alfred Jingle, faßte Herrn Pickwick an dem einen und Herrn Wardle an dem andern Arm, und flüsterte Pickwick mit dem Tone der Zuversicht ins Ohr:

      »Verdammt gutes Essen – kalt, aber kapital – schielte diesen Morgen ins Zimmer – Geflügel, Pasteten und alles Mögliche – lustige Kerle das – auch gut benommen – sehr gut.«

      Da man weiter keine Vorbereitungen mehr zu treffen hatte, schlenderte die Gesellschaft in Gruppen zu zwei und drei langsam in die Stadt. Nach einer Viertelstunde saßen alle im großen Saale des blauen Löwen von Muggleton – Herr Dumkins führte den Vorsitz, und Herr Luffey hatte die Würde des Vizepräsidenten.

      Nun ging ein allgemeines Geplauder an: Messer, Gabeln und Teller wurden mit großem Geräusch in Bewegung gesetzt. Drei dickköpfige Aufwärter liefen unaufhörlich aus und ein, und die deftigen Speisen verschwanden mit Blitzesschnelle von der Tafel. Zur Steigerung der allgemeinen Aufregung aber trug der scherzhafte Herr Jingle wenigstens sechsmal soviel bei als irgendein anderes Mitglied der Gesellschaft.

      Nachdem jeder gegessen, was er konnte, wurde abgedeckt, damit Flaschen, Gläser und Dessert Raum gewännen. Die Kellner trugen ab, oder, um es deutlicher zu sagen, trugen die Reste der Speisen und Getränke, deren sie noch habhaft werden konnten, aus dem Saal, um sie zu eigenem Gebrauch und Nutzen zu verwenden.

      Mitten in dem allgemeinen Getöse der Tafelfreuden und der einsetzenden Unterhaltung fiel ein kleiner Mann auf mit einem wichtigtuenden Gesicht, das zu sagen schien: störe mich nicht in meinen Betrachtungen, oder ich will euch allen widersprechen. Er rührte sich nicht und warf nur zuweilen, wenn das Gespräch stockte, Blicke um sich, als wollte er irgend etwas höchst Gewichtiges vorbringen. Dann und wann räusperte er sich auch mit unbeschreiblicher Würde. Endlich rief er während einer kleinen Pause mit sehr lauter, feierlicher Stimme:

      »Herr Luffey!«

      Jedermann schwieg, als der Angeredete antwortete:

      »Sir!«

      »Ich wünsche einige Worte an Sie zu richten, Sir, wenn Sie die Herren bitten wollen, ihre Gläser zu füllen.«

      Herr Jingle ließ im Tone der Gönnerschaft ein »Hört! Hört!« vernehmen, das von den übrigen Mitgliedern der Gesellschaft wiederholt wurde. Nachdem die Gläser gefüllt waren, nahm der Vizepräsident eine Miene der gespanntesten Aufmerksamkeit an und sagte:

      »Herr Staple.

      »Sir,« begann der kleine Mann aufstehend, »ich wünsche das, was ich zu sagen habe, an Sie zu richten, statt an unsern würdigen Präsidenten, weil unser würdiger Präsident gewissermaßen – ich darf sagen, in hohem Grade – der Gegenstand dessen ist, was ich zu sagen oder vielmehr zu – zu –«

      »Vorzutragen habe«, ergänzte Herr Jingle.

