Название: Vergangenheitskampf
Автор: Corinna Lindenmayr
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783967526554
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Aber es war auf einmal wieder alles so verdammt real. So, als wären seither nicht bereits mehr als 20 Jahre vergangen. Emma erinnerte sich ganz genau an den Unfall, der alles veränderte. Die Panik in den Augen ihrer Mutter. Den Tag, der sie zur Vollwaise machte, denn bis heute wusste sie nicht, wer ihr Vater war.
Es war ein schöner Sommertag gewesen. Die Sonne hatte geschienen und auf der Autobahn war die Hölle los, wie fast an jedem Tag an dem sie diese Strecke gefahren waren. Doch diesmal war irgendetwas anders. Ihre Mutter war unkonzentriert und nervös gewesen, hatte sich ständig umgedreht und Emma-Sophie erkannte die Angst in ihren Augen. »Mama, was ist denn los?« hatte sie noch gefragt, ehe sie im gleichen Moment von hinten ein dunkelblauer Range Rover rammte und sie von der Fahrbahn abkamen. Der alte BMW geriet ins Schleudern und schlitterte in einem mörderischen Tempo über den Asphalt. Emma-Sophie hatte geschrien, aber ihre Mutter hatte nur den Kopf auf das Lenkrad gestützt und unter ihren Armen vergraben. Immer wieder hatte sie nach ihr gerufen, hilflose und verzweifelte Schreie eines kleinen Mädchens, die durch den Innenraum des Wagens hallten. Letztendlich waren sie egal gewesen. Das Auto überschlug sich, krachte gegen einen Tanklaster und fing sofort Feuer. Diese enorme Hitze breitete sich immer weiter und weiter aus, die Sirenen erklangen und Emma-Sophie spürte noch wie jemand sie gepackt hatte, dann war alles schwarz geworden.
Ihr Körper zitterte noch immer als sie aus der Dusche stieg und sich ein Handtuch um den Rücken legte, welches sie vor ihrer Brust zusammenpresste. Wassertropfen rannen von ihr herunter und auf die kalten Fliesen. Der Spiegel war noch beschlagen von dem heißen Dampf in dem kleinen Raum. Dennoch starrte sie hinein. Beobachtete wie ihr Spiegelbild Stück für Stück durch den Schleier des kondensierenden Wassers zum Vorschein kam. Sie wusste nicht was sie erwartete, aber was sie sah, war alles andere als beruhigend. Ein verängstigtes kleines Mädchen, dass keine Ahnung hatte, was es mit seinem noch so jungen Leben anfangen sollte. Es war nicht ihr jetziges Gesicht, dass sie dort anblickte, sondern jenes von damals. Aber auch wenn seither zwei Jahrzehnte vergangen waren, lag in ihrer Augen immer noch die gleiche Resignation. Sie war allein.
3. Kapitel
Morgen waren sie endlich vorbei. Achtzehn Jahre seines Lebens, die er geopfert hatte, um endlich das zu erreichen wonach er sich schon so lange verzehrte.
Macht und Reichtum.
Er schämte sich nicht dafür das zuzugeben. Warum auch? Jahrelang hatte er auf der richtigen Seite des Gesetzes gestanden, hatte sein Leben riskiert um Verbrecher dorthin zu bringen, wo er sich nun selbst befand. Hinter Schloss und Riegel.
Die letzten Monate war er geradezu hineingewachsen in die Rolle des reuigen, unscheinbaren Polizeihauptkommissars, der nichts weiter als Vergebung wollte. Dessen unendlich schlechtes Gewissen ihn geradezu auffraß.
All die Jahre hatte er gelernt damit umzugehen. Sich Situationen anzupassen und im richtigen Moment die Chance zu ergreifen, die einem geboten wurde. Er war dafür ausgebildet worden, seine waren Emotionen und Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Es war so lächerlich einfach gewesen.
Jetzt endlich war seine Zeit gekommen. Der Augenblick, der ihn für die letzten eineinhalb Jahrzehnte entschädigte und dieses Mal würde ihn niemand aufhalten.
Ganz langsam stand er von seinem Metallbett auf und trat an das kleine Fenster. Durch die Gitterstäbe hindurch sah er sie. Die Freiheit.
