Vergangenheitskampf. Corinna Lindenmayr
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Название: Vergangenheitskampf

Автор: Corinna Lindenmayr

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783967526554

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СКАЧАТЬ zuzugeben, dass sie hin und wieder dazu neigte, in manchen Situationen extrem überempfindlich zu reagieren. So wie z. B. heute morgen. Sie war erschrocken und in Panik geraten. Nichts, worauf sie besonders stolz war. Aber manchmal, da holte sie die Vergangenheit wieder ein. Ob sie wollte oder nicht. Und sie wollte nicht.

      Es war ja nicht einmal so, dass es etwas gab, dass ihr einen Grund für diese Ausbrüche lieferte, vielmehr schienen sie irgendwie tief aus ihrem Unterbewusstsein zu kommen. Als würde es etwas geben, wovon sie selbst keine Ahnung hatte, es aber dennoch existierte.

      Doch eines war sie ganz sicher nicht. Und zwar ineffizient.

      Also verdrängte Emma-Sophie diesen kurzen Aussetzer von heute morgen und arbeitete beinahe zehn Stunden durch. Sie spielte mit den Kindern, wusch Wäsche, kochte und versuchte daneben noch einmal einen Überblick über die tatsächliche finanzielle Situation zu erlangen. Was sie vermutlich lieber gelassen hätte, denn das Ergebnis war alles andere als ermutigend.

      Als Bea ihren Kopf durch die Bürotür streckte war er bereits nach 16:00 Uhr. »Hast du vor, heute auch einmal irgendwann eine Pause zu machen? Gretchen sagte, du bist seit 06:30 Uhr hier. Du hast noch nichts gegessen und es sieht auch nicht so aus, als würdest du bald Feierabend machen.«

      »Ich konnte nicht mehr schlafen.« Emma zuckte mit den Schultern. »Ich fand es sinnvoller etwas Nützliches zu tun und hier her zu kommen als planlos zu Hause die Decke anzustarren.«

      »Okay, was ist los?« Bea schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann ihrer Freundin gegenüber vor den Schreibtisch.

      »Nichts.«

      »Emma. Du hast schon oft schlecht geschlafen. Aber du bist deshalb noch nie im Morgengrauen durch die Stadt gefahren um zur Arbeit zu kommen und schon gar nicht, um wild um dich zu schlagen.«

      Emma stöhnte. »Sie hat es dir also erzählt.«

      »Ja hat sie. Und bevor du jetzt irgendetwas sagst, vergiss nicht, ich bin deine beste Freundin. Ich kenne dich in und auswendig.«

      Was sowohl ein Segen als auch ein Fluch sein konnte, dachte Emma-Sophie und versuchte, nicht länger darüber nachzudenken. »Es ist wirklich nichts. Keine Ahnung warum ich heute Morgen so überreagiert habe. Vielleicht geht mir einfach gerade zu viel im Kopf herum.«

      » Max?« fragte Bea und sah verschmitzt lächelnd zu ihr auf.

      Ja. »Nein.«

      »Du brauchst dringend einmal etwas Abwechslung. Dein Leben besteht nur aus Arbeit. Max ist attraktiv, offenbar durchaus charmant und definitiv dafür gemacht etwas Chaos in deine perfekte Welt zu bringen.«

      »Was wenn ich kein Chaos haben will?«

      » Schätzchen, jeder braucht hin und wieder etwas Chaos.«

      »Ich habe aber keine Lust, danach die Unordnung wieder zu beseitigen.« erwiderte Emma. »Manchmal ist nämlich ziemlich viel Müll dabei.«

      »Ja und manchmal findet man dabei auch etwas, wonach man nicht einmal gesucht hat.« konterte ihre Freundin. »Aber das wirst du nie herausfinden, wenn du dich weiterhin hinter all dem hier versteckst.« Bea stand auf und machte eine kreisförmige Bewegung. »Ich liebe dich Emma, du bist klug, lustig und eine tolle Freundin, aber mal ehrlich, du brauchst dringend wieder einmal Sex.«

      Nachdem sie nun das dritte Mal durch das Gebäude lief, ohne auch nur die geringste Ahnung, was sie eigentlich wollte, war Emma-Sophie langsam bereit zuzugeben, dass sie Bea´s Worte vielleicht doch nicht so kalt ließen, wie sie zunächst geglaubt hatte. Möglicherweise lag darin doch ein Fünkchen Wahrheit.

