Vom schönen Schein. Eva Rossmann
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Название: Vom schönen Schein

Автор: Eva Rossmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783990371107

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СКАЧАТЬ später bei einer mehr oder weniger spontanen Trauerkundgebung genau diese Worte: „Es ist ein feiger Mord, es ist ein Anschlag auf ganz Österreich!“ Vor einem großen schmiedeeisernen Tor an der Donauuferstraße haben inzwischen hunderte Menschen Blumen, manche auch Tennisschläger niedergelegt. Allerdings sind die ersten Trauernden einem Irrtum aufgesessen. Das Tor gehört nicht zum Weingut, in dem Daniel ums Leben gekommen ist. Aber jetzt ist an der Trauerstätte nichts mehr zu ändern. Und schließlich sei es ja auch egal, wo getrauert werde, hat Kaiser wissen lassen. Ihm habe ich einige interessante Hinweise zu verdanken. Offenbar ist er wirklich bemüht, dass der Fall so schnell wie möglich aufgeklärt wird. Vielleicht traut er es uns Medienleuten eher zu als den Polizeibehörden. Sein Kalkül ist wohl einfach: Je schneller alles geklärt ist, desto schneller ist alles vergessen. Und desto schneller kann er sich wieder um positive Aufmerksamkeit für den österreichischen Sport und vieles, was damit zusammenhängt, kümmern.

      Die Herkunft der Waffe kennt man inzwischen. Sie ist auf den Besitzer des Weinguts zugelassen. Sie ist registriert, er verwendet sie zur Nachsuche. Das sei üblich, wenn man Wildschweine jage. Um ihm und auch uns „unnötige Anstrengungen zu ersparen“, hat Kaiser zu einem Pressegespräch vor das Winzerhaus geladen. Titel der Ankündigung via WhatsApp: „Mord bei Traumhochzeit“. Zwanzig, dreißig Kamerateams sind es sicher, die sich auf dem eigens errichteten Podest positioniert haben. So, dass im Hintergrund die steilen Weinhänge zu sehen sind. Geschickte Kameraleute können bis zur Donau hinunterblenden. Letztlich hätte jeder die Waffe nehmen können, erklärt der Hausherr. Er werde die Konsequenzen für seine Verantwortungslosigkeit tragen, aber es sei einfach ein „ziemliches Durcheinander“ gewesen. Man habe „dem Team“ das gesamte Haus zur Verfügung gestellt. Was er denn mit „dem Team“ meine, fragt einer meiner Kollegen. „Den Hochzeitern … und ihrer Begleitung …“

      „Dass ein Außenstehender die Waffe genommen hat, ist damit auszuschließen“, stellt ein Fernsehreporter fest.

      „Ist es leider nicht. Sie war in einem Schrank, wie es sich gehört, versperrt. Aber dann … Man hat Fotos gemacht, und ich habe mich daran erinnert, dass im Schrank eine alte Schießscheibe mit einem Herz ist, die habe ich für ein Foto herausgeholt. Der Schrank … er ist wohl offen geblieben und keiner kann sagen, wer ein und aus gegangen ist. Der Schrank steht im Nebenhaus, da war keine Security …“

      „Wir hatten keine Security“, fährt Kaiser dazwischen.

      „Nein … ich meine …“

      „Da geht es jetzt nicht ums Image“, rufe ich nach vorne.

      „Jeder hätte die Waffe nehmen können“, sagt der CSO mit festem Blick in meine Richtung.

      „Er hat sie sogar selbst …“, fährt der Winzer fort, verstummt und sieht Kaiser an.

      „Reden Sie weiter, es gibt nichts zu verbergen.“

      „Er … Daniel hat sie gesehen und hat gesagt, mit so einem Revolver hat er in Australien geschossen. Ich hab ihm die Munition gezeigt, es ist eine besondere. Viele konnten das sehen. Und ich fürchte … die Munition ist beim Gewehrschrank geblieben.“

      Warum hat mir Kaiser die Nummer von Danielas Mutter gegeben? Ich habe ihn bloß gefragt, wo die Familie jetzt ist. Und ihm erzählt, dass ich kurz vor dem Mord mit ihr geredet hätte. Eine Verdächtige weniger. Aber sie könnte dabei gewesen sein, als sie über den Revolver geredet haben. Sie könnte sich erinnern, wer sonst noch in der Nähe war.

