Название: Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745208979
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»Sie ... Sie!«
»Ja, bitte? Ich stehe Ihnen jederzeit im All America Hotel zur Verfügung. In Mister Listers Privatapartment, um genau zu sein.«
Jetzt schwitzte Wallaby nicht mehr. Er löste sich auf.
11
Es war noch nicht Mitternacht, als Bruce Wallaby sich bei Lion meldete. Allerdings nur telefonisch. Der aktuellen Entwicklung der Dinge wegen, hatte Bount auch Toby wieder aus dem Bett geholt. Er saß übernächtigt da, blinzelte schief und schabte den Stoppelbart an seinen Hängewangen.
Doch wozu hätte Bount ihn schonen sollen? Seine Schuld war es doch, dass er sich nun hier in Las Vegas herumschlug, während Mr. Captain Rogers es vorzog, in der Zwischenzeit von den Schönheiten dieser Stadt zu träumen. Von den zweibeinigen vermutlich, denn auch er war noch längst nicht jenseits von Gut und Böse. Auch wenn er offenbar nur wenig Gebrauch davon machte.
Lister hatte den Zimmerlautsprecher eingeschaltet, sodass Reiniger und Rogers das Gespräch mithören konnten.
»Unglaublich«, meinte der Lion gerade, und das in einem Ton, der nicht daran zweifeln ließ, dass er Wallaby tatsächlich kein Wort glaubte. »Sie wollten den armen Jungen also vom Stadt- ins Landesgefängnis überführen. Und das mitten in der Nacht und ohne weitere Begleitung. Und weil er so zarte Gelenke hat, der arme Junge, haben Sie ihn auch nicht mit Handschellen traktiert. Aber wie mir das alles einleuchtet, Sheriff!«
»Wenn es aber doch so war! Ich habe alle entsprechenden Papiere.«
Wallaby klang weinerlich wie ein Bub, der sich die Hosen nass gemacht hat und sich nun furchtbar schämt. Er tat Bount kein bisschen leid.
»Da bin ich sicher, Wallaby. Aber nun besteht Mister Reiniger darauf, den Vorfall an die große Glocke zu hängen, und Sie wissen ja, was das bedeutet. Sie kennen doch die Struktur unserer Konzerne. Sie ...«
Lion sagte noch mehr in dieser Richtung. Und was er sagte, lief darauf hinaus, dass es hin und wieder zu tödlichen Unfällen kam, von denen maßgeblich Menschen betroffen wurden, die sich jenen Konzernstrategien widersetzten oder sie auch nur aus Dummheit unterliefen.
»Unsere Wüste ist weit, Wallaby. Und unsere Berge sind abgelegen«, schloss Lister seinen kleinen, aber dennoch ungeheuer informativen Vortrag. »Wenn Mister Reiniger nun wirklich ... Aber sprechen Sie doch selbst mit ihm. Er ist hier bei mir.«
Der Kasinodirektor lächelte freundlich zu Reiniger herüber. »Hier, Bount. Ich denke, der Sheriff brennt darauf, ein paar Worte mit Ihnen zu wechseln.«
Bount nahm den Hörer auf. Worte wechseln wollte er jedoch keineswegs. Nur welche sagen.
»Jetzt passen Sie mal gut auf, Sie übergewichtiger Unglücksrabe«, begann er. »Ich weiß ja nun nicht genau, welcher Satan in Sie gefahren ist, als Sie Mel Ferrer auf mich hetzten. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie Private Eyes und Captains von New Yorker Morddezernaten lieben. Doch wenn Sie nicht ab sofort an einem Strang mit uns ziehen, dann sind Sie die längste Zeit Sheriff von Clark County gewesen. Das ist ein Versprechen!«
Damit knallte Reiniger den Hörer auf die Gabel.
»War ich gut?«, fragte er.
Lionel Lister ballte die rechte Faust, streckte den Daumen kurz nach oben und schürzte die Lippen wie zu einem angedeuteten Kussmündchen.
