Vom schönen Schein. Eva Rossmann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vom schönen Schein - Eva Rossmann страница 8

Название: Vom schönen Schein

Автор: Eva Rossmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783990371107

isbn:

СКАЧАТЬ Vielleicht hat sie seine Nummer.“

      „Glaube ich nicht.“

      „Wo er der beste Freund ihres … Mannes war?“

      „Es war mehr so ein Freund von früher.“

      „Bitte fragen Sie Daniela. Wenn sie etwas weiß, kann sie mir auch eine Nachricht schicken. Und … ganz herzliches Beileid.“ Es hört sich doppelt falsch an. Wenn man mit jemandem trauert, stellt man keine Fragen. Und: Trauert Danielas Mutter?

      „Sein Vater … er hatte große finanzielle Probleme. Er hat sehr ungeschickt investiert. Ich glaube, das war mit ein Grund, warum Daniel überlegt hat, ihn nicht mehr als engsten und einzigen Betreuer zu wollen.“

      „Was wissen Sie?“

      „Nur … dass es so gewesen sein kann.“

      CSO Kaiser versucht tatsächlich, alle von uns persönlich mit Informationen zu versorgen. Er hat einige Assistentinnen, aber die arbeiten bloß zu. Warum tut er das? Weil er sich mitverantwortlich für den Tod des Tennisstars fühlt? Weil er einfach der ultimative Kontrollfreak ist?

      Ob ich schon mit Frau Sagerer telefoniert hätte, will er von mir wissen. Ob und wie er sonst noch helfen könne … Ich sehe ihn an. „Stimmt es, dass sich Daniel von seinem Übervater verabschieden wollte?“

      Er senkt den Blick.

      „Sie stecken dahinter, ist es das?“

      „Nein … so war es nicht. Wir haben Daniel ein sehr gutes Angebot gemacht. Nachdem klar war, dass er über keinerlei Mittel verfügt. Momentan. Sein Vater hat alles in den Sand gesetzt. War ohnehin schon zu lesen. Zumindest einiges davon. Wir haben die Aufgabe, ein derartiges Talent nicht einfach seinem Schicksal zu überlassen.“

      „Aber sein Vater hat ihn dorthin gebracht, wo er jetzt ist.“

      „Sportlich ja. Wirtschaftlich auch. Leider. Er hätte … er wäre sein bester Freund geblieben. Und sein Coach. Im engeren Sinn.“

      „Es war ihm zu wenig.“

      „Es … gab einen Streit. Gestern, vor der Trauung. Es kommt ohnehin heraus. Sein Vater hatte offenbar schon etwas getrunken. Er hat zuerst mit ihm gestritten und dann ist er zu Daniela und hat ihr vorgeworfen, dass sie hinter allem steckt. Er war … krankhaft eifersüchtig auf jeden, der seinem Sohn zu nahe gekommen ist.“

      „Ich nehme an, die Polizei weiß davon.“

      „Ja. Natürlich. Sie halten sich noch zurück … mit Ermittlungsergebnissen.“

      Ich nicke langsam. „Daniels Freund – der aus früheren Tagen. Haben Sie eine Telefonnummer von ihm?“

      „Wie kommen Sie jetzt auf den?“

      „Er könnte mehr über das Verhältnis der beiden wissen, meinen Sie nicht?“

      „Vielleicht.“ Kaiser scheint zu überlegen. Von der Terrasse her nähern sich zwei meiner Kollegen. Er wirft auch ihnen einen überaus freundlichen, kooperativen Blick zu. „Sie … müssen mich entschuldigen. Es … Hätte ich nicht daran gearbeitet, Daniel mehr Sicherheit zu geben …“

      „Was ist mit seinem Freund? Warum ist er nicht gekommen?“

      „Wahrscheinlich, weil Daniels Vater auch auf ihn extrem eifersüchtig war.“

      „Der alte Freund?“, widerholt mein Kollege vom Blatt und verzieht das Gesicht. Was weiß er, das ich nicht weiß?

