Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ hinter uns knallte der Studebaker schwer gegen die Wand. Genau da, wo der Bettler noch vor einer Viertelsekunde gestanden hatte. Wir brauchten uns nichts vorzumachen, was ohne mein Eingreifen passiert wäre.

      Glas klirrte zu Boden, Blech knackste und knisterte, der Kühler rann blubbernd aus, und auf dem Gehsteig bildete sich schnell eine Lache dampfenden Wassers.

      Der neben mir liegende Alte jammerte und hielt sich seinen leicht aufgeschürften Arm.

      „Sonst alles okay?“, fragte ich ihn und half ihm auf die spindeldürren Beine.

      Er wiegte den Kopf hin und her. „Wenn man bedenkt, wie’s hätte ausgehen können, muss ich zufrieden sein, Mister", meinte er zitternd.

      Inzwischen hatte sich eine aufgebrachte Menschenmenge angesammelt. Die Leute wollten den Dandy auf der Stelle lynchen.

      „Hängt ihn auf!“, brüllte einer. „So was gehört sofort weggeputzt. Kurzen Prozess muss man mit diesen Kerlen machen.“

      „Schlagt ihm den verdammten Schädel ein!“, kreischte eine „Dame“.

      Der Dandy hatte den ungeheuren Aufprall ohne die kleinste Schramme überstanden, was wieder einmal bewies, dass die Besoffenen ihren Spezialschutzengel bei sich haben. Er kletterte benommen aus dem Fahrzeug und bedeutete den wild gestikulierenden und schreienden Leuten, ruhig zu sein, indem er den Zeigefinger auf die gespitzten Lippen legte.

      Das brachte die Menge natürlich noch mehr gegen ihn auf.

      Er besah sich den Schaden und gurgelte überrascht: „Oh, Verzeihung.“

      Dann kratzte er sich verblüfft am Schädel.

      Schon packten ihn Hände. Er bekam aus der anonymen Masse einen anonymen Hieb. Man puffte ihn heftig und trat ihn mit Füßen.

      „He! He! He!“, schrie der Dandy protestierend. „Was soll das?“

      Ich kämpfte mich durch die aufgebrachte Menge und fasste schnell nach dem Arm des nun schon ängstlich Kreischenden. Wenn der Bursche auch eine Strafe verdient hatte, so doch nicht die, von der Meute an der nächsten Straßenlaterne aufgehängt oder einfach erschlagen zu werden. Ich zerrte ihn wild mit mir. Die Leute begannen nun auch auf mich einzuschlagen, weil ich mich so offensichtlich auf seine Seite stellte.

      Ich stieß die Leiber brutal zurück.

      „Seid vernünftig, Leute!“, keuchte ich. Jemand warf mir von hinten einen Stein an den Kopf. Der Schmerz war zu ertragen. „So seid doch vernünftig!“, schrie ich wieder.

      Doch der Mob war zu aufgebracht. Die Masse war hysterisch geworden. Sie wollte Blut sehen. Das Blut meines Schützlings. Wenn es nicht anders ging, auch meines.

      Jeder der Schreienden sah sich selbst in der Lage, in der der Bettler gewesen war. Dass zum Glück nichts passiert war, zählte für die Leute nicht. Immerhin hätte ja etwas passieren können. Dafür wollten sie dieses unverantwortliche Grünzeug zur Verantwortung ziehen.

      Gerade noch rechtzeitig bahnten sich zwei Cops ihren Weg durch die aufgebrachte Menge. Sie stießen bis zu uns vor. Das rettete den Dandy und mich vor noch gröberen Hieben und Püffen.

      Die Cops schafften uns die Leute schnell vom Hals.

      Plötzlich schrie der Dandy schmerzlich auf. Jemand hatte ihm mit einem spitzen Schuh einen gewaltigen Tritt in den Hintern versetzt. Dann war der „Tapfere“ lachend davongerannt.

      Die Cops führten uns zur nächsten Polizeidienststelle. Da erzählte ich meine Story, unterschrieb das Protokoll, das davon aufgenommen worden war, und konnte gehen.

      Der Dandy hatte noch eine ganze Weile länger zu bleiben.

      3

      Etwas ramponiert und mit dem Wunsch behaftet, ein erfrischendes Bad zu nehmen, holte ich die verbeulte Zigarettenpackung aus meinem Jackett. Ich entnahm ihr eine wie eine Banane gebogene Zigarette und steckte sie mit Wohlbehagen an.

      Die Geschichte hätte unter Umständen schlimm ausgehen können. Mehrmals gleich.

      Zum ersten hätte mich der Wagen über den Haufen fahren können. Zum zweiten hätte er den Bettler an der Hausmauer zerdrücken können. Zum dritten hätten uns die Passanten ganz schön zur Minna machen können.

      Wenn eine Menschenmenge einmal in Wut gerät, ist sie äußerst gefährlich. Sie hört zu denken auf und handelt nur noch instinktiv, wobei der Gegenstand oder die Person, die den Unmut entfacht hat, vernichtet werden muss.

      Froh darüber, dass alles noch glimpflich abgegangen war, trat ich aus der Polizeistation.

      Da stand er!

      Der Blechnapf hing eingedrückt an einem alten Ledergürtel. Ob der Napf die Beule vorhin erst abbekommen hatte, war nicht zu sagen. Seine Füße steckten nackt in abgetretenen, geflickten Sandalen. Jesus und seine Jünger hätten so etwas weggeworfen. Das Hemd hatte keinen Kragen und war an der linken Brustseite — in der Herzgegend — aufgerissen. Ein freundliches Schmunzeln lag unter den dicken grauen Bartstoppeln. Die große Hakennase glänzte. Er hatte weit abstehende Ohren, und als er nun den Mund öffnete, sah ich, dass ihm ein Schneidezahn fehlte.

      Er wischte sich die Rechte an der speckigen Kleidung ab, um sie mir gereinigt entgegenzustrecken.

      „Danke, Mister“, sagte er.

      Ich drückte die Hand. „Wofür?“

      „Dafür, dass Sie mir das Leben gerettet haben.“

      „Vergiss es, Freund. War für mich selbstverständlich.“

      „Aber Sie haben doch dabei Ihr Leben riskiert", sagte der Bettler verständnislos.

      Ich legte ihm meine Hand auf die knöcherne Schulter. „Wer einen Job hat wie ich, nimmt das nicht so ernst. Man stumpft ab, wenn man mehrmals die Woche für andere Leute die Rübe hinhalten muss.“

      Er blickte mich prüfend an. „Bulle?“ Ich schüttelte den Kopf. „Schnüffler“, erwiderte ich.

      Er warf mir einen versöhnlichen Blick zu. „Mein Name ist Lucky March, Mister.“

      „Meiner nicht“, grinste ich. „Ich heiße Biff Calder. Einen Drink auf den Schrecken, Lucky?“

      Er riss erfreut die Augen auf. „Sie sind ein großzügiger Mann, Mr. Calder.“

      Ich schüttelte den Kopf. „Für dich bin ich Biff. Klar, Lucky?“

      Er nickte und freute sich darüber, dass ich nicht arrogant war. „Okay, Biff.“

      Wir setzten uns in eine kleine Bar. Zuerst wollte uns der Wirt nichts geben, denn Lucky war leider nicht nach der letzten Mode gekleidet. Als ich dem Mann jedoch mit giftigen Blicken, unterstrichen mit saftigen Drohungen, gut zuredete, bekamen wir die Flasche White Label, die ich verlangt hatte und aus der ich nun für Lucky und für mich einen Drink einschenkte.

      Die Flasche mit dem restlichen Whisky СКАЧАТЬ