Wiener Wohnwunder. Anatol Vitouch
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Название: Wiener Wohnwunder

Автор: Anatol Vitouch

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783710604997

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СКАЧАТЬ und zwei Funktionsperioden lang auch Mieterbeirätin – nur ein wenig zuhört, wie sie von ihrem Engagement erzählt, dann versteht man: Frau Schrammel hat einen Raum genommen, ihn mit Leben gefüllt und ihr Wohnhaus damit nachhaltig verändert.

      „2008 bin ich dem Mieterbeirat beigetreten und bin natürlich emsig gewesen. Damals bin ich auf diesen Gemeinschaftsraum gestoßen, der wirklich zugemüllt war, jeder hat da seinen Mist entsorgt. Ich hab dann mit Wiener Wohnen gesprochen und gebeten, dass ich den Raum haben kann. Dann ist das entrümpelt und sauber gemacht worden und ich bin Wiener Wohnen wirklich dankbar dafür, weil ich ausprobieren wollte, ob ich das schaffe, die Mieter an einen Tisch zu bekommen. Da wir ja mittlerweile alle Nationen im Haus haben, ist das natürlich ein bisschen schwierig. Für mich gibt’s aber keine Ausländer, für mich sind das alles einfach Menschen.“

      Frau Schrammel schaffte es – und noch einiges mehr: „2010 hab ich hier notdürftig eröffnet, mit einem Tapezierertisch, wo ich ein bissl was zum Essen aufgetischt hab. Und so ist das dann immer mehr geworden: Weihnachtsveranstaltungen, Basteleien, Faschingsfeste für die Kinder et cetera. wohnpartner is mir dabei eine große Hilfe gewesen, ansonsten hab ich das alles alleine gemacht. Ich bin halt so gestrickt, dass mir immer wieder was einfällt, und ich versuch über die Kinder die Erwachsenen zu mobilisieren, weil nur so geht es.“ Natürlich stellte und stellt Frau Schrammel den Raum auch anderen Mieterinnen und Mietern zur Verfügung:

      „Im ganzen Haus haben die Mieter die Möglichkeit, den Raum zu nutzen, zum Beispiel für Geburtstagsfeiern, dafür holen sie von mir den Schlüssel. Sie dürfen alles benutzen, und wenn sie mit Feiern und Saubermachen fertig sind, bekomm ich den Schlüssel wieder zurück. Die Kinder, mit denen ich hier, wie sie klein waren, Feste gemacht hab, die sind jetzt schon 14, 15 Jahre alt. Es is irre, ich weiß nicht, wo die Zeit hingerannt ist“, sagt die engagierte Mieterin wehmütig und ist doch hörbar glücklich über das, was ihr in den letzten Jahren hier gelungen ist. „Aber heuer hab ich auch noch einiges vor, der Erste-Hilfe-Kurs, der hier vom sozialmedizinischen Dienst durchgeführt wurde, war ein toller Erfolg, und die Polizei hätt ich auch gern da, die Feuerwehr, die MA 48 – das is halt alles Arbeit und das dauert, bis man’s organisiert. Auch zu Halloween wollen die Kinder wieder eine gute Kürbissuppe von mir haben, und zu Weihnachten hab ich vor, mit den Kindern Bastelarbeiten zu machen und einen Christbaum damit zu schmücken. Und dann würd ich von den Erwachsenen gerne Spenden für die Stiftung Kindertraum sammeln, das ist mir ein Herzenswunsch, weil man da schwerkranke Kinder unterstützt.“

      Auch bei der Aktion „Willkommen Nachbar“ war und ist die rührige Donaustädterin aktiv, denn: „Das hat mich sofort interessiert, ich hab Brot und Salz mitgenommen, mit wohnpartner gemeinsam hab ich die Mappe mit wichtigen Dokumenten für die Neuzuzüge befüllt. Wenn ich davon red, dann krieg ich eine Gänsehaut, weil mir das so wichtig ist.“

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       Kornelia Schrammel ist immer im Einsatz für die Nachbarschaft

       „Wenn ich davon red, dann krieg ich eine Gänsehaut, weil mir das so wichtig ist.“

      Unglaubliche 350 Familien hat Frau Schrammel nämlich schon begrüßt, die ihre ungebrochene Begeisterung für Nachbarschaftshilfe so erklärt: „Es ist jedes Mal faszinierend, neue Leute kennenzulernen. Das darf man nicht als Arbeit sehen. Entweder man macht’s gern oder man macht’s gar nicht. Und wenn man Vorurteile gegen andere hat, dann braucht man’s gar nicht machen. Wichtig wär, dass wir alle an einem Strang ziehen, gerade im Gemeindebau. Ich wohn da seit 1983, da bin ich als Erste in den Bau eingezogen. Und ich find’s ganz wichtig zu wissen, wer is mein Nachbar. Weil wenn du was brauchst, wenn was passiert, wenn du in Urlaub fährst, sollst du mutig genug sein, anzuklopfen. Und ich glaub, grad in Zeiten wie diesen sollten wir wieder enger zusammenrücken und einer für den anderen da sein.“

      An diesem Beispiel wird deutlich, dass es Menschen wie Frau Schrammel braucht, um das Konzept Gemeindebau mit Leben zu füllen. Alles Gute für die nächsten 350 „Willkommen Nachbar“-Besuche, Frau Schrammel!

