Vom schönen Schein. Eva Rossmann
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Название: Vom schönen Schein

Автор: Eva Rossmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783990371107

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СКАЧАТЬ andere Zeile für meine Hochzeitsgeschichte. Hoffentlich ist ihrem Daniel nicht schlecht geworden. Zu viel Blutwurst auf zu viel Aufregung … Sie jedenfalls scheint das gut vertragen zu haben. Und so groß war die Portion ohnehin nicht. Mein Kochfreund Manninger hätte die Blutwurst selbst gemacht und mit Chili und Kokos gewürzt, dann hätte sie besser zu den Scampi gepasst. Und jedenfalls interessanter geschmeckt. Aber wie hat mein Kollege so richtig gesagt? Wir sind ja nicht als Gastrokritiker hier. Ich stehe auf und winke unverbindlich in die Runde. Keine Lust, dass mich jemand zu Daniela begleitet.

      Jetzt ist auch sie aufgestanden. Offenbar gibt’s ein wenig Aufregung am Ehrentisch. Vielleicht ist ihm wirklich schlecht geworden? Sein Vater scheint auch schon länger nicht mehr da zu sein. Ihre Mutter beugt sich zu ihr, sie schüttelt energisch den Kopf. Ich nähere mich langsam.

      „Was heißt, er geht nicht dran?“, höre ich sie fragen.

      „Keine Ahnung, aber ich hab ein ungutes …“

      Griff auf meine Schulter. „Sie suchen die Toilette?“

      Ich sehe CSO Kaiser ins Gesicht. „Machen Sie hier alles? Auch den Guide zu den Klos?“

      „Dort drüben!“ Er deutet in die dem Ehrentisch entgegengesetzte Richtung.

      „Ich wollte mich von der Braut … der jungen Ehefrau verabschieden.“

      „Ich werde es ausrichten.“

      „Ich dachte, wir hätten die Möglichkeit, uns ganz frei zu bewegen.“

      „Sind Sie angeleint?“

      „Ja dann …“ Ich mache mich von ihm los und gehe Richtung Ehrentisch.

      Jetzt ist der Griff auf meine Schulter schon fester. „Haben Sie das notwendig? Zu stören?“

      „Wir kennen uns.“

      „Da hat sie mir etwas anderes gesagt.“

      Mutter und Vater Sagerer, Daniela. Jetzt stehen alle drei und flüstern aufeinander ein. Vielleicht geht es um ein ungeplantes Spiel. Man hat den Bräutigam entführt. Warum muss es immer die Braut sein? Nur weil es üblich ist? Schon möglich, dass einige dem Kontrollwahn von Kaiser ein Schnippchen schlagen wollten. Das erklärt auch seine unentspannte Reaktion mir gegenüber.

      „Die haben den Bräutigam entführt, was?“

      „Das … ist absurd! Wehe, Sie schreiben so etwas. Er hat frische Luft gebraucht, mehr ist da nicht. Er ist Sportler. Nicht gewohnt, so lange zu …“

      „Ich habe vom Hochzeitsbrauch gesprochen.“

      Er starrt mich an. „Ich auch. Natürlich.“

      „Wie lange ist er schon weg?“

      „Glauben Sie, ich habe auf die Uhr gesehen?“

      „Sie haben doch alles im Griff. Sonst.“

      Ich sehe, dass auf seiner Unterlippe kleine Schweißperlen stehen. So warm ist sein Designersakko gar nicht. „Spotten Sie nur. Sie alle können feiern. Oder lästern. Ich arbeite. Ich habe einen Auftrag. Im Interesse unseres Brautpaares.“

      „Fürs heilige Image. Österreichs heile Welt.“

      „Und? Ist Ihnen klar, wie viele das gerne hätten? Wie schwierig es ist, in unserem Zeitalter der Bilder- und Nachrichtenflut durchzudringen? Mit den richtigen Messages zum richtigen Zeitpunkt? Die Aufmerksamkeit zu bekommen? Global gedacht? Warum, glauben Sie, kommen die Touristen? Warum kauft wer welche Sportartikel? Die Branche braucht jede Unterstützung, die sie kriegen kann, ich sage nur: Corona. Und dann noch der absurd warme Winter.“

      „Schon mal was von Klimakrise gehört?“

      Kaiser versucht mich weiterhin anzusehen und gleichzeitig mitzubekommen, was am Ehrentisch los ist. Seine Gesichtszüge entgleiten ins Absurde, er schielt, sein Mund verzieht sich.

