Wiener Wohnwunder. Anatol Vitouch
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Название: Wiener Wohnwunder

Автор: Anatol Vitouch

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783710604997

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СКАЧАТЬ damit bequemer über das Leben mit Hund im Gemeindebau philosophiert werden kann.

      Probleme, zweiter Teil: Die aus Sicht mancher Besitzerinnen mangelnde Ausstattung der Gegend mit Hundezonen. Zwar gebe es eine nahegelegene Hundezone in der Polgarstraße, das schon, aber die Besitzer der kleinen Hunde fühlen sich dort mitunter von den großen bedroht. „Es bräuchte zwei Hundezonen: eine für die Riesen und eine für die Kleineren. Mehr kleinere Hundezonen wären ein Traum.“ Womit schon ein erster Wunsch für die Zukunft der Hundehaltung im Gemeindebau formuliert wäre.

      Schwierigkeiten, Teil drei: Ein aus Sicht der Hundebesitzerinnen skurriles Schild in ihrer Wohnhausanlage, auf dem das Folgende zu lesen sei: „Halten Sie Ihren Hund von Rasen und Gehsteig fern.“ Dass ihr Hund wohl irgendwo gehen müsse, entweder am Rasen oder aber am Gehsteig, müsse doch auch den Menschen einleuchten, die ein solches Schild produzieren, meint die Besitzerin eines recht kleinen Vierbeiners. Dass die Hunde hier im Bau nicht auf die Grünflächen gehen sollen, ist ihr bekannt, in der Praxis aber schwer umsetzbar: „In der Stadt am Beton geht’s ma ned.“ Womit natürlich nicht das Spazierengehen, sondern der Stoffwechsel gemeint ist, dessen Produkt sie im Erfolgsfall selbstverständlich umgehend per Plastiksackerl entsorge.

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       Wer einen Hund hat, ist wie Silvia Rucek daran gewöhnt, bei jedem Wetter vor die Tür zu gehen

      Es gibt also eine Reihe Probleme, für die die Anwesenden allerdings nicht nur die Hundelosen, sondern ebenso die rücksichtslosen Hundebesitzer in der Verantwortung sehen, von denen an diesem Nachmittag keiner erschienen ist (wahrscheinlich war es ihnen zu kalt). „Die, die den Kot nicht wegräumen, sorgen damit dafür, dass alle Hundehalter ein schlechtes Image haben.“

      Ebenso oft komme es vor, dass unerfahrene Hundehalter sich die falsche Rasse zulegen würden, nämlich eine, zu deren artgerechter Haltung sie gar nicht in der Lage wären: „Das liegt dann aber am Mensch und nicht an der Rasse. Deshalb sind die Listenhunde auch ein Blödsinn. Aber viele Leute haben keine Ahnung, was sie sich anschaffen und was die Rasse braucht.“

      Dass es jedenfalls nur mit gegenseitigem Respekt funktionieren könne, gerade im Gemeindebau, darin sind sich alle anwesenden Damen einig: „Von Hundehaltern zu anderen und umgekehrt.“

      Noch mehr Einigkeit gibt es nur darüber, dass die Hunde die ganzen Probleme, die man ihretwegen mit anderen Gemeindebaubewohnerinnen und -Bewohnern hat, in jedem Fall mehr als wert seien, denn: „Menschen können enttäuschend sein, aber ein Hund wird dich immer lieben.“

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       QUADENSTRASSE

       Das schöne Leben in Hirschstetten

      Es gibt Gemeindebauten mit hoher Wohnzufriedenheit – und dann gibt es die Quadenstraße 65–67 in Hirschstetten. In den 1970er-Jahren als zweiter Bauteil der Plattenbausiedlung Ziegelhofstraße projektiert, steht die Wohnhausanlage auf einer vormals von Hirschstettener Landwirten genutzten Fläche.

