Название: Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745208979
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Rogers sah ihm verdrossen dabei zu.
»Ist das deine Antwort?«, fragte er, während Reiniger prüfend den Schlitten zurückschob und ihn metallisch klickend wieder einschnappen ließ.
»Schade, dass Lister diesen Jerome Kelly nicht bezahlte. Ich denke, das hätte uns beiden Hübschen einen Haufen Ärger erspart. Es gehört eine Menge Schrecken dazu, um daran zu sterben. Sogar für einen Herzkranken.«
»Und keinerlei Anhaltspunkte.«
»Nicht solange dein örtlicher Kollege unsere Arbeit blockiert», meinte Reiniger, in kaum weniger besserer Stimmung.
»Ein Sheriff ist kein Kollege«, blaffte Toby und hatte recht damit.
Sheriffs waren Wahlbeamte und traten in der Regel umso selbstherrlicher auf, je weiter man nach Westen kam. Bis sich in Kalifornien dann wieder zivilisiertere Verhältnisse einstellten. Auch Bount hatte schon des Öfteren mit Vertretern dieser Spezies zu tun gehabt und durch die Bank alles andere als erfreuliche Erfahrungen mit ihnen gemacht.
Und hier schienen sie nun wieder auf einen Mann jenes Kalibers gestoßen zu sein, der noch der Tradition des ehemaligen Wilden Westens anhing, der gar so gezähmt ja auch heute noch nicht war, das Leben in den meisten Großstädten von 500000 Einwohnern aufwärts einmal ausgenommen. Und leider lag Las Vegas noch weit unterhalb dieser Grenze.
»Außerdem bin ich hier in Urlaub«, fügte Rogers bärbeißig hinzu. »Ich fürchte, meinen Vorgesetzten würde es nicht gefallen, wenn sie erführen, dass ich hier einem Kasinodirektor hilfreich unter die Arme greife. Ich muss mich so und so bedeckt halten.«
»Und deshalb hast du sofort an deinen alten Kumpel Bount Reiniger gedacht«, entgegnete Bount Reiniger sarkastisch. »Wie aufmerksam von dir.«
»Fünftausend Bucks hast du doch schon im Auto eingesackt«, meinte Rogers daraufhin, doch er wusste, wie müde sein Einwand wirken musste. »Hätte ich Lion etwa im Stich lassen sollen? Du hast ja selbst gemerkt, wie der arme Hund schwimmt. Und außerdem: Bot er dir nicht ein Honorar an?«
»Wir haben uns noch nicht endgültig darüber ausgesprochen«, meinte Reiniger ausweichend, und das brachte Captain Toby wieder Oberwasser unter den Kiel. Er grinste zähnefletschend.
»Und wie ich dich kenne, wird er damit nicht viel billiger davonkommen, als wenn er Kelly hätte bezahlen müssen ...«
»Jetzt übertreibst du. Mein Tagessatz liegt bei fünfhundert Dollar.«
»Und deine Erfolgsprämien im Unendlichen, ich weiß«, konterte Rogers.
Da sagte Reiniger nichts mehr, denn über diesen Punkt ließ sich mit Toby nicht streiten. Er hielt sich stets für sträflich unterbezahlt. Es war eine seiner Marotten, das immer wieder herauszukehren. Bei aller Freundschaft spielte beim Captain doch immer wieder auch ein ungesunder Neid mit herein. Bount hatte sich längst daran gewöhnt und nahm das nicht weiter tragisch. Denn Freund Toby war Nörgler aus Prinzip. Die Detectives seiner Squad wussten nicht nur ein Lied davon zu singen.
»Zeig mal, was du sonst noch so hast«, sagte er ablenkend, denn Toby hatte von Lion zum Abschied noch ein Kuvert mitbekommen. Es trug die schwungvolle Aufschrift des All America Hotel, sowie sämtliche zwanzig Telefonnummern. Es war nicht zugeklebt.
Rogers gähnte ungeniert. Er genierte sich nie.
»Ich leg mich einstweilen in die Wanne«, sagte er und setzte seinen Entschluss sofort in die Tat um. Allerdings stoppte er am voluminösen Kühlschrank und nahm sich ein paar Dosen Bier mit ins Bad.
So konnte er sich äußerlich säubern. Und gleichzeitig innerlich von Glegvienndahnocca und Dom Perignon.
