Название: Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes)
Автор: Hannes Kerfack
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Религия: прочее
Серия: Theologisch-philosophische Studienschriften
isbn: 9783347086937
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15 An der Stelle sollte gesagt werden, dass das ein sehr ambivalentes Denken ist, das (aus meiner Sicht) die Fähigkeit des Menschen zum Vergessen übersieht und es aufgrund der Fehlerpädagogik immer möglich ist, an sich zu arbeiten, auch wenn das irgendwann an eine Grenze kommt, wie man im Innersten wirklich ist. Aber klar ist, denke ich, dass für sich selbst vereinnahmte Immanenz und Transzendenz keine ewigen Größen sind, sondern auch von außen ("Chaos in der Ordnung") durch Widerstand (positiv wie negativ) bedroht werden kann. Dennoch strotzen diese Meditationen von Leidenschaft, die auch wieder wichtig ist, damit es zu keinem Stillstand im Denken und Umdenken kommt, weil eine kritische Haltung in der Philosophie nicht immer zum Ziel führt, sondern man auch wie eine "Katze um den heißen Brei" gehen kann, den der Leidenschaft und des eigentlichen Gegenstands oder dem Objekt des Widerstandes, gegen das man (richtig) aufbegehren möchte.
Stärke und Schwäche
Nicht nur die Schwachen brauchen die Starken, sondern die Starken können auch nicht ohne die Schwachen sein. Die Ausschaltung der Schwachen ist der Tod der Gemeinschaft.16 Auch in Prüfungssituationen ist man vermeintlich der Schwächere, besonders wenn man sich nicht genug vorbereitet hat. Und die Fragen beinhalten auch einen Trick, der auch in Bewerbungsgesprächen gerne mal angewendet wird, ohne dass diese Personen diese Frage unbedingt für sich beantworten könnten. Das ist ein Aspekt der Optimums- und Leistungsgesellschaft. Der pädagogische Trick des Aus-Der-Reserve-Lockens funktioniert aber nur dann, wenn diejenige Person, die diesen Trick ausübt, dann nicht wieder ausbremst (z.B. weil es nicht seiner Meinung entspricht), sondern sie geht bewusst das Risiko der Gegenprovokation ein. Wichtig ist dann wieder eine beidseitige Besinnung und Empathie, die viel entscheidender ist, aus meiner Sicht. Dieser Trick hat auch seine Grenzen, einen vermeintlich Schwächeren aus der Reserve zu locken, um ihn stark zu machen. Derjenige kann daran auch zerbrechen. Aber ich denke, es geht im Studium auch darum, widerstandsfähiger zu werden, das betrifft aber auch die Kritikfähigkeit gegenüber solchen Methoden, die nicht immer schlüssig sind.
16 Aus: Bonhoeffer, Dietrich (2015): Von guten Mächten wunderbar geborgen. Mit Aquarellen von Andreas Felger. 2. Aufl. Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh (Original von 2013).
„Er steht allein im Garten“, der die Zeit nicht kennt - „The modern Jesus in the USA“
Der Stellvertreter Gottes, der uns in der Welt und sowohl bei Gott vertritt, damit sein Wort und die frohe Botschaft ein Maßstab für uns seien und die Hoffnung auf das Reich Gottes nicht schwindet: Wir sehen Jesus, als einen Menschen an, als eine konkrete Person, die vor über 2000 Jahren in Form eines Wanderpredigers gewirkt haben soll. Wir kennen ihn als einen Menschen, der uns unsere Sünden bedingungslos vergibt und sein Körper letztendlich am Kreuz verlosch und ein gewaltiges Gewitter von Gott kam und die Menschen riefen: „Dies war wahrlich der Sohn Gottes.“17
So kennen wir ihn, einen gnädigen, heilenden Wanderprediger, der auch viele Wunder tat, um genau diese göttliche Stellvertretung zu legitimieren. Und dabei ist er nicht zu den Menschen in die Herzenstür getreten, die schon einen starken Glauben hatten, sondern zu denen, bei denen der Glaube schwach war.
In einem Buch, das ich über den Sinn des Gebetes gelesen hatte und mir von einem Pastor vor dem Theologiestudium geschenkt wurde (Danke!)18, wurde gesagt: Beten bedeutet, Jesus zu seiner Not zu lassen und in dem Sinne kam Jesus zu den Menschen, die Not am Glauben hatten und ihn nicht fanden. Dabei machte er keinen Unterschied bei dem Menschen, der Not hatte, in Aussehen, Nation oder Abstammung. Ein Jesus für alle Menschen, ohne ein Vorurteil gegenüber dem Menschen selbst. Doch kennt dieses Bild von Jesus die Zeitlichkeit, in der sich die von Menschen geschaffene Geschichte zeigt und mitprägt? Während einer Seminarstunde zeigte sich mir ein anderes Bild, über einen neu verkörperten, der Gesellschaft angepassten Jesus. Ich deutete das als eine neue Form von Passion, ein neues Leiden, nämlich eine Anpassung und Verfälschung, aufgrund des Wandels in eine moderne Gesellschaft. Diese ist heutzutage längst nicht mehr wie die Zeit des Neuen Testaments, die die heutigen Möglichkeiten der Globalisierung und Digitalisierung nicht kannte, und das Jesus-Bild eine Art Leiden durch das unaufhaltsame Fortschreiten erfährt.