      »– Ja, vorzutragen«, sagte der Kleine: »ich danke meinem ehrenwerten Freunde, wenn er mir erlauben will, ihn so zu nennen – (vier »Hört«, von denen gewiß eines aus dem Munde des Herrn Jingle kam) um der Gefälligkeit willen, womit er mir auf den rechten Ausdruck geholfen. Mein Herr, ich bin ein Deller – ein Dingleydeller (Beifall). Ich kann keinen Anspruch auf die Ehre machen, ein Glied der Bevölkerung von Muggleton zu sein, und ich gestehe es offen, Sir, ich begehre auch diesen Vorzug nicht. Das Warum sollen Sie gleich hören, Sir. (Hört.) Ich gönne Muggleton alle und jede Ehre und Auszeichnung, die es mit so großem Recht beanspruchen kann. Seine Verdienste sind zu zahlreich und zu allgemein bekannt, als daß ich sie hier aufzählen sollte. Doch wenn ich daran denke, daß Muggleton einen Dumkins und einen Podder hervorgebracht, so laßt uns auch nicht vergessen, daß Dingley Dell einen Luffey und einen Struggles aufzuweisen hat. (Lärmender Beifall.) Glaubt ja nicht, ich wolle die Verdienste der erstgenannten Herren herabsetzen. Nein, Sir; ich beneide Sie um Ihre seligen Gefühle bei dieser Gelegenheit (Beifall). Jeder von diesen Herren ist wahrscheinlich mit der Antwort jenes Mannes bekannt, die er von seiner Tonne aus dem Kaiser Alexander gab: – ›Wenn ich nicht Diogenes wäre,‹ sagte er, ›so möchte ich Alexander sein.‹ Ich stelle mir vor, diese Herren denken auch: ›wenn ich nicht Dumkins wäre, so möchte ich Luffen sein; wenn ich nicht Podder wäre, so möchte ich Struggles sein.‹ (Stürmischer Beifall.) Doch, meine Herren von Muggleton, ist es bloß im Kricket, daß sich Ihre Mitbürger so sehr auszeichnen? Haben Sie von Dumkins und seiner Entschlossenheit gehört? Haben Sie nie gelernt, mit dem Namen Podder den Begriff der strengsten Rechtlichkeit zu verbinden? (Großer Beifall.) Sind Sie je bei der Verteidigung Ihrer Rechte, Ihrer Freiheiten, Ihrer Privilegien, wenn auch nur für einen Augenblick, in Mutlosigkeit und Verzweiflung versetzt worden? Und wenn sie niedergedrückt waren, hat nicht der Name Dumkins das erloschene Feuer in Ihrer Brust wieder angefacht? Und ist es nicht durch ein Wort von diesem Manne wieder aufgelodert, als wäre es nie erloschen? (Großer Beifall.) Meine Herren, ich bitte Sie, den vereinten Namen Dumkins und Podder ein donnerndes Lebehoch zu bringen.«

      Der Kleine schwieg, und die Gesellschaft schrie, schlug auf den Tisch und fand für den ganzen Abend des Lärmens kein Ende. Es wurden wieder heitere Toaste ausgebracht. Herr Luffey und Herr Struggles, Herr Pickwick und Herr Jingle wurden nacheinander in prächtigen Reden bis in den Himmel gehoben, und jeder bedankte sich pflichtschuldigst für die ihm erwiesene Ehre.

      Wir sind begeistert von der großen Sache, der wir uns gewidmet haben. Wir haben das stolze Bewußtsein von einer Leistung, die uns die Unsterblichkeit sichern müßte. Aber ach, sie schwindet wieder! Denn fürwahr: wir könnten uns über uns selbst erheben, vermöchten wir unsern wißbegierigen Lesern auch nur eine bescheidene Skizze von den Reden zu geben, die bei dieser Festivität noch alle gehalten wurden. So bot Herr Snodgraß wie gewöhnlich eine Fülle von Aphorismen, die uns ohne Zweifel die unterrichtendsten und schätzbarsten Belehrungen gegeben haben würden, hätte nicht der Feuerström der Rede oder der fiebererregende Einfluß des Weines die Hand unseres Berichterstatters so unsicher gemacht, daß seine Schrift ebenso unleserlich wie seine Darstellung verworren wurde. Unserm unermüdeten Forschungseifer verdanken wir es, daß wir einige flüchtige Andeutungen hinzuwerfen imstande waren, die den Zügen der Sprecher nicht ganz unähnlich sind, und wir glauben auch den Anfang eines Liedes herausbringen zu können (wenn es anders auch wirklich von Herrn Jingle gesungen wurde), in dem die Worte »Bowl«, »Glanz«, »Rubin«, »Goldschimmer« und »Wein« nach kurzen Zwischenräumen wiederholt vorkommen. Wir glauben auch am Schlusse der Notizen etwas von »Zänkerei und Schlägerei« und dann die Worte »kalt« und »draußen« zu finden: doch da jede Vermutung, die wir darauf bauen könnten, notwendig bloß auf Mutmaßungen hinauslaufen würde, so wollen wir gar keinen Folgerungen nachdenken, auf die wir etwa stoßen könnten.

      Wir wollen deshalb zu Herrn Tupman zurückkehren und am Schlusse nur noch bemerken, daß man wenige Minuten vor zwölf Uhr den Kern der Dingtey Deller und Mungletoner Honoratiorenschaft noch mit großem Gefühl und Nachdruck das schöne und geistvolle Nationallied singen hörte:

      »Wir СКАЧАТЬ