Название: Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745205053
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"Mehr als Hauptkommissar Steen kann er auch nicht verbocken, liebes Kind."
LIEBES KIND - das klang aus Bernhardines Mund in diesem Augenblick fast wie Ironie.
Rena war das keineswegs entgangen.
"Wer sollte Pa denn umbringen?"
"Das werden wir ja sehen. Irgendjemand hat es getan. Und ganz gleich, wer es ist oder aus welchem Grund er es getan hat, ich will, dass er der Gerechtigkeit zugeführt wird!"
"Ma! Das will ich doch auch!"
"Hört sich für mich aber nicht so an."
Aus dem Flur waren Kinderstimmen zu hören. Ein schepperndes Geräusch folgte.
Irgendetwas war umgefallen.
Aber Bernhardine Sluiter beschloss, sich darüber nicht zu ärgern. Selbst wenn es die teure Vase auf der Kommode war. Jetzt wollte sie sich darüber einfach nicht aufregen. Das ist der Vorteil, wenn man echte Probleme hat, dachte sie. Man bekommt wieder einen Blick für die Proportionen. Mein Mann ist ermordet worden und das ist im Moment alles, worüber ich mich aufregen werde.
Bernhardine Sluiter atmete tief durch, führte die Teetasse zum Mund und nahm einen Schluck. Sie schluckte mit der Tee/Milch-Mischung auch einen Teil ihres Ärgers über Renas schlecht erzogene Jungs hinunter.
Nicht mal das hat sie richtig hingekriegt!, dachte Bernhardine bitter. Die Sprüche ihrer eigenen Großmutter fielen Bernhardine wieder ein. Sprüche, die davon handelten, dass Schönheit verging, der Charakter aber blieb.
Ubbo hatte auf die Einwände, die Bernhardine damals sehr vorsichtig ihm gegenüber vorgebracht hatte, einfach nicht hören wollen. Jetzt hatte er die Frau, die er verdiente.
Zwei Jungs rannten ins Wohnzimmer hinein. Etwa elf und neun Jahre alt. Der Jüngere trat dem Älteren vor das Schienbein. Dieser scheuerte seinem jüngeren Bruder umgehend eine. Beide schrieen und beschuldigten sich lauthals.
"Dieser verfickte Hurensohn hat meine Pokémon-Karten in die Hundescheiße gesteckt!", rief der Kleinere.
"Ja, und du blöder Wichser, was hast du gemacht? Na sag's schon, du Arsch!"
"Schluss jetzt!", fuhr Bernhardine dazwischen. Sie war aufgesprungen. Die Jungs starrten ihre Oma an. "Ich will keinen Ton mehr hören!" Bernhardine wandte sich an Rena. "Dass du es den Jungs durchgehen lässt, dass sie so reden!"
"Das lernen sie in der Schule!"
"Das lernen sie, weil du es zulässt!"
"Ma, jetzt hör auf, dich in meine Erziehung einzumischen!"
"Von was für einer Erziehung redest du denn?"
"Jedenfalls lasse ich meine Kinder selbstständiger aufwachsen, als du es bei deinem Ubbo getan hast!"
"Ach, ja?"
"Sie sind auf jeden Fall keine Muttersöhnchen, sondern..."
"Mutterficker!", zischte der Kleinere seinem Bruder zu und fletschte dabei die Zähne wie man es eigentlich eher von der Dogge der Sluiters erwartet hätte.
"Ich will so etwas hier nicht mehr hören!", rief Bernhardine.
"Misch dich nicht ein!", rief Rena zurück.
"Ach, aber du darfst dich umgekehrt sehr wohl in meine Sachen einmischen und mir vorschreiben, ob ich einen Detektiv engagiere oder nicht!"
"Mach doch, was du willst, Ma!"
Rena wandte sich ihren Kindern zu, die interessiert dem Streit der beiden Frauen gelauscht hatten. "Wollt ihr jetzt etwas essen?"
"Nee!"
"Kein Hunger."
"Wollt ihr denn jetzt wenigstens eure Spielsachen zusammenräumen, damit wir nach Hause fahren können?"
"Nee!"
"Ey Scheiße, kein Bock!"
Bernhardine verdrehte die Augen. "Wenn du sie so fragst, wirst du es wohl selber machen müssen!", sagte sie an Rena gewandt.
"Wollt ihr denn vielleicht noch ein bisschen rausgehen, damit ich mich mit Oma unterhalten kann?"
"Wieso denn?"
"Keine Lust."
"Wir bleiben hier, sonst tritt Marvin mich dauernd!"
"Und Kevin muss die Pokémon-Karten aus dem Scheiße-Haufen rausholen, dieser Pisser!"
"Selber Pisser!"
"Schwule Sau!"
"Raus jetzt!", brüllte Bernhardine.
Marvin und Kevin starrten ihre Oma an. Dann verschwanden sie durch die Tür. Kaum waren sie im Flur, da fing der Streit wieder an. Bernhardine machte die Tür hinter ihnen zu.
"War das jetzt eine Kostprobe deiner Super-Pädagogik, Ma?", fragte Rena mit beißendem Unterton. Sie lehnte sich gegen die Kommode.
Bernhardine atmete tief durch. "Nein, ich konnte es einfach nicht mehr aushalten." Ihre Stimme bekam einen belegten Klang. "Fast dreißig Jahre waren Gretus und ich zusammen und jetzt holt ihn mir irgendjemand einfach weg. Das stecke ich nicht so einfach weg."
Rena näherte sich ihrer Schwiegermutter, berührte leicht ihre Schulter. Aber Bernhardine zuckte zurück. Nein, zuviel Nähe von dieser Frau konnte sie unmöglich ertragen. Eine Gänsehaut überlief sie. Ein kaltes Herz hast du, Rena!, durchzuckte es sie. Warum sieht das nur niemand? Warum hat Ubbo es nicht gesehen? Nur, weil du große Augen machen kannst und immer dafür sorgst, dass deine prallen Brüste gut zur Geltung kommen?
Bernhardine kochte innerlich.
"Vielleicht solltest du doch mal mit jemandem reden, Ma. Mit jemandem, der mehr davon versteht und das professionell macht."
"Du redest von einem Psychologen."
"Ma, du sagst das, als ob..."
"Früher nannte man so einen doch Irrenarzt, oder nicht?"
"Ma!"
"Ja, guck mich nicht so an. So is' es doch!"
Eine quälend lange Pause entstand.
Bernhardine verschränkte die Arme vor der Brust, blickte hinaus in den Garten. Tasso, die Riesendogge, trottete auf die gläserne Terrassentür zu, versuchte sie mit der Nase zu öffnen. Bernhardine half dem Riesenviech, bevor es damit anfangen konnte, am Türrahmen herumzukratzen.
Der Hund kam herein, lehnte sich gegen Bernhardines Hüfte.
"Ma, wir müssen noch eine andere Sache miteinander besprechen."
"So?"
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