Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Charles Dickens
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Читать онлайн книгу Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs - Charles Dickens страница 29

Название: Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783961183197

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СКАЧАТЬ Kinder hüpfte schreiend und schäkernd heraus. Der Vater erschien auf der Schwelle mit einem Knäbchen auf dem Arme. Sie drängten sich um ihn und zogen ihn mit ihren zarten Händchen heraus, damit er an ihren fröhlichen Spielen teilnehme. Der Arme dachte daran, wie oft er an dieser Stelle vor dem strengen Gesicht seines Vaters geflohen. Er erinnerte sich, wie oft er seinen zitternden Kopf unter der Bettdecke versteckt, und die rauhen Worte, die harten Schläge und das Jammern seiner Mutter gehört. Wenn er nun auch in tiefem Seelenschmerz laut aufschluchzte, als er den Ort verließ, so hatte doch eine grimme, tödliche Leidenschaft seine Fäuste geballt und seine Zähne übereinander gebissen.

      Das also war die Rückkehr, nach der er so viele Jahre lang geschmachtet, und für die er so manche Leiden erduldet hatte? Keine Miene des Willkomms, kein Blick der Verzeihung, kein gastfreundliches Haus, keine hilfreiche Hand – und alles das in seinem väterlichen Dorfe! Was war seine Einsamkeit in den dichten Wäldern, in die noch keines Menschen Fuß gedrungen, gegen diese Gefühle!

      Er sah, da er sich seinen Geburtsort im fernen Lande seiner Verbannung und Schmach gedacht hatte, wie er ihn verlassen, nicht wie er ihn bei seiner Rückkehr finden würde. Die traurige Wirklichkeit verwundete sein Herz tief und schlug seinen Mut völlig nieder. Er getraute sich nicht, die einzige Person, von der er eine mitleidige und liebevolle Aufnahme erwarten konnte, zu erfragen und aufzusuchen. Langsam ging er weiter und vermied wie ein schuldbewußter Verbrecher den gewöhnlichen Pfad. Er schlug den Weg nach einer wohlbekannten Wiese ein, warf sich ins Gras und barg das Gesicht in die Hände.

      Er hatte nicht bemerkt, daß ein Mann neben ihm auf dem Boden lag. Seine Kleider knitterten, als er sich umwandte, um einen verstohlenen Blick auf den neuen Ankömmling zu werfen, und Edmunds hob den Kopf in die Höhe.

      Der Mann hatte eine sitzende Stellung angenommen. Sein Leib war gekrümmt, sein Gesicht durchfurcht und blaßgelb. Sein Anzug kennzeichnete ihn als einen Bewohner des Armenhauses. Er sah sehr alt aus: aber das schien mehr die Wirkung von Ausschweifungen und Krankheit, als von einem langen Leben zu sein. Lange starrte er den Fremden an. Seine Augen, die anfangs matt und glanzlos waren, nahmen allmählich den Ausdruck einer außerordentlichen Unruhe an und glühten immer unheimlicher und unheimlicher, bis sie aus ihren Höhlen zu springen drohten. Edmunds richtete sich langsam auf seine Knie empor und sah dem alten Mann immer aufmerksamer ins Gesicht. Sie starrten einander schweigend an.

      Der Greis war geisterblaß. Er schauderte und trat zitternd auf seine wankenden Füße. Edmunds näherte sich ihm. Er bebte einen oder zwei Schritte zurück. Edmunds trat auf ihn zu.

      ›Laßt mich Eure Stimme hören‹, sagte der Verbannte mit dumpfer, bebender Stimme.

      ›Weg von mir‹, rief der Greis mit einem schrecklichen Fluche. Der Verbannte trat näher.

      ›Weg von mir‹, schrie der Greis. Wütend erhob er seinen Stock und versetzte Edmunds einen derben Schlag über die Nase.

      ›Vater! – Teufel!‹ murmelte der Verbannte zwischen den Zähnen. Er sprang wild auf und packte den Alten bei der Kehle – aber es war sein Vater, und sein Arm fiel kraftlos nieder.

      Der Greis stieß einen gellenden Schrei aus, der über die einsamen Felder hintönte, wie das Geheul eines bösen Geistes. Sein Gesicht wurde schwarzblau. Das Blut strömte ihm aus Mund und Nase und färbte das Gras dunkelrot. Er wankte und fiel zu Boden. Ein Blutgefäß war ihm gesprungen, und er lag da – eine Leiche, ehe noch sein Sohn ihn aus der Blutlache aufrichten konnte.«

      »In dem Winkel des Kirchhofs,« fuhr der alte Herr nach minutenlangem Schweigen fort, »in der Ecke des Kirchhof«, von dem wir gesprochen haben, ruht ein Mann, der nach diesem Ereignis drei Jahre lang mein Arbeiter gewesen, und der die demütigste Reue und Zerknirschung zeigte, die nur jemals auf einem Sterblichen gelastet hat. Niemand außer mir wußte zu seinen Lebzeiten, wer er war oder woher er kam – es war John Edmunds, der zurückgekehrte Verbannte.«

      Achtes Kapitel: Wie Herr Winkle, anstatt auf die Taube zu schießen und die Krähe zu töten, auf die Krähe schoß und die Taube verwundete; wie der Kricketklub von Dingley Dell gegen Muggleton spielte, und wie Muggleton auf Kosten von Dingley Dell speiste, nebst andern anziehenden und lehrreichen Gegenständen.

