Название: Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212730
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Fragend sah ich seinen Kollegen an, der neben mir stand. Ein alter Hase, den ich schon bei anderen Gelegenheiten kennen gelernt hatte.
Der zuckte mit den Schultern. »Sein erster Einsatz.«
Auch das noch.
»Kommen Sie klar?«, fragte ich den Jungen.
Er nickte. Viel zu hastig, um glaubhaft zu wirken.
Die Aufzugstür schob sich auseinander. Rotorenlärm dröhnte.
Vor dem offenen Cockpit stand eine Frau und reichte dem Piloten Gepäckstücke herein.
»FBI!«, brüllte ich. »Keine Bewegung!«
Die Frau schoss ohne Vorwarnung. Sie hielt einfach drauf.
Hinter mir hörte ich den Kollegen auf schreien. Der Junge warf sich auf das geteerte Flachdach, das von einer wallartigen Kupferbrüstung umgeben war, und drückte ebenfalls ab.
Die Frau war inzwischen hinter einem Kaminschacht in Deckung gegangen. Mündungsfeuer blitzte an der Betonecke des Schachtes auf.
Ich sah, wie der Pilot eine Waffe zwischen den Sitzen hervor riss, ein Gerät, das fünfmal so groß war wie meine Smith & Wesson.
»Vorsicht!«, brüllte ich.
Der Junge rollte sich geistesgegenwärtig zur Seite. Eine Maschinenpistolen-Salve riss die Teerdecke neben ihm auf.
Ich hielt auf den Piloten und drückte ab. Er sackte in sich zusammen.
Ich sprang auf und hechtete an die Vorderseite des Kaminschachts, hinter dem die Frau in Deckung gegangen war. Sie feuerte wie eine Wilde in die Dunkelheit.
Dann war Ruhe. Ich schätzte, dass sie ihr Magazin wechselte.
Oder sagen wir: Ich hoffte es.
Jedenfalls kam ich mir vor wie ein Pokerspieler, der mit zwei Pärchen einen Hunderter setzt, als ich aufstand, um sie in ihrer Deckung zu überraschen.
Hart an der Kaminwand entlang schob ich mich um die Ecke. Dann setzte ich zum Sprung an.
Zu spät sah ich den Mann im weißen Anzug an der Seite des Kamins liegen. Ich stolperte über ihn, verlor meine Waffe und knallte direkt hinter der Frau auf das Dach.
Sie wirbelte herum, richtete ihre Pistole auf mich.
Für einen Augenblick schien die Welt stehen zu bleiben. Jedenfalls meine Welt.
Und die bestand für diesen einen Augenblick nur aus dem Korn über einem Pistolenlauf, einer Faust knapp darunter und ein Paar schmaler, unglaublich kalter Augen nicht weit dahinter.
Ich sah, wie diese Augen noch schmaler wurden, ich sah, wie sich die Sehnen auf dem Rücken der Faust anspannten, und ich hielt den Atem an.
Dann warf ich mich auf die Seite.
Ein Schuss dröhnte, und ich weiß noch, wie verdutzt ich war, weil ich nicht den geringsten Schmerz spürte.
Den Grund dafür begriff ich erst Sekunden später - die Frau lag schreiend am Boden, versuchte sich an den Rücken zu greifen, und ihre regungslosen, unnatürlich verschränkten Beine standen in einem seltsamen Kontrast zu ihrem zappelnden Oberkörper.
Hinter ihr kniete der junge Cop. Er hatte den Schuss abgegeben. Hilflos sah er auf sie hinunter.
Ich ging zu ihm.
»Ich wollte die Beine treffen«, stammelte er.
»Es ist in Ordnung, Officer.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Sie waren gut.«
Ich holte das Handy hervor und alarmierte Clive. Die Frau brauchte einen Arzt. Und zwar schnell. Wie es aussah, hatte die Kugel ihre Wirbelsäule getroffen. Die Beine schienen mir gelähmt zu sein.
Ich fragte mich, welche Rolle sie in dem Mordfall Vanhouven spielte. Nun die weiteren Ermittlungen würden die Antwort bringen.
»Wenn Sie nicht geschossen hätten, läge ich jetzt so da«, sagte ich zu dem jungen Kollegen.
Er sah mich erschrocken an.
»Wirklich. Ihre Feuertaufe, mein Freund, hat mir eine Höllenfahrt erspart.«
31
Dem älteren Kollegen des jungen Cops hatte eine Kugel den Ellenbogen zertrümmert. Ich ließ die beiden mit der schwer verletzten Frau auf dem Dach zurück und fuhr mit dem Aufzug in den sechsten Stock hinunter.
Die Aufzugtüren schoben sich auseinander, und das Erste was ich sah, waren zwei Cops, die neben ihrem Kollegen auf dem Boden des Ganges knieten.
Der Uniformierte stöhnte mit schmerzverzerrtem Gesicht. Das linke Hosenbein seiner Uniform war blutdurchtränkt. Die Stofftapete über den Kollegen war aufgerissen, lange Kerben zogen sich über die Wände, als hätte ein Verrückter versucht, auf dem schmalen Gang mit einem langen Brecheisen Baseball zu spielen.
Nicht weit links davon kauerten hinter einem Gummibaum zwei Frauen auf dem Boden.
Ich sah nach rechts. Milo und ein Cop hatten sich links und rechts neben einer Zimmertür aufgepflanzt. Mit schussbereiten Waffen pressten sie sich an die Wand.
Ich huschte zu ihnen und stellte mich neben meinen Partner.
»Er hat sich eingeschlossen«, flüsterte er. »Die Beschreibung passt auf diesen Newby. Ballert mit einer Uzi um sich.«
Wir warteten fast eine Minute. Hinter der Zimmertür rührte sich nichts.
»Geben Sie auf, Newby!«, brüllte Milo. »Hier sind zehn schwer bewaffnete Männer! Sie haben keine Chance!«
Keine Reaktion.
Milo nickte mir zu. Ich stellte mich vor die Tür, entspannte mich einen Augenblick und landete dann einen wuchtigen Fußstoß aus der Hüfte. Alle Kraft konzentrierte ich auf den Moment, in dem die Kante meines Absatzes das Holz traf. Mit dieser Technik hatte Annie Francesco, meine Karatelehrerin, mal das Vordach eines Landhauses zum Einsturz gebracht, indem sie einen der Tragbalken zertrat.
Die Tür sprang auf, und ich warf mich an dem Cop vorbei auf den Teppichboden des Gangs.
Wieder keine Reaktion.
Milo umklammerte den Knauf seiner Dienstwaffe mit beiden Händen. Den Lauf senkrecht nach oben gerichtet, hob er ihn an seine rechte Schulter. Er duckte sich kurz, und dann sprang er vor.
Breitbeinig, den Revolver mit gestreckten Armen vor sich haltend, stand er im nächsten Moment im Türrahmen.
Aber es fiel kein Schuss. Nichts.
Hinter ihm her betrat ich eine Hotelsuite, die aussah, als würden Mitglieder der japanischen UNO-Delegation darin wohnen. Von Newby keine Spur.
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