Название: Harmless - Arglos
Автор: Nicole Edwards
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Pier 70
isbn: 9783958238367
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Roan wandte sich von den anderen ab und steuerte den Parkplatz an. Er hatte seine Rolle gespielt. Der Abend war offiziell gelaufen.
»Hey!«
Oder auch nicht.
Scheiße. Diese Stimme… Diesen tiefen Bariton hörte er noch immer in seinen verdammten Träumen.
Roan tat so, als hätte er ihn nicht gehört, und lief unbeirrt weiter. Er hielt erst an, als eine große Hand auf seiner Schulter landete. Resigniert ließ er den Kopf hängen. Er würde wohl nicht hier rauskommen, ohne sich diesem Mann zu stellen.
»Wie geht's? Roan, richtig?«, fragte Seg und klang dabei, als würde er einen alten Freund wiedersehen.
Roan drehte sich zu ihm um, hob eine Augenbraue und hoffte, verbergen zu können, wie überrascht er darüber war, so angesprochen zu werden. Hier. Vor all diesen Leuten.
Was tat Seg da? Er hätte Roan einfach gehen lassen sollen, dann hätten sie so tun können, als würden sie einander nicht kennen. Der Handschlag setzte dieser Möglichkeit allerdings ein Ende und machte sie zu Bekannten, die sich nach langer Zeit wiedertrafen.
»Gut. Und dir?« Klang er genauso locker? Er hoffte es.
Roan ließ kurz den Blick schweifen, um zu sehen, wer sie beobachtete. Das taten sie alle, verdammt.
»Du hast heute toll gespielt«, sagte Roan und versuchte, Segs Blick auszuweichen.
»Ja. Danke. Hey, die Jungs gehen immer rüber ins Penalty Box, wenn wir gewinnen.« Seg spähte hinüber zu Cam und Gannon, bevor er wieder Roan ansah. »Es ist nicht weit von hier. Vielleicht könnten du und deine Freunde uns begleiten? Abhängen. Zur Feier des Tages ein Bier trinken. Ich würde gern hören, wie es dir ergangen ist.«
»Entschuldige. Ich kann nicht. Ich muss nach Hause. Ich muss sehen, ob…« Roan schüttelte den Kopf. Er musste sich vor diesem Mann nicht rechtfertigen.
»Alles klar. Schon in Ordnung, Mann.« Seg schien ihn zu mustern. »Schön, dich zu sehen.«
»Ja. Finde ich auch.« Roan wollte nicht so unhöflich sein, aber es war schon beim ersten Mal schwer genug gewesen, über Seg hinwegzukommen. In seiner Nähe vertraute er sich selbst nicht und er hatte ganz sicher weder die Zeit noch die Geduld, sich damit zu beschäftigen. Er hatte mehr als genug um die Ohren und die Wiederholung des One-Night-Stands hörte sich im Moment einfach nur perfekt an.
Allerdings würde das morgen ganz anders aussehen.
Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch Roan meinte, einen Anflug von Schmerz in Segs Augen aufflackern zu sehen. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was er gesagt haben könnte, um diesen Blick hervorgerufen zu haben, doch ihm fiel nichts ein. Sie hatten sich beide darauf geeinigt, dass es nur eine Nacht sein würde. Am nächsten Morgen hatte sich Roan aus dem Staub gemacht, noch bevor Seg überhaupt die Augen geöffnet hatte, was ihm richtig vorgekommen war. Er hatte nicht erwartet, diesem Kerl noch einmal zu begegnen. Und er hatte ganz sicher nicht damit gerechnet, dass der Kerl ihn ansprechen würde.
Roan schaute zu den anderen hinüber und bemerkte, dass alle Blicke noch auf ihnen lagen.
Ahh. Vielleicht machte sich Seg deswegen Sorgen. Er befürchtete, dass Roan sein Geheimnis ausgeplaudert hatte.
»Man sieht sich, Mann.« Er versuchte absichtlich, so hetero wie möglich zu klingen, damit Seg den Wink verstand.
Als er Segs Blick standhielt, ging ihm auf, dass es so einfach wäre, in diese Bar zu gehen, die Seg erwähnt hatte, eine Weile so zu tun, als wäre er mit ihm befreundet, und sich dann heimlich davonzumachen, wieder zu Segs Haus zu fahren und sich noch einmal von ihm das Hirn aus dem Kopf vögeln zu lassen.