      „Kann es sein, dass Daniel Balaj eigentlich schwul war und Sie mit dieser Traumhochzeit dafür sorgen wollten, dass niemand davon erfährt? Kranke Tante, das ist doch total absurd. Soviel wir wissen, hat der Freund keine Tante. Zumindest keine kranke. Und soviel wir wissen, waren Sie es, der ihn ausgeladen hat.“

      Kaiser blitzt meinen Kollegen wütend an. „Ich habe ihn ausgeladen, um Auseinandersetzungen zu vermeiden. Streit. Niemand braucht das an so einem Freudentag. Und: Daniel war nicht schwul. Fragen Sie Daniela. Fragen Sie … was weiß ich, es hat sicher noch andere gegeben, früher!“

      Mein Blatt-Kollege sieht Kaiser süffisant an. „Streit? Davon hat es offenbar mehr gegeben. Zum Beispiel zwischen Daniel und Ihnen. Vor der Hochzeit. Ging es da nicht genau um diesen ausgeladenen … Freund?“

      „Unsinn. Sie sind schlecht informiert. Es gab … ein kleines Geplänkel. Aber nicht mit mir. Sondern zwischen Daniel und seinem Vater.“

      Breaking News. Andi Balaj, Vater und Coach von Daniel Balaj, wurde in Untersuchungshaft genommen. Es gäbe zahlreiche Hinweise auf eine Verwicklung in den „Mord bei der Traumhochzeit“. Natürlich gelte die Unschuldsvermutung. Man beschreibt das allzu enge Verhältnis der beiden, den wirtschaftlichen Misserfolg des „gebürtigen Kosovo-Albaners“, seine Eifersucht. Die Hinweise darauf, dass Daniel seine sportliche und finanzielle Zukunft in die Hände des neuen Sportkonsortiums legen wollte. Daniela wird mit einer Stellungnahme zitiert: „Ich trauere um meinen Mann, einen großartigen Menschen und Sportler, ich danke allen, die sich dafür einsetzen, dass die fürchterlichen Ereignisse aufgeklärt werden. Ich und unser schönes Land haben das nicht verdient.“

      Wenn sie das selbst formuliert hat, dann fresse ich einen Besen. Sie macht brav mit beim großen Spiel ums gute Image. Und der ach so transparente Herr Kaiser konnte mir nicht rechtzeitig sagen, dass man Daniels Vater verhaften wird. Oder zu dem Zeitpunkt bereits verhaftet hatte. Ich knurre so, dass sich unser Kater Vui erschrocken unters Sofa zurückzieht. Warum bin ich so sauer? Weil nicht ich diesen Fall gelöst habe? Weil er derart banal ist? Weil Kaiser letztlich gewonnen hat? Er lässt die Puppen tanzen, ein kleiner Imageschaden, aber viel Aufmerksamkeit. „Mord bei Traumhochzeit“. So gesehen hat der Mord mehr gebracht als die Hochzeit. Mehr Medienöffentlichkeit. Plus, sozusagen, einen rasch und effizient gefassten Verdächtigen. Warum …

      Mir wird heiß. Und wenn alles ganz anders war? Die Hochzeit tatsächlich die ultimative Inszenierung? Wenn CSO Kaiser jeden Grund hatte, abzulenken, damit es nicht zu einer CSI Kaiser kommt? Wer sagt denn, dass sich Daniel wirklich von seinem Vater als engstem Betreuer trennen wollte? Kaiser. Vielleicht war es ganz anders. Er wollte, dass Daniel zum Sportkonsortium wechselt. Vielleicht war die Hochzeit nichts anderes als ein Goodie, sie sollte der Beweis sein, was alles möglich ist, wenn er mit dem Konsortium zusammenarbeitet. Als Daniel tot unter dem Baum lag, im Weinberg, tief unter uns die glitzernden Lichter der Wachau, die Donau … Ich erinnere mich, was ich als Erstes gedacht habe: Jetzt ist einer der Hauptdarsteller tot.

      Da war nichts echt. Bis auf den Mord. Und es hatte wohl einen ganz anderen Grund, warum Kaiser verhindert hat, dass der einzige echte Freund Daniels bei der Hochzeit dabei ist. Weil er zu viel weiß. Weil er ihn nicht hätte unter Kontrolle halten können. Aber dann wollte Daniel doch nicht mehr länger mitspielen. Was immer das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Nicht nur Daniels Vater, auch Kaiser war eine Zeit lang weg vom Ehrentisch. Es passt. Es passt alles zusammen. Wäre Daniel ausgestiegen, es wäre Kaisers ultimativer Misserfolg gewesen. Traumhochzeit versaut. Seine Spielchen aufgedeckt. Man hätte ihn gefeuert und über Österreich bestenfalls gelacht. Die Sportler, die, gedrängt vom neuen Sportkonsortium, einer Hochzeit zustimmen, damit Aufmerksamkeit, Werbeeinnahmen, Image stimmen. Ich muss mit seinem Freund reden. Seinem echten. Schwul hin oder her. Das ist nun wirklich nicht wichtig.

      Daniela. Sie muss mir die Nummer geben. – Und wenn sie die tatsächlich nicht hat? Weil es stimmt, dass sie Daniel zwar СКАЧАТЬ