Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ war) und fähige Gelehrte damit zu beauftragen, die Gesetze des Königreiches niederzuschreiben und seine Chronik zu vervollständigen. Nur sehr wenige der Beschwerden befassten sich mit handfesten politischen Fragen. Die Delegierten forderten, Karl solle seine Cousine, Isabella von Portugal, heiraten und Spanien zu seinem ständigen Hauptsitz machen; auch dürfe er »keine Vereinbarung mit Portugal über den Gewürzhandel treffen, damit wir weder unseren Vorteil noch unseren Ruf verlieren (in Anbetracht der Kosten an Männern und Geld, die zur Entdeckung [der Molukken] nötig waren)«. Er sollte »mit christlichen Herrschern Frieden schließen, den Heiden aber den Krieg erklären« (wie es auch das Mantra Ferdinands von Aragón gewesen war). Schließlich verlangten sie von Karl, »dass Euer Majestät den Befehl gibt, die Subsidien, die wir bewilligen – zu einer Zeit, da das Königreich derart erschöpft, ja ruiniert ist –, für die Rückeroberung von Fuenterrabía einzusetzen«.39

      Bedenkt man, dass seit der Niederschlagung des Comuneros-Aufstands kaum ein Jahr ins Land gegangen war, schien die relative Zurückhaltung der Cortes bei der Formulierung ihrer Beschwerden für eine weitgehende Versöhnung der Kastilier mit ihrem König zu sprechen. Manche von Karls Untertanen waren indes noch immer verärgert. Im März 1523 bemerkten die englischen Gesandten am kastilischen Hof »keine sehr große Zuneigung zwischen den Edelleuten aus Spanien und denen aus Flandern«, während vier Monate darauf Salinas berichtete, mehr als tausend Soldaten seien durch die Straßen von Valladolid gezogen und hätten dabei gebrüllt: »Lang lebe der König, aber Tod den Flamen!« Dabei habe es mehrere Tote gegeben. Im August äußerte Salinas Beunruhigung darüber, »was man in den Straßen und von den Kanzeln hört« –, vielleicht weil er sich nur allzu gut an die Hetzpredigten erinnern konnte, die während Karls vorherigem Besuch in der Stadt gehalten worden waren.40 All diesen Warnsignalen zum Trotz verließ Karl im Oktober erneut Kastilien, wobei er seine Schwester Eleonore zur Regentin während seiner Abwesenheit ernannte, und begab sich nach Navarra, um die Rückeroberung der Stadt Fuenterrabía von den Franzosen zu befehligen, ganz wie es die Cortes gefordert hatten.

      Obgleich der Kaiser dieses beschränkte Ziel schließlich erreichen sollte, hatte sein Erfolg doch fatale Auswirkungen auf das »Große Vorhaben« der Verbündeten gegen Franz I. Karl blieb auf spanischem Boden, während Heinrich (wie Wolsey schrieb) »ein mächtiges Heer [aufstellte] mit so groß gewachsenen, tüchtigen und auserwählten Soldaten, mit so erfahrenen und fähigen Hauptleuten, wie es aus diesem Königreich schon seit hundert Jahren nicht mehr ausgesandt wurde«. Dieses »mächtige Heer« rückte zügig vor und zwang unterwegs zahlreiche französische Städte zur Kapitulation, die daraufhin »Heinrich, dem König von Frankreich«, ihre Gefolgschaft schwören mussten, bis es schließlich im Oktober 1523 die Stadt Montdidier einnahm, die gerade einmal achtzig Kilometer von Paris entfernt liegt.41 Während sich in der französischen Hauptstadt schon Panik ausbreitete, schlugen die siegreichen Invasoren den Weg nach Osten ein, um sich dort mit den Truppen des Herzogs von Bourbon zu vereinigen – aber da war es schon zu spät: Franz hatte von dem Verrat des Herzogs Wind bekommen und war auf habsburgisches Territorium geflohen.

      »Männer schlagen Schlachten, aber nur Gott gewährt Siege«42

      Im November 1523 schlug Karl Heinrich vor, sie sollten doch »unsere Pläne für das ›Große Vorhaben‹ aufgeben« und stattdessen »meine Italienarmee einsetzen, um ersatzweise mit dieser in Frankreich einzufallen«; die Kosten hierfür sollten sich die beiden Monarchen teilen.43 Dieser dramatische Kurswechsel spiegelt nicht nur das Scheitern der Verschwörung wider, die der Herzog von Bourbon betrieben hatte, sondern auch Gattinaras feste Überzeugung, dass Mailand und Genua die eigentlichen Dreh- und Angelpunkte im Reich seines Herrn darstellten. Der Erhalt dieser beiden Territorien, ließ er Karl wissen,

      »darf unter keinen Umständen zu gering geschätzt werden, denn sie sind der Schlüssel zur Sicherung und Behauptung von Neapel und Sizilien. Zugleich sind sie das Mittel der Wahl, wenn Ihr die Venezianer und den ganzen Rest Italiens in Zucht und Gehorsam halten wollt, wodurch ihr wiederum ganz Deutschland und die Eidgenossen in Furcht halten werdet und mit ihnen tun könnt, was Euch beliebt. Auf einer solchen Grundlage werdet Ihr – aus eigenem Recht – stark genug sein, an allen Orten gegen die Türken und andere Heiden Krieg zu führen und ihnen Vernunft beizubringen.«44