„The modern Jesus in the USA“, der moderne Jesus in den USA, die so genannte elektronische Kirche, wohl eine neue Kunstform dieses Bildes, welche die wahre Geschichte nicht mehr kennen.19
Ich will von keinem Jesus sprechen, der vor dem Computer sitzt oder das alltägliche Leben dort mit begleiten soll, aber in dieser Kirche wird ein Jesus verkündigt, der nicht mehr der Jesus ist, den wir kennen, sondern ein Trugbild, das die Menschen der Mittelschicht und ihre Bedürfnisse anspricht, aber alle anderen, die nicht dieser Schicht angehören, vergisst und somit die Taten von Jesus auf eine neue Weise deuten, wie ein „zweites Evangelium“.
Wo bleibt noch die Verantwortung vor der wahren Geschichte und dem wahren Jesus? Gibt es diesen überhaupt noch, wenn sich der Glaube immer weiter verselbständigt und die Bildungslücke dort immer größer wird? Sollten die Vertreter dieser Kirche die Verantwortung vor der Welt vergessen haben und vor Gott, das wahre Evangelium und ein wahres Bild zu verkünden?20 Hat Gott sie etwa, als Wächter ihrer Taten, vergessen und das Gott nicht mehr durch die Kirche handelt, sondern der Mensch an diese Stelle tritt? So zeigt sich mir diese Kirche, die fähig ist, den eigenen Glauben zu verfälschen und das dies kein Jesus mehr für mich ist, der an meine Tür des Herzens klopfen darf, wenn er meine Mitmenschen allesamt vergisst und eine soziale Grenze zieht? „Er steht allein im Garten“…von Judas verraten und verkauft. Steht er nicht auch heute, durch diese Kirche, in einem Garten, der die Zeit nicht kennt und von den Verantwortlichen „verraten“ wird? In dem Sinne, dass man ihn manipuliert hat?21
Die folgende Meditationsform ist öfter vorgekommen. Wir sollten z.B. einen Bibeltext in eine Situation hineintragen oder eine Situation in einen Bibeltext: Was erinnert mich woran? Dazu zählten auch persönliche Exkursionen und intensive, lebenskünstlerische Betrachtung der Umgebung. Ich bin gerne zum Strand, in den Wald oder in die Kirche gegangen. Diese Text-Kontext-Übung kann helfen, Gedanken für die Predigt, einen Unterrichtsentwurf usw. zu finden, auch um die gegenwärtige Lebenswelt zu betrachten, um diese auf die Tradition zu übertragen, z.B. Anknüpfungspunkte in der homiletischen Großwetterlage zu finden. Welche Ereignisse prägen die Hörer, die Schüler oder andere Menschen zur gegenwärtigen Zeit? Gibt es menschliche Grundkonstanten und Ähnlichkeiten zu den biblischen Texten? Diese wechselseitige Grundbewegung zwischen Lebenswelt und Tradition ist in der Theologie ganz entscheidend.
17 Kritisch muss diese Meditation betrachtet werden, weil sie 1. durch ein "wir" einen Hörerkreis einschließen möchte, der vielleicht gar nicht existiert und es zu Meinungsverschiedenheiten kommen kann und 2. ist dieses Jesus-Bild etwas beschränkt, bei aller Leidenschaft, die gut ist, aber nicht unkritisch betrachtet werden sollte. Das geschieht hier schon am Beispiel des Jesus-Bildes in den Kirchen in den USA, sodass es erste kritische Tendenzen von mir in dieser frühen Studienzeit schon gibt, aber das noch nicht ausreichend, sondern zu ambivalent war. Klar ist aber, dass Religion und Theologie aus ihrer jeweiligen Zeit, auch der Moderne und ihrer Technologien, heraus sprechen und die Kontextualisierung hier schon angedeutet wird, dass Jesus-Bilder in den zeitlichen Kontext gestellt werden müssen und nicht einfach (auch für eigene Machtinteressen) missbraucht werden dürfen.
18 Vgl. Hallesby, Ole (1982): Vom Beten. Eine kleine Schule des Gebets (Brockhaus Taschenbuch, 13), Credo: Oslo.
19 An der Stelle muss der Kritik auch Grenzen gesetzt werden, weil nicht jede Kritikfähigkeit auch gut СКАЧАТЬ