Название: Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745208979
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Bount hatte deshalb die Unterlagen in einer Kommode verstaut und sich nur eine Adresse gemerkt. Es war die jener Firma, die hier die Roulettzylinder und die Spielautomaten wartete. Ein absoluter Vertrauensposten. Die Firma wurde mehrmals im Jahr auch von der Spielbankenkommission Nevadas überprüft, einer äußerst rigorosen Behörde, die schon die kleinste Übertretung der zahllosen Bestimmungen wahrlich »faustisch« ahndete. Es gab kein Pardon.
Das Essen selbst wurde nun doch von einer Mannsperson aufgetragen. Die Mädchen, die die Bestellungen entgegennahmen. sollten wohl nur in erster Linie den Appetit anregen, und bei Reiniger war ihnen das hervorragend gelungen!
Ihm schmeckte sogar der deutlich welke Salat.
9
Bount war ebenso wenig ein Spieler wie Toby Rogers. Trotzdem wollte er die Jetons in seinem Sakko nicht voll verkommen lassen. Lister würde seine Rechnung schon noch präsentiert bekommen. Es kam ganz darauf an.
Craps, das Würfelspiel, sagte ihm wenig. Baccara langweilte ihn, die Automaten wie ein Automat zu bedienen, bis einem die Schultern schmerzten, kam ihm idiotisch vor.
An einem der Blackjack-Tische nahm Bount Reiniger eine Weile Platz. Weil das das einzige Spiel im Angebot war, in dem ein geschickter Spieler gegen das edge, den rechnerischen Hausvorteil, eine Chance hatte. Aber er gewann auch hier nichts. Allenfalls pokerte er ansonsten hin und wieder mit ein paar Freunden.
Anschließend schlenderte er noch an einem Roulette-Tableau vorbei, setzte auf die obere Transversale und gewann dreimal hintereinander. Aus seinen 5000 Dollar waren 8000 geworden.
Toby Rogers würde platzen, wenn er ihm das erzählte. Und auch weiterhin einen großen Bogen um jeden Spieltisch schlagen. Aber noch mehr hätte Bount sich dieses Glück im jetzigen Fall gewünscht. Mit gemischten Gefühlen erwartete er die Reisegruppe aus Hongkong.
Mit gemischten Gefühlen dachte er auch an jene Informationen, die Lister ihm so prompt geliefert hatte. Offenbar war es doch nicht ganz so ungefährlich, nachts in Vegas spazieren zu gehen, wie die Werbung es einem weismachen wollte. Der Kasinodirektor mit seinen offenbar überallhin reichenden Beziehungen hatte es geschafft, einen dieser zum Stillhalten verdammten Reporter anzuzapfen. Und dem Lion gegenüber hatte der geplaudert.
Danach verbarg sich hinter dieser läppischen Zehnzeilenmeldung etwas ziemlich Scheußliches. Da musste ein primitiver Zwilling von King Kong, ein Straßenarbeiter, im Suff fürchterlich gewütet haben. Die Opfer waren zierliche Japaner. Deren Namen konnte sich Reiniger zwar nicht merken, den des Berserkers dafür umso besser.
Mel Ferrer hieß der bullige Knabe, und er war zwanzig Jahre alt.
Bount hatte sogar ein Bild von ihm. Eine gelungene Aufnahme, wie Sheriff Wallaby ihm gerade mit dem Knauf seines Monster-Revolvers eins mitten ins Gesicht schlägt. Dann noch Fotos vom Abtransport des Festgenommenen und der Verletzten. Ihre genaue Zahl hatte auch der Journalist nicht gewusst. Er hätte sie in seinem Blatt ohnedies nicht bringen dürfen. Wozu also sich erst die Mühe machen.
An diese Vergewaltigung der Pressefreiheit musste Bount denken, als er an der Bar einen Drink nahm, und er zog eine nachdenkliche Miene. Andererseits wunderte er sich auch nicht. Er hatte Wallaby keine Sekunde für etwas anderes als einen Erzfaschisten gehalten. Gerade der Beruf eines Sheriffs schien Typen wie ihm die besten Aufstiegschancen zu bieten.
