Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek. Peter Schrenk
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Читать онлайн книгу Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek - Peter Schrenk страница 118

СКАЧАТЬ denkt Benedict und muss wieder schlucken.

      „Sicher. Das könnte hinhauen. Und wie machen wir das heute Abend mit der Information?“

      „Wir arrangieren einen unauffälligen Treff. Sie haben doch heute Abend noch nichts vor?“

      „Nein...“

      „Gut. Ich habe zwei Karten für die Deutsche Staatsoper. Wir treffen uns vor dem Eingang. Mögen Sie Mozart? Die ,Zauberflöte‘?“

      Natürlich mochte er die ,Zauberflöte‘, aber vor der Aussicht auf einen Abend mit Vera Uschakowa, Major des KGB in Berlin-Karlshorst, hätte er sogar Wagners ,Ring‘ überwältigend gefunden.

      *

      „Die Jungs werden ganz schön Schaum vorm Mund haben!“

      Hauptkommissar Meißner grinst schadenfroh, als er mit Benedict, der erleichtert ist, aus der stinkigen Tierpflegerkluft wieder herausgekommen zu sein, vor dem Tierpark Friedrichsfelde in den Wartburg steigt. Und nicht nur die, denkt der Westkommissar etwas besorgt, denn auch Dr. Siegfried Huber würde der soeben beendeten Charade zum Opfer gefallen sein.

      „Nu? Wie hat Ihnen die Genossin Vera gefallen? Sie müssen doch zugeben, dass ooch der Sozialismus reizvolle Früchte hervorbringt, nu?“

      Vitus H. Benedict kann nicht umhin, dem zuzustimmen und lächelt versonnen vor sich hin.

      „Hab ich mir doch gleich gedacht, dass Ihnen die behagen würde! Und sonst? Haben Sie mit unseren Freunden ein Arranschemang treffen können? Wegen der Sanger-Geschichte?“

      Er berichtet Meißner über den Ablauf des Treffens in der KGB-Villa, soweit er das für sinnvoll erachtet, aber als der ihn an der Normannenstraße wieder absetzt, geht er doch davon aus, dass sich der MUK-Leiter unverzüglich mit Vera Uschakowa in Verbindung setzen wird. Die beiden kennen sich mit Sicherheit länger und besser und sprechen außerdem die gleiche Sprache.

      „Wenn’s heute Abend nicht zu spät wird, sprechen wir uns noch!“, verabschiedet Meißner sich durch das heruntergekurbelte Wagenfenster hindurch.

      „In Ordnung!“, antwortet Benedict, aber das geht in einem plötzlichen Quietschen und Knallen von Blech auf Blech unter. Vielleicht hatte Meißner zu schnell vom Straßenrand zur Mitte gezogen, vielleicht war der andere Wagen auch einfach mit zu hoher Geschwindigkeit herangebraust. Das Ergebnis war der nicht schwerwiegende Auffahrunfall eines West-Golfs auf einen Ost-Wartburg, der aber, wenn man nach der Lautstärke des in bayrische Loden gekleideten Golf-Fahrers ging, mindestens drei Menschenleben gekostet und einen Millionenschaden verursacht hatte.

      „Ja kreuzsapperlot! Könnt’s ihr verdammten Saupreißn, kommunische, nicht aufpassen!? Habt’s ihr net Audo fahrn gelernt, auf eure roten Parteischul’n?“, schnauft der Massige mit dem Filzhut auf dem Kopf, und der Gamsbart zittert vor Empörung mit.

      Als Benedict sieht, wie sich Meißners Gesicht zu einer eisig-dienstlichen Grimasse verzieht, scheint es ihm an der Zeit einzugreifen, und er tritt mit einem hastigen Schritt zwischen die beiden Kontrahenten.

