Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ würde Karl ihre Titel und Territorien erben – sofern er seine Ansprüche durchsetzen konnte. Daher war es so wichtig, die Niederlande gegen jegliche Kriegsgefahr abzusichern. Der im März 1515 in Paris unterzeichnete Friedensvertrag erreichte dieses Ziel: Franz versprach, dass er Karls Besitz weder selbst angreifen noch einen Angriff darauf unterstützen werde (drei Wochen später untersagte er dem Herzog von Geldern, »den Ländern des Prinzen von Kastilien auch nur den geringsten Schaden anzutun«). Außerdem sagte er zu, Karls dynastische Ansprüche gegen alle Herausforderer zu verteidigen. Mit Blick auf Renée jedoch legte Franz fest, dass sie erst in ihrem zwölften Lebensjahr zu ihrem Bräutigam ziehen sollte (was bedeutete, dass Karl noch mindestens vier Jahre warten musste, bevor er einen rechtmäßigen Erben zeugen konnte) und dass sie alle Ansprüche auf das strategisch wichtige Herzogtum Bretagne aufgeben sollte (das Karl ja überhaupt erst dazu gebracht hatte, um ihre Hand anzuhalten). Stattdessen bestand ihre Mitgift aus Ländereien, die nach ihrem Tod an Frankreich zurückfallen würden. Außerdem sollte Karl für den Fall, dass er sein Heiratsversprechen bräche, sämtliche Territorien verlieren, die er als Lehen der französischen Krone hielt. »Mein Herr«, begann Karls kleinlaute Erklärung an die Adresse seines Großvaters Ferdinand von Aragón, »ich wünschte wahrlich, dieser Vertrag brächte mir mehr Ehre und Vorteil, als er es nun tut; aber ich habe genommen, was ich bekommen konnte, weil ich einsah, dass mir in der gegenwärtigen Situation ein guter Friede mehr wert ist als ein Krieg, wie gerecht er auch sein möge. Ich bitte Euch inständig, mein Herr, dass Ihr meine Lage bedenkt und mir all dies nicht übelnehmt.«12

      Während seines ersten Jahres auf dem französischen Thron gelangen Franz noch andere denkwürdige Erfolge. Im Februar 1515 vermittelte er die heimliche Hochzeit zwischen der inzwischen neunzehnjährigen vormaligen »Prinzessin von Kastilien« (und Witwe Ludwigs XII.), Mary Tudor, und dem Herzog von Suffolk, den Heinrich VIII. entsandt hatte, um Mary nach England zurückzuholen. Der Komplizenschaft Franz’ I. war es zu verdanken, dass Suffolk nun prompt damit prahlen konnte, er habe seiner jungen Braut bereits »beigelegen« und sie trage »bereits ein Kind unter dem Herzen« – was natürlich ausschloss, dass sie mit Karl (oder irgendwem sonst) verheiratet werden konnte.13 Sodann ergriff Franz die Gelegenheit – da der Pariser Frieden Karl einen Angriff auf Frankreich oder auch nur die Unterstützung eines solchen verbot – und zog mit einer großen Streitmacht über die Alpen nach Italien, wo er im Bund mit der Republik Venedig am 13./14. September 1515 bei Marignano dem Heer des Herzogs von Mailand – das durch Truppen seiner Verbündeten Kaiser Maximilian, Ferdinand von Aragón und Papst Leo X. verstärkt wurde – eine vernichtende Niederlage zufügen konnte.

      Bald besetzten französische Truppen sowohl das Herzogtum Mailand als auch die angrenzende Republik Genua und kurz darauf kapitulierte auch Papst Leo, überließ seinem früheren Feind die Herzogtümer Parma und Piacenza – Territorien, auf die sowohl der Heilige Stuhl als auch die Herzöge von Mailand Anspruch erhoben – und schlug in seiner Eigenschaft als Lehnsherr des Königreichs Neapel vor, Franz solle zu gegebener Zeit der Nachfolger Ferdinands von Aragón auf dem neapolitanischen Thron werden. Als der Katholische König dann am 23. Januar 1516 starb, war diese Zeit rasch gekommen.

      Die spanische Erbfolge

      Das Ableben Ferdinands von Aragón kam wenig überraschend. Mit 63 Jahren war er der älteste Monarch Europas und hatte doch (wie der englische Gesandte John Stile bemerkte) »die Tage seines Lebens mutwillig vermindert, indem er sich mit Jagd und Falkenbeize verausgabte bei Sonne wie bei Regen und damit mehr dem Ratschluss seiner Vögel zu folgen schien als dem seiner Ärzte«. Weiter berichtete Stile, wie unbeliebt Ferdinand in Kastilien geworden war, was sich nicht zuletzt daran gezeigt habe, dass nur ein einziger spanischer Adliger den Leichnam des Königs zum Begräbnis nach Granada begleitet habe. Dort sei dann »dem besagten König keine allzu große Trauerfeier zuteilgeworden, ja überhaupt wenig getrauert worden, weniger als um irgendeinen anderen Fürsten seit Menschengedenken«. Stile schloss mit der Bemerkung, dass Karl in Spanien zwar »wie aus einem Munde« unterstützt werde und »kein Einziger etwas Gegenteiliges äußert«, bei den Untertanen des verstorbenen Königs jedoch »nur wenig Zuneigung und Treue« zu finden sei. Daher sehe er, Stile, »Wechsel und Umbruch« voraus, wenn nicht der neue Herrscher so schnell wie möglich nach Spanien komme, um sein Erbe in Besitz zu nehmen.14

