Название: 100 Jahre Österreich
Автор: Johannes Kunz
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783903083790
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Die 1873 anlässlich der Weltausstellung errichtete Rotunde, ein großer Kuppelbau im Wiener Prater, fällt 1937 einem Großbrand zum Opfer. Die Schläuche der Feuerwehr sind gerade ausgelegt, da erscheint Bundespräsident Wilhelm Miklas, um sich über den Stand der Löscharbeiten zu informieren. Miklas dankt dem Polizeipräsidenten, nimmt eine Schere, zerschneidet einen Schlauch und sagt: »Hiermit erkläre ich den Brand der Rotunde feierlich für eröffnet!«
So sah der Zeichner im »Daily Express«, London, vom 17. Februar 1938 die höchst prekäre Situation der österreichischen Regierung.
Im Hofe eines Wiener Gefängnisses drehen die Häftlinge ihre Runden. Da fragt einer: »Ist Euch bewusst, dass in Österreich heutzutage die Maulund Klauenseuche ärger wütet als früher einmal die Pest?«
»Wieso?«, wirft ein Zweiter ein.
Darauf der Erste: »Ich sage es Euch: Unten maulen’s und oben klauen’s!«
Anton Kuh wird kurz vor dem Anschluss Österreichs von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg aufgefordert, ihn in dessen Büro aufzusuchen und seine Einschätzung der politischen Lage zu erläutern. Später sagt Kuh dazu: »Am selben Tag packte ich die Koffer und fuhr nach Paris. Weil ein Land, das meinen Rat braucht, rettungslos verloren ist!«
Jene österreichischen Juden, die es sich finanziell leisten können, wollen nun aus Angst vor dem Einmarsch der Nazitruppen schleunigst das Land verlassen. Ein Jude geht mit seinem Koffer auf einen Wiener Bahnhof, da fährt ihm der Zug doch glatt vor der Nase weg. »Alles Antisemiten!«, murmelt er verbittert.
Ein anderer Jude schafft es gerade noch, in einen Fernzug zu steigen.
»Dann kam der Schaffner und schaute mich an, als hätte ich keine Fahrkarte.«
»Und was hast Du getan?«, fragt sein Freund.
»Ich habe ihn angeschaut, als hätte ich eine Fahrkarte.«
Wenige Tage vor der Abschlussprüfung seines Jusstudiums am Ende der Ära Schuschnigg wird der illegale Sozialist Bruno Kreisky, der zwei Jahre zuvor als 25-Jähriger im sogenannten Sozialistenprozess des Hochverrates angeklagt war, vom Leiter der Wiener Staatspolizei, Hofrat Weiser, zu sich bestellt. Der fragt ihn angesichts der Bedrohung durch das Dritte Reich beinahe freundschaftlich: »Na, was werdet’s denn jetzt eigentlich machen?«
Kreisky antwortet ironisch: »Ja, so ist das mit der Diktatur. Wenn sie mit der Opposition in Kontakt kommen will, kann sie das nur über die Staatspolizei.«
Der Zeichner Parrish in der »Chicago Tribune« vom 11. März 1938 über das Ende der Ersten Republik
Und am 14. März 1938, als die Hitler-Truppen schon im Lande sind, erscheint die Gestapo in der Wohnung der jüdischen Familie Kreisky, um den Jungsozialisten festzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt ist Bruno Kreiksy aber nicht zu Hause, sondern legt gerade die Abschlussprüfung seines Jusstudiums ab. Professor Schönbauer, ein prominenter Deutschnationaler, weiß genau, wen er vor sich hat, weshalb die Prüfungsfrage auch nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt. Kreisky soll die Rechtsmäßigkeit des Anschlussgesetzes begründen. Der Kandidat gelassen: »Ich bitte, mir eine andere Frage zu stellen, weil ich, eben wegen Bestreitung der Rechtsgrundlage der Regierungen Dollfuß, Schuschnigg und Seyß- Inquart, nicht in der Lage bin, eine positive Begründung zu geben.«
Professor Schönbauer, verblüfft: »Diese Antwort nennt man in Ihren Kreisen wohl Chuzpe?«
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