H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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СКАЧАТЬ war es et­was sehr Flüch­ti­ges und Dün­nes. Wenn ich nur No­ti­zen ge­macht hät­te! …

      Aber wie soll­te ich auch die Not­wen­dig­keit vor­aus­sehn, No­ti­zen zu ma­chen?

      Je­der, der nur den ge­rings­ten Keim von Fan­ta­sie hat, wird die au­ßer­or­dent­li­chen Mög­lich­kei­ten ei­nes sol­chen Stof­fes be­grei­fen, und er wird die Er­re­gung ein we­nig mit­füh­len, die ich durch­mach­te, als die­ses Ver­ständ­nis aus dem Ne­bel ab­stru­ser Phra­sen auf­tauch­te, mit de­nen Ca­vor sich aus­drück­te. Ko­mi­sche Be­frei­ung in ei­nem Dra­ma! Es dau­er­te ei­ni­ge Zeit, ehe ich glau­ben woll­te, dass ich ihn recht ge­deu­tet hat­te, und ich nahm mich sehr in acht, kei­ne sol­chen Fra­gen zu stel­len, die ihn in­stand ge­setzt hät­ten, die Tie­fe des Miss­ver­ste­hens zu er­mes­sen, in die er sei­ne täg­li­che Dar­le­gung hin­ein­warf. Aber nie­mand, der die­se Ge­schich­te hier liest, wird ganz mit­füh­len kön­nen, denn es wird un­mög­lich sein, mei­ner nack­ten Er­zäh­lung die Kraft mei­ner Über­zeu­gung zu ent­neh­men, dass die­ser er­staun­li­che Stoff tat­säch­lich im Be­griff stand, her­ge­stellt zu wer­den.

      Ich be­sin­ne mich nicht, dass ich nach mei­nem Be­such im Hau­se auch nur noch eine Stun­de hin­ter­ein­an­der an mei­nem Dra­ma ge­ar­bei­tet hät­te. Mei­ne Fan­ta­sie hat­te an­de­re Din­ge zu tun. Die Mög­lich­kei­ten des Stoffs schie­nen völ­lig un­be­grenzt zu sein; wo ich auch ver­such­te, stieß ich auf Wun­der und Re­vo­lu­tio­nen. Wenn man zum Bei­spiel ein Ge­wicht he­ben woll­te, moch­te es noch so un­ge­heu­er sein, man brauch­te nur eine Plat­te von die­sem Stoff dar­un­ter zu tun, und man konn­te es mit ei­nem Stroh­halm he­ben. Mein ers­ter na­tür­li­cher Im­puls war, die­ses Prin­zip auf Ka­no­nen und Pan­zer­schif­fe und als Ma­te­ri­al auf alle Metho­den der Krieg­füh­rung an­zu­wen­den, dann auf die Schif­fahrt, die Lo­ko­mo­ti­ven, den Bau, jede nur denk­ba­re Form mensch­li­cher In­dus­trie. Der Zu­fall, der mich ge­ra­de in die Ge­burts­kam­mer die­ser neu­en Zeit ge­bracht hat­te – es war eine Epo­che, nichts Ge­rin­ge­res – war ei­ner von je­nen Zu­fäl­len, die in tau­send Jah­ren ein­mal kom­men. Die Sa­che ent­roll­te sich, sie dehn­te und dehn­te sich. Un­ter an­de­rem sah ich mei­ne Er­lö­sung als Ge­schäfts­mann dar­in. Ich sah eine Mut­ter­ge­sell­schaft und Toch­ter­ge­sell­schaf­ten, An­glie­de­run­gen rechts von uns, An­glie­de­run­gen links, Rin­ge, Trusts, Pri­vi­le­gi­en und Kon­zes­sio­nen, die sich aus­brei­te­ten und aus­brei­te­ten, bis eine un­ge­heu­re stu­pen­de Ca­vo­rit-Ge­sell­schaft die Welt um­lief und be­herrsch­te.

      Und ich war dar­in!

      Ich wähl­te so­fort mei­nen Weg. Ich wuss­te, ich setz­te al­les aufs Spiel, aber ich tat den Sprung als­bald.

      »Wir sind ein­fach bei dem größ­ten Ding, das je er­fun­den wor­den ist«, sag­te ich und leg­te den Ak­zent auf das »Wir«. »Wenn Sie mich da her­aus­hal­ten wol­len, wer­den Sie’s mit ’ner Ka­no­ne tun müs­sen. Mor­gen kom­me ich her­un­ter, um Ihr vier­ter Ar­bei­ter zu wer­den.«

      Er schi­en von mei­nem En­thu­si­as­mus über­rascht, aber kei­ne Spur arg­wöh­nisch oder feind­lich. Viel­mehr wür­dig­te er sich selbst her­ab.

