Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes). Hannes Kerfack
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Читать онлайн книгу Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes) - Hannes Kerfack страница 6

СКАЧАТЬ weil die Arbeit narzisstische Züge bekam, positiv: Man muss etwas dafür tun, wenn man ein Ziel hat oder einen Weg. Durch das Denkdefizit, hänge ich in manchen Seminaren immer wieder hinterher, egal in welchem Semester ich bin. Durch viel Arbeit kann ich das aber kompensieren. Dafür brauche ich viel Ruhe und Entspannung, um den Lernstoff im Kopf zu verarbeiten. Ich suche daher nach einer perfekten Gelassenheit oder einem gelassenen Perfektionismus. Ganz werde ich nie über meinen Schatten springen, das weiß ich. Ein weiterer Schatten ist, dass ich mein Studium mehr oder weniger als Einzelkämpfer durchziehe. Das hat auch seine Vorteile: Abgehärteter, auf das Schlimmste vorbereitet, aber dafür auch Burnout-Gefahr. Einen kleinen hatte ich schon und musste mich wochenlang zurückziehen. Der war wieder mit einem Scheitern im Studium verbunden und Scheitern ist sehr gut. So lernt man am besten seine Grenzen kennen.

      Ich denke während des Arbeitens immer darüber nach, wie ich das in den späteren Beruf übertragen kann. Ich habe vor dem Pfarrberuf11 Respekt, prüfe vielleicht manchmal zwanghaft meine Eignung dazu. Gelassenheit kann schwer sein. Wissenschaftliche Unwissenschaftlichkeit wie? Wie kann ich anderen Hörern Theologie einfach erklären? Manche Studenten, die hochtrabend reden, verstehe ich gar nicht mehr richtig. Trotzdem bin ich schon im 6. Semester. Paradox ist, dass ich manchmal glaube, ich sei dümmer geworden, nur weil ich theologisch ruhiger wurde.12 Vielleicht liegt es auch daran, dass sich langsam die theologische Logik in den Kopf festsetzt. Ich habe mich zurückgezogen, weil die Anerkennung und das Festmachen an Ruhm und Anerkennung nicht mehr an erster Stelle steht. In mir ist eine gute und schlechte Seite. Die schlechte Seite ist die Nachwirkung der Suche nach Anerkennung. Die Gute sieht es gelassen, weil sie weiß: Die Realität im Studium sieht anders aus. Ich lerne für mein Leben. Manchmal ist es ein Kampf zwischen Gut und Böse.

      Ich beobachte auch gerne andere Studenten in der Bibliothek. Besonders bei den BWLern und Naturwissenschaftlern glaube ich, dass die zu viel arbeiten. Andererseits schreiben manche ihre Seminararbeiten bei Facebook, wenn man die Wortanzahl des Chatraumes mit den Vorgaben der Prüfungsordnungen vergleicht. Viele mühen sich ab und ich sitze da und gucke auch gerne mal in die Wolken, wenn ich keine Lust habe. Viel „Laptopgetippe“, schlecht für das Arbeitsklima. Was entsteht da alles? Wie viel kriegen die in ihren Kopf? 35-40 Stunden Arbeit die Woche halte ich im besten Fall aus. Nicht zu voreilig sein mit der Gier nach Wissen, aber Wissen entwickle ich gerne Ich habe viel Zeit, und brauche einen Ausgleich und mache zwischenzeitlich ein paar Tage Urlaub. Manchmal fällt es mir schwer, weil ich weiß, mir sitzen die Hausaufgaben im Nacken. Dann versuche ich es wieder mit Meditation und Gebet mithilfe meines Losungsbuches.

      11 Ich habe mich nach einem Aufbaustudium gegen ein "festes" Pfarramt entschieden und mich als freier Theologe, Schriftsteller und Künstler teilselbständig gemacht, weil ich die Vorgaben, auch die theologischen (Fokus auf die "eine" Auferstehung), nicht mehr individuell tragen konnte.

      12 Die Meditation stammt nach einer Studienzeit von 3 Jahren. Jetzt nach einigen Jahren mehr, merke ich doch eine größere Gelassenheit, aber es war ohne Übung zur gegenwärtigen Zeit damals schwerer als heute, weil Studieren immer auch etwas damit zu tun hat, größere Menge an Daten im Kopf zu verarbeiten und es dauern kann, bis der Kopf dafür Übung hat. Diese Übung erlangt man durch ständige Durchdringungsfähigkeit von viel Stoff (auch in kurzer Zeit), wobei im Theologiestudium mehr der Fokus auf die selbstständig zu schreibenden Seminararbeiten liegt und weniger auf die Klausuren, was aber auch von Studienordnung zu Studienordnung unterschiedlich ist. Grundsätzlich muss jeder sein eigenes, gutes Arbeitsklima finden, um das Lernen zu lernen und die Wissenschaft nach und nach einzuüben.

