Название: Vergangenheitskampf
Автор: Corinna Lindenmayr
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783967526554
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»Was meinst du damit, er ist nicht aufgetaucht?« Bea saß ihr gegenüber auf einer alten Holzbank im Garten des Kinderheims und spießte sich ein Stück ihres Hühnchens auf die Gabel. Da es trotz der Kälte ein recht sonninger und angenehmer Tag war, hatten sie beschlossen, diesen mit den Kindern im Freien zu verbringen.
Emma zog ihren Schal ein wenig fester um den Hals. Sie wollte eigentlich nicht unbedingt von ihrem gestrigen Abend erzählen. Was mehr daran lag, dass er sie so emotional aufgewühlt hatte. Die ganze Nacht konnte sie kein Auge mehr zu machen. Ständig musste sie wieder an den Tag denken, als ihre Mutter gestorben war. An den Unfall, der alles veränderte. Die letzten Jahre war es ihr gelungen, ihre Vergangenheit ziemlich gut zu vergessen, aber aus irgendeinem nicht erklärlichen Grund gelang es ihren Erinnerungen sich plötzlich wieder in den Vordergrund zu drängen.
Emma zuckte mit den Schultern. »Er hat mich versetzt.«
Ihre Freundin kniff die Augen zusammen. »Ich dachte du hättest dieses Treffen öffentlich gewonnen?« Hatte sie auch. Nur war das einem Max Christensen wohl egal gewesen.
»Tja, letztendlich habe ich ihn ja dann doch noch getroffen.«
Bea sah sie fragend an und Emma verfluchte sich im Stillen dafür, diese Worte ausgesprochen zu haben. Jetzt würde sie alles erzählen müssen, auch diese Sache mit dem Date.
Nun, das hatte sie sich selbst zuzuschreiben.
Ergeben berichtete sie Bea daher von dem gestrigen Abend, dem Zusammenstoß und dass Max sie nach Hause gefahren und dann zu einem nächsten Treffen eingeladen hatte. Was sie jedoch verschwieg, war die Tatsache, dass ihr bei dem Gedanken daran, verdammt kribbelig zu Mute war. Denn auch, wenn sie keinen großen Wert darauf legte, diesen Max noch einmal wiederzusehen musste sie dennoch zugeben, dass er mehr als nur ein bisschen gut ausgesehen hatte.
»Wow, da tust du all die Jahre so, als würde dich kein Mann mehr interessieren und dann angelst du dir gleich einen von der Sorte, hinter dem alle Frauen her sind.« Bea grinste sie an. »Respekt meine Liebe.«
»Ich angle mir überhaupt niemanden. Und ich werde nicht mit ihm ausgehen.« erwiderte Emma trotzig.
»Natürlich wirst du mit ausgehen. Hallo? Wir reden hier von Max Christensen! Dem Eishockeykapitän der Augsburger Panther mit dem so ziemlich jede zusammen sein will!«
»Tja, nicht jede.«
»Schätzchen, du kannst ja versuchen dich selbst zu belügen, aber bei mir schaffst du das nicht.« Bea sah sie mit diesem durchdringenden Blick an, mit dem sie alle ansah, von denen sie dachte, dass sie vollkommen falsch lagen. Und Bea war eine Person, bei der das verdammt oft vorkam.
Auch wenn sie es gar nicht wollte, musste Emma lachen. »Okay, vielleicht will ich ein klitzekleines bisschen mit ihm ausgehen. Aber das spielt keine Rolle. Er ist genau das Gegenteil von dem was ich mir einmal wünsche.«
Bea verdrehte die Augen. »Himmel, du sollst ihn ja auch nicht gleich als potentiellen Ehemann ansehen.«
»Sondern nur als möglichen Liebhaber, ich weiß. » vollendete Emma abwehrend den Satz. »Aber nein danke. Auch darauf kann ich sehr gut verzichten.«
»Worauf kannst du verzichten?« Nickolas Petersen, der von allen nur Nick genannt wurde und seit kurzem als Praktikant bei ihnen arbeitete, gesellte sich zu ihnen. Nick war genauso alt wie Bea, was bedeutete, dass er in etwa drei Jahre älter sein musste als Emma. Er war groß, knapp 1,85 m und seine hellbraunen Haare waren beinahe schulterlang. Hin und wieder trug er sie zu einem kleinen Zopf zusammengebunden, so wie heute, was ihn in Kombination mit seiner Lederjacke, irgendwie verwegen aussehen ließ und so gar nicht nach jemandem der Kinderpfleger werden wollte. Mal ganz davon abgesehen, dass er ohnehin eigentlich schon viel zu alt dafür war, eine solche Ausbildung zu beginnen.