Der Regen trommelte auf die Dächer der angrenzenden Häuser und er spürte wieder die Wut in sich aufsteigen.
Wut auf den Mann, der ihm zuerst alles versprochen und letztlich alles genommen hatte. Don Jefferson Barlock.
Aber auch das würde er ändern.
Das Handy in seiner Hosentasche vibrierte und er zog es heraus. Vor wenigen Tagen hatte er sich ein neues Prepaidtelefon besorgen lassen. Auch solche Dinge waren innerhalb eines Gefängnistraktes nicht wirklich ein Problem. Kannte man die richtigen Leute war so ziemlich alles ein Kinderspiel.
Mit einem leisen Lächeln las er die Zeilen und steckte es dann wieder ein.
»Die Sache läuft. Ich erwarte dich.«
Oja, er würde zurückschlagen, so hart und unberechenbar, dass nichts und niemand daraus entkommen konnte.
Max hörte das laute »Schsch« der Schlittschuhe auf dem Eis der anderen Spieler die immer näher auf ihn zukamen und sich mit seinen eigenen vermischten, während er mit dem Puck an seinem Schläger weiter auf das Tor von Johnny Malcury, dem Torhüter der Krefelder Pinguine zusteuerte.
Von links näherte sich sein Teamkollege Ryan LeLane. Er drehte seinen Körper leicht in dessen Richtung, fixierte den Puck mit seinem Schlägerkopf und konzentrierte sich auf den Abschuss. Keine Sekunde später donnerte er durch einen Bodycheck von Toni Mellone mit voller Wucht gegen die Bande.
Er schüttelte sich kurz, rückte seinen Helm wieder gerade und steuerte seitlich auf das Tor zu um für einen weiteren Pass bereit zu sein. Ryan gab den Puck zunächst an Jonas, dieser zurück an Ryan. Max warf einen kurzen Blick auf die Anzeigentafel der Hallenmitte. Es waren noch knapp 3 Minuten im letzten Drittel zu spielen und sie lagen mit einem Tor hinten. Wenn sie dieses Spiel verloren standen die Chancen auf die Teilnahme der Play-Offs gegen Null.
Sie mussten sich zumindest in die Verlängerung retten. Ein Punkt wäre zwar nicht perfekt, aber er würde sie wenigstens im Spiel halten.
Ryan fuhr ein paar Meter weiter um sich besser in Schussposition bringen zu können, während Max seine Position hielt. Er beobachte seinen Kollegen genau, analysierte seine Körperhaltung und in dem Moment als der Puck Richtung Tor steuerte und von dem Torwart zurück prallte war er bereit. Mit nur einer einzigen Bewegung hielt er seinen Schläger exakt so, dass er den Winkel zur oberen Netzkante im Visier hatte und schoss.
Das Netz vibrierte als die schwarze Scheibe darin versank, der Schiedsrichter abpfiff und die Zuschauertribüne mit Jubelschreien explodierte.
Max riss die Arme nach oben und wäre am liebsten vor Dankbarkeit auf die Knie gegangen. Denn auch, wenn dieser Sport eine Teamarbeit war und man für Sieg oder Niederlagen selbst verantwortlich war, gehörte einfach hin und wieder ebenfalls ein Quäntchen Glück dazu. Und dieses Mal war es definitiv Letzteres gewesen. Wäre der Puck auch nur ein paar Zentimeter anders zurückgeschleudert worden, hätte sein Schusswinkel nicht gestimmt und die Scheibe wäre daneben gegangen.
Er ließ sich von seinen Kollegen auf dem Eis umarmten, klatschte dann an der Bande mit den restlichen Spielern ab bevor der Schiedsrichter wieder auf das Bully zeigte.
Noch 50 Sekunden. Sie würden das überstehen. Sie mussten einfach.
15 Minuten später schleppte er sich nach einem 2:1 Sieg in der Verlängerung vollkommen fertig in die Kabine. Sein linker Arm schmerzte von dem Zusammenprall mit Brady Meloy und sein Kopf dröhnte seit dem Moment, als er bei dem Bodyscheck mit Toni gegen die Bande geknallt war. Aber das alles war nicht wichtig. Seine Mannschaft hatte dieses Spiel gewonnen und das war das Einzige was zählte.
Es war allein sein Problem, dass er, anstatt sich СКАЧАТЬ