      Ich gehe den Schotterweg entlang, bleibe dort stehen, wo ich gestern Daniela begegnet bin. Gestern? Das kann nicht sein. Ich wähle die Nummer und erschrecke, als Evelin Sagerer nach dem ersten Läuten drangeht. Ich war mir beinahe sicher, dass sie nicht reagiert. Oder dass es sich überhaupt um eine falsche Nummer handelt.

      „Man tut eben alles, damit der schreckliche Mord so schnell wie möglich geklärt wird“, sagt sie. „Daniela ist nicht in der Verfassung … noch nicht, sagt Kaiser. Morgen, übermorgen kann es sein, dass sie sich an die Öffentlichkeit wenden wird.“

      „Der führt sie wirklich den Medien vor?“

      „Sind Sie nicht auch von …“

      „Ich bin anders.“ Ich komme mir lächerlich vor. Wie viele haben das schon gesagt.

      „Auch sie will … beitragen.“

      „Sorry, aber das klingt nicht echt. Der setzt euch unter Druck, ist es nicht so?“

      Kurzes Schweigen. „Nein. Ist es nicht. Was wollen Sie wissen?“

      „Sie haben mir erzählt, dass ein Freund von Daniel nicht kommen konnte. Und dass sein Vater immer an ihm drangeklebt ist. Bester Freund und Coach und Trauzeuge und alles.“

      „Daniels Vater … er ist gegangen, um ihn zu suchen. Mehr kann ich nicht sagen. Man sagt … Daniel hat sich abnabeln wollen. Es kann sein, dass er stärker beim neuen Konsortium andocken wollte.“

      „Der Vater wäre ausgebremst worden. Wo er doch alles für seinen Sohn …“

      „Ich … ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas mit seinem Tod zu tun hat. Man darf nicht vergessen … es ist sein Kind. War.“

      „Kaiser müsste eigentlich mehr darüber wissen.“

      „Weiß er sicher.“ Das klingt richtig erleichtert.

      „Hat er gesagt, dass Sie mir das erzählen sollen?“

      „Nein. Ich will einfach helfen. Auch damit Daniela besser … damit zurechtkommt.“

      „Wie geht es ihr?“

      „Das ist privat.“

      „Richten Sie ihr einen ganz lieben Gruß aus. Ich habe unser Treffen sehr nett gefunden. Und ich weiß, dass sie ihn …“ Weiß ich eigentlich nicht. Nur weil sie aufgeregt wie viele Bräute war? Weil sie gesagt hat, dass sie ihn natürlich mag, sonst würde sie ihn nicht heiraten? … Sinnlos. Ganz abgesehen davon, dass ich eine Fremde für sie bin. Wie viel erzählt man so einer? „Hat sie ihn geliebt?“, frage ich trotzdem.

      Schweigen.

      „Hallo?“

      „Sie hat ihn sehr gerne mögen. Leider.“

      „Leider?“

      „Sonst hätte sie ihn nicht geheiratet. Und das alles wäre …“

      „Sie meinen, sein Tod hat direkt mit der Hochzeit zu tun?“

      „Ist er an diesem Abend gestorben, oder nicht?“

      „Sein Freund … der abgesagt hat. Offenbar sein einziger Freund, der nichts mit Tennis und den Geschäften drum herum zu tun hat. Was wissen Sie über ihn?“

      „Nichts. Außer, dass er nicht kommen konnte, weil seine Lieblingstante schwer krank geworden ist.“

      „Das würde ich gerne nachprüfen.“

      „Dann fragen Sie die Polizei. Vielleicht weiß die …“

      „Sie wollten mich unterstützen. Uns.“

      Stille.

      „Also?“

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