Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis - A. F. Morland страница 16

СКАЧАТЬ handeln, dass sein Wagen ausgerechnet hier an dieser Stelle stand.

       Und es war seiner, denn er hatte nur einen einzigen Sitz auf der Fahrerseite. Er musste schließlich seinen Bauch irgendwo unterbringen. Das hatte Bount im Vorübergehen noch bemerkt.

       Aber noch so ein Riese? Hier in der Gasse?

       Natürlich lief diese Gedankenfolge innerhalb von Sekundenbruchteilen ab. Niemand schreibt eine Doktorarbeit, während es gerade um seine Leben geht. Und darum ging es hier wohl. Um Reinigers Leben.

       Er blieb am Boden, rollte sich ab und wirbelte durch matschigen Dreck. Hier war das herumliegende Gemüse noch ein gewaltiges Stück welker als jenes auf dem Salatteller im Restaurant. Noch viel gewaltiger. Trotzdem wollte Bount so schnell wie möglich wieder hoch. Erst musste er aus der Reichweite solch mörderischer Hiebe kommen. Mochten die Kung-Fu-Fighter in den entsprechenden Filmen noch so viele Bretter auf einmal durchschlagen. An solchen Fäusten, wie Bount sie verspürt hatte, brachen auch sie sich die Gräten. Reiniger hätte jeden Eid darauf geschworen.

       Eine andere Taktik musste her. Fragte sich nur, welche. Es kam auch vor, dass Rückzug die beste Form der Verteidigung war. Weil die einzige. Nur selten hatte Bount sich und seine Kräfte überschätzt. Doch jedes Mal war er danach in einem Krankenhaus wieder zu sich gekommen. Und das wollte er hier tunlichst vermeiden.

       Er brauchte eine Waffe.

       Am besten einen Panzer.

       Wallabys Wagen stand mit Abblendlicht da. Das funktionierte bei mindestens 80 Prozent aller Fabrikate nur, wenn der Schlüssel im Zündschloss steckte. Deshalb ließ er’s drauf ankommen. Wenigstens kannte Reinigers irre Herumrollerei nun eine Richtung.

       »Hey, Japs!«

       Bount schwieg. Er konnte seinen Atem für Wichtigeres gebrauchen. Dann hatte er den Chevy endlich erreicht. Noch halb auf dem Rücken liegend, fuhr sein rechter Arm hoch, während ein Koloss in den blutroten Schein der Rückleuchten tapste.

       Bount erkannte den Mann auf Anhieb. Vor einer halben Stunde hatte er noch sein Bild zwischen den Fingern gehabt. Mel Ferrer, der Japse-Killer.

       Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, allerdings noch längst nicht alles. Ein paar dicke Schleier blieben. Und um die konnte er sich im Moment auch nicht kümmern.

       Er kam hoch. Einen Lidschlag später saß er hinter dem Steuer und hatte sehr viel Platz. Er musste ganz vorn an der Kante sitzen, um überhaupt den Schlüssel drehen zu können. Doch eines musste man Wallaby lassen. Er hielt seinen Wagen in Schuss. Der Motor kam sofort. Bount ließ ihn aufröhren, als gelte es, das Rennen von Indianapolis auf den letzten Yards zu gewinnen.

       Der Wagen hatte eine Automatik-Schaltung, und die war auf Rückwärts eingehebelt. Der Chevy schoss los, wie von der Sehne geschnellt. Die Reifen jaulten durch, doch sie griffen auch. Bount sah noch dieses abgrundtief dumme Gesicht im Rückspiegel, dann, nur das Zucken eines Nervs lang, die Veränderung darauf, wie die Einfalt sich in nacktes Grauen wandelte.

       Dann ein Schlag, als hätte Bount einen Baum gerammt, und noch mal drehten die Räder durch. Ein wilder, tierischer Schrei. Und da stand Reiniger auch schon wieder. Und stehen bleiben und aus dem Auto springen war eins.

       In diesem Moment kam der Chinese erneut heraus in die Gasse, mit einem weiteren Eimer in der Hand. Und gleichzeitig fiel ein breiter Lichtbalken aus dem Gebäude, genau auf das Wagenheck zu.

