H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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      Wir blick­ten ein­an­der einen Au­gen­blick an. Ich hob den Hut und wünsch­te ihm einen gu­ten Abend. Er er­wi­der­te krampf­haft, und so gin­gen wir un­se­rer Wege.

      Am Zaun­tritt blick­te ich auf sei­ne ver­schwin­den­de Ge­stalt zu­rück. Sein Ge­ba­ren war merk­wür­dig ver­än­dert, er schi­en lahm, zu­sam­men­ge­schrumpft. Der Kon­trast mit sei­nem ehe­ma­li­gen ges­ti­ku­lie­ren­den, sum­men­den Selbst er­griff mich ab­sur­der­wei­se als pa­the­tisch. Ich be­ob­ach­te­te ihn, bis er nicht mehr zu se­hen war. Dann kehr­te ich mit dem herz­li­chen Wunsch, ich hät­te mich an mei­ne ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten ge­hal­ten, in mein Som­mer­haus und zu mei­nem Dra­ma zu­rück.

      Am nächs­ten Abend sah ich ihn nicht. Aber er lag mir sehr im Sinn, und mir war ein­ge­fal­len, er kön­ne in der Ent­wick­lung mei­nes Dra­mas als ein sen­ti­men­tal ko­mi­scher Cha­rak­ter ei­nem nütz­li­chen Zwe­cke die­nen. Am drit­ten Tage mach­te er mir einen Be­such.

      Eine Zeit lang plag­te mich der Ge­dan­ke, was ihn wohl her­ge­führt habe. Er mach­te aufs for­mells­te gleich­gil­ti­ge Kon­ver­sa­ti­on; dann kam er un­ver­mit­telt aufs Ge­schäft. Er woll­te mich aus mei­nem Haus her­aus­kau­fen.

      »Sie sehn«, sag­te er, »ich ta­de­le Sie nicht im ge­rings­ten, aber Sie ha­ben eine Ge­wohn­heit zer­stört, und das des­or­ga­ni­siert mir mei­nen Tag. Ich bin hier jah­re­lang ge­gan­gen – Jah­re. Ohne Zwei­fel habe ich ge­summt … All das ha­ben Sie un­mög­lich ge­macht!«

      Ich schlug vor, er sol­le es mit ei­ner an­de­ren Rich­tung ver­su­chen.

      »Nein. Es gibt kei­ne an­de­re Rich­tung. Dies ist die ein­zi­ge. Ich habe mich er­kun­digt. Und jetzt – je­den Nach­mit­tag um vier – da komm ich an eine blin­de Mau­er.«

      »Aber, mein lie­ber Herr, wenn die Sa­che für Sie von sol­cher Be­deu­tung ist – –«

      »Es ist eine Le­bens­fra­ge. Sie sehn, ich bin – ich bin ein For­scher – ich bin mit ei­ner wis­sen­schaft­li­chen Un­ter­su­chung be­schäf­tigt. Ich woh­ne – –« er hielt inne und schi­en zu den­ken. »Da drü­ben«, sag­te er und zeig­te plötz­lich in ge­fähr­li­che Nähe mei­nes Au­ges. »Das Haus mit den wei­ßen Schorn­stei­nen, die Sie da ge­ra­de über den Bäu­men se­hen. Und mei­ne Ver­hält­nis­se sind anor­mal – anor­mal. Ich ste­he im Be­griff, eins der al­ler­wich­tigs­ten Ex­pe­ri­men­te zu vollen­den – ich kann sie ver­si­chern, eins der al­ler­wich­tigs­ten Ex­pe­ri­men­te, die je ge­macht sind. Das er­for­dert be­stän­di­ges Den­ken, be­stän­di­ge geis­ti­ge Frei­heit und Ak­ti­vi­tät. Und der Nach­mit­tag war mei­ne glän­zends­te Zeit! – gä­rend von neu­en Ge­dan­ken – neu­en Ge­sichts­punk­ten.«

      »Aber warum nicht wei­ter dort vor­bei­gehn?«

      »Al­les wäre an­ders. Ich wäre be­wusst. Ich wür­de an Sie bei Ihrem Dra­ma den­ken – wie Sie mich ge­reizt be­ob­ach­ten – statt an mei­ne Ar­beit zu den­ken. Nein! ich muss das Haus ha­ben.«

      Ich über­leg­te. Na­tür­lich woll­te ich die Sa­che gründ­lich durch­den­ken, ehe et­was Ent­schei­den­des ge­sagt wur­de. Ich war im All­ge­mei­nen in je­nen Ta­gen zu Ge­schäf­ten be­reit ge­nug, und Ver­kau­fen hat­te mich im­mer an­ge­zo­gen; aber ers­tens war es nicht mein Haus, und selbst wenn ich es ihm zu ei­nem gu­ten Prei­se ver­kauf­te, konn­te ich in der Über­ga­be der Gü­ter Unan­nehm­lich­kei­ten ha­ben, wenn der lau­fen­de Be­sit­zer von dem Ge­schäft Wind be­kam, und zwei­tens war ich, nun – nicht schul­den­frei. Es war ent­schie­den ein Ge­schäft, das vor­sich­ti­ges Ver­fah­ren er­for­der­te. Oben­drein in­ter­es­sier­te mich auch die Mög­lich­keit, dass er auf der Spur ei­ner wert­vol­len Er­fin­dung war. Mir kam der Ge­dan­ke, dass ich gern mehr von sei­ner Un­ter­su­chung wüss­te, ohne jede un­ehr­li­che Ab­sicht, ein­fach mit dem Ge­dan­ken, zu er­fah­ren, was es war, wür­de eine Ablen­kung vom Dra­men­schrei­ben sein. Ich streck­te Fühl­hör­ner aus.

