Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Charles Dickens
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Название: Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183197

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СКАЧАТЬ unaufhörliche Geschrei der nichts ahnenden Krähen verriet ihren Aufenthalt ohne weitere Belehrung.

      Der alte Herr legte die eine Flinte auf den Boden und lud die andere.

      »Hier sind sie«, sagte Herr Pickwick, und wie er so sprach, erschienen die Gestalten der Herren Tupman, Snodgraß und Winkle im Hintergrunde. Der fette Junge, der nicht ganz gewiß war, welchen Herrn er rufen sollte, hatte scharfsinnigerweise alle gerufen, um der Möglichkeit eines Irrtums vorzubeugen.

      »Kommen Sie herauf«, rief der alte Herr, sich an Herrn Winkle wendend; »ein kühner Schütze wie Sie sollte schon lange bei der Hand sein, und wäre die Arbeit noch so unbedeutend.«

      Herr Winkle antwortete mit einem gezwungenen Lächeln, und nahm die herrenlose Flinte mit der Miene eines gelassenen Missetäters, der den Verkünder seines gewaltsamen Todes vor sich sieht. Es mag Mut gewesen sein, aber es sah der Angst merkwürdig ähnlich.

      Der alte Herr winkte, und zwei zerlumpte Jungen begannen alsbald auf zwei von den Bäumen zu klettern.

      »Was haben diese Burschen vor?« fragte Herr Pickwick rasch.

      Er war etwas unruhig, denn er wußte nicht, ob sich die Jungen nicht vielleicht aus Armut, von der er schon oft und viel gehört hatte, daß sie auf dem Lande zu Hause sei, zur Zielscheibe ungeschickter Schützen hergäben, um durch dieses gefährliche Mittel ein zweifelwürdiges Dasein zu fristen.

      »Nur das Wild aufzuscheuchen«, antwortete Herr Wardle lachend.

      »Wie?« fragte Herr Pickwick.

      »Nun, in klaren Worten, die Krähen aufschrecken.«

      »O! sonst nichts?«

      »Sind Sie jetzt beruhigt?«

      »Vollkommen.«

      »Schön. Wollen wir anfangen?«

      »Wenn es Ihnen gefällig ist«, sagte Herr Winkle, froh, noch eine kleine Frist zu erhalten.

      »Treten Sie auf die Seite. Nun also.«

      Der Junge schrie und schüttelte einen Ast, auf dem sich ein Nest befand. Ein halbes Dutzend junger Krähen, in lebhafter Unterhaltung begriffen, flogen aus, um nachzuspüren, was es gäbe. Der alte Herr gab ihnen eine Ladung zur Erwiderung. Eine Krähe fiel, und die andern flogen davon.

      »Nimm sie, Joe«, sagte der alte Herr.

      Ein lächeln spielte um die Mundwinkel des Jungen, als er auf die Leiche zuging. Unbestimmte Visionen von einer Krähenpastete schwebten seiner Einbildungskraft vor. Er lachte, als er mit dem Vogel zurückkam – er war sehr fett.

      »Nun, Herr Winkle,« sagte der alte Herr, seine Flinte von neuem ladend, »schießen Sie.«

      Herr Winkle trat vor und legte seine Flinte an. Herr Pickwick und seine Freunde bückten sich unwillkürlich, um von keiner der Krähen getroffen zu werden, die, wie sie zuversichtlich glaubten, auf den mörderischen Schuß ihres Freundes zu Dutzenden herabfallen würden. Es war eine feierliche Pause – ein Geräusch wie von Flügelschlägen – ein Laut wie vom Abdrücken eines Schießgewehrs.

      »Holla!« rief der alte Herr.

      »Will es nicht losgehen?« fragte Herr Pickwick.

      »Es hat versagt«, antwortete Herr Winkle, totenblaß, wahrscheinlich wegen dieses Zufalls.

