Название: Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745205053
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"Kurz und gut: Sie hatten Stress!"
"Ja, so kann man es ausdrücken." Sie holte tief Luft. Nicht zum ersten Mal, wie Lorant auffiel. Als ob ihr eine zentnerschwere Last auf der Brust liegt und ihr das Atmen schwer macht, überlegte er. Für Sekunden war wieder dieser Ausdruck unendlicher Traurigkeit in ihren Zügen. Aber diese winzige Zeitspanne reichte Lorant aus, um ihn wiederzuerkennen.
Der Tod ihres Mannes hat diese Frau wirklich zutiefst erschüttert!, war Lorant überzeugt.
"Jedenfalls fuhr er dann weg. Es war schon dunkel. Mein Gott, er kam nicht mehr zurück." Sie schluckte. "Ich bin schließlich ins Bett gegangen und dachte, dass Gretus vielleicht noch einen trinken gegangen ist. Am nächsten Morgen war er immer noch nicht da..." Sie schluckte erneut. Die Ader an ihrem Hals pulsierte. Es schien sie auf das Äußerste anzustrengen, über dieses Thema zu sprechen. "Ich habe dann die Polizei verständigt. Es war kaum Mittag, da wurde er in seinem Segelboot gefunden." Frau Sluiter wischte sich kurz über die Augen. "Wenden Sie sich an Hauptkommissar Meinert Steen bei der Kripo in Emden. Der hat jede Menge Fotos vom Tatort in seinen Akten. Ich habe darauf bestanden, sie mir anzusehen. An Gretus' Kopf klaffte eine Wunde. Entweder ist er so gestoßen worden, dass er auf dem Boden aufschlug, oder er hat einen Schlag mit irgendetwas abbekommen. Ein Fuß hing noch im Netz der Reling. Wie er so da hing... Mein Gott, ich sehe jede Nacht dieses Bild vor mir. Rena, meine Schwiegertochter, meint, ich müsste in Psychotherapie. Aber dafür habe ich doch gar keine Zeit. Wir haben drei Geschäfte, wie ich ja schon mal erwähnte, und die müssen weitergeführt werden. Schließlich habe ich ja eine Verantwortung gegenüber unseren Angestellten und kann mich nicht einfach so hängen lassen."
"Sie gehen von einem Fremdverschulden beim Tod Ihres Mannes aus?"
"Ja."
"Ihre Anhaltspunkte dafür?"
"Erstens der Anruf."
"Und zweitens?"
"Das Segel war nicht hochgezogen, es war kein Wind und es gab keinen Grund für meinen Mann, mit dem Boot hinauszufahren. Der Jollenkreuzer wurde im Schilf gefunden, kam also gar nicht aus der Hafenbucht heraus."
"Sie meinen, jemand hat Ihren Mann mit einem Anruf zum Großen Meer gelockt, beim Boot auf ihn gelauert, ihn erschlagen und dann das Boot auf den See hinaustreiben lassen."
"Das wäre eine Möglichkeit, ja."
"Und die Polizei?"
Bernhardine Sluiter lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Gesichtsausdruck bekam einen sehr harten Zug um die Mundwinkel. "Offiziell abgeschlossen ist der Fall noch nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass die Ermittlungen im Sande verlaufen werden. Zumal mir Kommissar Steen seine ganz persönliche Meinung bereits in einem Gespräch klipp und klar mitgeteilt hat."
Lorant hob die Augenbrauen, fingerte dabei einen Notizblock aus der Seitentasche seines Jacketts heraus und suchte in der Innentasche nach einem Stift. Er fand einen blauen Kuli.
"Wie lautete Hauptkommissar Steens Meinung?"
"Er geht von einem Tod durch Unfall aus."
"Was ist mit Benno Folkerts, dem Meerwart? Ist er befragt worden?"
"Sie meinen wegen des Anrufes."
"Genau."
