Neun ungewöhnliche Krimis Juni 2019. Pete Hackett
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Название: Neun ungewöhnliche Krimis Juni 2019

Автор: Pete Hackett

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783745210118

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СКАЧАТЬ dem sicheren Untergang weihte.“

      Der Leutnant lächelte, als er den aufgeregten Geistlichen betrachtete.

      „Nun, davon habe ich in der Tat schon gehört, aber das sind doch alles alte Legenden. Ein flüssiges Feuer, das mit einem Gerät über Mauern geschossen werden kann oder von einem Schiff zum anderen – mit Verlaub, das ist einfach Unsinn. Keine Waffe ist in der Lage, ein flüssiges Feuer zu transportieren. Wie sollte das funktionieren? Geschosse wie Kugeln aus Pistole, Gewehr oder Kanone benötigen Schwarzpulver, um zu fliegen – und das Pulver verträgt sich sehr schlecht mit jeder Art von offenem Feuer, das dürft Ihr einem erfahrenen Offizier wohl glauben. Und mittelalterliche Katapulte wollen wir wohl doch nicht mehr verwenden.“

      „Da mögt Ihr nicht Unrecht haben, Leutnant. Doch trotzdem: Die Byzantiner haben eine solche Waffe gehabt, da besteht keinerlei Zweifel. Zu vielseitig sind die Berichte über ihre Waffe, aber niemand hat überliefert, wie sich dieses flüssige Feuer zusammensetzt – nur Marcus Graecus überlieferte das Rezept. So ist es durchaus möglich, dass ein Verbrecher es gestohlen hat, um damit seine nächsten Untaten zu verüben. Es ist einfach unvorstellbar, was geschieht, wenn ihm das gelingen sollte.“ Der Pastor rang verzweifelt seine Hände und sah den Offizier flehentlich an. Aber der Leutnant hatte längst den Ernst der Situation erkannt.

      Ein Rezept zur Herstellung einer in früherer Zeit erprobten Waffe? Womöglich noch mit allen Angaben, wie man sie effektvoll einsetzen kann? Nicht auszudenken, was man damit alles erreichen konnte!

      „Wie ist es denn möglich, dass ein solch gefährliches Buch überhaupt noch in Eurer kleinen Bibliothek aufbewahrt wird? Hätte es nicht längst in den Bestand nach Wolfenbüttel gehört, oder besser noch, in die Hände unseres Herzogs?“

      „Nun, Herr Leutnant, Ihr werdet Euch vielleicht wundern“, entgegnete der Pastor, indem er sich aufrichtete und seinen schlichten, schwarzen Rock glatt strich. „Vor gut zehn Jahren habe ich schon darauf hingewiesen, dass sich dieses Büchlein in unserem Bestand befindet. Es wurde von mehreren Wissenschaftlern des Collegium Carolinum angesehen und als unwichtige Kopie einer Phantasie aus dem Altertum an mich zurückgegeben. Mehr noch, man behandelte mich, als wäre ich ein Narr, nur weil ich auf die Gefährlichkeit dieser Schrift hingewiesen habe.“

      „Es wurde überprüft und für ungefährlich gehalten? Das ist ja unvorstellbar, verehrter Herr!“

      Leutnant Oberbeck schüttelte nachdenklich den Kopf.

      „Obwohl – wenn ich es recht bedenke, erscheint es mir nach wie vor recht unglaubwürdig. Und wenn die hohen Herren es überprüft haben, kann es nicht so gefährlich sein, wie Ihr vermutet. Indes kommt es durch die Bluttat, die mit seinem Diebstahl verbunden ist, in ein ganz anderes Licht. Jedenfalls danke ich Euch für diese rasche Information, ich weiß nun, dass wir es mit einem besonderen Täter zu tun haben und keineswegs nur mit einem Einbrecher, der bei seiner Tat überrascht wurde. Der Täter wusste genau, was und wo er suchte – und es war ihm egal, dafür zu töten. Das macht die Suche nach ihm vielleicht leichter.“

      „Glaubt Ihr denn, eine Spur zu finden, die Euch zu ihm führt?“

      Jetzt lächelte der Leutnant wieder leicht, als er antwortete.