      »Seltsam«, sagte der alte Herr, die Flinte betrachtend. »Noch nie hat eine von ihnen versagt. Wie, ich sehe ja kein Zündhütchen.«

      »Meiner Treu,« sagte Herr Winkle, »ich habe das Zündhütchen vergessen.«

      Das Versäumte wurde nachgeholt, und Herr Pickwick bückte sich wieder. Herr Winkle trat mit der Miene der Entschlossenheit vorwärts, und Herr Tupman stellte hinter einem Baume seine Beobachtungen an. Der Junge schrie: – vier Vögel flogen auf. Herr Winkle drückte ab. Man hörte einen Schrei – nicht von einer Krähe – einen Angstschrei. Herr Tupman hatte das Leben einer Anzahl von Vögeln gerettet, indem ihm ein Teil der Ladung in den linken Arm fuhr.

      Die Verwirrung, die jetzt erfolgte, läßt sich nicht beschreiben. Wie Herr Pickwick im ersten Ausdrucke der Gemütsbewegung Herrn Winkle einen »Schurken« nannte; wie Herr Tupman am Boden lag, und wie Herr Winkle von Schauern geschüttelt neben ihm kniete: wie Herr Tupman in der Bestürzung einen weiblichen Taufnamen nannte, zuerst ein und dann das andere Auge öffnete, worauf er ohnmächtig wurde und beide wieder schloß: all das wäre ebenso unmöglich zu beschreiben, wie der weitere Verlauf – wie das unglückliche Opfer allmählich wieder ins Leben zurückkehrte – wie man seinen Arm mit Taschentüchern verband – und wie er mit langsamen Schritten auf die Arme seiner besorgten Freunde gestützt nsch Hause geführt wurde.

      Sie näherten sich dem Landhause. Die Damen standen an der Gartentür und warteten auf ihre Rückkehr zum Frühstück. Jungfer Tante zeigte sich: sie lächelte und bat sie, schneller zu gehen. Sie wußte offenbar nichts von dem Unglück. Armes Geschöpf! Es gibt Fälle, wo die Unwissenheit ein Glück ist.

      Sie kamen näher.

      »Nun, was ist's mit dem alten Herrn?« fragte Isabelle Wardle.

      Jungfer Tante achtete nicht auf die Frage: sie glaubte, sie beziehe sich auf Herrn Pickwick. In ihren Augen war Tracy Tupman jung, sie betrachtete seine Jahre durch ein Verkleinerungsgla«.

      »Seid unbesorgt«, rief Herr Wardle, um seine Töchter zu beruhigen.

      Die kleine Gesellschaft hatte sich so dicht um Herrn Tupman zusammengedrängt, daß sie die wahre Natur des Unfalls nicht genau zu erkennen vermochte.

      »Seid unbesorgt«, sagte Herr Wardle.

      »Was ist's denn?« riefen die Damen.

      »Herrn Tupman ist ein kleiner Unfall begegnet: das ist alles.«

      Jungfer Tante stieß einen durchdringenden Schrei aus, schlug ein krampfhaftes Aachen auf, und fiel rücklings in die Arme ihrer Nichten.

      »Bespritzt sie mit kaltem Wasser«, sagte der alte Herr.

      »Nein, nein«, murmelte Jungfer Tante: »es ist mir schon besser. Bella, Emilie – einen Wundarzt? Ist er verwundet? – Ist er tot? – Ist er – ha, ha, ha!«

      Hier erlitt Jungfer Tante den zweiten Anfall von krampfhaftem Lachen, durch Schluchzen unterbrochen.

      »Beruhigen Sie sich,« sagte Herr Tupman, durch diesen Beweis von Teilnahme an seinem Leiden beinahe bis zu Tränen gerührt: »teuerstes Fräulein, beruhigen Sie sich.«

      »Es ist seine Stimme!« rief Jungfer Tante, und heftige Symptome des dritten Anfalls stellten sich ein.

      »Seien Sie unbesorgt, ich bitte Sie, meine Teuerste«, bat Herr Tupman in einschmeichelndem Tone. »Die Verletzung ist ganz unbedeutend, ich versichere Sie.«

      »So sind Sie also nicht tot?« schrie die hysterische Dame. »O, sagen Sie, daß Sie nicht tot sind.«

      »Sei nicht närrisch, Rachel«, bemerkte Herr Wardle in etwas rauherem Tone, als sich mit der poetischen Natur des Auftritts vertrug. »Was zum Kuckuck soll es denn СКАЧАТЬ