World Runner (1). Die Jäger. Thomas Thiemeyer
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Название: World Runner (1). Die Jäger

Автор: Thomas Thiemeyer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Детские приключения

Серия:

isbn: 9783401808840

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СКАЧАТЬ Clever, die Verglasung als Projektionswand zu benutzen. Das Firmenlogo von Stevenson-Enterprises wurde riesengroß an die Leuchtwand projiziert. Auf der Bühne war Shenmi vor dem heller werdenden Hintergrund nur als schwarzer Scherenschnitt zu sehen.

      Musik setzte ein. Erst leise, dann nach und nach lauter werdend. Mortimer kannte das Stück. Also sprach Zarathustra von Richard Strauss.

      Als die Streicher und die Pauken einsetzten, erstrahlte Shenmi im Licht eines Scheinwerfers wie eine goldene Statue. Eine Mensch gewordene Göttin. Etwas Überirdisches ging von ihr aus. Sie hob ihre Hand und die Musik verstummte.

      »Ich habe einen Traum«, sagte sie, die Worte Martin Luther Kings benutzend, und ihre Stimme hallte von allen Seiten wider. Mortimer konnte kein Mikrofon erkennen, also ging er davon aus, dass es irgendwo in ihrem atemberaubenden Kleid vernäht sein musste.

      »Ein Traum, der mir eines Tages ermöglichen wird, diese Erde zu verlassen und zu neuen Welten aufzubrechen. Ich möchte davonfliegen und meinen Fuß auf unberührten Boden setzen. Ich möchte dorthin gehen, wohin noch nie ein Mensch zuvor gegangen ist. Und ich möchte Sie dorthin mitnehmen.« Sie deutete nach oben.

      Über ihren Köpfen waren die Aufnahmen zweier Himmelskörper zu erkennen. Die eine zeigte den Mond, die andere den Mars. Wie gewaltige außerirdische Artefakte hingen sie dort, ausgestaltet bis ins letzte Detail. Mortimer erkannte Krater und Gräben, Hügel und Berge, Wüsten, ja sogar Salzseen. Die Bilder waren von solcher Schärfe, dass man sich gut vorstellen konnte, tatsächlich eines Tages dort entlangzuspazieren.

      »Wer mich kennt, weiß, dass ich keine leeren Versprechungen mache«, sagte Shenmi und lenkte die Aufmerksamkeit zurück auf sich. »In etwas mehr als sechs Monaten wird eine bemannte Raummission in Richtung Mond starten, um dort feierlich unser erstes Luna-Hotel zu eröffnen, dessen Grundsteinlegung vor einem Jahr erfolgte. Die Baumaßnahmen wurden mit größtmöglicher Geheimhaltung durchgeführt. Die Erfahrungen, die wir auf unserem Trabanten sammeln, werden uns bei unserem nächsten und noch ehrgeizigeren Ziel nützlich sein: der Besiedelung des Mars. Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns. Vor allem müssen wir gewaltige Summen von Geld für dieses Vorhaben aufbringen. Nur wenn es uns gelingt, die Kosten auf Sponsoren, Spender und private Investoren zu verteilen, werden wir erfolgreich sein. Unser Gewinn wird ein Gewinn für die gesamte Menschheit.«

      Shenmi nahm den Beifall mit einem bescheidenen Lächeln zur Kenntnis. Diese Frau wusste, wie man sich in Szene setzte.

      Ein paar Sekunden genoss sie den Beifall, dann hob sie ihre Hand. »Als Unternehmerin weiß ich natürlich, dass der Schlüssel zum Erfolg in einer gut durchdachten Werbekampagne liegt. Weltweite Aufmerksamkeit zu generieren, ist nicht eben einfach. Wir brauchen etwas, das die Menschen vor ihren Bildschirmen zu Hause fesselt. Das sie mitreißt und untrennbar mit unserem Namen verbunden ist. Wir brauchen eine Show. Die größte Show, die dieser Planet jemals gesehen hat.«

      Das Publikum applaudierte lauter denn je. Einige der Zuhörer wollten aufspringen, wurden aber von ihren Hintermännern zurück auf ihre Plätze gezerrt. Ein kurzer Moment der Unruhe trat ein.