       Liedmeditation über „Von guten Mächten wunderbar geborgen“13

      Von guten Mächten wunderbar geborgen…die scheinbar Schwachen haben manchmal einen Schutzengel mehr und die Stärke Christus ist in ihnen. Sind die Starken immer stark und die Schwachen immer schwach und wie bewerten Menschen einen anderen in diesen Punkten? Ein kleiner Satz aus einem Zeichentrick, die Geschichte von den unwegsamen Galliern, die mit Erfolg den Römern Widerstand leisten, aufgrund eines kleinen, aber mächtigen Zaubertranks, der ihnen übermenschliche Kraft verleiht, besagte am Ende: Kann es nicht so sein, dass die scheinbar Schwachen manchmal einen Schutzengel mehr haben? - Eine Macht, die man so nicht sehen kann, aber trotzdem wirkmächtig genug ist, die Gallier in guten Mächten geborgen zu halten. Doch dies ist mehr ein Widerstand, den es so nicht gegeben hat und Julius Caesar ganz Gallien erobert und kein Dorf vergessen hatte im Jahre 50 v. Chr.

      Aber die Widerstandsfrage taucht überall in der Geschichte auf, wo es Menschen gab, die mit mehr oder weniger Erfolg ein menschenunwürdiges und verachtendes System anprangerten und sich gegen einen Zwang von Ideologien, Gesetzen oder gegen Mächte, die sie unterdrückten, wehrten und doch ihren Teil dazu beitrugen, weil das, was sie auslösten, den Mut Anderer stärkte und wussten, dass eine Sache weitergeht, auch wenn man für sie gefallen ist.

      Sophie Scholl, Bonhoeffer, Georg Elser oder auch Fritz Gerlich, um den Bogen zu einer der schlimmsten Diktaturen zu spannen, an die sich die Menschheit für immer erinnern wird, der Widerstand vor und nach der Machtergreifung Hitlers 1933. Sind diese in einem System, das anscheinend makellos ist, schwach oder sind sie von guten Mächten wunderbar geborgen und an jedem neuen Tag, der anbricht, Gott bei ihnen ist und sie bewahrt, ihnen die Kraft und den Mut gibt, für die Achtung und das Recht der Menschen kämpfen, die Not erleiden und Repressionen ausgesetzt sind und sich damit sogar selbst in Gefahr bringen, durch Verhaftungen und Todesurteile…? Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2. Kor 12, 9).

      So lautet unsere Jahreslosung und ist es nicht möglich, dass genau diese Kraft, in den scheinbar schwachen Menschen, von denen wir sprachen, eine Kraft ist, die einen Mut auslöst, den man als eine Gabe Gottes bezeichnet und diese nutzen solle, um anderen zu helfen?

      Ja. Genau diese Kraft sei uns an jedem Tag gegeben, an dem wir von Gott behütet werden. Wenn wir dies nutzen zum Wohle Aller, so werden wir gerecht, nicht wegen des Glaubens, sondern was viel wichtiger ist, durch die Werke, die wir tun oder für welche Überzeugung, wie der Widerstand im 3. Reich, wir einstehen wollen.14 Wie sehen das andere Menschen bei uns oder wir bei ihnen? Die heutige Meinung, so scheint es immer wieder heraus, ist durch das zunehmende Bewusstsein der Globalisierung und Karrieresucht oft: Der schwächer Gestellte in der Gesellschaft, sei es nun ein in Armut lebender, ein wirtschaftlich Schwächerer oder ein vom Charakter her ruhiger Mensch, der sich eher von größerer Gemeinschaft fern hält und für sich ist, bleibt auch schwach und gerät durch menschliches Vorurteil in eine Schublade, aus der man sich manchmal nicht mehr befreien kann. Haben genau diese Menschen in schwerster Not einen Schutzengel mehr und sind diese mit Fertigkeiten und Eigenschaften ausgestattet, von denen Stärkere, die sich besser behaupten können, nur träumen können?15 Ja. Doch in der heutigen Ellenbogengesellschaft scheinen genau diese menschenunwürdigen Vorurteile nicht mehr weg zu denken zu sein und der Gedanke, dass jeder Mensch für sich wertvoll und stark ist, oft vergessen wird und genötigt wird, etwas gegen seine angeborene Natur zu tun, was dem Menschen mehr schadet als es ihm dient, und letztendlich unglücklich macht oder wie es die Stoa beschrieb, eine antike Philosophenschule, dass der Weg zur Ataraxie und Vernunft, zur inneren Seelenruhe, niemals vollkommen durchschreitet werden kann. Gott schenkte uns ein Leben, das wir nach unseren eigenen Fertigkeiten und Charakteren ausbauen und diesen Lebensplatz auf unsere Art fällen sollen. Und ich denke auch, dass genau dieser eine Schutzengel und somit die guten Mächte uns schützen und die Kraft Jesus Christus in denen mächtig ist, die zwar scheinbar schwach sind, aber dadurch stark werden, ihren Lebensweg zu gehen, wenn sie mit sich selbst im Einklang sind und sich nicht selbst verleugnen und überschätzen.

      Aber dennoch wie sie sind, entsprechend zu handeln oder einer Überzeugung folgen, für Menschenwürde zu kämpfen, auch wenn sie in der Unterzahl sind, und allen Mut dafür aufbringen, der uns zum Handeln gegeben wurde.

      13 Die Jahreslosung stammt aus dem Jahr 2012.

      14 Hochinteressant ist СКАЧАТЬ