       Der Chinese schrie möglicherweise noch lauter als Mel Ferrer.

      10

       Kurz darauf kam Bruce Wallaby um die Ecke, seinen klobigen Colt in der noch klobigeren Faust schwingend. Er stockte, als wäre er gegen eine Mauer gerannt, die Situation jedoch übersah er offenbar auf einen Blick.

       Im Zeitlupentempo ließ er den Revolver sinken. Hinter dem schreienden Chinaman drängten mittlerweile noch mehr Menschen ins Freie. Alle hatten sie mehr oder weniger weiße Kittel an. Und der Zwischenfall lockte immer noch mehr Leute von einer gesamten Küchenbrigade heraus auf die Gasse. Die ersten von ihnen wandten sich bereits wieder ab. Einer übergab sich neben den Müllcontainer.

       »Was, zum Teufel, ist hier los?«, röhrte der Sheriff. Seine Stimme klang dem Resonanzkörper seiner Brust und seines Wanstes entsprechend. Ein elektrisch verstärktes Megaphon konnte es auch nicht besser.

       Bounts Gedanken rasten. Doch hauptsächlich rasten sie im Leerlauf.

       Ferrer lag mit offenen Augen da. Das durchdrehende Hinterrad hatte nicht viele seiner Rippen heil gelassen. Doch er lebte noch. Die Lippen formten Worte, die keiner verstand. Als Wallaby näher trat, hob er noch kraftlos einen mehrfach gebrochenen Arm. Anklagend, wie es Reiniger schien.

       Er hatte schon geschäftsmäßig seinen Ausweis gezückt. Das Adrenalin verlief sich allmählich wieder.

       »Reiniger, mein Name. Bount Reiniger. Privatdetektiv aus New York. Ich schätze, Sie sollten künftig besser auf Ihre Gefangenen aufpassen, Sheriff, wenn Sie schon am Abend mit ihnen spazieren fahren.«

       Bount hatte ihm da eine Eselsbrücke gebaut. Und Wallaby betrat sie.

       Für dumm hielt er sich dennoch keineswegs. Er nutzte seine vermeintliche Chance. Angesichts all dieser Zeugen, von denen er nicht einmal wusste, wie viel sie nun wirklich beobachtet hatten, blieb ihm auch gar keine andere Wahl. Doch er schoss einen wütenden Blick auf Bount ab. In seinen schmalen, in Fettwulste gebetteten Augen blitzte es scharf.

       »Privatdetektiv aus New York, yeah?«

       Er wollte Zeit gewinnen.

       »Sehr richtig, Sheriff. Und dieser arme Kranke hier ist der gemeingefährliche Psychopath Mel Ferrer, der gestern Nacht hier in Las Vegas ein paar Gäste so schwer verprügelt hat, dass einer von ihnen bis vor Kurzem sogar noch in Lebensgefahr schwebte. Aber Sie kennen den Mann ja. Sie haben ihn schließlich selbst festgenommen und ihm dabei am Gebiss verletzt, nicht wahr?«

       »Woher wissen Sie ...«

       Bruce Wallaby beendete seinen Satz nicht. Stattdessen biss er sich in die Unterlippe. Er bebte nicht nur innerlich vor Zorn.

       »Aus der Zeitung natürlich«, behauptete Reiniger dreist. »Woher sonst?«

       »Hmrbrmm«, knurrte der Sheriff. »Sie halten sich auf jeden Fall zu meiner Verfügung. Sie werden mir sehr viel zu erklären haben!«

       »Sie auch, Mister Sheriff«, meinte Bount betont ruhig. »Allerdings nicht mir, sondern Mister Lionel Lister. Er hat mich schließlich engagiert.«

       Das saß!

       Bount sah, wie dieser monströse Mensch auf einmal tatsächlich um eine Idee kleiner wurde. Noch mehr Schweiß perlte auf der Stirn. Unter seinen Achseln waren dunkle Flecken, die jedenfalls nicht nach Rosen rochen.

       »Brauchen Sie mich hier noch?«

       »Aber natürlich. Was ist hier vorgefallen?«

       Bount steckte sich eine Zigarette an.

       »Das СКАЧАТЬ