       MUHRHOFERWEG

       „Am Muhrhoferweg hilft man zusammen“

      Frau Fleck ist ein Phänomen: Auf einem Auge fast blind, kümmert sich die rüstige ältere Dame trotzdem jeden Tag selbst um das Blumenbeet, das zur Zier des Muhrhoferweges geworden ist, seit sie es betreut. Und das ist noch nicht alles: Da Frau Fleck offenbar einen grünen Daumen hat, züchtet sie auch Zitronenbäumchen. Wobei das Wort Bäumchen angesichts der prachtvollen Pflanze, die sie den Besuchern präsentiert, geradezu eine freche Untertreibung ist: „Der Stock ist vier Jahre alt und aus einem Kern gezogen“, erzählt Frau Fleck. „Ich hab noch einen anderen, der hat hundert Blüten!“ Solche Erfolge kommen freilich nicht von ungefähr, Frau Fleck ist täglich schon in aller Früh für ihre Blumen und Pflanzen da – und ihre Tiere versorgt sie auch: „Wenn ich aufsteh, ist der erste Weg das Fenster aufmachen, die Zeitung holen und zu den Blumen gehen. Dann schau ich, wer braucht ein Wasser. Dann kommen meine Vogerln dran. Wei waun meinen sieben Wellensittichen was ned passt, dann gibt’s an Wirbel. Dene g’hert des Wohnzimmer allein“, lacht Frau Fleck. Und fügt lebenslustig hinzu: „Mir mocht des ois so an Spaß!“

      Frau Fleck wohnt seit 44 Jahren am Muhrhoferweg in Simmering, noch länger aber ist Frau Kainz hier zu Hause. Sie hat sich ebenso wie Herr Bugdajci zu Frau Fleck auf das sonnige Bankerl gesellt, von wo aus man einen guten Blick auf die Blumenbeete hat.

      „Ich bin schon 1974, bei Fertigstellung hier eingezogen“, berichtet Frau Kainz. „Ursprünglich komm ich aus Bruck an der Leitha und hab für die Postsparkasse gearbeitet. Mein Mann war Kranführer und hat die Wohnungen hier schon während des Baus sehen dürfen. Für die fünf Kinder, die wir hatten, war’s klein, aber wir haben zwei Kinderzimmer aus der Wohnung gemacht und als Eltern im französischen Doppelbett im Wohnzimmer geschlafen. Jetzt, wo die Kinder ausgezogen sind, samma froh, dass wir keine größere Wohnung haben, weil was würden wir jetzt damit machen?“ Frau Fleck und Frau Kainz kennen sich schon „eine Ewigkeit“, wie Letztere erzählt. „Wir machen auch ununterbrochen Fotos von ihren Blumen, und die stell ich dann auf Facebook, um zu zeigen, wie schön die Blumenkastln hier bei uns sind. Oft sicht ma die Frau Fleck gor ned, weil sie auf allen Vieren sich um ihre Blumen kümmert“, lacht Frau Kainz, und Frau Fleck und Herr Bugdajci lachen mit.

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       Um zu zeigen, wie schön die Blumenbeete am Murhoferweg sind, teilt Frau Kainz oft Fotos auf Facebook

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       Täglich ist Frau Fleck schon in aller Früh für ihre Blumen und Pflanzen da

      Herr Bugdajci, der Dritte im Bunde, ist 1999 mit seiner Frau und zwei Kindern in eine Drei-Zimmer-Wohnung am Muhrhoferweg gezogen, vorher lebte er in Favoriten. Nach Wien kam er als Kind mit seinen Eltern aus der Türkei. „Ich bin hier wunschlos glücklich“, strahlt er, „von einem Zimmer in eine Drei-Zimmer-Wohnung zu kommen, das ist schon was. Wir schauen immer gegenseitig rüber, mit der Frau Kainz und der Frau Fleck, ob eh das Licht brennt und alles in Ordnung ist, sonst rufen wir an.“

       „Waun meinen sieben Wellensittichen was ned passt, dann gibt’s an Wirbel.“

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      Überhaupt, СКАЧАТЬ