      Ist es die Nähe zu den Blumengärten oder dem Hirschstettener Badeteich, die diese Zufriedenheit auslöst? Was immer es sein mag, die Bewohnerinnen und Bewohner der Quadenstraße fühlen sich in ihrem Zuhause nicht einfach nur wohl, sie sind regelrecht begeistert von ihrem Gemeindebau:

      „Eine Gemeindewohnung ist erstrebenswert, sie ist ein sozialer Aufstieg!“

      „Die Wohnung war wie ein Palast.“

      „Ich habe vom Balkon aus dem siebten Stock geschaut und habe einen super Ausblick über Wien gehabt – die Lichter der Stadt warn wie Weihnachten!“

      Das ist nur eine kleine Auswahl der Sätze, die fallen, wenn es um die Erinnerungen der Bewohnerinnen und Bewohner an ihren Einzug in der Quadenstraße geht.

      Auch das Thema Hof mit Spielplatz, das in anderen Wohnhäusern wegen möglicher Lärmbelastung oft ambivalent diskutiert wird, stößt hier in Hirschstetten nur auf Zuspruch:

      „Man freut sich, hinunterzugehen! Der Hof ist wie unser Garten, wir besuchen uns gegenseitig im Garten!“

      „Wir machen auch Feiern, jeder nimmt was mit.“

      „Der Kinderlärm unten ist herrlich, da merke ich immer, es wird warm.“

      Wo die Stimmung so gut ist, klappt es natürlich auch mit dem nachbarschaftlichen Zusammenhalt:

      „Was machst du, wenn du alleine bist, keine Angehörigen hast?“

      „Ganz einfach: Dann komm ich bei dir ausmalen, und du kommst zu mir mit dem Schlagbohrer!“

      Wenn das Leben doch nur überall so schön wäre wie hier in der Quadenstraße.

       ELLA-LINGENS-HOF

       „Hier gibt’s keine Außerirdischen“

      „Ihr könnt es euch einmal anschauen, und wenn’s blöd ist, dann könnt’s ja wieder gehen“, sagt eine der wohnpartner-Mitarbeiterinnen zu den etwas scheuen Jugendlichen, die sich im Gemeinschaftsraum des Ella-Lingens-Hofes in Liesing eingefunden haben, um von ihrem Leben hier im Gemeindebau zu erzählen.

      So blöd wird es dann gar nicht. Zum Beispiel erzählen die Jugendlichen sehr gerne von dem Sommerfest hier, das ihnen großen Spaß macht, und wo die älteren Mädchen auch bei den aufgebauten Stationen mithelfen: „Ich hab letztes Jahr beim Kinderschminken mitgearbeitet, das war gut.“

      Die meisten von ihnen leben schon ihr Leben lang im Ella-Lingens-Hof, nur einer ist gebürtiger Ottakringer und erst seit zwei Jahren hier. Wo ist es schöner, in Liesing oder in Ottakring?

      „Hier. Hier gibt’s mehr Kinder und es is mehr los.“ Und wie ist es mit den älteren Hofbewohnerinnen und Hofbewohnern? Konflikte? „Ja, wenn wir mit den Boxen Musik hören.“

      Ballspielen und Fahrradfahren sei im Durchgang verboten, erklärt eine Mitarbeiterin der Kinderfreunde, die mit den Kindern aus dem Ella-Lingens-Hof arbeitet. „Aber die Fahrradroute verläuft nun einmal genau da, und wenn es regnet, dann ist das genau der Bereich, wo sich die Kids treffen.“ Zur Schule fahren die Jugendlichen alle um die 40 Minuten in eine Neue Mittelschule in der Carlbergergasse. Wie fühlen sie sich in Wien generell?

      „Normal.“

      „Ich fühl mich gut.“

      „Ich auch: Es gibt hier ja keine Außerirdischen.“

      Das stimmt natürlich. Und die Zukunftswünsche sind dann dafür wieder sehr down to earth:

      „In Alterlaa gibt’s eine Sporthalle. Es wär super, wenn’s das hier auch geben würd.“

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       „Ich hab letztes Jahr beim Kinderschminken mitgearbeitet, СКАЧАТЬ