Lässig schwang er seine Beine über die Bank und setzte sich neben Bea. In der Hand hielt er ein bereits halb aufgegessenen Sandwich.
Emma funkelte ihre Freundin an. Wehe, sie würde mit Nick über Max Christensen reden. Das ging ihn nämlich rein gar nichts an.
»Ach, ich versuche Emma gerade nur deutlich zu machen, dass sie mit jemand, wie Max Christensen, durchaus ein wenig Spaß haben könnte.«
Erschrocken zuckte diese zusammen. Soviel also zur Loyalität unter Freundinnen. Sie warf Bea einen wütenden Blick zu, welchen diese aber getrost ignorierte und stattdessen munter weiter erzählte. »Max hat Emma zu einem Date eingeladen, aber unsere liebe »Ms. Ich-warte-auf-den-Richtigen« hier, will nicht hingehen.«
Nick warf Emma einen nicht ganz eindeutig zu definierenden Blick zu. »Wo hast du denn bitte diesen Proll getroffen?«
Proll? Benutzte man heut zu Tage tatsächlich noch dieses Wort? »Gestern. Ich, äh, war sozusagen schon mit ihm verabredet.«
»Aha.«
Bea stieß Nick unsanft von der Seite an. »Müsst ihr Männer immer so wahnsinnig kommunikativ sein?« fragte sie dann ironisch. »Wie wäre es stattdessen lieber mit einer hilfreichen Meinung?«
Nick verzog keine Miene. »Er ist nicht Emmas Typ.«
Das ließ Besagte aufhorchen. Sicher, das gleiche hatte sie selbst auch gedacht. Aber warum zum Teufel sagte Nick das?
»Warum?« hörte sie sich daher fragen, bevor sie sich eines Besseren belehren konnte.
»Habe ich etwa unrecht?« gab Nick anstelle einer Antwort zurück.
»Nein, aber..«
»Dann ist ja alles gesagt.« unterbrach er sie dann brüsk und stand wieder auf. »Vielleicht solltet ihr euch wieder an die Arbeit machen. Das scheint produktiver zu sein.« Damit lief er in Richtung der Spielwiese der Kinder davon.
»Okay, das war seltsam.« Emma sah ihm hinterher, wie er um die Ecke verschwand.
»Oder auch nicht.« erwiderte Bea nachdenklich. »Wenn ich es mir so recht überlege, denke ich, dass es die logische Reaktion darauf war.«
Irritiert zog Emma die Augen nach oben. »Worauf denn bitte schön?«
»Darauf, dass er auf dich steht.«
Auch in der kommenden Nacht schlief Emma nicht besonders gut. Ihr Kopf pochte noch immer, auch wenn die Schmerzen ein wenig nachgelassen hatten. Aber der Hauptgrund für ihren Mangel an Schlaf waren vermutlich ihre Gedanken, die einfach nicht aufhören wollten über die letzten beiden Tage nachzudenken. Nicht, dass es hier so verdammt viel gab, worüber man sich den Kopf zerbrechen könnte, aber irgendwie schien ihr Gehirn da anderer Meinung zu sein.
Das Treffen mit Max warf sie offenbar mehr aus der Bahn, als sie sich eingestehen wollte. Und Bea´s Kommentar über Nick und mögliche Gefühle für sie war dabei auch nicht gerade hilfreich gewesen. Zwar glaubte Emma nicht wirklich daran, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie Nick seit dem versuchte aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen aus dem Weg zu gehen. Was angesichts des Umstandes, СКАЧАТЬ