      Er war ganz be­reit, Aus­kunft zu ge­ben. Ja, als er ein­mal recht im Gan­ge war, wur­de die Un­ter­hal­tung zum Mo­no­log. Er re­de­te wie ein lan­ge ein­ge­sperr­ter Mensch, der es wie­der und wie­der bei sich durch­ge­gan­gen ist. Er re­de­te fast eine Stun­de lang, und ich muss ge­ste­hen, ich fand es ein ziem­lich star­kes Stück, zu­zu­hö­ren. Aber durch al­les lief der Un­ter­ton der Be­frie­di­gung hin­durch, die man fühlt, wenn man eine Ar­beit ver­säumt, die man sich ge­setzt hat. Wäh­rend je­ner ers­ten Un­ter­re­dung wur­de mir sehr we­nig da­von klar, wor­auf sei­ne Ar­beit hin­aus­lief. Die Hälf­te sei­ner Wor­te wa­ren tech­ni­sche Aus­drücke, die mir völ­lig fremd wa­ren, und er il­lus­trier­te ein oder zwei Punk­te mit dem, was ihm ele­men­ta­re Ma­the­ma­tik zu nen­nen be­lieb­te, in­dem er mit ei­nem Ko­piert­in­ten­stift auf ei­nem Ku­vert in ei­ner Wei­se Be­rech­nun­gen an­stell­te, die es schwer mach­ten, auch nur den An­schein zu er­we­cken, als ver­ste­he man. »Ja«, sag­te ich, »ja. Nur wei­ter!« Trotz­dem wur­de mir ge­nug klar, um mich zu über­zeu­gen, dass er kein blo­ßer Schwach­kopf war, der Ent­de­ckun­gen spiel­te. Trotz sei­ner schwach­kopf­ar­ti­gen Er­schei­nung zeig­te er eine Kraft, die das un­mög­lich mach­te. Was es auch war, es war et­was von me­cha­ni­schen Mög­lich­kei­ten. Er er­zähl­te mir von ei­nem Werk­schup­pen, den er habe, und von drei Ge­hil­fen – ur­sprüng­lich in Ak­kord ar­bei­ten­den Zim­mer­leu­ten – die er ab­ge­rich­tet hat­te. Nun ist vom Werk­schup­pen bis zum Pa­tent­amt klär­lich nur ein Schritt. Er lud mich ein, mir die Sa­chen an­zu­se­hen. Ich nahm be­reit­wil­ligst an und sorg­te da­für, dass ich das – durch eine Be­mer­kung oder so – un­ter­strich. Der vor­ge­schla­ge­ne Ver­kauf des Som­mer­häus­chens blieb sehr an­ge­neh­mer­wei­se noch in der Schwe­be.

      Schließ­lich stand er auf, um zu ge­hen, und ent­schul­dig­te sich we­gen der Län­ge sei­nes Be­suchs. Über sei­ne Ar­beit zu re­den, sag­te er, war ein Ver­gnü­gen, das er nur zu sel­ten ge­noss. Nicht oft fin­de er einen so in­tel­li­gen­ten Zu­hö­rer wie mich; er ver­keh­re sehr we­nig mit be­rufs­mä­ßi­gen Wis­sen­schaf­ten.

      »So­viel Klei­nig­kei­ten«, er­klär­te er, »so­viel Int­rigue! Und wahr­haf­tig, wenn man eine Idee hat – eine neue, be­fruch­ten­de Idee – Ich will nicht un­barm­her­zig sein, aber – –«

      Ich bin ein Mann, der an Im­pul­se glaubt. Ich mach­te einen Vor­schlag, der viel­leicht über­eilt war. Aber man muss be­den­ken, dass ich vier­zehn Tage lang in Lym­pne al­lein ge­we­sen war und an ei­nem Dra­ma ge­schrie­ben hat­te, und mein Ge­wis­sens­biss we­gen sei­nes ver­nich­te­ten Spa­zier­gangs ließ mir noch kei­ne Ruhe.

      »Wa­rum nicht«, sag­te ich, »dies zu Ih­rer neu­en Ge­wohn­heit ma­chen? Statt der, die ich ver­dor­ben habe? We­nigs­tens, bis wir we­gen des Hau­ses ins rei­ne kom­men kön­nen. Was Sie nö­tig ha­ben, ist, dass Sie Ihre Ar­beit im Geist über­le­gen. Das ha­ben Sie im­mer auf Ihrem Nach­mit­tags­spa­zier­gang ge­tan. Das ist lei­der vor­bei – Sie kön­nen die Din­ge nicht wie­der ma­chen, wie sie wa­ren. Aber warum nicht her­kom­men und mir von Ih­rer Ar­beit er­zäh­len: mich als eine СКАЧАТЬ