Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ von Clark County und damit auch von Las Vegas.«

       »Gehört er mit zum Empfangskomitee, oder ist er nur zu seinem Vergnügen hier?«

       Lister schwieg ein paar Sekunden. Der Patrol-Car blieb hinter ihnen zurück.

       »Nun, ich denke, dass ich Ihnen gleich von Anfang an reinen Wein einschenke, Bount«, sagte er nach dieser Pause. »Aber Wallaby kann ein ziemlich ungemütlicher Zeitgenosse sein. Trotzdem sind wir von den Kasinogesellschaften ihm dankbar. Er hält die Stadt von kriminellen Elementen sauber wie vor ihm kein anderer. Er wurde schon das dritte Mal wiedergewählt.«

       »Und wird reich dabei.«

       »Ach, wissen Sie, Bount«, meinte Lionel Lister daraufhin, sein leeres Glas in der Hand drehend. »Sie müssen hier ein paar Abstriche von Ihren gewohnten Maßstäben machen. Nevada ist nicht Massachusetts und Las Vegas kein Boston. Hier sind die Sitten bei allen Fortschritten der letzten Jahre doch noch etwas rauer. Wir haben nichts gegen eine starke Hand.«

       »Und was sagen Sie zu dem Gehirn, das diese >starke Hand< führt?«

       Listers Miene verdüsterte sich jäh, erhellte sich jedoch sofort wieder zu einem Lächeln. Diesmal zu einem, das so vertrauenerweckend war wie eine Drei-Dollar-Note.

       »Wallaby erledigt die Grobarbeiten zu unserer vollen Zufriedenheit«, meinte er vieldeutig.

       Allmählich hatte Bount Reiniger dieses Katz-und-Maus-Spiel satt. Doch noch hielt er an sich. Er war schließlich Gast. Gast in einer Mausefalle?

       Er atmete dreimal tief durch, ehe er antwortete.

       »Sie wollen also damit andeuten, dass dieser famose Sheriff Wallaby hier in Las Vegas die Dogge ist, die Sie und Ihresgleichen an der langen Leine laufen lassen?«

       Seltsamerweise schmunzelte Lionel Lister jetzt fein, und sein Grinsen wurde plötzlich noch offener als vorher der Caddy.

       »Ich will auch nicht verhehlen, dass er auf jede angebliche Einmischung in seine vermeintlichen Kompetenzen wie ein Berserker reagiert«, sagte er auch noch. »Vielleicht ist das der geeignete Moment, in dem wir nun die Frage ihres Honorars anschneiden sollten ...«

      5

       Mel Ferrer brütete zur selben Zeit dumpf in seiner Zelle und verstand die Welt nicht mehr.

       Da haute man so einem ausländischen Pfifferling eins auf die Rübe, und schon landete man im Jail. Was waren denn das für komische Sitten?

       Dabei wusste er’s doch ganz genau! Schon Dad, glorreicher Teilnehmer in der pazifischen Abteilung des Zweiten Weltkriegs, hatte es immer wieder gesagt: »Wenn du so einen gelben Engerling siehst, nichts wie mit dem Fuß drauf und den Absatz dreimal umgedreht! Ich weiß’s. Ich war schließlich dabei. Glaub mir, Ferry. So musst du sie behandeln und nicht anders.«

       Diese Art von Aufklärung war beim ansonsten wenig wissbegierigen »Ferry« dennoch auf fruchtbaren Boden gefallen, weil er zumindest vom Draufhauen eine ganze Menge verstand. Er wusste auch, dass die Japse irgendwann mal Pearl Harbor angegriffen hatten. Was machte es da schon aus, dass er dieses Wort weder richtig aussprechen noch richtig schreiben konnte, geschweige denn wusste, wo dieses exotische »Peer Harper« sich befand. Wahrscheinlich irgendwo in der Nähe von Hongkong. Oder auf den Fidschi-Inseln bei all den anderen Kanaken, was spielte das schon eine Rolle. Mel Ferrer war jedenfalls ein sehr patriotischer Typ.

       Er hatte ebenfalls gelernt, dass alle Schwarzen stinken, die Indianer sowieso und dass man jedem anderen Fremden auch nur mit äußerster Vorsicht begegnen dürfe. »Außer, du machst keine Fiesematenten, Ferry, und haust ihm gleich den Schädel ein.«

       Mit diesem geistigen Rückzeug ausgestattet, hatte Mel Ferrer dann sein Heimatnest im nördlichen Nevada verlassen, um in die große weite Welt zu ziehen. Weil sie zweihundert Kilometer südlich gerade dringend ein paar Arbeiter suchten, die trotz der Gluthitze bereit waren, sich an den Ausbesserungsarbeiten des Interstate Highway nach Boulder City zu beteiligen. Bei freier Kost und Logis unter ebenfalls freiem Himmel.