Bount drückte seine Zigarette aus. Jetzt brauchte er unbedingt etwas frische Luft. Das Geknatter der Maschinen, das Klicken der Roulettekugeln, wenn sie in ihre Kammern fielen, das Klackern der Würfel an den Craps-Tischen. All diese Hektik schon am frühen Abend. Allmählich ging sie ihm auf die Nerven.
Der Champagnerrausch von Las Vegas verflog, und die Realitäten des Alltags hatten Reiniger wieder am Wickel. Er wollte ja um Himmels willen nicht pathetisch werden, doch Tatsache blieb nun mal, dass das Verbrechen auch hinter der gleißenden, lauten, turbulenten Fassade des Strip dieser Traumstadt lauerte. Und er war angetreten, es zu bekämpfen, das Verbrechen. Am liebsten freilich gegen bare Münze, denn er hatte schließlich nur seinen einen Kopf zu verlieren.
So trat er hinaus in die heiße Nacht in der Wüste, umzuckt von vielen Millionen Lichtern, Kaskaden aus Neon, umschwirrt vom Verkehr, der um diese Zeit erst richtig aufbrandete. In offenen Cabrios fuhr lärmendes Jungvolk vorüber. Die Mädchen waren schön, die Burschen hätten direkt vom Surfen in Malibu Beach kommen können.
Da sah er in einer Nebengasse Sheriff Wallabys blau-weißen Chevy mit dem Wappen auf der Seite stehen. Er hatte sich draußen am Airport die Nummer gemerkt, es gab keinen Zweifel.
Der Wagen war leer.
»Wehret den Anfängen«, sagte sich Bount. Denn irgendwann würde er mit diesem Mann sowieso aneinandergeraten, und er war gerade in Stimmung, Dampf abzulassen. Es gab da nämlich ein paar demokratische Grundregeln, die er ihm erklären wollte; und noch so einiges mehr. In aller Ruhe und Höflichkeit natürlich. Ja. So würde er’s machen. Einfach auf ihn zugehen und sich vorstellen. Dann sah er ja, was sich daraus ergab.
Er schlenderte auf den Wagen zu. Ein Chinese kam gerade durch den Hinterausgang in die Gasse und leerte einen Eimer in einen Müllcontainer. Bruce Wallaby war nicht zu sehen.
Bount kniff die Augen zusammen. Nach der Glitzerwelt draußen am Strip erschien es ihm hier dunkel zu sein wie in einem Kuhmagen. Möglicherweise roch es dort auch so ähnlich, denn hier stank es bestialisch. Es war, als wäre er von einer schillernden Revuebühne abgetreten und mitten hinein in die Kulissen eines Aufklärungsfilms für angehende Abortgrubenentleerer. Seine Augen gewöhnten sich nur schlecht an die veränderten Lichtverhältnisse. Zu gewaltig und auch schockierend der Unterschied.
»Hallo, Japs«, sagte da eine Stimme aus der Schwärze. »Woll’n wir nich’ ’n bisschen spielen mit’nander?«
Japs? Bount verstand nicht.
Da löste sich ein riesiger Schatten aus dem Dunkel der Brandmauer auf der anderen Gassenseite. Hm. Das konnte Wallaby sein. Das konnte hinkommen von der Statur her.
»Sheriff?«, fragte Reiniger unsicher. Was sollte dieses saudumme »Japs« bedeuten?
Er steppte einen Schritt zurück, ebenfalls rein instinktiv. Hier stimmte doch was nicht!
Auf einmal schalteten sich seine Reflexe ein und brannten kaum weniger grell auf als die Lichterketten nur ein paar Yards weiter.
Und wie er das kannte!
Die Nackenhaare, die sich sträubten und starr wurden wie die Stacheln bei einem Igel! Das plötzliche Pochen in der Brust, als von einer Sekunde auf die andere Adrenalin wie ein Stromstoß durch seine Adern schoss! Der automatische Griff zum Schulterholster, die er gar nicht trug. Wer geht schon mit einer Kanone zum Abendessen.
Bount duckte sich. Über ihm ein Heulen wie von einem Sturm, der um Hauskanten pfeift. Solche Schwinger zerschmettern einem den Schädel nicht nur, sie reißen ihn einem von den Schultern. Reiniger glaubte nicht länger, es mit Bruce Wallaby zu tun zu haben. Für einen direkten Überfall war dieser Mann, wenn schon nicht zu schlau, dann jedoch mit Sicherheit zu listig. СКАЧАТЬ