      Er blick­te mich zwei­fel­haft an. »Aber mei­nen Sie wirk­lich –?«, sag­te er. »Und Ihr Dra­ma! Was wird aus dem Dra­ma?«

      »Das ist ver­schwun­den!«, rief ich. »Mein lie­ber Herr, se­hen Sie nicht, was Sie da ha­ben? Se­hen Sie nicht, was Sie im Be­griff sind, zu ma­chen?«

      Das war nur eine rhe­to­ri­sche Wen­dung, aber er sah es po­si­tiv nicht. Erst konn­te ich es nicht glau­ben. Er hat­te nicht die Spur von ei­ner Ah­nung von ei­ner Idee. Die­ser er­staun­li­che klei­ne Mann hat­te die gan­ze Zeit über auf bloß theo­re­ti­schem Grun­de ge­ar­bei­tet! Als er sag­te, es sei das »al­ler­wich­tigs­te« Ex­pe­ri­ment, das die Welt noch ge­se­hen habe, hat­te er nur ge­meint, es be­rich­ti­ge so vie­le Theo­ri­en, er­le­di­ge so vie­les, was zwei­fel­haft sei; über die An­wen­dung des Stoffs, den er ma­chen woll­te, hat­te er sich so we­nig be­un­ru­higt, wie wenn er eine Ma­schi­ne ge­we­sen wäre, die Ka­no­nen macht. Dies war ein mög­li­cher Stoff, und er woll­te ihn ma­chen! V’­la tout, wie der Fran­zo­se sagt.

      Über das hin­aus war er kin­disch! Wenn er ihn mach­te, wür­de der Stoff als Ca­vo­rit oder Ca­vor­in auf die Nach­welt kom­men, ihn wür­de man zur Aka­de­mie be­ru­fen, sein Por­trät wür­de als das ei­nes wis­sen­schaft­li­chen Man­nes von Ver­dienst mit der »Na­tur« ver­teilt wer­den, und der­lei Din­ge mehr. Und das war al­les, was er sah! Er hät­te die­se Bom­be in die Welt ge­wor­fen, als hät­te er eine neue Mücken­art ent­deckt, wenn nicht der Zu­fall ge­wollt hät­te, dass ich dazu ge­kom­men war. Und da hät­te sie ge­le­gen und ge­pufft wie noch ein paar an­de­re klei­ne Din­ge, die die­se Wis­sen­schaf­ter an­ge­zün­det und um uns ge­wor­fen ha­ben.

      Als mir das klar wur­de, war ich der­je­ni­ge, der das Re­den be­sorg­te, und Ca­vor sag­te: »Nur wei­ter!« Ich sprang auf. Ich schritt durchs Zim­mer und ges­ti­ku­lier­te wie ein Jun­ge von zwan­zig. Ich ver­such­te, ihm sei­ne Pf­lich­ten und Verant­wort­lich­kei­ten in der Sa­che ver­ständ­lich zu ma­chen – un­se­re Pf­lich­ten und Verant­wort­lich­kei­ten in der Sa­che. Ich ver­si­cher­te ihm, wir könn­ten Geld ge­nug ma­chen, um jede Art so­zia­ler Re­vo­lu­ti­on durch­zu­füh­ren, die wir woll­ten, wir könn­ten die gan­ze Welt be­sit­zen und ord­nen. Ich er­zähl­te ihm von Ge­sell­schaf­ten und Pa­ten­ten und den Ge­set­zen für ge­hei­me Pro­zes­se. All die­se Din­ge schie­nen auf ihn zu wir­ken, wie sei­ne Ma­the­ma­tik auf mich ge­wirkt hat­te. In sein ro­tes klei­nes Ge­sicht kam ein Blick der Ver­wir­rung. Er stot­ter­te ei­ni­ges über Gleich­gil­tig­keit ge­gen Reich­tum, aber ich jag­te all das bei­sei­te. Er hat­te reich zu wer­den und sein Stot­tern nütz­te zu nichts. Ich gab ihm zu ver­ste­hen, was für eine Art Mensch ich war, und dass ich sehr be­trächt­li­che Ge­schäfts­er­fah­run­gen hat­te. Ich sag­te ihm nicht, dass ich zur Zeit in ei­nem noch un­ge­re­gel­ten Ban­ke­rott stak, denn das war nur vor­über­ge­hend, aber ich glau­be, ich ver­söhn­te mei­ne of­fen­bar wir­ken­de Kraft mit mei­nen fi­nan­zi­el­len An­sprü­chen. Und ganz un­merk­lich, wie eben sol­che Plä­ne wach­sen, wuchs zwi­schen uns das Ein­ver­ständ­nis über ein Ca­vo­rit-Mo­no­pol em­por. Er soll­te den Stoff ma­chen, und ich soll­te den Lärm dazu ma­chen.

      Ich hing mich wie ein Blut­egel an das »wir« – »Sie« und »ich« exis­tier­te für mich nicht.

      Sei­ne Idee war, der Ge­winst, von dem ich sprach, kön­ne dazu die­nen, die For­schung zu för­dern, aber das war na­tür­lich eine Sa­che, die wir spä­ter zu er­le­di­gen hat­ten. »Schon gut«, rief ich, »schon gut.« Der Haupt­punkt war, wie ich be­harr­te, das Zeug wirk­lich zu ma­chen.

      »Hier ha­ben wir einen Stoff«, rief ich, »ohne den zu sein kein Haus, kei­ne Wirt­schaft, kei­ne Fes­tung, kein Schiff wa­gen kann – all­ge­mei­ner an­wend­bar noch als eine Pa­tent­me­di­zin! Kei­ne ein­zi­ge Sei­te, nicht eine von sei­nen zehn­tau­send mög­li­chen An­wen­dun­gen, die uns nicht rei­cher ma­chen wird, Ca­vor, als sich nur die Hab­sucht träu­men СКАЧАТЬ