       Aber mit Wolldecke.

       Und so war er eben an einem Wochenende mit voller Lohntüte auch einmal nach Las Vegas gekommen, hatte gestaunt und gestaunt und sein Staunen in Whisky ersäuft. Bis er schließlich einen vaterländischen Krieg auf eigene Faust fortsetzte. Wobei das Wort »Faust« sehr gut passte.

       Dafür sollte er jetzt sitzen? Auch noch unschuldig?

       Nicht zu glauben!

       Und deshalb war Mel Ferrer uneins mit der Welt. Er spürte nur Reste seines Katers, denn gesoffen hatte er schon von Kindesbeinen an. Dad war ja sorglos mit ihm umgegangen, mit seinem Selbstgebrannten, und eine Mutter hatte er nie gekannt. Dad sprach normalerweise nicht über sie. Nur wenn er besoffen war. Dann nannte er sie immer »Hure«, »Nutte«, oder »'gottverdammte Schlampe«. Dad kannte sich aus im Leben. Schade, dass er vergangenes Jahr in die Zisterne gefallen war und sich das Genick dabei brach.

       Dieser Gedanke erheiterte Mel Ferrer wieder ein wenig. Es war ja doch ein tolles Leben, das er da führte. Nur dieses Shit-Jail hätte halt nicht sein müssen. Nichts los in der Bude. Und wenn er doch schon mal in Vegas war?

       Hüne Mel Ferrer hätte sich auf diese Weise noch weiter die Zeit in Weltschmerz zergrübelt, die Muskeln zwischen seinen Ohren angespannt, wenn da nicht plötzlich Geräusche im Gang aufgeklungen wären. Das Geräusch von schweren, wuchtigen, ihrer selbst sicheren Schritte. Schlüssel klimperten, eine Tür knarzte auf und ließ Zugluft in den Gang. Auf Ferrers schwitzender Körpermasse bildete sich eine Gänsehaut. Zu den Muskeln zwischen den Ohren setzte er noch ein paar andere in Bewegung und stand von seiner Pritsche auf. Gerade, dass er mit dem Kopf nicht gegen die Decke stieß. Der Junge aus Mittelnevada maß etwas über zwei Meter in der Höhe und gut anderthalb in der Breite. Niemand vermochte den Pickel besser zu schwingen als er, und darauf war er stolz.

       Fünf Stück hatte er in seinem Eifer schon kaputt geschlagen. Innerhalb einer Woche. Aber dafür in der selben Zeit auch mehr Arbeit geleistet als vier seiner Kollegen zusammen. Mel Ferrer arbeitete gern. Nur nicht mit Japsen, von denen einer nun seit gestern Nacht um elf mit einem Schädelbruch im Sunrise Hospital lag.

       Rausch hin oder her - einen Mann wie Sheriff Wallaby erkannte man wieder. Auch wenn er einen im Tran festgenommen und mit seinem fürchterlichen Colt eins auf die Schnauze gegeben hatte, dass die Zähne nur so flogen. Man musste Respekt vor dem Mann haben.

       Ferrer war dem Dicken nicht mal böse. Deshalb spuckte er das Blut in seinem Mund auch nicht auf den Flur hinaus, sondern zielsicher hinein in die Kloschüssel neben dem Waschbecken in der Ecke. Wirklich. Allen Komfort hatten sie hier. Las Vegas war schon eine tolle Stadt.

       Wallaby traf auch sofort den richten Ton. »Hi, Ferry«, sagte er. »Deinen Suff ausgeschlafen?«

       »Aber klar doch, Sheriff.«

       Mel Ferrer spürte instinktiv, dass dieser Mann es gut mit ihm meinte. Vielleicht hätte er diesen Japsen doch nicht in die Betonmischmaschine stopfen sollen. Sie waren ja so zierlich, diese Püppchen. Gar nicht den Aufwand wert, wenn man es so recht und bei Tageslicht betrachtete. So ganz ohne dieses Summen im Kopf, das ihn immer dann überkam, wenn er zufällig mal ein Gläschen zu viel intus hatte. Aber wer ist schon vollkommen.

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