      „Geht’s Ihnen gut?“, frage ich jetzt doch einigermaßen besorgt. Vielleicht war etwas im Essen. Daniel ist der Erste, der es gespürt hat, und liegt jetzt röchelnd unter einem Weinstock.

      Kaiser fokussiert wieder auf mich. „Ich glaube, Ihre Kollegin winkt. Sie sollten …“

      Schwacher Versuch. Ich mache noch zwei Schritte Richtung Ehrentisch.

      „Klimakrise? Sie sind also eine Jüngerin der heiligen Greta? Sind Sie dafür nicht …“

      Ich will schon auffahren, als mir klar wird: Der will mich provozieren, in ein Gespräch verwickeln, Hauptsache, ich komme nicht zu Daniela. Allerdings. Alle Schäfchen kann auch der beste Hütehund nicht immer unter Kontrolle haben.

      „Sorry, jetzt muss ich wirklich auf die Toilette. Dort drüben, haben Sie gesagt?“ Ich deute brav in die dem Ehrentisch entgegengesetzte Richtung.

      „Vergessen Sie nicht, was im Vertrag steht“, gibt er mir mit.

      Ich habe ihn noch immer nicht gelesen. Dafür habe ich gesehen, in welche Richtung Danielas Mutter gegangen ist. Ich bin keine Paparazza. Aber ich habe meinen journalistischen Ehrgeiz.

      Frau Sagerer trägt ein schlicht geschnittenes beiges Kostüm, das ihr ausgesprochen gut steht. Sie ist schlank und mittelgroß, ihr Gesicht hat eine gesunde Bräune, die ebenso mit Urlaub im Warmen wie mit Arbeit im Freien zu tun haben kann.

      „Daniels Freunde haben ihn entführt“, sage ich und lächle sie an.

      Frau Sagerer runzelt die Stirn. „Sie meinen, sein Team?“

      „Ja … sozusagen.“

      „Sein Freund konnte nicht kommen, leider. Er hat im letzten Moment abgesagt. Weil seine Lieblingstante schwer krank geworden ist.“

      „Sein Team eben.“

      „Ich weiß nicht … Ich sollte nicht mit Ihnen reden.“ Sie starrt auf mein Namensschild.

      „Wir sind eingeladen, aber doch irgendwie anders“, lächle ich weiter. „Kaiser will alles kontrollieren, nicht wahr?“

      Danielas Mutter lächelt zurück. „Sagen Sie es nicht weiter, aber der Mann ist eine Pest. Ich bin so etwas nicht gewohnt. Ich bin echt froh, wenn es vorbei ist. Leider. – Und Sie werden das nicht schreiben, oder?“

      „Werde ich nicht. Eine meiner besten Freundinnen ist übrigens Weinbäuerin.“

      „Oh, Sie kennen die Familie hier?“

      „Nein, Eva Berthold. Im Weinviertel. Noch ein richtiger Familienbetrieb. Nichts derart Großes.“

      „Evelin Sagerer.“

      Sie streckt mir die Hand entgegen.

      „Mira Valensky. Und ich will Sie wirklich nicht aushorchen. Ich bin keine Gesellschaftsreporterin, auch keine Sportreporterin.“

      „Was machen Sie dann hier?“

      „Na ja. Frage ich mich auch. Ich arbeite für ein Onlinemagazin, üblicherweise СКАЧАТЬ