      Ihr Leben basierte hauptsächlich auf Planungen und Kalkulationen. Alles war immer haargenau durchorganisiert und berechnet. Im Privatleben wie auch in der Arbeit. Wobei man bei ihr nicht wirklich von einem Privatleben sprechen konnte. Unter näherer Betrachtung existierte es eigentlich gar nicht. Sie stand morgens auf und ging ins Waisenhaus und abends, blieb sie meist ebenfalls dort, auch wenn ihre Schicht bereits zu Ende war. Genauso wie am Wochenende.

      Hin und wieder ging sie mit Bea zum Essen oder ins Kino. Der Unterschied zu Bea war nur, dass sie danach statt nach Hause lieber wieder zu ihren Kindern ging als alleine in ihre Wohnung.

      Ihre letzte Beziehung war jetzt ungefähr drei Jahre her und hatte nicht besonders gut geendet. Sie hatte Brian an der Uni kennengelernt. Er studierte chemische und physikalische Technik in einem Doppelstudiengang und irgendwie hatte sie die Kombination aus persönlicher Zurückhaltung und geistiger Intelligenz ziemlich beeindruckt. Brian war anders gewesen, als die anderen Studenten. Statt auf nächtelange Partyorgien zu gehen, blieb Brian lieber zu Hause und konzentrierte sich auf seine Prüfungen. Da er zwei Studiengänge kombinierte, war das ohnehin sehr anstrengend. Ihm jedoch schien das irgendwie überhaupt nichts ausgemacht zu haben.

      Sie hatte Brian sehr gemocht, hatte sogar gedacht, dass sie ihn liebte, doch als er die Chance erhielt mit einem renommierten Professor nach Amerika zu gehen um dort an irgend so einem angeblich wichtigem Projekt zu arbeiten, war er mehr oder weniger von heute auf morgen mit nichts weiter als einem Klebezettel an ihrer Tür, dass es ihm leid täte, aus ihrem Leben verschwunden.

      Ja, im Grunde genommen, sträubte sie sich seither gegen jede Art von Beziehung. Mit Ausnahme natürlich von Bea, Gretchen und den Kindern. Das war ihre Familie, ihr wirkliches zu Hause. Nicht die 2-Zimmer-Wohnung in einem nichtssagenden Betonklotz mit nicht einmal einem Balkon.

      War es also verwunderlich, dass sie oder besser gesagt ihr verräterischer Körper, auf einen durchaus attraktiven, charmanten Eishockeyspieler wie Max Christensen reagierte?

      Noch bevor sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, ob sie dem Ganzen vielleicht doch eine Chance geben sollte, prallte sie gegen etwas sehr hartes, muskulöses. Überrascht sah sie auf und stand sich niemand geringem als dem Mann gegenüber, der ihr seit zwei Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging.

      Ihr erster Schock wich der Verwirrung. »Was machst du denn hier?«

      »Das gleiche wollte ich auch gerade fragen.«

      »Ich arbeite hier.«

      »Das sehe ich. Die Frage ist eher warum?«

      Warum? Emma kniff verwunderte die Augen zusammen. Da gab es durchaus mehrere Gründe. Allerdings wusste sie nicht, auf welchen genau er jetzt anspielte. Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Es mag dich vielleicht verwundern, aber manche Menschen müssen für ihr Geld tatsächlichen arbeiten.«

      Seine Mundwinkel zuckten. Ob vor Belustigung oder Verärgerung konnte sie allerdings nicht feststellen. Irgendwie blickte er allgemein nicht so glücklich drein. »Das meinte ich nicht.« erwiderte er knapp. » Falls du dich daran erinnerst hast du dir ziemlich fest den Kopf angeschlagen. Du solltest eher im Bett liegen als zu arbeiten.«

      Und er sollte neben ihr liegen. Emma zuckte erschrocken zusammen. Wo zur Hölle kam denn das jetzt her? Sie schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. Das hier war definitiv nicht der richtige Ort für solche irrsinnigen Wunschvorstellungen. »Um bei der Wahrheit zu bleiben hast du mir den Kopf gestoßen.« erwiderte sie daher spitz. »Und im Übrigen wüsste ich immer noch nicht was dich das angeht.«

      »Okay.« Er hob beschwichtigend die Hände. »Du hast Recht. Aber mit einer Kopfverletzung ist nun mal nicht zu spaßen. Außerdem, und das ist einer der Gründe warum ich hier bin, haben wir ein Date.«

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