      „Geht in Ordnung, Kollege“, zischt er zwischen den Lippen heraus, „der Mann gehört zu mir. Was ist los, Huber?“

      „Na, das will ich Sie fragen? Auf einmal war’n Sie verschwunden. Dachte schon, die hätten Sie im Zoo hinter Gitter gebracht!“

      „Da wusste ich selbst nichts von. War ’ne Überraschung von meinem Kollegen hier. Es ist alles soweit in Ordnung. Ich werde hier noch ein paar Stunden absitzen und heute Abend in die Staatsoper gehen. Aber bemühen Sie sich nicht, die Vorstellung ist ausverkauft. Und jetzt“, wendet er sich wieder Meißner zu, „tun Sie so, als ob Sie mit ihm Adressen austauschen oder so was, das muss schließlich echt aussehen!“

      Mit einem zünftigen „Pfüeti, Saupreiß!“, verabschiedet sich der Golf-Fahrer alsbald, und Meißner sieht ihm kopfschüttelnd nach.

      „Scheint wohl Theatertag zu sein, heute!“

      Dann ist auch der MUK-Leiter weg.

      *

      Gleich der erste Raschke-Vorgang birgt eine Überraschung.

      Als er das Deckblatt umblättert, fällt ihm ein Fetzen Papier entgegen, der da nichts zu suchen hat. Eine Telefonnummer und zwei Buchstaben. DS. Unwohl starrt Benedict auf das Gesicht des Bürgerkomiteelers. Sollte der... oder die Staatsarchivarin? Der Mann vom Amt für Nationale Sicherheit vormals MfS? Es hilft trotzdem nichts. Er muss sich mit den Leuten in Verbindung setzen, damit sie keinen Verdacht schöpfen. Aber von hier? Aus der Höhle des Löwen? Lächerlich! Wenn es denen möglich war, ihm sogar in das Allerheiligste hinein Nachrichten zukommen zu lassen, konnte er sie auch geradeso von hier aus anrufen.

      „Hör’n Sie, ich muss da mal ’ne Flamme von mir anrufen ... wäre es möglich, dass Sie gerade mal... nur ’ne Minute! Bitte!“

      Nach einer Weile löst sich das mürrische Gesicht des Bürgerkontrolleurs glücklicherweise in einen Ausdruck von Verständnis auf, und Benedict kann unbeaufsichtigt sprechen.

      „Benedict!“

      „Dachten schon, Sie hätten kein Interesse mehr!“

      „Doch, doch ... vielleicht sogar großes Interesse, allerdings...“

      „Ja?“

      „Na ja, ’ne Katze im Sack habe ich noch nie gekauft. Ich müsste schon irgendeine Art von Beweis dafür haben, dass Ihr Material überhaupt was wert ist ... Können Sie mir so was liefern?“

      Man scheint sich am anderen Ende der Leitung zu beraten, denn selbst durch den abgedeckten Hörer hindurch kann Benedict das Gewirr unterschiedlicher Stimmen vernehmen.

      „Hören Sie, Hauptkommissar Benedict aus Düsseldorf, Sie wollen uns doch nicht etwa verarschen? Mein Wort drauf, es ist uns scheißegal, ob Sie Bulle sind oder sonst noch was! Munition haben wir satt!“

      „Wie kommen Sie darauf?“, versucht er die aufgeregte Stimme zu beruhigen. „Wir wollen doch ein Geschäft machen, an dem beide Seiten Freude haben, oder? Und wenn Sie echtes Geld von mir wollen, muss ich sicher sein, dass ich von Ihnen auch echte Ware bekomme! Und das hat nichts mit Verarschung zu tun!“

      „Also gut! Sie kriegen, was Sie wollen! Aber dann muss der Deal auch sofort über die Bühne gehen, sonst geht das Material an andere Interessenten!“

      „Wann? Wie? Wer..."

      Die folgenden Stunden hastet der Mann in der Zentral-Kartei durch die auf seinem Schreibtisch gestapelten Akten. Die Zeit im Nacken und immer fürchtend, den einen Namen vielleicht zu überlesen. Eben den Namen, der die Kollegen in Düsseldorf letztlich auf die Spur des Mörders von Raschke, alias Fuchs, führen könnte.

      Um 16 Uhr verlässt Benedict mit den Ergebnissen seiner heutigen Nachforschungen die Normannenstraße, hetzt zum Bahnhof Lichtenberg und betritt kurz vor fünf mit eiligen Schritten den Eingang des VP-Heims am Murtzaner Ring. Fast hat er die СКАЧАТЬ