Ja. Dumme Idee.
»Warum gibst du mir nicht deine Nummer?«, schlug Seg vor. »Vielleicht könnt ihr ein andermal mit uns abhängen.«
Roan war klar, dass die anderen Fragen stellen würden, wenn er Seg abwies. Sie würden wissen wollen, warum er die Chance, mit den Arrows-Spielern abzuhängen, nicht sofort ergriffen hatte.
Anstatt nein zu sagen, seufzte Roan und zückte dann eine Visitenkarte aus seinem Geldbeutel. Er hatte immer ein paar des Jachthafens dabei. Eigentlich wollte er sie Seg einfach so geben, doch dieser brachte aus dem Nichts einen Filzstift zum Vorschein und ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Nummer auf die Karte zu schreiben. Genau das wollte Seg offensichtlich.
Wenn Seg wüsste, mit welchem Mist sich Roan gerade herumschlagen musste, würde er wahrscheinlich kapitulierend die Hände in die Höhe werfen und wegrennen – und zwar schnell. Ganz sicher würde er keine Wiederholung in Erwägung ziehen und wenn Roan die Hitze in Segs Augen richtig deutete, dann tat er das definitiv.
Nachdem er seine Handynummer hingekritzelt hatte – er würde sich später noch dafür in den Hintern treten –, überreichte Roan Karte und Filzstift. Anstatt darauf zu warten, ob Seg noch irgendetwas sagen würde, wandte er sich von ihm ab und ging davon. Er wartete noch nicht einmal auf Cam und Gannon. Sie würden ihn irgendwann sowieso einholen.
***
Verdammt, er sah so gut aus.
Seg beobachtete Roan, bis er aus seinem Blickfeld verschwand. Er musste den albernen Drang niederkämpfen, ihm nachzulaufen, nur um noch etwas länger mit dem Mann zu reden. Allerdings wusste er, dass das verrückt wäre. Vor allem, weil er sein Interesse nicht offen zeigen konnte.
Jedenfalls nicht hier.
Er war so schon ein viel zu großes Risiko eingegangen. Es hatten zu viele Blicke auf ihnen gelegen und obwohl Seg es als Treffen alter Freunde getarnt hatte, wollte er nicht, dass diese Typen auf irgendwelche schrägen Ideen kamen.
Wenn man Roans sengenden Blick bedachte, als Seg geheuchelt hatte, sich kaum an ihn zu erinnern, dann musste er eine ziemlich gute Show abgeliefert haben. Oh, darüber musste sich Roan wirklich keine Sorgen machen. Seg erinnerte sich an ihn. Tatsächlich konnte er sich jedes noch so kleine Detail über den Mann ins Gedächtnis rufen.
Seg straffte die Schultern und wandte sich wieder Roans Freunden zu. »Schön, euch kennenzulernen, Jungs. Die Einladung ins Penalty Box steht, falls irgendjemand Interesse hat.«
Eine Sekunde lang dachte er, sie würden sein Angebot vielleicht annehmen, doch dann begann einer nach dem anderen, Dinge herunterzurattern, die sie noch zu erledigen hatten. Unbeirrt begegnete Seg den blauen Augen des größten Kerls und hielt seinem Blick einen Moment lang stand. Er konnte Tausende Fragen in den Augen des Mannes sehen. Seg entging nicht, dass der Kerl mit dem schmaleren Brillenträger neben ihm Händchen hielt. Offensichtlich waren sie geoutet und wenn Seg raten müsste, versuchte der Typ gerade, sich Seg und Roan zusammen vorzustellen.
»In Ordnung«, sagte er und setzte dazu an, den Flur wieder hinunterzugehen. »Habt einen schönen Abend.«
Scheiße. Es war dämlich gewesen, Roan überhaupt erst anzusprechen, doch in dem Moment, als er ihn gesehen hatte, hatte er nicht anders gekonnt. Normalerweise besaß er mehr Selbstbeherrschung. Vor allem, da seine ganze Karriere den Bach runtergehen könnte, wenn СКАЧАТЬ