100 Jahre Österreich. Johannes Kunz
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Название: 100 Jahre Österreich

Автор: Johannes Kunz

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783903083790

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СКАЧАТЬ Christlich-Sozialen und den Sozialdemokraten, die aus dem Zerfall der einst mächtigen liberalen Bewegung hervorgegangen ist und das politische Leben in der Monarchie mitbeherrscht. Aber um die Einigkeit der Großdeutschen ist es nicht gut bestellt. Über ihr Verhalten im Reichsrat geht der Spottvers um:

      »Der eine saß, der andre stand,

      Der stimmte für, der wider,

      Das ist der Nationalverband,

       Stimmt an das Lied der Lieder …«

      Als Franz Joseph vor einer wichtigen Abstimmung seinen Ministerpräsidenten fragt, wie sich wohl die Deutschnationalen verhalten würden, antwortet Graf Eduard Taaffe: »Es ist sehr schwer, Majestät, so aus dem Handgelenk zu sagen, was das Dümmste ist, was man machen kann.«

      Im Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das Karl Kraus eine »Versuchsstation für den Weltuntergang nennt«, befinden sich Josef Stalin, der hier seine Studie über das Nationalitätenproblem schreibt, Leo Trotzki, der im Café Central Schach spielt, wenn er nicht gerade die illegale »Prawda« redigiert, und der junge Nikolai Bucharin, den seine konspirative Tätigkeit so erschöpft hat, dass er einem Nervenzusammenbruch nahe ist. Er wendet sich daraufhin an Dr. Alfred Adler, den nachmaligen Schöpfer der Individualpsychologie, der ihm den Rat gibt, sich ein Mädchen zur Freundin zu nehmen. Als Adler einige Zeit später seinen Patienten fragt, ob das Mittel geholfen habe, erhält er zur Antwort: »Wunderbar! Wir haben die ganze Nacht über die Kapitalismustheorie von Rosa Luxemburg diskutiert!«

      Mit Beginn des Ersten Weltkrieges bricht eine schwere Zeit an – auch für die Politiker der betroffenen Nationen. Die besonderen Probleme der Abgeordneten schildert Aristide Briand, der französische Politiker: »Wenn der Abgeordnete nicht bei den Wählern ist, fragt man, wo er sich herumtreibt. Ist er bei seinen Wählern, fragt man, warum er in Zivil ist. Ist er in Uniform, fragt man, warum er nicht an der Front ist. Ist er an der Front, fragt man, warum er nicht verwundet ist. Ist er verwundet, fragt man, warum er nicht gefallen ist. Und ist er gefallen, kommen die Beschwerden, dass er die Briefe nicht beantwortet.«

      Feldzeugmeister Graf Pschistranek inspiziert ein Festungsartillerieregiment und kommt in ein Mannschaftszimmer, in dem ein Bild des Feldzeugmeisters Uchatius hängt. Graf Pschistranek fragt einen Kanonier: »Wer ist das?«

      »Feldzeugmeister Uchatius!«, antwortet der Kanonier wie aus der Pistole geschossen.

      »Gut. Und warum hängt er da?«

      »Exzellenz, melde gehorsamst, er war ein General!«

      »Schön, mein Sohn. Aber ich bin doch auch ein General und hänge nicht da. Warum also Uchatius?«

      Der Kanonier denkt eine Minute nach, dann schmettert er: »Exzellenz, melde gehorsamst, weil er ein guter General war!«

      Manöver in Lemberg. Kaiser Franz Joseph I. kommt. Im Rathaus wird ein Empfang gegeben. Alle Honoratioren sind da und der Kaiser unterhält sich freundlich mit jedem einzelnen. So kommt er auch zu Rabbi Mardochaj Lechowitz.

      »Haben Sie Söhne?«, fragt der Kaiser.