      Nachdem er im Monat darauf vom Tod Papst Hadrians erfahren hatte, legte Gattinara Karl eine weitere umfassende Analyse seiner strategischen Ziele vor mitsamt Vorschlägen zu deren Erreichung. Zwei dieser Ziele, die der Kanzler unter den Überschriften »Reputation« und »Sicherung Italiens« behandelte, betrafen die Außenpolitik. Unter dem ersten Punkt betonte Gattinara noch einmal die Notwendigkeit, »Euren guten Ruf aufrechtzuerhalten, der für Euch die größte Wichtigkeit besitzt … sei es nun, um einen günstigen Friedensvertrag oder Waffenstillstand zu erreichen, oder sei es (falls jenes nicht möglich sein sollte), um den Krieg fortzuführen und schließlich zu beenden«. Zu diesem Zweck müsse Karl sich »die Gewogenheit des Königs von England erhalten«, und angesichts des kaiserlichen Versäumnisses, Heinrichs Feldzug angemessen zu unterstützen, »müssen wir uns nicht nur entschuldigen, sondern auch den entstandenen Schaden ersetzen … und so deutlich machen, dass unser damaliger Fehler nicht mit Absicht geschah«. Als Nächstes wandte Gattinara sich der »Sicherung Italiens« zu. Hierzu musste der Kaiser den neuen Papst – in Spanien war noch nicht bekannt, wer dies sein würde – davon überzeugen, ein Verteidigungs- und Offensivbündnis zu unterzeichnen, ähnlich jenem, das er mit Hadrian geschlossen hatte. Außerdem sollte er, wie Gattinara ausführte, dem Mailänder Herzog Francesco Sforza Eleonores Tochter Maria zur Frau versprechen (womit die Aussichten des Herzogs auf einen Erben in die ferne Zukunft geschoben wurden, denn Maria war erst zwei Jahre alt) und den Herzog von Bourbon zu seinem persönlichen Stellvertreter und Befehlshaber in Oberitalien ernennen. Karl befahl den sechs ranghöchsten Ratgebern aus seinem Gefolge, jeweils ihre Meinung (parecer) zu Gattinaras Entwurf niederzulegen, und zwar in der Reihenfolge ihres Rangs.45 Da alle den Vorschlägen zustimmten, verließen im Dezember 1523 Boten den kaiserlichen Hof, deren Auftrag lautete, den neuen Papst, Clemens VII., für Karl zu gewinnen. Clemens entstammte wie vor ihm bereits Leo X. der einflussreichen Familie der Medici. Außerdem trugen die Boten Anweisungen für den Herzog von Bourbon bei sich, der als Karls »erster Stellvertreter in Italien« und damit als eine Art »zweiter König« (alter rex), wie der Botschafter Contarini formulierte, amtierte. Karl glaubte, dass »die Franzosen guten Grund haben werden, die Anwesenheit von Monsieur de Bourbon [in Italien] zu beklagen, denn er wird ihnen – mit Gottes Hilfe – einen Dolch direkt an die Kehle drücken«.46

      Die Initiative ging jetzt auf die kaiserlichen Heerführer in Italien über. Nachdem sie den Winter 1523/24 damit zugebracht hatten, die in der Lombardei noch verbliebenen französischen Garnisonen davonzujagen, bestimmten sie Charles de Lannoy, den Vizekönig von Neapel, zum »Protektor« dieser neu eroberten Gebiete. Er sollte in Oberitalien verbleiben, während Bourbon mit seinen Truppen in die Provence einfiel; eine erneute Invasion der Engländer im Nordwesten würde, wie der Herzog hoffte, Franz hinreichend ablenken. Er hoffte vergebens: Heinrichs vorheriger Frankreichfeldzug hatte ihn annähernd zwei Millionen Dukaten gekostet, jedoch keinerlei Gewinn eingebracht, und so sah der englische König keinen Grund, noch mehr Geld zu vergeuden. Dies erlaubte es Franz, seine gesamten Kräfte gegen den Herzog von Bourbon zu konzentrieren, und obwohl es dem kaiserlichen Heer gelang, Aix-en-Provence zu erobern und Marseille zu belagern, führte das Heranrücken zahlenmäßig weit überlegener französischer Kräfte zu einem schmachvollen Rückzug nach Italien – wo Bourbon und seine Leute feststellen mussten, dass Franz die Alpen auf einer anderen Route überquert hatte und vor ihnen in der Lombardei eingetroffen war, weshalb die Kaiserlichen in Pavia Zuflucht suchen mussten. Franz setzte ihnen nach und versuchte, die Stadt im Sturm zu erobern. Als dies misslang, richtete er sich für eine regelrechte Belagerung ein. Obgleich Franz’ Entscheidung, eine solche Festung im Winter zu belagern, leichtsinnig erscheinen mochte, schien die Zuversicht des Königs doch dadurch gerechtfertigt, dass zuerst der Papst, dann auch die Venezianer Karl im Stich gelassen hatten und stattdessen ein Bündnis mit ihm, Franz, eingegangen waren.47 Anfang 1525 folgte auch Heinrich VIII. СКАЧАТЬ