      Stiles Analyse und Vorhersage lässt sich kaum etwas hinzufügen, denn Ferdinand hinterließ in der Tat eine hochkomplexe Erbsituation. Zunächst einmal gab es so etwas wie »Spanien« überhaupt nicht. Obwohl Ferdinands Heirat mit Isabella eine dynastische Verbindung zwischen den Kronen von Aragón und Kastilien mitsamt deren Nebenterritorien gestiftet hatte, waren doch die jeweiligen Institutionen, Gesetze, Münzwährungen und Rechtssysteme der einzelnen Bestandteile unangetastet geblieben. Die Befugnisse und Regierungsmethoden der Krone unterschieden sich von Gebiet zu Gebiet (Kastilien, Aragón, Katalogien, Valencia) und jedes Territorium unterhielt seine eigenen Zollschranken und Grenzposten. Auch in der Außenpolitik blieben ihre Ziele verschieden. Isabella und ihre Ratgeber hatten mit großem Eifer Krieg gegen das muslimische Nordafrika geführt, während Ferdinand zwar einem Kreuzzug gegen den Islam ebenfalls nicht abgeneigt war, dabei jedoch eher fernere Ziele im Blick hatte (darunter die Rückeroberung von Konstantinopel und Jerusalem) und zu diesem Zweck weitaus größeres Gewicht auf die Festigung seiner Herrschaft in Italien legte.15 1506/07 hatte er sogar ein ganzes Jahr in Neapel verbracht.

      Ferdinands Abwesenheit aus Spanien war indes nicht freiwillig gewesen. Sein Titel eines Königs von Kastilien – aus dem Recht seiner Ehefrau Isabella – war mit deren Tod im Jahr 1504 erloschen, und obwohl er nach Isabellas letztem Willen so lange als Regent des Königreichs eingesetzt wurde, bis Johanna und Philipp zurückkehren würden, um ihr Erbe in Besitz zu nehmen, nahmen die Unstimmigkeiten in Fragen von Regierung und Patronage in der Folge beständig zu. 1505 verheiratete Ludwig XII. von Frankreich seine Nichte Germaine de Foix mit Ferdinand und überließ beider Nachkommen den französischen Anspruch auf Neapel – womit diesen Nachkommen dereinst auch Sizilien, Sardinien, Aragón sowie Ferdinands sämtliche anderen Besitztümer zufallen sollten. Diese Entwicklung beunruhigte, ja erboste Philipp, der im Jahr darauf mit einer Eskorte deutscher Söldner nach Spanien zurückkehrte, im Gepäck auch eine größere Summe Bargelds, die er zu Bestechungszwecken verwenden wollte. Dieses Zusammenspiel von Zuckerbrot und Peitsche überzeugte die meisten von Ferdinands Anhängern in Kastilien, zu seinem Rivalen überzulaufen, und als die beiden Monarchen dann am 27. Juni 1516 aufeinandertrafen, hatte der neue König ein gewaltiges, bewaffnetes Gefolge um sich, während sein Schwiegervater mehr oder minder allein dastand. Ferdinand unterzeichnete daraufhin eine Vereinbarung, der zufolge er Kastilien verlassen und seine Ansprüche daran aufgeben sollte (im Austausch für eine regelmäßige Rentenzahlung), sowie ein weiteres Dokument, in dem Johanna ihre sämtlichen Anrechte genommen wurden. Die Begründung dafür lautete, andernfalls sei »die völlige Zerstörung und der Verlust dieser Königreiche gewiss wegen ihrer Krankheit und Veranlagung, von denen hier aus Diskretion nicht weiter die Rede sein soll«.16 Später am selben Tag brachte der listige Ferdinand jedoch einen Kniff zum Einsatz, der seinem Enkel noch schlaflose Nächte bereiten sollte: Er schwor vor Notaren, dass er beiden Vereinbarungen mit Philipp nur unter Zwang zugestimmt hatte, da er »im Vertrauen auf sein Wort und Versprechen arglos« zu dem vereinbarten Treffen gegangen sei, nur um dort festzustellen, dass »seine bewaffnete Macht meine königliche Person offenkundig und unzweifelhaft in Gefahr brachte«. Er habe nur deshalb der Entrechtung Johannas zugestimmt und »die Regierung Kastiliens, das rechtmäßig mein Eigen ist«, abgetreten, weil er »von den besagten Gefahren und von der Angst dazu gezwungen wurde«. Folglich fehle den geschlossenen Vereinbarungen jede Verbindlichkeit.17 Einen Monat später traf sich Philipp, dem diese Entwicklungen gänzlich unbekannt waren, zu einem mehr als einstündigen Zwiegespräch mit seinem Schwiegervater, in dessen Verlauf Ferdinand behauptete, er habe Philipp »in allen Einzelheiten darüber instruiert und beraten, was er aus meiner Sicht zur guten Regierung und dauerhaften Befriedung dieser Königreiche tun muss, und auch über andere Angelegenheiten, die unseren Besitz und unsere Freunde betreffen … und in allen diesen Punkten verblieben wir in der größten Eintracht«.18 Unmittelbar darauf brach Ferdinand nach Aragón auf; am СКАЧАТЬ