      »Sieben, Gott sei Dank.«

      »Und haben Ihre Söhne gedient?«

      »Keiner, Gott sei Dank!«

      Zu Kriegsbeginn 1914 glaubt man in Wien noch, der Feldzug werde sehr rasch beendet sein. Doch schon im ersten Kriegswinter steht es an der österreichisch-ungarischen Ostfront gar nicht gut. Der Vorstand der k. u. k. Militärkanzlei, General Bolfras von Ahnenburg, regt an, der Kaiser selbst solle die Truppen an der Front aufsuchen und den Soldaten neuen Mut machen. Franz Joseph steht bereits in den 80ern und meint skeptisch: »Glauben S’ wirklich, Bolfras, dass so was etwas nützen tät? Wo stehen denn die Russen eigentlich?« Auf die Auskunft, die Heere des Zaren seien dabei, in die ungarische Tiefebene hinabzusteigen, sagt der greise Monarch in einem Anflug von Galgenhumor: »So weit sind die also schon. Dann wart’ ma noch ein bisserl, bald können wir mit der Elektrischen zur Frontbesichtigung fahren.«

      Während der ersten Kriegsmonate 1915 inspiziert der Feldmarschall-Leutnant die Stellungen der Tiroler Standschützen. Nach einem mühsamen Aufstieg zum Bataillonsgefechtsstand besichtigt er durch ein Scherenfernrohr die Linien. Plötzlich ist bei den vorgeschobenen Stellungen der Teufel los.

      »Wer liegt da vorne?«, erkundigt sich der hohe Offizier.

      »Der Hauptmann Anderl mit seiner Standschützenkompanie«, wird ihm gemeldet.

      Der Feldmarschall-Leutnant deutet auf das Feldtelefon: »Verbinden Sie mich mit ihm!«

      »Jawohl«, antwortet der Bataillonsadjutant und lässt unverzüglich die Verbindung herstellen. Am anderen Ende der Leitung meldet sich Hauptmann Anderl.

      »Was ist denn los?«, ruft der Feldmarschall-Leutnant in den Hörer. »Warum wird da vorne geschossen?«

      Prompt kommt die Antwort: »Weil Krieg is’, Du Depp!«

      Schmul, der zur Assentierung gehen muss, fragt seinen Freund Moische, ob er ihm nicht einen Rat geben könne, damit er »untauglich« geschrieben werde. Moische klärt kurz und rät Schmul dann, sich alle Zähne ziehen zu lassen. Ein paar Tage später begegnet er neuerlich dem jetzt sehr erbosten Schmul, der gleich loslegt: »Einen schönen Rat hast Du mir gegeben!«

      »Was meinst Du? Bist Du nicht ›untauglich‹?«

      »Ja, das schon, aber wegen die Plattfüß’!«

      Bei der Musterung gebärdet sich ein jüdischer Junge äußerst nervös: »Ich bitt’ schön, Herr Doktor, versetzen Sie mich nicht zur Artillerie. Ich kann das Schießen nicht hören!«

      »Haben S’ ka Angst«, sagt der Arzt, »die schießen so laut, das werden S’ schon hören!«

      Bei Gewehrübungen brüllt der Feldwebel: »Nicht so zaghaft, Blau! Sie präsentieren ein Gewehr, nicht einen Wechsel!«

      In einem Feldlazarett liegt ein Soldat mosaischer Konfession. Als es mit ihm zu Ende geht, fragt ihn der behandelnde Arzt: »Nun, Mandelbaum, haben Sie noch einen Wunsch?«

      »Ja«, sagt dieser leise, »ich mecht haben einen katholischen Priester!«

      Der Arzt verwundert: »Warum einen katholischen Priester?«

      »Mei Rebbe geht in ka Choleraspital«, sagt der Patient.

      Im Nebensaal spielt sich Ähnliches ab. Dort verlangt ein jüdischer Patient sogar einen Erzbischof.

      »Warum einen Erzbischof?«, will der Arzt wissen.

      »Weil ich mich mecht lassen taufen!«

      Der Mediziner, selbst Jude, setzt sich an die Bettkante, nimmt die Hand des Sterbenden in seine und sagt gütig: »Schauen Sie, Hirschfeld, so viele Jahre waren Sie ein guter Jude. Sie haben mit Ihrem Gott in Frieden gelebt und die Religionsgesetze befolgt. Warum wollen Sie sich jetzt, so kurz vor Ihrem Ableben, taufen lassen?«

      »Wissen Se, Herr Doktor, ich hab’ ma die Sach ieberlegt und bin zu dem Schluss gekommen, wenn schon einer sterben soll, soll sterben a Goi (Anm.: Nichtjude)!«

      Einjährig-Freiwilliger Katz: »Ich bitt’ um Urlaub, Herr Feldwebel.«

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