Das Fußvolk der "Endlösung". Thomas Sandkühler
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Название: Das Fußvolk der "Endlösung"

Автор: Thomas Sandkühler

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783534746217

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СКАЧАТЬ Unternehmen erfolgte. Diese Änderung trug aber erst Mitte 1942 Früchte, als die enorme Sterblichkeit im Warschauer Ghetto zurückging. Im Juli begannen jedoch bereits die Massendeportationen aus Warschau in das Vernichtungslager Treblinka.27

      In Krakau, dem Regierungssitz des Generalgouverneurs, wurde kein geschlossenes Ghetto errichtet. Frank ließ vielmehr den größeren Teil der in der Stadt ansässigen Juden in die benachbarten Landkreise und den Distrikt Lublin vertreiben.28 Die in Krakau Zurückbleibenden, durchweg Handwerker und Facharbeiter, mussten in einen Vorort der Stadt ziehen. Hier stand also die vorübergehende Ausnutzung des jüdischen Arbeitskräftepotenzials im Vordergrund.29

      Umfassende Truppenverlegungen ins Generalgouvernement beschleunigten seit März 1941 die Ghettobildung, denn in den Städten herrschte bald akute Wohnungsnot durch Militärbelegung. Auf Anordnung des Distriktsgouverneurs Zörner wurden in diesem Monat rund rund 10 000 Juden aus der Stadt Lublin vertrieben. Anschließend verfügte die Zivilverwaltug den Umzug der verbleibenden jüdischen Einwohner in ein Ghetto, das absichtlich viel zu klein gehalten war, um mehr als 30 000 Menschen Unterkunft zu bieten. Bald wüteten Typhusepidemien im Ghetto, was wiederum die zuständige Gesundheitsverwaltung auf den Plan rief, die drastische Maßnahmen zur wirksamen Abschließung des Ghettos forderte.30 Ähnliche Initiativen kamen auch aus Warschau und anderen Städten. Seit Oktober 1941 waren Juden, die den ihnen zugewiesenen »Wohnbezirk« ohne Erlaubnis verließen, mit der Todesstrafe bedroht. Wenig später erhielt die Ordnungspolizei den Befehl, auf »wandernde« Juden ohne Vorwarnung zu schießen.31 Sie waren damit praktisch vogelfrei.

      Jedoch konnte von einer umfassenden Ghettoisierung im Generalgouvernement kaum die Rede sein. Die großen Ghettos in Łódź und Warschau waren eher die Ausnahme als die Regel. Zwar durfte die Zivilverwaltung von der Regierungs- bis zur Kreisebene ab September 1940 Aufenthaltsbeschränkungen gegen Juden verhängen.32 Es blieb aber in der Praxis weitgehend der Initiative der Kreishauptmänner überlassen, ob sie ›offene‹ oder geschlossene Ghettos für die oft sehr verstreut wohnenden Juden einrichteten. Geld- und Baustoffmangel standen solchen Vorhaben des Öfteren entgegen.

      1942 wurden vermehrt Ghettos eingerichtet, wiederum als kurzfristige Maßnahme: Sie dienten meist schon der unmittelbaren Vorbereitung von Deportationen in die Vernichtungslager. Nicht selten, so auch im ostgalizischen Lemberg, wurden Ghettos überhaupt erst dann gebildet oder abgeschlossen, als die Massenmorde bereits im vollen Gang war.33

      2.3Zwangsarbeit

      Die Heranziehung der Juden zu körperlicher Arbeit hatte bereits im September 1939 begonnen und vielfach zunächst vor allem dazu gedient, die Betroffenen durch sinnlose Verrichtungen zu ›erziehen‹. Schnell setzte sich die Praxis durch, die Judenräte Arbeiterkolonnen zusammenstellen zu lassen, die u. a. Aufräumungsarbeiten in den kriegszerstörten Städten leisten mussten.34

      Mit einer der ersten Verordnungen, die Frank erließ, wurde am 26. Oktober 1939 der Arbeitszwang für Juden eingeführt. Die Durchführung oblag dem Höheren SS- und Polizeiführer.35 Umstritten war der Zugriff auf die Judenräte, die zur karteimäßigen Registrierung der Juden und zur Gestellung von Zwangsarbeiterkolonnen verpflichtet waren.36

      Da im Reich wegen der Hochrüstung und des Krieges ein zunehmender Arbeitskräftemangel herrschte und die Arbeitsverwaltung die jüdischen Zwangsarbeiter als Ersatz für ins Reich ›abgeworbene‹ Polen benötigte, ging mit Wirkung vom 5. Juli 1940 die Kompetenz für die Vermittlung jüdischer Arbeitskräfte an die Zivilverwaltung über. Die Polizei war weiterhin für die Beaufsichtigung der Zwangsarbeiter verantwortlich. Der Höhere SS- und Polizeiführer hatte zunächst angestrebt, die Zwangsarbeit im geschlossenen Einsatz bzw. in Zwangsarbeitslagern durchzuführen. Nun durften Juden auch sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gegen geringes Entgelt eingehen, um das beträchtliche Facharbeiterpotenzial im Generalgouvernement besser für die deutsche Kriegswirtschaft ausnutzen zu können.37