      Die ermüdenden Abenteuer des Tages oder die einschläfernde Wirkung der Erzählung des Geistlichen hatten einen solchen Einfluß auf Herrn Pickwicks Schlafsucht ausgeübt, daß er wenige Minuten, nachdem er in sein behagliches Schlafzimmer geführt worden war, in einen gesunden und traumlosen Schlaf verfiel, aus dem er nicht eher erwachte, als bis die goldenen Strahlen der Morgensonne vorwurfsvoll in sein Zimmer fielen. Da er nun gerade keine Schlafmütze war, so sprang er aus seinem Bett wie ein kampflustiger Krieger aus seinem Zelt.

      »Eine reizende, sehr reizende Landschaft«, seufzte er entzückt, als er sein Gitterfenster öffnete. »Wer könnte Tag für Tag auf Ziegel- und Schieferplatten starren, wenn er jemals die Wirkung einer solchen Natur empfunden? Wer könnte bleiben, wo man keine andern Kühe sieht, als die Kühe auf den Porzellantöpfen, keinen andern Schmelz als Schmelztiegel; kein anderes Gestein als das Steinpflaster? Wer könnte an einem solchen Orte vegetieren? Wer, frage ich, könnte es aushalten?« Und nachdem er sich die gerühmtesten Reize des Landlebens gehörig ausgemalt hatte, steckte er den Kopf durchs Gitter und blickte ins Freie.

      Die süßen Wohlgerüche der Rosengehänge drangen zu ihm empor; die balsamischen Düfte des kleinen Blumengartens füllten die Luft um ihn her: die dunkelgrünen Wiesen glänzten im Morgentau, der auf jedem Blättchen schimmerte, wenn es vom sanften Lufthauch erbebte, und die Vögel sangen, als wäre jeder Tautropfen eine Quelle der Begeisterung. Herr Pickwick versank in süße, wonnige Träumerei, aus der ihn plötzlich ein »Holla« weckte.

      Er wandte sich zur Rechten, sah aber niemand; er wandte sich zur Linken und suchte irgend etwas Außergewöhnliches zu entdecken; es war vergeblich. Er sah zu den Wolken empor, aber sie schienen sein nicht zu begehren. Endlich tat er, was ein gewöhnlicher Mensch gleich anfangs getan haben würde – er sah in den Garten und entdeckte Herrn Wardle.

      »Wie befinden Sie sich«, fragte dieser gutmütige Herr, schon im voraus seine Freude zeigend. »Ein schöner Morgen – nicht wahr? Freut mich, daß Sie so früh auf sind. Geschwind, kommen Sie herunter, ich will hier auf Sie warten.«

      Herr Pickwick bedurfte keiner zweiten Aufforderung. Zehn Minuten reichten hin, seine Toilette zu vollenden, und nach Ablauf dieser Zeit stand er an der Seite des alten Herrn.

      »Holla!« sagte Herr Pickwick seinerseits, als er seinen Freund mit einer Flinte bewaffnet, und eine zweite neben ihm im Grase liegen sah. »Was haben Sie im Sinne?«

      »Ei, Ihr Freund und ich«, antwortete der Gefragte, »wollen vor dem Frühstück auf den Krähenstrich. Er ist ein guter Schütze – nicht wahr?«

      »Ich hörte ihn sagen, er sei ein Kapitalschütze,« versetzte Herr Pickwick, »habe ihn aber noch nie etwas schießen sehen.«

      »Nun,« sagte der alte Herr, »ich wollte, er käme. Joe – Joe!«

      Der fette Junge, der unter dem belebenden Einflüsse des Morgens nicht halb so schläfrig zu sein schien wie sonst, trat aus dem Hause.

      »Geh' hinauf und rufe den Herrn. Sage ihm, er werde mich und Herrn Pickwick auf dem Krähenstrich finden. Zeige dem Herrn den Weg – hörst du?«

      Der Knabe entfernte sich, um seinen Auftrag auszurichten, und der alte Herr verließ, ein zweiter Robinson Crusoe, beide Flinten tragend, mit seinem Begleiter den Garten.

      »Hier sind wir an Ort und Stelle«, СКАЧАТЬ