      »Mein Plan ist es, ein Event ins Leben zu rufen, das sämtliche Nationen dieser Welt vereint«, übertönte Shenmi den Lärm. »Das Spiel soll spannend sein, aufregend und neu. Vor allem aber soll es uns die Schönheit unserer Erde vor Augen führen. Wenn wir den Mut aufbringen wollen, neue Welten zu erobern, dann wird uns dies nur mit dem Wissen gelingen, eines Tages nach Hause zurückkehren zu können. Auf einen Planeten, den wir wirklich lieben.« Lächelnd fuhr sie fort: »Liebe ist ein Kind der Freiheit, das hat mir mein Vater beigebracht und daran glaube ich fest. Und weil niemand die Welt mit so großen Augen betrachtet wie Kinder und Jugendliche, wird dieses Spiel nicht von Erwachsenen ausgetragen. Ich werde Ihnen gleich erklären, was mir vorschwebt. Vorher aber möchte ich meinen geschätzten Kollegen Mortimer Hansen auf die Bühne bitten. Morti, wärst du so gut?« Sie deutete herüber zu ihm. »Ich bin stolz, Ihnen den geistigen Vater vorstellen zu dürfen. Willkommen zum Vorentscheid der Worldchampionship von GlobalGames – dem Wettrennen rund um die Erde.«

      Hinter Shenmi tauchte das Logo von Mortimers Firma auf. Ein Lichtspot schwenkte auf ihn herab und hüllte ihn in gleißende Helligkeit. Geblendet wie ein Maulwurf, stand er auf, unsicher und ein bisschen wackelig in den Knien. Er hatte nicht damit gerechnet, eine Rede halten zu müssen. Zum Glück besaß er genug Erfahrung, um ein paar Worte aus dem Stegreif sagen zu können.

      Während er nach vorne ging, fiel sein Blick auf den kleinen Hund, der ihn argwöhnisch betrachtete. Die Lefzen zurückgezogen und seine kleinen Zähnchen entblößend, starrte er Mortimer an und stieß ein bedrohliches Knurren aus.

      5

      Tim starrte fassungslos auf seinen Computerbildschirm. Dreihundertzwanzig Euro und fünfundsiebzig Cent! Die Zahl brannte sich in seine Netzhaut. Irgendwann fing sie an zu flimmern, sodass er seine Augen schließen musste. Auf seinem Patreon-Konto war zum ersten Mal ein wirklich nennenswerter Betrag erschienen. Für ihn, der nur wenig Taschengeld bekam und grundsätzlich pleite war, eine unvorstellbare Summe.

      Farid hatte recht gehabt. Es wäre ein Riesenfehler gewesen, das Video aus dem Netz zu nehmen. Tatsächlich war noch keins ihrer Videos auf solch eine überwältigende Resonanz gestoßen.

      »Woher hast du das viele Geld?« Die helle Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte Emily völlig vergessen. Genau genommen, hatte er alles um sich herum vergessen.

      »Von Sponsoren«, murmelte er. »Von Leuten, die glauben, dass ich zu den besten Spielern des Landes gehöre, und die mich unterstützen wollen.«

      »Gehörst du denn zu den besten?«

      Er lächelte etwas unsicher. »Noch nicht, aber vielleicht bald. Wenn ich etwas Glück habe.«

      »Erklär’s mir«, bat sie.

      »Das kann ich nicht. Jedenfalls nicht auf die Schnelle.«

      »Bitte, versuch’s!«, bettelte sie.

      Er stöhnte. Wie sollte er seiner kleinen Schwester begreiflich machen, was GlobalGames für ihn bedeutete?

      »So schwierig wird das schon nicht sein«, teilte sie ihm mit. »Ich muss es verstehen, wenn ich dir den Rücken freihalten soll.«

      So ganz unrecht hatte sie nicht. Eine Verbündete, die keine Ahnung hatte, worum es ging, war sinnlos. Aber wo sollte er anfangen? Er griff in die Tasche und legte sein Handy auf den Tisch. »Siehst du das hier?«

      »Klar, bin ja nicht blind.«

      »Damit fing alles an. Mitte der Achtzigerjahre kamen die ersten Handys auf den Markt. Riesenapparate, mit denen man nur telefonieren konnte. Später kamen weitere Funktionen dazu. Kamera, Taschenrechner, Musicplayer. Mit der Mikroprozessortechnologie wurden die ehemaligen Telefone aber immer mehr zu kleinen Computern. Im Jahre 2005 fand dann die Revolution statt. Weißt du, was GPS ist?«

      Emily schüttelte den Kopf. »Nicht genau.«

      »Das Global Positioning System ist ein weltweites Navigationssystem, das über Satelliten gesteuert wird und dazu dient, punktgenau deine Position auf der Erde zu bestimmen. Beim Militär wurde es schon lange genutzt, für uns Normalsterbliche war es erst ab 2005 verfügbar. Da kam nämlich das erste Handy mit GPS auf den Markt, das Siemens SXG75.«

      »Ich weiß, was ein Smartphone ist«, unterbrach sie ihn. »Das Technikzeug ist mir egal.«

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