      Globocnik hatte im Distrikt Lublin wiederholt versucht, eine vom übrigen Generalgouvernement abweichende Politik zu betreiben. Er betrachtete die Zwangsarbeit als Schlüsselbereich der Judenverfolgungspolitik und zog diese an sich, um die »Judenpolitik« insgesamt zu monopolisieren. Gleichzeitig verfolgte er das Ziel, mithilfe jüdischer Zwangsarbeit ein persönliches Wirtschaftsimperium aufzubauen.38

      Im Dezember 1939 ließ Globocnik an der Lipowastraße in der Stadt Lublin ein Arbeitslager errichten. Für die Bereitstellung von Arbeitskräften, die Ausstattung und den Unterhalt des Lagers musste der dortige Judenrat aufkommen; die Bewachung übernahm der Volksdeutsche Selbstschutz. Die Zwangsarbeiter wohnten weiterhin in ihren privaten Wohnungen – später im Lubliner Ghetto – und wurden in Kolonnen aus der Stadt ins Lager und zurück geführt.39 Ab Februar 1940 trafen Transporte mit polnisch-jüdischen Kriegsgefangenen aus den Kriegsgefangenenlagern im Reich ein, die zum Teil als Häftlinge in das neue Lager eingewiesen wurden.40

      Im Lipowa-Lager waren Werkstätten für die Reparatur von Uniformen und ähnlichem militärischem Bedarf eingerichtet, aber auch Uhrmacher- und Juwelierwerkstätten.41 Letztere wurden benötigt, weil Selbstschutzleute Wertsachen aus den Wohnungen jüdischer Einwohner von Lublin raubten und teilweise ablieferten. Solche Beutestücke wanderten in das benachbarte Hauptquartier des Selbstschutz-Bataillons, wo SS-Offiziere einen schwunghaften Handel mit Wert- und Gebrauchsgegenständen aller Art aufzogen. Raub und Korruption waren feste Bestandteile des Selbstschutz-Milieus. Globocnik, der in Wien selbst Unterschleife betrieben hatte, tat wenig oder gar nichts, um solche Praktiken abzustellen.42

      Im Februar 1940 bestellte Globocnik SS-Sturmbannführer Hermann Dolp zum Kommandanten des Lipowa-Lagers. Dieser erwarb sich innerhalb kurzer Zeit den Ruf außerordentlicher Grausamkeit gegen die Zwangsarbeiter, wie Globocnik lobend hervorhob.43 Unter Dolps Kommando führte der Selbstschutz seit Frühjahr 1940 Massenverhaftungen in der Stadt durch, so dass die Zahl der Häftlinge bis Frühsommer stark anstieg. Aufgrund wiederholter Proteste der Zivilverwaltung gegen Dolps unberechenbare Brutalität wurde das Lipowa-Lager im Frühjahr 1941 den SS-eigenen Deutschen Ausrüstungswerken unterstellt. Hiervon versprach man sich eine wirtschaftlichere Führung des Lagers. Doch änderte dies wenig an den Zuständen.44

      Ein weiterer Schwerpunkt von Globocniks Aktivitäten stand mit den Planungen für ein »Judenreservat« und parallelen Vorhaben des Oberkommandos des Heeres im Zusammenhang. Entlang der temporären Grenze zur Sowjetunion sollte nach der Vorstellung der Heeresführung ein »Ostwall« als Befestigung mit dahinter liegenden Siedlungsgebieten für Volksdeutsche geschaffen werden. Hitler stimmte diesem Vorhaben im November 1939 zu.45

      Globocniks Pläne gingen weiter. Statt einen Ostwall aufzuhäufen, wollte er einen riesigen Panzergraben von jüdischen Arbeitshäftlingen ausheben lassen, die, so die Erwartung, im »Judenreservat« unbegrenzt zur Verfügung stehen würden. Himmler setzte sich für Globocniks Vorhaben ein, konnte sich aber gegenüber dem Heer nicht durchsetzen, das den Panzergraben als nutzlos erachtete. Nunmehr forderte der Höhere SS- und Polizeiführer Krüger, die Zivilverwaltung möge die Mittel für die Errichtung von vier großen Konzentrationslagern bereitstellen, aus denen jüdische Zwangsarbeiter zur Arbeit am Ostwall geführt werden sollten. Dazu war Frank nicht bereit.46 Mit dem Scheitern der »Reservats«-Pläne und vollends durch die Angriffsvorbereitungen gegen die UdSSR wurden solche Projekte für eine militärische Infrastruktur hinfällig.

      Globocnik verlegte sich auf das Vorhaben eines verkleinerten Panzergrabens an der Ostgrenze des Generalgouvernements. Im April 1940 setzte er die Verwaltung des Distrikts Lublin von seiner Absicht in Kenntnis, entlang dieses »Buggrabens« im großen Stil Zwangsarbeitslager für Juden zu errichten. Die Unterhaltskosten sollten von den Judenräten aufgebracht werden; der Selbstschutz sollte die Lager СКАЧАТЬ