Es war acht vorbei, und Bount hatte sich »landfein« gemacht, während Rogers inzwischen seinen Schönheitsschlaf hielt, wie er sich grinsend ausdrückte. Er war nach seiner Schicht in der Centre Street direkt ins Flugzeug gestiegen und musste wohl einiges in dieser Hinsicht nachholen.
Reiniger hingegen fühlte sich noch relativ frisch. Die Atmosphäre von Las Vegas empfand er als prickelnd wie Champagner, in dem eine Handvoll Amphetamintabletten aufgelöst waren, und im Gegensatz zu seinem älteren Freund mochte er dieses Kitzelwasser.
8
Trotz des kulinarischen Rufs, den das Spielerparadies bei Gourmets genoss, suchte er zuerst eines der zahlreichen Restaurants auf. So schlimm war die Küche hier nun auch wieder nicht und die Vorkoster der großen Fress-Atlanten vermutlich nur überkandidelt. Auf dem Weg schnappte er sich von einem Kiosk noch ein paar Zeitungen, um sich die Wartezeit zu vertreiben, falls es denn eine geben sollte. Ein Tisch für ihn war bereits reserviert. Denn wenn er wollte, klappte der Service auch hier ausgezeichnet; und für die VIPs natürlich ganz besonders.
In einer Art Glaspalast mit einer Unmenge wild rankender Topfpflanzen zwischen den PVC-Nischen bestellte Bount nach einem Hummer-Cocktail, Rinderlendchen, geschnetzelt, mit Curry-rahmsoße und hausgemachten Pasta. Sogar die Ober sahen hier anders aus. Es bedienten Girls in Miniröckchen und Stöckelschuhen. Wer achtete da noch auf die Qualität der Speisen. Doch nur Banausen!
Danach blätterte er ein paar der Zeitungen durch, bevorzugte dabei die »Revolver-Blätter«, weil man bei ihnen am kurzweiligsten, wenn auch keineswegs umfassend informiert wurde. Besonderes Augenmerk richtete er auf die Polizeiberichte, vielleicht ließen sie Rückschlüsse auf Sheriff Bruce Wallabys Arbeitsweise zu. Und für »pressegeil« hielt Reiniger ihn obendrein. Also würde er möglicherweise fündig werden.
Er sah sich enttäuscht. In Vegas schien es überhaupt keine Gewaltkriminalität zu geben. Dafür strotzten die Blätter geradezu von Horrormeldungen aus Los Angeles und San Francisco, woher 50 Prozent aller Kunden der Casinos kamen. Also alles perfekt durchorganisiert.
Aus Las Vegas wurde in einer ausführlichen Farbreportage ein Gewinner vorgestellt. Der Frührentner aus Pasadena hatte gestern im Moulin Rouge beim Baccara 80000 Dollar abgeräumt und strahlte jetzt glücklich ins Blitzlicht der Kameras.
Schließlich stieß Bount doch noch auf etwas Polizeimeldungähnliches. Auf zehn Zeilen wurde abgehandelt, dass es vergangene Nacht zu einem harmlosen Handgemenge zwischen einem einheimischen Bauarbeiter und ausländischen Gästen gekommen sei. Von den Gästen befänden sich einige im Krankenhaus, natürlich nur rein vorsorglich. Der Schläger sei von Sheriff Wallaby persönlich noch am Tatort festgenommen worden.
Also doch. Ganz konnte er’s nicht lassen, der fette Bruce mit dem fast so fetten Remington, und Bount Reiniger fragte sich, was das wohl für ein Mann sein mochte, der gleich ein paar ausländische Besucher in einem einzigen Aufwasch ins Krankenhaus schickte.
Er griff nach dem Tischtelefon und bekam Lionel Lister ohne Umschweife an den Apparat. Bei ihm meldete er seine Wünsche an und stieß auf Verständnis.
»Ich kümmere mich sofort darum, Bount. Ja. Ich weiß, wo Sie sich aufhalten. Warten Sie dort, bitte. Länger als eine halbe Stunde wird es wohl kaum dauern.«
Lister stellte keine Fragen. Auch das gefiel Bount. Der Mann hatte offenbar Vertrauen zu ihm. Dabei ging es Reiniger eigentlich nur darum, etwas mehr über Wallaby zu erfahren.
Das Kuvert jedenfalls СКАЧАТЬ