      „Nun, Pastor Timpe, eine Spur vielleicht noch nicht, nur einen Verdacht oder einen Gedanken. Aber Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass wir alles versuchen werden, um den Mörder zu finden. Ihr hört wieder von mir, wenn ich etwas in Erfahrung gebracht habe. Inzwischen werde ich mich einmal am Collegium erkundigen, ob die Herren es tatsächlich für möglich halten, das flüssige Feuer herzustellen. Das wäre in der Tat schrecklich.“

      Damit begleitete der Leutnant Pastor Timpe hinaus und eilte gleich über den Bohlweg, um die gewünschte Auskunft im Collegium Carolinum einzuholen.

      10.

      Die Glocke von St. Katharinen hatte einmal ausgehoben und einen kräftigen, dumpf über den Hagenmarkt klingenden Ton erzeugt. Überall herrschte tiefe Stille, nur die Stimme des jungen Nachtwächters aus dem Hagen war aus weiter Entfernung zu vernehmen.

      Hört, Ihr Herrn, und lasst Euch sagen

      unsere Glock' hat eins geschlagen!

      Eins ist allein der ewige Gott,

      der uns trägt aus aller Not!

      Menschen wachen kann nichts nützen

      Gott muss wachen, Gott muss schützen

      Herr, durch deine Güt´ und Macht

      schenk uns eine gute Nacht!

      Eine dunkle Gestalt löste sich aus dem tiefen Schatten der kleinen Gasse und überquerte den Hagenmarkt. Als sie die Pforte zu dem Hof erreichte, blieb sie einen Augenblick lauschend stehen, dann öffnete sie die Tür und war gleich darauf im Inneren verschwunden. Der dünne Schein einer Blendlaterne richtete sich auf die Holztür, die zum Hof führte. Die Gestalt zog einen langen, dünnen Gegenstand hervor und machte sich an der Tür zu schaffen. Der hölzerne Riegel, der von innen die Tür verschloss, verursachte nur wenig Mühe. Er konnte angehoben werden, und als die Tür leicht nach innen schwang, verharrte die vermummte Gestalt erneut. Gleich darauf war sie im Haus verschwunden und drückte leise die Tür zu.

      Zur Orientierung genügte dem Mann ein kurzer Moment, in dem er den dünnen Strahl der Blendlaterne in den Flur richtete. Er fand sofort die Tür und war mit wenigen Schritten direkt davor. Zu seinem großen Erstaunen ließ sich diesmal die Tür jedoch nicht öffnen. Als er die Klinke behutsam niederdrückte, fand er sie verschlossen. Der Mann griff in seine Tasche und zog einen Haken hervor. Danach richtete er die Laterne auf das Türschloss und probierte den Dietrich aus.

      Er bewegte den Dietrich in verschiedene Richtungen und vernahm gleich darauf ein leichtes, knackendes Geräusch. Erneut hielt der Mann inne und lauschte in das stille Haus hinein. Dann öffnete er die Tür nur so weit, dass er sich hineindrücken konnte und schloss sie wieder. Der Schein der Blendlaterne huschte an den Kisten und Fässern entlang, bis er fand, wonach er suchte. Als er den Deckel einer größeren Truhe anhob, gab es ein Geräusch, das ihn in der Stille der Nacht förmlich zusammenzucken ließ. Eine volle Minute wagte er nicht, sich zu rühren, und atmete nur verhalten aus.

      Als alles still blieb, öffnete er den Deckel weiter und leuchtete in das Innere. Da – erneut ein leises, kaum vernehmbares Geräusch! Die dunkel gewandete Gestalt löschte den Schein der Blendlaterne vollkommen und verharrte erneut. Kein Zweifel, ein leises, schabendes Geräusch konnte seinem geschulten Ohr nicht entgehen. Aber noch bevor er sich darüber im Klaren war, was es zu bedeuten hatte, wurde er von zwei kräftigen Fäusten am Hals gegriffen. Sein Gegner versuchte, ihm die Luft abzudrücken, und der Mann wehrte sich mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Während seine Hände versuchten, unter die Fäuste zu gelangen und die tödliche Bedrohung von seinem Hals abzuwenden, machte er eine halbe СКАЧАТЬ