12
Zu Bruce Wallabys Gunsten nahm Reiniger an, dass es sich bei ihm wirklich nur um einen faschistischen Idioten handelte, dem seine Machtfülle als County Sheriff zusätzlich zu Kopf gestiegen war. Ferner nahm er an, dass Wallaby nicht auf Mord aus gewesen war, als er diesen Kretin auf ihn ansetzte. Vermutlich hatte er nur zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen: ihm, Bount Reiniger, eine Abreibung verpassen lassen, und Mel Ferrer dann auf der Flucht erschießen.
Sheriff Wallaby rettet Private Eye!
Eine hübsche Schlagzeile, die er hier vermutlich ausgebrütet hatte. Wobei der Privatdetektiv, dieses Würstchen aus dem angeberischen New York, freilich ein paar Schrammen abbekommen habe.
Doch Mel Ferrer war auch so noch während der Nacht verstorben. »Innere Verblutung«, diagnostizierten die Ärzte als endgültige Todesursache. Bount konnte nicht behaupten, dass er Mel Ferrers Ableben bedauerte. Nicht mehr nach diesen tödlichen Schwingern.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Eines der wenigen Sprichwörter, die schon allein aus technischen Gründen stimmen müssen, und nur an solche hielt sich Reiniger. Jedenfalls war Sheriff Bruce Wallaby, was sein Verhalten ihm gegenüber betraf, vom Wolf zum Schoßhund konvertiert. Er fraß ihm nun aus der Hand. Und er hatte auch keinerlei Schwierigkeiten gehabt, den Mann zu überzeugen, dass der Fundort von Jerome Kellys Leiche nochmals überprüft werden müsse. Von den besten Spurensicherungsleuten, die er nur auftreiben konnte. Und wenn er ein paar von den wenigen übriggebliebenen Pajutes zu Hilfe nehmen müsse.
Währenddessen verbrachte Bount nach einem reichlichen Frühstück einen angenehmen Vormittag an einem der drei riesigen Swimmingpools des All America Hotels, von würzigem Wüstenwind umfächelt, von Sonne und Service-Hostessen in brasilianisch knappen Tangas sowie diversen fruchtigen Long Drinks mit nur wenig Alkohol verwöhnt.
Die Reisegruppe aus Hongkong wurde erst für den späten Abend erwartet.
Gegen elf stieß Captain Toby zu ihm, und er war fast so sehenswert wie die Tanga-Hostessen, wenngleich auf reichlich andere Weise: Er trug geblümte Bermuda-Shorts, Plastiksandalen aus dem Souvenir-Shop, ein Handtuch aus seinem Badezimmer, ein sich keck vorwölbendes, käsebleiches Brauereientsorgungs-Depot, ein paar kümmerliche Härchen auf der Brust, die sich verschämt kräuselten. Und über dem ganzen Ensemble ein hochroter, massiger Nero-Kopf, auf dem die Frisur sich bereits gefährlich lichtete.
»Du lässt es dir gutgehen, eh?«, knurrte er ungnädig.
Den »Wolf«-Rogers würde nie jemand zähmen. Und heute war er anscheinend auch noch schlechter Laune. Aber vielleicht störte ihn auch nur, dass zwischen seiner und Bount Reinigers Figur ein so kolossaler Unterschied bestand. Zugeben würde er das allerdings nie.
Und es sprach für seinen enormen Mut und seine Tapferkeit, dass er sich überhaupt in Badehosen zeigte, obwohl er mit seinem breitangelegten pyknischen Körperbau am Rand dieses azurblauen Pools absolut nicht allein stand. Nur sehr selten gehören Leute mit viel Geld auch zu den Adonissen dieser Welt. Doch gerade sie waren es, die eine Stadt wie Las Vegas zur Hauptsache bevölkerten.
»Sei friedlich, Junge«, sagte Bount, »und leg dich hin. Etwas Farbe könnte dir nicht schaden. Wie oft wird man schon zur Erholung nach Las Vegas eingeladen? Und du hast schließlich Urlaub, im Gegensatz zu mir.«
Rogers grunzte etwas Unverständliches, СКАЧАТЬ