Bernhardine Sluiter lachte bitter auf. "ICH habe ihn befragt und er hat mir gegenüber natürlich abgestritten, meinen Mann angerufen zu haben. Ehrlich gesagt glaube ich ihm auch. Die beiden kannten sich flüchtig und soweit ich weiß, hat Benno Folkerts nicht den geringsten Grund, meinem Mann schaden zu wollen."
Sie machte eine kleine Pause, ehe sie fortfuhr. "Sie haben mir Ihre Preisliste ja bereits am Telefon genannt und auf Ihrer Homepage ist sie ja auch nicht zu übersehen..."
"Ich muss auch leben."
Sie lächelte matt. "Sie missverstehen mich. Es ist mir völlig gleichgültig, was es kostet! Finden Sie heraus, warum mein Mann sterben musste. Ich will mich nicht mit diesen lauen Ausreden der Polizei begnügen, die doch letztlich nur schwer die Ratlosigkeit verbergen können, die da herrscht. Was immer Sie für richtig halten -—veranlassen Sie es bitte."
"Ich brauche eine formelle Auftragsbestätigung von Ihnen. Warten Sie, ich habe ein Formular vorbereitet."
Lorant holte es in zweifacher, schlecht gefalteter Ausführung aus der rechten Innentasche heraus und legte es ihr vor, gab ihr dann den Kuli dazu. Sie unterschrieb, ohne es zu lesen. Lorant steckte ein Exemplar wieder ein. Das andere überließ er seiner Klientin.
"Am Telefon hatten Sie mich um eine Adressenliste aller Angestellten, Verwandten und Bekannten gebeten", sagte Bernhardine Sluiter dann.
"Richtig. Die würde mir viel Zeit ersparen."
"Ich habe sie für Sie vorbereitet."
Bernhardine Sluiter erhob sich, ging zu einem Sekretär aus dunklem Holz, öffnete eine Schublade und holte ein Kuvert heraus.
Einen Augenblick später überreichte sie es Lorant. "Wenn Sie weitere Angaben brauchen, setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung."
"Gut."
"Wo kann man Sie erreichen?"
"Über Handy. Die Nummer steht auf der Auftragsbestätigung, die ich Ihnen gegeben habe."
"Haben Sie schon eine Unterkunft, wo Sie übernachten werden?"
"Bei Beate Jakobs in der Bedekaspeler Marsch. Jedenfalls habe ich mich da angemeldet." Der Grund dafür, dass Lorant diese Unterkunft ausgesucht hatte, war einfach der, dass sie am billigsten war.
Bernhardine Sluiter lächelte mild. "Beate Jakobs hat jahrelang nur fünfundzwanzig D-Mark pro Nacht genommen. Wie viel sie seit der Euro-Umstellung verlangt weiß ich nicht, aber im Preis ist ein hervorragendes Frühstück mit drin."
"Um so besser."
Lorant erhob sich. Es war alles besprochen. Jedenfalls dachte Lorant das. Frau Sluiter schien jedoch noch irgendetwas auf dem Herzen zu haben. Sie druckste etwas herum, bevor sie es schließlich herausbrachte. "Ich weiß nicht, ob da ein Zusammenhang zum Tod meines Mannes besteht, aber..."
Sie brach ab.
Lorant hob die Augenbrauen.
"Nur zu, Frau Sluiter. Wenn Sie irgendeinen Verdacht haben, jemanden kennen, der vielleicht ein Motiv für einen Mord haben könnte, dann sollten Sie es mir jetzt sagen. Selbst wenn es sich nur um vage Vermutungen handeln sollte."
Bernhardine Sluiter nickte.
"Also gut. Wir haben in letzter Zeit ein paar Mal Probleme mit einer Gang von Russlanddeutschen gehabt, die versucht haben, Schutzgeld zu erpressen."
Lorant wurde hellhörig.
"Kennen Sie diese Leute?"
"Einige ja."
"Haben Sie die Polizei eingeschaltet?"
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