Название: Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212730
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»Er ist über die Feuerleiter entkommen!«, rief einer der Cops.
Wir beugten uns zum Fenster hinaus.
Da nagelte eine Salve aus einer Maschinenpistole in den Fensterrahmen.
»Geben Sie uns Feuerschutz!«, rief Milo den Cops zu und kletterte sogleich zu einem anderen Fenster hinaus. Ich hinterher.
Die Schüsse der Cops hallten durch die Dunkelheit, ein paar Mal wurde die Feuerleiter getroffen, die jedes Mal vibrierte und dröhnte wie eine überdimensionale Triangel.
Newby war schon drei Stockwerke unter uns. Immer wieder schickte er eine Salve in unsere Richtung. Querschläger pfiffen uns um die Ohren, ebenso der Hausputz, und Funken schlugen, wenn ein Projektil das Eisen der Treppe traf.
Dann war Newby unten, rannte schießend davon.
Wir kamen endlich auch unten an.
Die Feuertreppe führte auf der Rückseite des Hotels in eine Art Parkanlage. Wir sprangen ins Gras und spurteten auf einen Torbogen zu, durch den wir den Mann in Richtung Straße verschwinden sahen.
Milo erreichte die Straße vor mir. »Da läuft er!«, schrie er und rannte nach rechts. Ich folgte ihm. Bald spurtete ich knapp hinter ihm.
Ich sah Newby in der nächsten Querstraße verschwinden.
»Er läuft auf die Lexington Street zu!«, keuchte ich. Ich schloss daraus, dass er Deckung unter den vielen Nachtschwärmern suchen würde. Mir schwante Böses.
Wir bogen um die Ecke und registrierten befriedigt, dass wir dem Mann schon ein ganzes Stück näher gekommen waren.
Ich erinnerte mich an das Alter des Mannes. Wenn er seit seiner Zeit bei den Ledernacken nicht mehr allzu gezielt trainiert hatte, standen unsere Chancen nicht schlecht.
Etwa 300 Meter vor uns sah ich schon den Verkehr auf der Lexington rollen. Der Kerl würde jeden Moment in ihn ein tauchen.
Das Knallen unserer Schuhsohlen hallte von den Hauswänden wider.
20,30 Sekunden später erreichten wir die Lexington Street. Milo schnaufte wie ein Rennpferd nach der letzten Runde, und mir ging es nicht besser.
Vor der Treppe zu einer U-Bahn-Station lagen zwei Frauen am Boden. Passanten knieten neben ihnen. Einige zeigten auf die Treppe.
Wir spurteten an den Leuten vorbei - offenbar hatte Newby die Frauen einfach umgerannt und sprangen dieTreppe hinunter.
Menschen kamen uns gestikulierend entgegen, sie waren aufgeregt und zeigten in Richtung der Bahnsteige. Wir schienen dem Mann hart auf den Fersen zu sein.
Unten fuhr gerade eine Bahn an. Ein Mann mit einem kahlen Schädel rannte neben ihr her und schlug mit der MPi gegen die Scheiben. Die Bahn beschleunigte, und Newby schickte ihr eine Salve hinterher.
Die meisten Menschen auf dem Bahnsteig lagen Deckung suchend am Boden.
»Stehen bleiben, Newby! FBI!«,brüllte Milo.
Ein Feuerstoß aus der Uzi war die eindeutige Antwort.
Wir warfen uns flach hin und erwiderten das Feuer.
Doch der Kerl rannte schon wieder los und war zu weit weg, um gezielt schießen zu können.
Wir sprangen auf. Über die am Boden liegenden Leute hinweg spurteten wir hinterher.
Das Rauschen einer Bahn näherte sich. Aus der Gegenrichtung.
Der Kahlkopf sprang auf die Gleise, um den gegenüberliegenden Bahnsteig zu erreichen. Auch dort lagen Menschen am Boden.
Newbys Idee war raffiniert er wollte die heranfahrende U-Bahn zwischen sich und uns bringen.
Wenn er sich ganz darauf konzentriert hätte, wäre er uns wahrscheinlich entkommen. Aber er hatte es sich in den Kopf gesetzt, sich mit einem Feuerstoß aus seiner Uzi von uns zu verabschieden.
Er schoss, zwang uns auf die kalten Steinplatten, und als er das zweite Gleis überqueren wollte, stolperte er.
Gnadenlos schob sich die abbremsende U-Bahn über ihn.
Eine Stunde später würden alle Augenzeugen dieser Szene die Mitternachts-News einschalten. Und erfahren, dass die Bahn einem flüchtigen Mörder und Kidnapper beide Beine abgetrennt hatte.
32
Es wurde eine lange Nacht. In der Zentrale an der Federal Plaza schauten wir uns die Videoaufnahmen an, die wir im Hubschrauber auf dem Hoteldach sichergestellt hatten. Keiner von uns sprach viel.
Ich sah, wie die Kiefermuskulatur unseres Chefs arbeitete. Selbst einem erfahrenen FBI-Agenten wie Jonathan D. McKee verschlug es schlicht die Sprache bei so viel Kaltblütigkeit.
Männer und Frauen saßen da in dem japanischen Ambiente der Hotelsuite im Lexington und lieferten ihre engsten Angehörigen ans Messer. Lauter Leute aus dem Geldadel der Stadt. Und alles mit dem Ziel, horrende Versicherungssummen oder Erbschaften zu kassieren.
Clive wühlte die ganze Zeit in einem Stapel Papier vor sich auf dem Tisch. Die Versicherungsfälle, die ihm die Juristen der Versicherungsgesellschaften überlassen hatten. Immer, wenn ein neues Gesicht auf dem Bildschirm auftauchte, zog er das zu dem Namen passende Dokument heraus und reichte es in unsere Runde.
Die Frau des Finanzbeamten, den die Klapperschlange getötet hatte, der Bruder eines Mannes, der beim Bergsteigen abgestürzt war, der Reeder, dessen Neffe von Kampfhunden zerfleischt worden war, der Bankdirektor, dessen Frau mit dem Fesselballon abstürzte sie alle tauchten auf dem Bildschirm auf.
Und natürlich Vanhouven. Sachlich und in tadelloser Business Manier gab er den Tod seiner Frau in Auftrag. Aus seinem Gespräch mit der Lady, die mir auf dem Hoteldach das Lebenslicht ausschalten wollte, erfuhren wir, dass seine Firma kurz vor dem Bankrott stand und seine Frau hoch versichert gewesen war.
Auch ganz aktuelle Fälle klärten sich auf: Der plötzliche Tod eines Drehbuchautors und der Absturz eines Fallschirmspringers Anfang der Woche.
Die Frau, die die Aufträge entgegennahm, musste über ein ganzes Heer von Spezialisten verfügen. Ihre Reibeisenstimme jagte mir schon nach einer halben Stunde jedes Mal einen kalten Schauer über den Rücken.
Die letzte Aufnahme zeigte einen weißblond gebleichten Yuppie mit einem Goldreif im Ohr. Er wollte den Tod seines Vaters und dessen Freundin kaufen. Die Chefin dieses zynischen Dienstleistungsunternehmens sagte ihm baldige Auftragserfüllung zu.
Dann war Schluss.
Minutenlang blieben wir stumm. Nicht mal unsere Kaffeetassen rührten wir an.
Irgendetwas an der letzten Aufnahme hatte meine innere Stimme geweckt. »Spul noch mal zurück, Orry.«
Medina richtete die Fernbedienung auf den Recorder. Der junge Kerl mit der Wasserstoffsuperoxyd СКАЧАТЬ